Kapitel 12

Fröstelnd zog ich meine Jacke enger um mich. Joshua schienen die morgendlichen Temperaturen nicht im geringsten zu stören, denn er ließ seine schwarze Reitjacke einfach offen.

Der Reif lag noch glitzernd auf den umliegenden Wiesen und Nebel waberte in der Ferne auf den Hof zu.

Kurz blieb ich stehen um das ganze auf mich wirken lassen zu können. Ich hatte leider nicht wirklich Zeit dieses Naturspektakel zu genießen, dann Joshua rief kaum, dass ich stehen geblieben war, unwirsch „Malar! Jetzt komm! Ich habe nicht ewig Zeit." Ich seufzte und setzte mich augenblicklich wieder in Bewegung. Verdammter Quälgeist!

Wiehernd wurden wir im Stall empfangen und ein großer Apfelschimmel stieß ich frech gegen die Schulter „Yinny lass das!" wurde er sofort von Joshua angefahren. Er hatte immer noch oder wieder schlechte Laune. Sofort zog der Schimmel den Kopf wieder in die Box und mümmelte weiter sein Heu, als wäre er beleidigt. „Holst du dir Rocky" wandte er sich mit einem kurzen Blick auf den Schimmel an mich. Ich nickte und drehte mich auch sofort um, um in das gegenüberliegende Stallgebäude zu laufen. „Malar?..." ich drehte mich um und blickte direkt in Joshuas blaue Augen „Ich... Ich erkläre dir das irgendwann" Erklärung klang gut, nur das irgendwann störte mich total! Trotzdem nickte ich und setzte mit den Worten „Du hast deine Geheimnisse und ich hab meine" meinen Weg fort.

Schweigend ritten wir durch die teilweise noch zu schlafen scheinende Natur. Es war so ruhig und im jungen Morgenlicht wirkte alles so verwunschen und ein wenig out of Time. So könnte es immer sein dachte ich bei mir, naja oder auch nicht!

Wieder auf dem Hof kam uns Corinna schon entgegen. Sie wirkte total aufgeregt und wedelte immer wieder mit ihren Händen in der Luft, damit wir auch ja zu ihr rüber ritten. „Homestory" keuchte sie aufgeregt, als wir direkt vor ihr standen. „Was?" entfuhr es Joshua und mir gleichzeitig. „Reiter und Pferd" gab sie als knappe Erklärung. Joshua verstand wohl schneller, als ich was das zu bedeuten hatte. „Oh nein! Nein! Nicht ernsthaft!" echauffierte er sich. „Wann?" „Morgen!" seine Mutter wirkte auch etwas überfordert. Plötzlich sahen beide mich an. „Glaubst du, du schaffst das ein paar Sachen zu packen, dass es aussieht, als würdest du auch hier wohnen?" klärte Joshua mich endlich auch mal auf. Ich ließ mich aus dem Sattel gleiten. „Ja" gab ich noch etwas perplex von mir, wobei ich einwarf „Sie werden aber doch bestimmt nicht wegen mir da sein!" Joshua fing herzlich an zu lachen und glitt ebenfalls aus dem Sattel seines Pferdes. „Du bist ein großer Grund warum sie da sind!" Notiz an mich- nie wieder einen Springreiter! Zumindest keinen guten! Fuck that! „Und du solltest vielleicht mal etwas mehr, als Sekt und Weißwein im Kühlschrank haben!" wandte sich seine Mutter an ihn. Joshua verdrehte genervt die Augen „Mir hat das gefallen!" „Ja, weil niemand zum Frühstück bleiben wollte. Zeiten ändern sich Joshua. Du hast jetzt Malar und die wird nicht nur frühstücken wollen!" ich hasste es wenn über mich in der dritten Person Singular gesprochen wird, wenn ich daneben stehe.

So fuhr ich keine halbe Stunde später Nachhause und packte ein paar Sachen. Naja ein paar? Ich räumte mein halbes Badezimmer aus! Bei den Klamotten blieb ich zumindest etwas sparsamer. Ein paar Jeans, ein paar Reithosen und so weiter und so fort.

Nach dem packen schaute ich noch in meinen Kühlschrank was dringend weg musste und ich eventuell mitnehmen könnte. Das war jedoch nur ein angebrochenes Glas Joghurt.

Dann fuhr ich wieder zum Gestüt Maibach. Kaum dass ich geparkt und ausgestiegen war, warf Joshua mir einen Schlüssel zu. „Was soll das und warum musst du mir jeden Mist zu werfen?" fragte ich als ich den Schlüssen, den ich natürlich nicht gefangen hatte vom Boden aufhob. Er zuckte mit den attraktiven breiten Schultern und meinte „Irgendwie musst du ja ohne mich in meine Wohnung kommen" Wo er recht hat, hat er recht! So begab ich mich auch direkt ins Haupthaus und die Treppe hoch bis ganz nach oben.

Nachdem ich die Wohnungstür geöffnet hatte zog ich die Schlüssel auf meinen Schlüsselbund. Die würde ich wohl noch öfter brauchen.

Meine Sneaker ließ ich im Flur neben meinen Reitstiefeln und einem paar Stiefeletten stehen. Dann stellte ich das Glas Joghurt in den ansonsten immer noch nur mit zwei Glasflaschen gefüllten Kühlschrank. Wahrscheinlich war er am Parkplatz gewesen um eben einkaufen zu fahren.

Weiter ging es für mich ins Schlafzimmer und an den Kleiderschrank. Hatte ich gedacht er hätte mir eventuell eine Seite zumindest ansatzweise freigeräumt hatte ich mit derbe geschnitten! Wie kann ein Typ so viele Klamotten haben?! Auf der Kleiderstange hingen auf beiden Seiten schön ordentlich nach Farbe sortiert Hemden und ganz links seine Turnierklamotten ebenfalls nach Farbe Sortiert. Mitten drin und eigentlich etwas deplatziert hing noch ein tief dunkel blauer Anzug. In dem sah er bestimmt göttlich aus. Mein Gott was denke ich denn da?!?

Im Fach darüber stapelten sich Reithosen in grau, schwarz, beige und weiß verteilt auf zwei Stapel und noch ein Stapel bestehend Jeans und Chinos, auf der linken Seite und T-Shirts, Poloshirts, Sweatshirts und Pullover auf der Rechten. Stil hat er ja muss man ihm ja wirklich lassen. Auch das Fach unter der Kleiderstange war belegt. Mit Schuhen! Mir soll nochmal sagen nur Frauen hätten zu jedem Anlass ein passendes Paar Schuhe!

Im Schrank rührte ich lieber nichts an. Dafür war alles zu ordentlich. Irgendwie traute ich es mich nicht.

Weiter ins Bad. Da hatte er mir augenscheinlich Platz gemacht. Zumindest erinnerte ich mich daran dass mehr auf der Kommode rumstand, als ich das letzte mal in dem Raum war. So verstaute ich mein Zeug zügig so gut es eben ging.

Und wieder stand ich unschlüssig im Schlafzimmer und ließ mich schließlich aufs Bett fallen. Jetzt hieß es wohl oder übel auf Joshua warten. Nur das zog sich wie Kaugummi.

Als die Tür sich dann endlich klackend öffnete stand ich schon im Flur. „Alles untergebracht bekommen?" fragte er. „Nein. Dein Kleiderschrank ist leider nicht groß genug!" gab ich als flapsige Antwort. „Kann nicht sein!" meinte er nur. „Hast du mal in deinen Schrank geschaut? Wo ist da bitte Platz? und einen doppelten Boden habe ich nicht gefunden" Er seufzte „Immer nur Stress mit euch Frauen!" Ich überhörte das einfach mal galant. Er drückte mir die Einkäufe in die Hand „dann räum du den Kühlschrank ein und ich kümmere mich um das Schrankproblem." Alles klar. Zumindest müsste ich kein Tetris spielen! „Finger weg von meinen Klamotten!" rief ich noch. Entlockte ihm damit jedoch nur ein lachen „Hast du was zu verbergen?" „Nein!" „Also doch!" er grinste mich noch einmal an dann wandte er sich um und ging ins Schlafzimmer.

Mittag und Nachmittag verbrachten wir im Stall.

Ich war gegen Abend schon früher fertig mit reiten und Pferde betüddeln, so saß ich auf seinem schwarzen Ledersofa und schaute aus dem Fenster raus auf den Hof. Licht brannte vor den Ställen und alles wurde in ein kühles dunkel blaues Licht getaucht. Schemenhaft konnte man in der Ferne noch ein paar Pferde auf den Weiden, als dunkle Schatten ausmachen. Wieder etwas an dass ich mich nur zu gerne gewöhnen könnte. Im Kopf fing ich an mir auszumalen wie es wohl wäre jeden Morgen hier aufzuwachen und direkt nach dem Frühstück im Stall zu arbeiten und zu reiten. Ich war so in Gedanken, dass ich Joshua ernst bemerkte, als er direkt hinter mir stand und mir über die schmalen Schultern strich. Ich drehte mich zu ihm und blickte auf seine Sinnlichen vollen Lippen. Sollte ich? Was für eine Frage! Ich konnte nicht anders. Ich streckte mich und küsste ihn begierig auf die Lippen. Lächelnd erwiderte er den Kuss für einen Moment, dann ließ er von mir ab „So kannst du mich gerne immer begrüßen. Könnte ich mich gut dran gewöhnen." Ich musste grinsen „Dann gewöhn dich lieber nicht dran! Morgen Abend lasse ich dich ja wieder allein" „Sicher?" entgegnete er mein Grinsen schelmenhaft. „Ganz sicher!" Ich legte meine Hände in seinen Nacken. „Vielleicht begrüßt du mich ja auch morgen mit Abendessen" ich lachte „Träum weiter!" aber warf nach einer Weile ein „Aber wie sieht es jetzt mit kochen aus?" er verzog kurz das Gesicht. Daraus schloss ich, dass der werte Herr nicht kochen konnte. Warum hat man dann so eine tolle Küche?! Ich seufzte, löste meine Hände aus seinem Nacken und stand auf.

Wie ich das auch immer zuhause für mich alleine machte schmiss ich irgendetwas zusammen. Die Basis war eigentlich immer Gemüse in der Pfanne etwas angebraten und der Rest ergab sich irgendwie.

Ich musste zu guter letzt die Schränke durchsehen um Geschirr zu finden. Das war aber schnell gefunden. Jenes drückte ich Joshua mit dem Auftrag den Tisch zu decken in die Hand. Das war nur fair!

Schon nach wenigen bissen kommentierte Joshua grinsend „Du kannst ja kochen!" Ich verdrehte die Augen „Das muss ich wohl! Ich lebe alleine und nicht halb autonom von meinen Eltern". Das brachte ihn zum lachen und er ließ es so stehen.

Joshua war nach dem Essen noch einmal in den Stall und ich hatte mich dazu durch gerungen mich abzuschminken und die Zähne zu putzen. Es war nicht viel Make-Up aber genug um mir ein etwas anderes Erscheinungsbild zu geben. Die Augen sahen nun kleiner und müder aus und die Wangenpatie nur halb so definiert. Was Make-Up so alles ausmachen kann!

Nur in Unterwäsche stand ich im Schlafzimmer vor dem Schrank und überlegte ob ich mir ein T-shirt von Joshua klauen sollte oder doch lieber mein mitgebrachtes anziehen sollte. „An den Anblick könnte ich mich auf gewöhnen!" hörte ich plötzlich Joshuas Stimme von der Tür. „Träum weiter!" grinste ich. „Wirst du frech?" grinsend trat er an mich heran und seine kalten Hände strichen über meine Rippen. Ich beschwerte mich automatisch „Du hast kalte Hände! Finger weg!" und wollte zur Seite springe aber er zog mich einfach enger an sich. Natürlich ließ er seine Hände an Ort und Stelle liegen. Ich lehnte mich schließlich an ihn und atmete seinen anziehenden Geruch gemischt mit dem nach Pferd tief ein. Langsam ließ ich meinen Blick zum Spiegel am Kleiderschrank schweifen.

Wir waren ein optisch stimmig aussehendes Paar. Joshua, groß, schlank mit breiten Schultern, kühlen blauen Augen, vollen Lippen und hohen Wangenknochen, in seinen Armen ich, eher klein mit brustlangen honigblonden Haaren und mittelgroßen braunen Augen. Er strahlte eine Stärke und man konnte es nicht anders sagen Dominanz aus, während ich mich bei ihm zu wagen schien einfach mal schwach zu sein. Zwei Extreme die sich fast zu perfekt ergänzten. 

Er strich mit die Haare auf eine Seite, so dass mein Hals frei lag. In mir kam der Wunsch auf, die Haare wieder zurück auf die Seite zu streichen. Ich fühlte mich unwohl. Falsch! Ich fühlte mich ausgeliefert. Dass ich nur in Unterwäsche vor ihm stand und er mich berührte störte mich komischer wenig. Er blickte auf meinen Hals und es jagte mir einen Schauer über den Rücken, als seine Lippen meinen Hals streiften. Da war sie wieder. Diese Kontrolle, die er über mich hatte.

„Du hast eindeutig noch zu viel an" raunte er mir zu. Bei jedem Anderen hätte ich einen flapsigen Spruch abgelassen, aber bei ihm traute ich mich das irgendwie nicht, zumindest nicht wenn er so dicht bei mir war. Sein Blick wanderte wieder unruhig über mich. Er erwartete etwas von mir, zumindest ließ er von mir ab und schien mich vor seinem inneren Auge bereits komplett auszuziehen.

Die Sonne schien bereits, wenn auch nich etwas verhalten, als ich die Augen aufschlug. Automatisch tastete ich nach Joshua, aber er lag schon nicht mehr neben mir. Kurz schloss ich noch einmal die Augen und streckte mich dann.

Müde klaute ich mir schließlich doch ein T-Shirt von Joshua und schlurfte in die Küche. Mir lag schon ein „Guten Morgen" auf der Zunge, als ich feststellte dass Joshua wahrscheinlich schon im Stall war. Super! Das hieß wohl alleine frühstücken.

Es brauchte einen Moment bis ich etwas zum Frühstücken fand. Das Frühstück hielt ich möglichst klein und kurz.

Ich war gerade angezogen und wieder soweit mit meinem äußeren Zufrieden, da hörte ich Joshua wieder kommen. „Malar?" hörte ich ihn im Flur rufen. „Ja?" bewegte ich mich zu ihm. Kühl musterte er mich von oben bis unten. Gedankenverloren nickte er. „Die von dieser Zeitung sind in einer halben Stunde da" erklärte er und zog eine Jacke von einem der Garderobenharken. „Zieh die an!" damit drückte er mir die hell blaue Sweatshirt Jacke in die Hand. So streifte ich meine graue Strickjacke von den Schultern und schlüpfte in die mir etwas zu große Sweatshirtjacke auf deren Rücken das Gestütslogo eingestickt war. Jetzt ergab das Ganze zumindest etwas Sinn.

Sofort umgab mich sein angenehmer und inzwischen so vertrauter Geruch. 

„Hallo schön, dass das geklappt hat." begrüßte uns die etwas in die Jahre gekommene Journalistin. Joshua schenkte ihr nur ein kurzes Lächeln nach dem Motto ‚Ja muss ja'. „Meine Fotografin müsste auch gleich da sein" lächelte sie ihn an, dann wandte sie sich an mich „Na sie sind dann wohl die mysteriöse Frau an seiner Seite." sie schien sich zu freuen, dass ihr Magazin wohl die Exklusivrechte gesichert hatte. „Malar Schmidt" stellte ich mich vor. „Ach wie schön. Ein so unkomplizierter Nachname und dann so ein interessanter Vorname" Joshua neben mir verdrehte etwas genervt die Augen. Zum Glück bemerkte die etwas dicklich Frau das nicht. Ein Mann steuerte ebenfalls auf uns am Rand des Parkplatzes stehenden zu. „Hey" begrüßte er alle etwas unmotiviert. „Ich schlage vor wir reden erst und machen, dann Fotos" entschied die Journalistin. Joshua meinte nur ein ebenfalls etwas unmotiviertes „Ja" und fragte dann „Stall?" Fotograf und Schreiberin nickten.

Joshua legte mir einen Arm um die Schulter, als wir in einer der schicken Sattelkammern saßen. „Erst mal, wirklich toller Ritt in Amsterdam. Sehr schöne letzte Runde" wieder ein gespielt freundliches Lächeln. „Danke" murmelte Joshua und schien endlich auf den Punkt oder zu den Fragen kommen zu wollen. „Waren sie auch da?" wandte sie sich an mich. „Ja" bestätigte ich freundlich. „Wie lange sind sie jetzt schon ein Paar?" ich sah unsicher zu Joshua rüber. Ich wollte die Frage nicht wirklich beantworten. „Vier Monate" antwortete Joshua trocken. „Ach dann haben sie ja auch seine Eskapaden mitbekommen." Ich nickte „Wir hatten deswegen auch etwas Streit." log ich um dem ganzen die Krone aufzusetzen. „Na ein gutes hatte es doch. Du warst mit in Amsterdam" grinste er mich an. Ich steig einfach mal drauf ein und schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Sie reiten auch?" richtete dich die nächste Frage wieder an mich. „Ja. Dressur" antwortete ich wieder schnell. „Schön" lächelte sie mich an. „Wissen sie schon wann sie heiraten?" Synchron schüttelten wir den Kopf. Kurz wirkte sie etwas enttäuscht. „Wie haben sie sich kennen gelernt?" Joshua präsentierte ihr unsere Standart Antwort. „Auf einem Turnier und ein paar Wochen später stand sie bei uns auf der Stallgasse, da mein Vater ihr ein Pferd zur Verfügung stellen wollte" Sie kritzelte auf ihrem Block rum. „Wie ist er so zuhause?" was erwartete sie nun für eine Antwort von mir? „Ganz normal" sie zog die Augenbrauen hoch und ich fügte hinzu „Naja im Stall spuckt er gerne mal große Töne und schickt seine Pfleger von Bereiter von links nach rechts, aber zu mir ist er unglaublich lieb, zärtlich und zuvorkommend." Sie nickte wieder und kritzelte noch einmal. Joshua warf mir einen anerkennenden Blick zu. Gute Lüge.

Danach nahm sie Joshua ins Verhör über sein Training und sein bestes Pferd. Ich atmete erleichtert bis zu den Fotos auf. Ich hasse so fotografiert zu werden. Ich hasse diese Sätze wie „Stellen sie sich bitte so hin" und so weite und sofort. Der Fotograf haute jene ständig raus. Kurzum... Ich hätte kotzen können!

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