[17]

Chan PoV

"Du musst heute nicht in die Schule gehen, wenn du das nicht willst oder kannst, Minnie. Jeongin bringt dir die Sachen mit Sicherheit vorbei... Und ich kann auch mit dir hier bleiben, damit du nicht alleine bist.", meinte ich, als ich mit meinem Freund am nächsten Morgen beim Frühstück saß.

"Ist okay, Chan. Wirklich. Natürlich ist das schmerzhaft und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, aber ich möchte gerne weiter machen, verstehst du? Jeder trauert ein bisschen anders und ich brauche weiterhin diese Regelmäßigkeit.", erklärte er.

"Wie du meinst. Ich wollte nur, dass du weißt, dass du nicht dahin gezwungen wirst."

"Das weiß ich doch.", lächelte er. "Lass uns los, ja?"

"Ja."

Wir standen auf, nahmen unsere Sachen und gingen zur Schule. Seungmin hatte ich zumindest das nötigste für die Schule gegeben, aber die Bücher hatte ich ihm ja nicht geben können, da er andere hatte als ich.

"Ich hole dich hier nachher wieder ab.", sagte ich, als wir wieder vor den beiden Schulen standen. "Wenn irgendwas ist und du doch lieber nach Hause willst, dann ruf mich an und ich hole dich so schnell wie möglich ab."

"Mach ich."

"Pass gut auf dich auf, Baby."

"Chan, du hast es selbst gesagt: Ich bin nicht schwanger. Und lebensbedrohlich krank bin ich auch nicht."

"Ich weiß. Ich mache mir nur Sorgen um dich..."

"Mir passiert nichts. Kein Grund zum verrückt werden. Ich bekomme das schon hin. Immerhin weiß ich, dass du für mich da bist, egal was kommt."

"Ja, das bin ich."

Er lehnte sich die paar Zentimeter zu mir runter und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss und schlang meine Arme um seinen Nacken, während seine nach meiner Hüfte griffen.

"Bis nachher, Channie.", lächelte er schwach, als er sich aus dem Kuss löste.

"Bis nachher.", antwortete ich und drückte ihm noch einen Kuss auf, ehe ich zu Jeongin sah, der auf seinen Kumpel wartete. "Und du passt mir gut auf ihn auf!"

"Mach ich.", lachte Jeongin.

Seungmin ging zu ihm und ich ging in meinen Klassenraum.

"Zwei Minuten zu spät, Chan. Vielleicht konzentrierst du dich das nächste Mal weniger aufs Küssen und mehr darauf, rechtzeitig in den Unterricht zu kommen."

"Kommt nicht wieder vor."

"Ich hoffe auch sehr, dass die Lehrer deiner Freundin da auch etwas zu sagen."

"Ich bin mir sicher, dass die Lehrer meines Freundes das werden."

"Du meinst deiner Freundin."

"Ich meine meinen Freund. Er ist ein Junge. Schwule Menschen existieren."

Damit war die Diskussion für mich beendet und für sie anscheinend auch, denn sie begann stattdessen mit dem Unterricht.

"Vielleicht sollte ich mal mit Jisung vor ihr rumknutschen. Dann sieht sie mal, wie sehr zwei Typen aufeinander stehen können.", grinste Minho und sah dabei viel zu begeistert von der Idee aus. 

"Warum sieht es aus, als würde dich das anturnen?" 

"Wäre doch mal was Neues oder nicht?" 

"Inwiefern wäre das was neues? Ihr knutscht quasi durchgehend vor uns. Darf ich dich an das eine Mal erinnern, als Jisung sich von dir in unserem Sessel durchnehmen lassen hat, weil ihr dachtet, wir merken das nicht, weil wir zu konzentriert auf den Film sind?"

"Du hast das mitbekommen?", fragte er ein wenig geschockt.

"Natürlich hab ich das mitbekommen. Ich saß vielleicht vier Meter von euch entfernt und nur weil du eine Decke über euch legst und du ihm den Mund zuhältst, heißt das nicht, dass man nichts mitbekommt. Ich wollte das nur Jisung nicht so unangenehm machen, indem ich euch unterbreche. Du wärst da ja wahrscheinlich ganz schamlos gewesen."

Unsere Unterhaltung endete gemeinsam mit der Unterrichtsstunde. Kaum war ich aus dem Klassenraum raus und war mit Minho, Jisung, Hyunjin, Changbin und Felix in einer Ecke, in der unsere Lehrer uns nicht im Blick hatten, zog ich mein Handy raus und checkte meine Nachrichten, falls doch etwas mit Seungmin gewesen war. Die meisten unserer Lehrer hatten keine Probleme damit, unsere Handys einzuziehen und genau das würde mir jetzt noch fehlen. Dann würde ich vor Sorgen um meinen Freund wahrscheinlich wahnsinnig werden.

"Chan im Besorgter-Boyfriend-Mode.", lachte Jisung. "Der hält das auch mal einen Vormittag ohne dich aus." 

"Das weiß ich, aber nach allem, was bei ihm los war, ist es mir lieber, wenn er mich erreichen kann." 

"Wieso, was war denn los?", fragte Jisung. Er, Minho und Hyunjin hatten ja von allem, was passiert war, nichts mitbekommen. Und Felix und Changbin wussten nichts von der Leiche. Der Australier warf mir einen Blick zu, der wahrscheinlich 'Sag ihnen nichts' heißen sollte.

"Viel Stress mit seinem Vater und noch ein großes Problem mit seiner Mutter.", untertrieb ich einfach. Es war nicht komplett gelogen, aber immer noch weit von der Wahrheit entfernt.

"Verstehe... Dann richte ihm aus, dass wir alle glauben, dass er das durchsteht." 

"Mach ich."

Das Thema kam langsam von Seungmin weg, bis die Pause endete und wir wieder in getrennte Klassenräume mussten. Gerade als wir in der Stillarbeitsphase waren, spürte ich, wie mein Handy in meiner zu vibrieren begann und leise den Klingelton abspielte, den ich für Seungmin rausgesucht hatte. 

"Dein Handy, Chan.", meinte mein Lehrer streng und hielt seine Hand offen hin, weshalb ich ihm einfach mein Handy gab. Vielleicht konnte mir ja in 10 Minuten 'schlecht werden' und dann würde ich zu ihm gehen. 

"Puppy mit einem Herz?", fragte er, was kurz für einen Lacher sorgte und nahm einfach ab, um den Anruf auf laut zu stellen.

"Channie...?", schluchzte mein Freund am anderen Ende der Leitung. "Kannst du mich bitte nach Hause bringen? Ich halte das gerade nicht mehr aus. Jeongin musste zum Arzt und mich macht das alles einfach fertig. Ich dachte, ich schaffe das ohn edich, aber ich sehe immer wieder diese halb verwesende Hand, wenn ich auf meine eigenen Hände sehe... Bitte komm... Mach, dass das wieder aufhört..."

Es wurde sofort totenstill in der Klasse und in einer Ecke hörte ich tatsächlich noch jemand anderen schluchzen. Selbst mein Lehrer sagte nichts, obwohl ich von ihm eine Moralpredigt erwartet hatte zum Thema Anrufe im Unterricht. Dann räusperte er sich, stellte Seungmin auf leise und als er anfing zu reden, hörte ich zum ersten Mal ehrliche Sorge von ihm.

"Hier ist nicht Chan, sondern einer seiner Lehrer. Ich werde Chan sagen, dass er seine Sachen packen soll, damit er Sie nach hause begleitet und sich um Sie kümmert. Haben Sie gerade jemanden, der aufpasst, dass Sie sich nichts antun?"

Ich begann schnell meine Sachen zu packen und ging dann zu meinem Lehrer, der weiter versuchte, meinen Freund zu beruhigen und ihm zu helfen. Er gab mir mein Handy wieder, auf dem immer noch der Anruf lief. Ich nahm es entgegen und ging aus dem Raum. 

"Ich packe auch mal meine Sachen... Komm du zu Raum 421. Gleich rechts die Treppe ganz hoch, wenn du durch den Haupteingang kommst und dann einer der hinteren Räume.", schniefte er.

"Mache ich. Wir sehen uns dann gleich, Seungminnie..."

"Bis gleich. Ich liebe dich."

"Ich liebe dich auch... Bis gleich." 

___________________________

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top