Chan PoV

"Okay, Changbin. Lüg uns jetzt wieder nicht an. Wo warst du gestern?", stellte Jisung den Älteren wütend zu Rede. Er war zwar ein Sonnenschein, aber er hasste es angelogen zu werden, was auch Grund für eine der einzigen Streitigkeiten zwischen ihm und Minho gewesen war. Doch nun war es Changbin, der vor uns drein umringt auf dem Boden von Jisung's Zimmer saß und die Wahrheit verschwieg.

"Was soll das bitte für ein Verhör sein?! Dann hab ich halt gelogen, aber es ist nicht so, als ob ich keinen Grund gehabt hätte!", fauchte Changbin schon fast zurück.

"Und genau diesen Grund will ich von dir wissen! Was soll das?!", machte Jisung weiter.

"Das geht euch einen Scheiß an!"

"Achja?! Dann-"

"Babe, entspann dich.", unterbrach ihn Minho und umarmte Jisung, damit dieser nicht gleich auf Changbin losging.

"Aber-"

"Ich weiß."

"Und er hat-"

"Ich weiß... Warum sagst du es uns nicht einfach, Changbin. Wir sind doch Freunde, oder nicht? Niemand von uns will dir irgendwie damit weh tun."

"Wenn ihr wirklich so gute Freunde wärt, würdet ihr einfach respektieren, dass euch das nichts angeht!"

"Kannst du es nicht sagen, weil du dann Schwierigkeiten bekommst?", fragte ich ruhig, was die anderen sichtlich überraschte. An diese Option schienen Minho und Jisung noch nicht gedacht zu haben.

Changbin antwortete nicht, sondern nickte nur stumm, weshalb ich zu ihm ging und ihn vorsichtig umarmte.

"Wenn du das Gefühl hast, es erzählen zu müssen, bin ich da und helfe dir, ja? Ich weiß, dass es nichts Gutes ist, was dir passiert.", meinte ich leise, woraufhin er mich ebenfalls umarmte.

"Danke."

"Dafür nicht."

"Pass auf Seungmin auf, Chan.", flüsterte er mir ins Ohr. "Es ist nicht alles so, wie es scheint. Er steckt da auch mit drin, aber ich weiß nicht genau wie."

"Ich weiß schon, was ich tue. Mach dir darum keine Gedanken."

"Das hoffe ich."

Wir lösten uns wieder aus der Umarmung und ich setzte mich wieder auf den Boden neben die anderen, woraufhin eine sehr merkwürdige Stille entstand, die niemand so richtig durchbrechen konnte.

"Sag mal, Chan...", grinste Minho dann irgendwann. "Du scheinst Seungmin ja wirklich zu mögen."

"Wie kommst du denn jetzt darauf?", fragte ich ihn.

"Einfach so.", antwortete er.

"Also, Chan. Was ist da zwischen euch?", stieg Jisung mit ein. Alles andere hätte mir aber wahrscheinlich auch Sorgen bereiten müssen.

"Freundschaft, denke ich. Das war das erste Mal, dass wir uns getroffen haben, deshalb kann ich das noch nicht so wirklich einschätzen.", sagte ich. Changbin schien sich nicht an diesem Gespräch beteiligen zu wollen und starrte so nur auf den Boden vor sich.

"Trefft ihr euch bald wieder?", bohrte Jisung genauer nach.

"Hatten wir vor, ja."

"Uhhh~ Bang Chan~ Vielleicht findest du in diesem Leben ja doch noch einen Freund."

"Nur weil du deinen schon mit fast 16 gefunden hast, heißt das nicht, dass ich auf ewig Single bleiben muss, Ji."

"Es wäre eine Option gewesen. Ich meine... Du hättest auch ein Nonner im Kloster werden können."

"Du meinst ein Mönch? Verzichte. Das wäre nichts für mich."

"Schade. Das wäre bestimmt interessant gewesen."

"Da gäbe es doch schon ein paar Leute, die mich nur wegen meiner Sexualität nicht ausstehen können. Zwar sind garantiert nicht alle so, aber trotzdem gibt es bessere Orte für einen Schwulen als das Kloster."

"Auch wieder wahr. Wir haben in der Grundschule mal einen Tagesausflug in eins gemacht und hätten mich da vermutlich am liebsten wieder rausgeworfen, weil ich die ganze
Zeit nach einer Erklärung gefragt habe, warum Gott real sein sollte, wenn Einhörner, Drachen und Feen es nicht sind."

"Ja, das klingt nach dir."

"Aber was war die Antwort?", fragte Changbin nun doch wieder am Gespräch interessiert.

"Hab keine bekommen...", schmollte Jisung.

"Nawww... Mein armes, kleines Baby... Willst du auf den Schoß? Ein Küsschen?", imitierte Minho Jisung's Tonfall.

"Beides.", machte Jisung weiter, was Minho zum Lachen brachte, ehe er den Kleineren auf seinen Schoß zog und Küsse auf seinem Nacken verteilte, den ein paar Knutschflecken zierten.

"Ohh seht uns an. Wir sind glücklich und in einer Beziehung und nicht innerlich tot.", scherzte Changbin. "Fickt euch beide."

"Gerne. Willst du zusehen?", grinste Minho. "Vielleicht lassen wir dich ja auch mit machen."

"Verzichte."

"Du nimmst lieber Felix.", zog ich ihn auf, woraufhin seine Wangen und seine Ohren knallrot wurden.

"Gar nicht!"

"Ach komm... Ich hab genau gesehen, wie du ihn gemustert hast. Liebe auf den ersten Blick~"

"Felix?", fragte Jisung, der sich inzwischen völlig in Minho hinein gekuschelt hatte. "Lee Felix Yongbok?"

"Ja, genau der. Woher kennt ihr euch?", fragte ich.

"Oh, er geht in meine Klasse. Ein wirklich netter und ganz süßer Typ. Vom Charakter her passt er bestimmt gut zu Changbin. Darkbin und Fairylix. Klingt doch nach einer interessanten Fantasy-Story."

"Bei euch haben fiese Katze und hyperaktives Eichhörnchen eher Tom und Jerry Potential."

"Sehr witzig. Ha. Ha. Ha. Ich hab versucht nett zu sein und du sagst sowas."

"Frag doch deinen Schatz, ob er dich wieder aufheitert.", scherzte Changbin. "Der macht das bestimmt gerne."

"Und wie gerne ich das mache."

Der restliche Nachmittag verging damit, dass wir uns weiter gegenseitig aufzogen, bis wir alle wieder nach Hause gehen mussten und uns langsam die Themen ausgingen, doch es war schön gewesen, mal wieder seinen Tag so mit seinen Freunden zu verbringen und so konnte ich mich zufrieden und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen schlafen legen.

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