Kapitel 24

Joshua wirkte eigenartig angespannt und dass er mich sofort an sich zog zeigte zusätzlich, dass etwas nicht stimmte. Ich atmete tief ein bevor ich fragte „Was ist los?" Er verzog nur genervt das Gesicht „Marla..." Da wollte wohl wer nicht reden. Okay gut! Wir können auch schweigen. Plötzlich öffnete er doch den Mund und rückte mit der Sprache raus. „Ich darf jetzt die nächsten fünf Nation Cups nicht teilnehmen, weil ich mir schon zu viel geleistet habe." Ich konnte nicht anders „Tja Karma strikes back, dann kannst du ja mal zur Abwechslung die nächsten Turniere hinter mir herräumen und dich selber um deinen Kaffeekonsum kümmern." Sein Blick war zum Todlachen. Normalerweise hätte er mir für so eine Antwort eine gescheuert, aber er hatte ja gemeint er würde versuchen sich zusammenzureissen und außerdem saß meine halbe Familie um uns herum. „Treib es nich zu weit!" flüsterte er wohl auch deshalb.

„So jetzt unterhalten wir uns!" meine Oma setzte sich uns gegenüber, während der Rest sich langsam verzog. „Wo habt ihr euch kennen gelernt?" die ältere Dame blinzelte uns an. „Auf einem Turnierplatz sind wir uns zu erst über den Weg gelaufen und eine Woche später hat sein Vater mir ein Pferd zur Verfügung angeboten und ich stand bei ihnen auf der Stallgasse. Dann kam eins zum anderen." während ich das sagte strahlte ich Joshua an, der immer noch ziemlich schlechte Laune hatte. „Das klingt doch mal nach einem Richtigen für dich, wobei ich sagen muss B..." ich unterbrach sie „Oma!" von Joshua bekam ich nur einen blick á la ‚Wie war das noch mal mit dem Karma?' „Du reitest also auch?" wandte sie sich an Joshua, der zum Glück einfach nur nickte. Wahrscheinlich hätte er am liebsten irgendetwas flapsiges rausgehauen, aber sich auf die Zunge gebissen. „Warum habe ich eigentlich keine Einladung bekommen?" ging die Fragerei weiter. Doch bevor irgendwer antworten konnte trat Anna neben mich „Malar wir müssen reden und zwar jetzt!" Ich seufzte und stand auf. Wir gingen in den Flur.

„Warum?" fragte sie mich total entgeistert. „Warum was?" ich drehte mich zum Fenster. „Warum er?" sie musterte mich. „Was ist mit Joshua nicht in Ordnung?" Gerade sah er im Gespräch mit meiner Oma sehr friedlich aus. Sie schüttelte verständnislos den Kopf „Du weist was ich meine!" „Nein weis ich nicht!" wütend blitzte ich sie aus meinen braunen Augen an. „Er ist ein absolutes Arschloch und du verhältst dich total komisch wenn er bei dir ist und jetzt auch. Malar das bist nicht du! Was hat er mit dir gemacht?" Besorgnis spiegelte sich in ihren Augen wieder. „Nichts. Es ist alles in Ordnung." log ich. Nichts war in Ordnung! „Mhm..." sie schüttelte den Kopf und dann entschied ich mich ihr einen Tipp zu geben. „I met a man, he took my soul, I gave him all i had to own" „They call him the devil" kam ihr leise der Titel des Songs über die Lippen. Ihre Augen weiteten sich ungläubig und sie musste schlucken. „Also ist es wahr. Du... Du musst dich von ihm trennen bevor er dir auch etwas antut" Ernst sah ich sie an und schüttelte den Kopf „Er würde mir nie etwas antun" wieder eine astreine Lüge. Sie musste schlucken „Wie kommst du darauf?" Todernst sah ich ihr in die Augen und meinte trocken „Ich bin schwanger"

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Etwas mehr als zwei Jahre später

Müde kuschelte sich Leander an mich und meine Finger fuhren ihm durch die goldblonden Locken, die ihn wie einen kleinen Engel aussehen ließen. „Wo ist Papa?" murmelte mein Sohn müde. „In Wien, mein Schatz" gab ich ihm die Antwort. „Kommt er wieder?" diese Frage stellte er immer, wenn Joshua auf einem Turnier war und wir nicht dabei waren. Er hatte Angst, dass wir uns scheiden ließen und trennten so wie die Eltern eines seiner Kindergartenfreunde. „Ja und weist du auch wann?" plötzlich war der Kleine hellwach „Heute?" Er liebte seinen Vater komischerweise. „Ja und wir gehen jetzt in den Stall" meinte ich mit Blick auf die Uhr. „Pony!" freute er sich und klatschte in seine kleinen Patschhände.

Pony oder auch Shetty genannt war sein kleines freches schwarz-weiß geschecktes Shetlandpony.

Corinna kam uns auf dem Weg zum Stall entgegen. „Lust mal wieder Ausreiten zu gehen?" begrüßte sie mich. „Eigentlich schon, aber..." weiter kam ich gar nicht. „Hannes hat gerade Zeit" unterbrach sie mich und meinte dann an Leander gewandt „Wie sieht's aus kleiner Mann willst du heute mit Opa Pony reiten?" Kurz schien Leander zu überlegen und legte den Kopf schief, dann nickte er. Corinna musste Lächeln „Ach er ist so schön einfach. Ich wünschte Joshua wäre auch so einfach gewesen als er so Klein war. Der musste da auch schon immer seinen Dickkopf durchsetzten." Das konnte ich mir eindeutig vorstellen.

Auch wenn alles mit Leander etwas ruhiger geworden war, war Joshua Zeitweise immer noch sehr unberechenbar. Aber ich hatte zumindest seit Leanders Geburt keine mehr mitbekommen, egal ob ihn etwas störte oder nicht.

Gekonnt schwang sich Corinna auf den Rücken ihres Andalusierhengstes. Den Schimmel hatte sie einfach haben müssen und ihn eigentlich nur bekommen, weil er ein Hengst ist und aus einer guten Linie stammt.

Auf einem Gestüt musste sich jede größere Anschaffung auch irgendwie rechnen. Pony fiel wohl nicht in die Kategorie „größere Anschaffung", denn wenn das Tier eins konnte, dann Schäden verursachen, viel zu viel Fressen und die Angestellten in den Wahnsinn treiben. Aber Leander war glücklich mit seiner ‚Pony' oder wie die kleine Scheckenstute eigentlich unpassenderweise heiß „Everybodys Darling".

Rocky unter mir wurde schon nervös. Er hatte Lust mal wieder im Gelände unterwegs zu sein.

Gemächlich ritten wir über den Waldweg und redeten dabei über den Garten und den nächsten Sommer. Dann kamen wir plötzlich wieder auf den Vertrag von damals.

„Bereust du es eigentlich manchmal den Vertrag damals unterschrieben zu haben?" fragte Corinna komplett unbedarft, wahrscheinlich in der Erwartung ein lachen und ein Nein zu hören, aber ich musste Schlucken. Die warte kamen mir nur Rau über die Lippen „Ja. Ja manchmal bereue ich das ganze". Die Stimmung kippte und Corinna schwieg eine Weile. Mir war das nur recht. „Ist ihm bei dir die Hand ausgerutscht?" ich musste schlucken und wusste nicht wie ich antworten sollte. „Marla, ist ihm die Hand ausgerutscht?" sie ließ ihren Schimmel einen Schritt schneller gehen und schnitt mir den Weg ab. Alarmiert lagen ihren blauen Augen auf mir. Ich seufzte, sah weg und spielte das ganze mit einem „Einmal und es war nicht der Rede wert" runter. Eine glatte Lüge. „Nicht der Rede wert?!" fiel sie aus allen Wolken. „Wann?" wollte sie dann wissen. Ich wusste sofort worauf sie hinaus wollte „Ganz zu Anfang. Vor Leander streiten wir noch nicht einmal" Kurz schien sie zumindest etwas aufzuatmen. „Leander hat heute Morgen schon nach Joshi gefragt." lenkte ich blitzschnell ab. „Malar lenk jetzt bitte nicht ab." sie seufzte „eventuell musst du vor Gericht aussagen. Seine Ex-Freundin will in Verklagen" Jetzt fiel ich aus allen Wolken „Wie? Jetzt? Das ist doch Jahre her! Was will sie?" Corinna sah wohl ihre Reputation den Bach runter gehen, denn sie meinte betrübt „Ich weis es nicht! Vielleicht hat Joshua sich jetzt mit der Falschen angelegt." 

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