Kapitel 4
PoV Palle
Als ich aufwachte, war Freddie nicht mehr da. Verwirrt ließ ich mich in sein Bett sinken. Was war mit mir los, dass ich mir Sorgen machte, wenn er zu lange duschte, dass ich einen Beschützerinstinkt entwickelte wenn er weinte und ihn sofort vermisste wenn er nicht mehr da war? Und gleichzeitig fühlte ich mich sicher und beschützt, wenn er da war. So hatte ich noch nie für jemanden empfunden, aber es fühlte sich gut an. Gedankenverloren stand ich auf, ging duschen und lief dann in die Küche, wo ich Freddie vermutete.
PoV Sturmi
Oberkörperfrei, nur in Jogginghose stand er vor mir und lächelte mich an. Seine Haare waren noch nicht ganz trocken und dadurch etwas verwuschelt. Einige Sekunden lang konnte ich mich einfach nicht beherrschen und starrte ihn unverhohlen an, dann kam ich wieder zur Besinnung und schaute verlegen auf meinen Teller. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass er sich ebenfalls ein Brötchen machte und sich schließlich neben mich setzte. Angestrengt blickte ich auf die Tischplatte, konnte aber trotzdem nicht verhindern, dass mein Blick hin und wieder zu Palle wanderte und so erwischte ich mich mehrmals selbst dabei, wie ich Palle anstarrte. Als ich mein Brötchen endlich heruntergewürgt hatte, stand ich auf und verließ fluchtartig den Raum. In meinen Augen standen schon wieder Tränen. Noch eine Minute länger neben dem oberkörperfreien Palle und ich hätte sie nicht mehr zurückhalten können. Erschöpft brach ich auf meinem Bett zusammen und fing fast augenblicklich an zu schluchzen. Dieser Junge brachte mich um den Verstand.
PoV Palle
Jetzt war ich vollends verwirrt. Das ganze Frühstück über hatte er kein einziges Wort gesagt und mich über sein Brötchen hinweg regelrecht angestarrt. Dann war er wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen und in sein Zimmer geflüchtet. Schnell stand ich auf und folgte Smurf. Auf mein Klopfen reagierte er mit einem leisen „Nein...", hörte sich dabei aber an, als könnte er Gesellschaft gebrauchen, deswegen drückte ich die Türe vorsichtig auf. Als ich ihn auf seinem Bett zusammengekauert sitzen sah, lief ich zu ihm und nahm ihn in den Arm. Sofort drückte er sich an mich und begann hemmungslos zu weinen. Beruhigend strich ich ihm über den Rücken und als er nur noch leise atmete und aufgehört hatte zu schluchzen, fragte ich vorsichtig: „Smurf bitte, was ist denn los? Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst." Hilflos blickte er mich aus großen, verweinten Augen an und fragte: „Versprichst du mir, dass du mich nicht hasst?" „Warum sollte ich?", erwiderte ich. Es musste ja etwas wirklich gravierendes sein, das ihn beschäftigte, wenn er glaubte, ich würde ihn dafür hassen. Aber das könnte ich niemals, meine Waffel würde ich um keinen Preis im Stich lassen. „Ok, Palle", riss mich Sturmis Stimme aus meinen Gedanken, „ich... bin schwul."
PoV Sturmi
„Ok Palle", fing ich an. Mein Herz schlug bis zum Hals und mir wurde leicht schwindelig. Egal, was er gerade gesagt hatte, wenn ich ihm wirklich alles erzählen würde, würde er mich nie wieder so behandeln wie vorher, wenn nicht wegen meiner Sexualität, dann wegen meinen Gefühlen für ihn. Aber ich wollte nicht, dass er sich noch länger Sorgen um mich machte, also zwang ich mich, die letzten Worte auch noch zu sagen: „Ich... bin schwul." Beschämt schaute ich zur Seite, in seine Augen konnte und wollte ich nicht blicken. Allerdings legte Palle zwei Finger unter mein Kinn und zwang mich so, zumindest seine Lippen zu sehen. Er lächelte. Vorsichtig ließ ich meinen Blick zu seinen Augen wandern und stellte fest, dass er mich glücklich und erleichtert ansah. „Ernsthaft?", fragte er grinsend, „dachtest du echt, dass ich dich dafür hasse? Du weißt doch dass ich tolerant bin. Und außerdem... also ich, ähm, ich bin also, ich bin ja auch schwul..." Zum Ende hin wurde seine Stimme etwas leiser, aber in seinen Augen lag immer noch Wärme. Und von seiner Reaktion und seinem Geständnis ermutigt begann ich, erneut zu reden. „Das war noch nicht alles. Ich hab mich verliebt..." Echt, in wen?", fragte er sofort, „Vielleicht kann ich euch verkuppeln!" Konnte ich ihm das echt sagen? Immer noch sah er mich erwartungsvoll an. „Also ich weiß nicht, ob ich dir das sagen kann, es ist kompliziert.", sagte ich vorsichtig. „Komm schon, du weißt, dass du mir vertrauen kannst. Ich würde es der Person ja auch nicht sagen.", meinte er jetzt mit mehr Nachdruck und in seinen Augen lag eine Mischung aus Zweifel und Fürsorge. Er dachte, ich würde ihm nicht vertrauen, aber das hier war wohl definitiv eine Ausnahme. Palle redete weiter auf mich ein: „Komm schon, ich will dir doch nur helfen, du sollst glücklich werden! Vielleicht kann ich euch ja zusammen bringen! Weißt du, ich...", doch ich hielt es nicht mehr aus und unterbrach ihn: „Palle hör auf! Soll ich dir sagen, wer es ist, lässt du mich dann in Ruhe?" Ich redete lauter als gewollt und war beim Sprechen aufgestanden. Palle schaute mich erschrocken an, doch ich hielt die ewige Geheimnistuerei nicht mehr aus und in meine Worte legte ich all den Schmerz der letzten Jahre: „DU bist es, okay? Seit fast zwei Jahren!" Geschockt starrte er mich an und meine letzte kleine Hoffnung die ich noch gehabt hatte zerbrach an seinem Blick. Schon wieder rannen mir Tränen über mein Gesicht und schnell rannte ich aus dem Zimmer, zog mir Schuhe und Jacke an und rannte aus dem Haus. Blindlings hetzte ich geradeaus, rempelte Menschen an und stolperte, aber es war mir egal. Ich wollte nur weg. Weg von meinem Zimmer, weg von Palle und weg von meinen Gefühlen. Wieso hatte ich Idiot mich dazu verleiten lassen, es ihm zu erzählen? Sicher hasste er mich dafür, dass ich unsere Freundschaft zerstört hatte. Irgendwann kam ich im Park an, in dem Palle und ich joggen waren. Da es angefangen hatte zu regnen, setzte ich mich unter eine Trauerweide und sank am Stamm in mich zusammen. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und immer stärkere Schluchzer schüttelten meinen ganzen Körper. Immer wieder rang ich nach Luft, um dann noch lauter aufzuschluchzen. Ich wollte schreien, meinen Schmerz aus mir heraus brüllen, aber selbst als ich heiser war und kaum noch ein Flüstern von mir geben konnte, war es nicht besser; Trauer und Angst saßen viel zu tief, sie hatten sich all die Zeit in mich rein gefressen und begannen jetzt, mich innerlich zu zerstören. Völlig ausgelaugt sackte ich auf dem Boden zusammen und zog meine Knie an, um mich vor der Kälte zu schützen, als ich hörte, wie jemand meinen Namen rief.
Mal ein längeres Kapi ^^ Wollt ihr, dass ich die Anzahl der Wörter immer mit aufschreibe? Das wären hier genau 1111 Wörter xD
Bye ^^
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