So weit, so gut

August, 2001

Cas wachte zu Fingern auf, die seinen Rücken hinabfuhren, und süßen Küssen, gefolgt von sanften Berührungen. Sein Zimmer war voller Sonnenlicht. Er drehte sich um und fand Dean vor, der zu ihm hinablächelte.

,,Guten Morgen, Engel", murmelte er, als er sich hinabbeugte und ihn küsste. Cas streckte den Arm aus und fuhr mit den Fingern durch Deans zerzauste Haare.

,,Morgen. Wie spät ist es?"

,,Nach neun. Ich habe gerade einen Anruf erhalten – von Dick Roman."

,,Ach ja?", fragte Cas, setzte sich im Bett auf und streckte sich. Dean ließ sich neben ihm nieder und lehnte sich gegen den Kissenhaufen auf ihrem Bett.

,,Ja. Er liebt die Engel, meinte aber, da sei eine leere Stelle in seiner Lobby. Er hat noch einen Engel von mir in Auftrag gegeben."

,,Welchen? Die Erzengel sind alle fertig." Er griff nach Deans Hand, verschränkte ihre Finger und rieb mit dem Daumen über Deans.

,,Azrael. Der Engel des Todes."

,,Wow."

,,Ja. Und Cas, halt dich fest – er hat mir 75.000 Dollar dafür angeboten. Für einen verdammten Engel."

,,Das ist unglaublich!"

,,Jap."

,,Du wirst durch die Engel noch reich, Dean. Mein wunderschöner, erfolgreicher Künstlerfreund." Er streckte sich und nahm Deans Unterlippe zwischen seine Zähne. Dean antwortete auf schöne Weise. Sein Mund öffnete sich, um Cas' Zunge hineinzulassen. Wie üblich dauerte es nicht lange, bis die Dinge zwischen ihnen aus dem Ruder liefen. Cas fand sich flach auf seinem Rücken wieder. Deans Lippen waren weich, als er ihn mit federleichten Küssen auf die Spitze seines Schwanzes neckte.

Er schlang seine Finger in Deans Haare und freute sich, dass er sie den Sommer über ein wenig hatte wachsen lassen. Die Strähnen waren gerade lang genug, um richtig mit den Fingern darin rumzuwühlen, angenehm dünn und weich, durch die Sonne und das Salzwasser fast blond gebleicht.

,,Ich liebe deine Haare gerade", brummte Cas und zog ein wenig daran.

,,Wollte sie schneiden lassen", keuchte Dean. ,,Bin irgendwie froh, dass ich es nicht gemacht habe."

,,Oh? Magst es, wenn ich das tue?" Cas zog erneut. Dean stöhnte, als er Cas schluckte. ,,Hmm, haben wir hier eine neue, kleine, sexuelle Vorliebe entdeckt, Baby?" Er vergrub beide Hände in Deans Haaren, zog und leitete seinen Kopf, bewegte Dean auf seinen Schwanz hoch und runter. ,,Genau so, Baby. Genau so."

Dean summte um ihn herum, saugte fest und fuhr vorsichtig mit seinen Zähnen über die empfindliche Haut. Er drückte seine Zunge gegen die Ader und presste fester, als er nach oben glitt. Dean drehte seine Zungenspitze durch den Spalt seiner Penisspitze, bevor er ihn wieder schluckte. Cas riss an seinen Haaren und Dean stöhnte.

Er ließ lange genug von ihm ab, um: ,,Fick meinen Mund, Cas, komm schon" zu flüstern, und ließ dann seinen Hals locker werden.

Cas ergriff mit beiden Händen seine Haare, zog Deans Kopf hoch und drückte ihn wieder hinab. Er konnte spüren, wie sich Deans Hals kurz um seinen Schwanz zusammenzog. Sein Orgasmus baute sich auf, als er Deans Kopf nach oben und unten führte und die Stöße mit den Händen in seinen Haaren kontrollierte.

Dean hatte seine Finger über Cas' Oberschenkeln gespreizt und hielt sich fest. Er bewegte seine Hüften in die Laken und suchte nach jeder Art von Reibung, die er bekommen konnte. Leises Summen und Stöhnen vibrierte in seinem Hals und schickte scharfe Stacheln von Lust durch Cas' Fleisch. Er stand kurz davor. Es war schmerzvoll. Hitze baute sich in seinem Magen auf und breitete sich über seine Wirbelsäule aus. Cas zog Dean hoch und komplett von sich weg.

,,Was ist los? Du warst nahe dran, ich konnte es fühlen", krächzte Dean.

,,Ich will nicht so kommen. Ich will dich ficken."

Dean grinste breit. ,,Alles klar. Wie willst du mich haben?"

,,Mhm, Hände und Knie."

Er grinste erneut, kroch das Bett hoch, um zum Nachttisch zu kommen, und warf das Gleitgel hinter sich. Cas beobachtete seine Bewegungen, genoss das Spiel seiner Muskeln unter seiner Haut und die Art, wie sich das Flügeltattoo mit jeder Bewegung kräuselte. Er empfand einen unglaublichen Anstieg von Verlangen, wollte mit seiner Zunge über jede Feder gleiten und mit seinen Zähnen die Wirbelsäule seines Geliebten entlangfahren.

Wenn Dean auch nur halb wusste, wie wunderschön er für Cas in diesem Moment war, wie wunderschön er immer war, würde er knallrot anlaufen und sich unter der Decke verstecken, doch Cas war es egal. Er war wunderschön. Dean war herrlich, leuchtete wie die Gnade der Engel, die er malte.

Überwältigt ergriff Cas Deans Hüften und zog ihn zurück. Er spreizte seine Backen und leckte einen Streifen über Deans Eingang.

Überrascht stöhnte Dean laut und stieß seinen Arsch zurück in Cas' Gesicht. ,,Oh, Cas, C-as!", stammelte Dean. Sein Kopf fiel nach vorne ins Kissen. Cas steckte seine Zunge hinaus, ließ sie hineingleiten, fügte dann daneben einen Finger hinzu und weitete Dean. Er saugte das Winseln, Wimmern und die Flüche auf, die Deans Mund entströmten.

Cas fuhr mit der Zunge hinein und hinaus, schneller und schneller, bis Dean praktisch schluchzte. Ein langer pausenloser 'Satz' aus bitte, bitte, bitte entkam ihm. Seine Stimme war vor Lust undeutlich.

Cas fügte einen weiteren Finger hinzu. Zwei arbeiteten nun hintereinander mit seiner Zunge zusammen. Dean war auf dem Bett zusammengebrochen. Sein perfekter Arsch war in die Luft gereckt, während er ins Kissen winselte. Cas zog sein Gesicht weg und schob einen dritten Finger hinein. Er weitete und spreizte ihn, während Dean wimmerte und seine Hände in den Laken vergraben hatte.

,,Halt dich am Kopfende fest", knurrte Cas. Dean gehorchte. Seine Arme zitterten ein wenig, als er nach dem schmiedeeisernen Gestänge griff.

Cas schmierte etwas Gleitgel über sich und in Dean, packte dann seine Hüften und stieß in einer fließenden Bewegung in ihn. Dean schrie auf. Sein Rücken wölbte sich. Cas schlang einen Arm um Deans Taille und zog ihn vom Kopfende weg an seine Brust. Dean klemmte seine Füße hinter Cas' Waden.

Mit einer Hand ergriff er seine Haare, zog Deans Kopf zurück und knabberte an seinem Hals entlang. Er saugte an der Haut und brachte Blut an die Oberfläche. Seine Stöße in Dean waren hart und unbarmherzig, beinhalteten all die Kraft, die er hatte.

Normalerweise war es nicht so. Sie waren normalerweise nicht so grob, doch manchmal, manchmal lief das bei ihnen so. Hart, fordernd, einander markieren.

Dean keuchte, schrie auf, wimmerte, machte die unglaublichsten Geräusche. Cas drückte ihn wieder nach unten, presste seinen Kopf in die Matratze und drehte mit einem Zug an seinen Haaren sein Gesicht zur Seite. Die Finger seiner anderen Hand gruben sich in Deans Hüfte. Sie griffen so fest zu, dass er sich sicher war, dort später blaue Flecken auffinden zu können.

Heulend drückte Dean sich in Cas' brutale Stöße. Die Bewegungen seiner Hüften passten zum Rhythmus. Cas stieß in ihn, wieder und wieder. Mit jeder Bewegung streifte er über seine Prostata, was Deans Rücken sich wölben ließ. Seine Finger rissen an den Laken, als er Cas' Namen schrie und hart kam, ohne eine Hand auf sich zu haben.

Er brach auf dem Bett zusammen. Seine Muskeln versagten, als Cas noch dreimal in ihn stieß, bevor er genauso hart kam. Sein Körper gab nach und er kollabierte auf Deans Rücken.

Sie lagen eine Zeit lang so da. Dean war komplett regungslos, bis Cas mit einer Grimasse seinen Schwanz hinauszog. Er ließ seinen Arm vom Bettrand hängen und griff nach der ersten Sache, die er finden konnte: ein T-Shirt. Spielerisch schob er Dean aus dem Weg und wischte die Sauerei unter ihm und auf seiner Brust weg. Deans Augen waren geschlossen. Ein angenehmer Ausdruck von Zufriedenheit lag auf seinem Gesicht. Dann rollte er sich herum, um auf Cas' Körper zu liegen.

Danach lagen sie für eine ganze Weile im Bett, Dean über Cas ausgebreitet. Er fuhr mit den Fingern durch seine Haare und nahm die Nähe und die Art auf, wie Dean sich anfühlte, wenn sich seine Brust bei langsamen Atemzügen zufrieden hob und senkte.

,,Ich liebe dich", flüsterte Cas sanft und küsste ihn auf den Kopf.

Dean hob seinen Kopf für einen richtigen Kuss und legte sich dann mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen auf das Kissen neben ihm. Cas umgab sein Kinn mit seiner Handfläche und zog ihn nahe zu sich heran. Sie tauschten sanfte, langsame Küsse aus.

Sonnenlicht strömte durch die Fenster. Es war ein Versprechen, dass ein weiterer heißer Baltimore-Tag unterwegs war. Der Deckenventilator drehte sich träge über ihnen.

Das war Frieden. Das war Gelassenheit. Das war alles, was er für den Rest seines Lebens wollte. Mit fast zweiundzwanzig hatte Castiel das gefunden, was er sich gewünscht hatte. Er war bereit, sich mit dem Mann in seinen Armen niederzulassen. Er liebte Dean und wollte sich nach niemand anderem umsehen.

,,Ich könnte den Rest meines Lebens mit dir verbringen, direkt hier in diesem Bett, weißt du das?"

Dean blinzelte. Sein Gesicht war Zentimeter von Cas' entfernt, so nahe, dass er jeden Atemhauch an seinen Lippen spüren konnte.

,,Wirklich?"

,,Ja. Bist du so überrascht?"

,,Ich... Ich weiß nicht."

Cas überbrückte die Distanz und bedeckte Deans Gesicht mit Küssen. ,,Sicher hast du bemerkt, wie glücklich ich bin, stimmt's? Schließlich ist es schon fast ein Jahr."

,,Ja..."

Ihre Köpfe lagen auf demselben Kissen. Sie teilten die Luft zwischen ihnen. Cas konnte sehen, wie sich Dinge hinter Deans grünen Augen bewegten. Er dachte über etwas nach. Cas konnte fast die sich drehenden Räder erkennen, als Dean seine Gedanken organisierte und sortierte.

Ab und zu küssten sie ein wenig, dann lagen sie still da und nahmen die Ruhe in sich auf.

Sam war nicht zu Hause, realisierte Cas, ansonsten wäre Dean während des Sexes nicht ganz so laut gewesen. Sie hatten den Morgen für sich. Er war durchaus einverstanden, den ganzen Tag im Bett zu liegen, wenn es das war, was Dean wollte. Seine Augen glitten zu. Cas war müde und friedlich. Deans Arm war warm auf seiner Hüfte.

,,Ich will dich malen", sagte Dean plötzlich. ,,Ich möchte dich als Model für Azrael nutzen."

,,Okay."

,,Bist du sicher?"

,,Mhm. Warum sollte ich es nicht sein?" Cas öffnete seine Augen und sah, dass Dean ihn anstarrte.

Er lief hellrosa an. ,,Keine Ahnung, ich... Ich dachte, du würdest vielleicht nicht wollen."

,,Es wäre mir eine Ehre."

Die Angelegenheit war geklärt. Cas schmiegte sich an Deans Seite und schloss die Augen. Er hatte wirklich vor, wieder einzuschlafen.

,,Cas?"

,,Ja, Dean?"

,,Ich, äh..."

Er öffnete erneut seine Augen und sah, dass Dean mit Verwirrung auf dem Gesicht an die Decke schaute. ,,Was ist los?"

,,Ich habe mir irgendwie gedacht, du weißt schon, du hast Probleme, einen Job zu finden, und du willst schreiben..."

,,Ja?"

,,Und Roman ist bereit, mir 75.000 Dollar für dieses Engelgemälde zu bezahlen, und du könntest einfach... Du könntest einfach..."

,,Was?" Cas stützte sich auf seinen Ellbogen und sah in Deans Augen hinab. ,,Was versuchst du zu sagen?"

,,Nun, du könntest zu Hause bleiben und schreiben, und nur – nur für Frank arbeiten. Weil ich uns jetzt finanzieren kann und du nicht... Ich meine, wenn du nicht... Scheiße." Dean schlug eine Hand über seine Augen und stöhnte.

,,Warum bekomme ich das Gefühl, dass du versuchst, mich nach etwas Größerem zu fragen als nur nach meiner Zustimmung, dich mich finanzieren zu lassen, während ich schreibe?"

,,Weil ich das irgendwie tue, aber ich bin einfach nicht..." Er verstummte und stöhnte erneut.

Cas konnte nichts anders als zu schmunzeln. ,,Schon okay. Ich denke, ich weiß, worauf du hinauswillst. Du brauchst einfach nur Zeit, und ich bin bereit zu warten. Nur... Wenn du bereit bist, solltest du wissen, dass ich Ja sagen würde, Dean. Ganz im Ernst."

Die Hand glitt von seinem Gesicht und grüne Augen strahlten zu ihm hoch. ,,Wirklich?", stieß Dean aus.

,,Wirklich."

_____

Jetzt

Dean öffnete die Tür zu einem wilden Durcheinander von Kiefernnadeln und einem sehr großen Mann, der versuchte, das Ding durch die Tür zu schieben.

,,Sammy? Alter, was zur Hölle?!"

Sam gab der Kiefer einen kräftigen Stoß. Dean duckte sich weg, um die Nadelrakete zu vermeiden, als der Baum durch die Türöffnung schoss und in der Feuerwache landete. Sam grinste ihn an. Seine roten Wangen waren größtenteils unter einem grellorangenen Schal und einer Strickmütze versteckt. ,,Ich habe dir einen Baum gekauft!", sagte er fröhlich, bückte sich dann nach einer Reisetasche und warf auch diese hinein.

Mit hochgezogenen Augenbrauen beäugte Dean die Tasche. ,,Du ziehst ein?"

,,Nun, mein Urlaub beginnt heute, du weißt schon, der, den ich für die Hochzeit genommen habe? Auf jeden Fall dachte ich mir, ich würde ihn einfach hier oben bei dir verbringen!" Sam kickte die Tasche über den Flur, während er eintrat. Dann drehte er sich um und schloss die Tür.

,,Wer hat gesagt, dass ich Gesellschaft will?"

,,Also du nicht, so viel steht fest. Wenn ich dich die Dinge auf deine Weise machen lassen würde, hättest du ziemlich schlechte Laune, bis es wieder Zeit für die Arbeit wäre. Hab ich recht?"

,,Verdammt, Sammy..."

,,Komm schon, hilf mir, das Ding nach oben zu bekommen!" Sam ergriff den Baumstamm und zog ihn auf das Treppenhaus zu. Schnaufen und dumpfe Geräusche echoten durch die Feuerwache, als er versuchte, das Ding die Treppe hoch zu zerren. Entgegen besserer Einsicht kam Dean ihm zur Hilfe.

,,Ich verstehe allerdings nicht, warum du einen Baum mitgebracht hast", grummelte Dean und schob an dem Ding.

Sam sah die Treppe zu ihm hinab. Seine Augenbrauen waren so weit hochgezogen, dass sie fast seinen Haaransatz erreichten. ,,Ähm, es ist Weihnachten, du Idiot!"

,,Und?"

,,Und deshalb brauchst du einen Baum!"

Dean seufzte und schob das Ding so fest er konnte die Treppe hoch. Erfolgreich stieß er Baum und kleinen Bruder aus dem Treppenhaus und genoss das Geräusch von Sams Ächzen, als sein Arsch durch den Türrahmen fiel.

Es erfüllte ihn überhaupt nicht mit Genugtuung, seinen Bruder umzustoßen. Naja, es befriedigte ihn nicht so sehr... Okay verdammt, es stellte ihn sehr zufrieden, den Rest des Weges hoch zu laufen und Sam ausgebreitet auf dem Boden unter der Kiefer zu finden.

Schnaubend ging Dean an ihm vorbei und ignorierte Sams Bitte um Hilfe. ,,Geschieht dir recht, Bigfoot! Ich brauchte keinen Baum und garantiert auch keinen Babysitter!"

Sam rappelte sich hoch und klopfte seine Jeans ab. ,,Nun, ich vielleicht schon. Warum sollen wir Weihnachten alleine verbringen, wenn wir einander haben?" Sams Gesicht verdüsterte sich. ,,Außer du willst mich wirklich nicht hier haben."

Dean ließ sich auf die Couch sinken. ,,Ach, ist mir egal. Kannst genauso gut bleiben, wo du schon mal hier bist." Er sah zu, wie Sams Gesicht mit einem breiten Grinsen aufleuchtete.

,,Klasse!" Er zerrte den Baum zu einer Stelle vor dem Fenster und verschwand dann im Badezimmer. Eine Minute später kam er mit einer großen Kiste in seinen Händen wieder. ,,Ich kann nicht glauben, dass unser Schmuck und der ganze Kram immer noch im Schrank dort sind! Ich werde nichts holen müssen!"

Sam stellte die Kiste hin, ging dann zurück und tauchte kurze Zeit später mit dem Baumständer und, für Deans Geschmack, viel zu viel Enthusiasmus auf.

,,Ich helfe dir nicht." Dean stand auf und lief steifbeinig zum Kühlschrank.

,,Alles klar. Ich schaffe das", teilte Sam ihm entspannt mit.

Während der nächsten zehn Minuten, in denen Dean seine Schränke nach Grundnahrungsmitteln checkte und bestürzt feststellte, dass er buchstäblich nichts mehr hatte, ächzte und stöhnte Sam im Hintergrund bei dem Versuch, den Baum in den Ständer zu hieven.

Dean schrieb eine Einkaufsliste und lächelte leicht, als Sam vor sich hin fluchte. Sein Bruder verlor seinen Krieg gegen den Weihnachtsbaum. Jedes Mal, wenn er den Stamm auf den Ständer ausgerichtet hatte, traf er daneben und der Ständer schoss über den Boden.

Er tarnte ein Glucksen als Husten, doch Sam erwischte ihn, drehte sich um und starrte ihn an. ,,Du könntest helfen, weißt du?", schnaubte er.

,,Nee. Dein Baum, dein Problem. Aber wenn du den Baum hinlegen würdest, wäre es vielleicht einfacher, den Ständer darauf zu bekommen, anstatt zu versuchen, den Stamm in den Ständer sinken zu lassen."

,,Oh." Sam starrte auf den Baum hinab. ,,Das könnte funktionieren."

,,Das wird funktionieren, so hab ich das auch gemacht. Und beeil dich, ich muss ins Geschäft. Wenn dein Arsch irgendwelches Grünzeug haben möchte, musst du mitkommen."

,,Okay." Sam hob den Ständer auf und kämpfte noch ein paar weitere Minuten damit, während Dean seine Einkaufsliste beendete.

,,Da!", rief Sam triumphierend und stellte den Baum hin, der nun in seinem Ständer gesichert war. ,,Es hat geklappt!"

Dean sah den Baum kritisch an. ,,Er ist schief."

,,Nun, er kann auch krumm stehen!" Sam lachte. ,,Ich bin fertig!"

,,Prima. Einkäufe. Los geht's."

,,Gut, okay, lass mich zuerst noch pissen gehen. Meine Güte."

Dean ging zur Kiste auf dem Sofa hinüber und schlug den Deckel gereizt ab. Die meisten Schmuckstücke waren in Papier eingewickelt, aber natürlich lag ganz oben der dumme Engel für die Baumspitze, den er für dieses eine erste Weihnachten gemacht hatte.

Er starrte ihn für eine Minute an. Seine Gedanken schweiften zu Cas zurück, der ihn angrinste, während er auf dem Klavier stand, um den Engel auf die Spitze des Baumes zu setzen.

Schwer zu glauben, dass er tatsächlich einmal so glücklich gewesen war.

Dean ließ ihn wieder in die Kiste fallen, als Sam aus dem Badezimmer stapfte und nach dem Mantel griff, den er über einen der Fernsehsessel geworfen hatte.

,,Fertig?"

,,Ja, bin ich."

Sie knipsten die Lichter aus und gingen die Treppe hinab. Sam drückte auf seinem Handy herum. ,,Wo fahren wir überhaupt hin?"

,,Whole Foods drüben beim Jones Falls. Du kannst deinen Salatscheiß holen und wir können dort auch Mittag essen."

,,Klingt gut. Wir können da auch das Zeug kaufen, um Weihnachtsgebäck zu machen, oder?"

,,Sicher, Sammy", sagte Dean und wurde durch den Enthusiasmus seines Bruders ein wenig nachgiebiger. Er ließ Sam sogar den Radiosender auf WLIF mit ihrem werbefreien Weihnachtsprogramm einstellen. Eartha Kitt säuselte Santa Baby durch die Lausprecher des Impalas.

Dean war in ziemlich guter Stimmung, als er das Auto auf den Whole Foods Parkplatz fuhr. Er summte bei Jingle Bell Rock mit und klopfte mit seinen Fingern auf das Lenkrad. Dean reichte Sam die Einkaufsliste und machte sich auf die Sache nach den anderen Artikeln. Er holte Mehl, Zucker, Butter, Vanille, Steaks, Rinderhackfleisch und viel mehr, füllte den Einkaufswagen mit seinen Auswahlen und ging dann wieder mit der Hoffnung nach vorne, dass Sam weitestgehend fertig war, da er langsam hungrig wurde.

Aufgrund seiner knappen zwei Metern Körpergröße war es ziemlich einfach ihn zu finden. Er sprach mit einem dunkelhaarigen Mann, der sich plötzlich umdrehte. Blaue Augen trafen auf seine. Dean war sich sicher, dass sein Herz für einen Moment aufhörte zu schlagen.

Cas.

_____

Cas war an diesem Morgen früh aufgestanden, entschlossen, nicht den ganzen Tag im Hotelzimmer vor sich hin zu vegetieren. Er duschte, zog sich warm an und fuhr seinen gemieteten Prius nach Falls Point. Er frühstückte bei Jimmy's, wanderte dann durch die Straßen, lief die Broadway and Thames entlang und schaute in die kleinen Schaufenster entlang des Weges.

In seiner Tasche summte sein Handy, und er zog es heraus.

-Mit Dean unterwegs. Willst du vorbeikommen?

Cas runzelte die Stirn. Er wusste immer noch nicht, ob Sams Plan so eine gute Idee war.

Sam hatte gestern Abend angerufen. Er erzählte Cas, dass er seine Weihnachtsferien mit Dean verbringen wollte und Cas schreiben würde, um ihn wissen zu lassen, wo sie waren. Im Grunde genommen arrangierte er es so, dass Cas Dean einfach 'über den Weg laufen' würde, damit es nach einem ahnungslosen Zufall aussah. Cas war sich noch nicht sicher, wie er darüber dachte. Ihm fiel jedoch auf, dass er Sam zurückschrieb und nach ihrem Standort fragte.

-Whole Foods, nahe der Falls Road. Weißt, wo das ist?

-Ja. Bin so schnell wie möglich da, schrieb Cas zurück.

Er rannte praktisch zum Prius zurück, zwang sich jedoch dazu, für einen Moment nur im Fahrersitz zu sitzen, tief Luft zu holen und sich zu beruhigen. Cas würde kurz warten und Sam und Dean einen zehnminütigen Vorsprung geben, um in den Laden zu gehen und ihren Einkauf zu beginnen. Ansonsten würde es nicht wie ein Zufall aussehen.

Castiel hielt es fünf Minuten aus.

Er lenkte das Auto auf den Broadway und bog links auf die Eastern Avenue ab. Die Fahrt auf der 83 dauerte fast nicht lange genug, und er war immer noch sehr angespannt, als er auf den Parkplatz fuhr.

Natürlich war die einzig freie Stelle die neben dem Impala.

Cas saß für ein paar Minuten im Auto und versuchte sein rasendes Herz und seinen Verstand mit seinem missbilligenden Gewissen zu beruhigen. Schließlich schaltete er das Auto ab, stieg aus dem Prius und ging mit Furcht und Aufregung gleichermaßen auf den Laden zu.

Sam stand direkt hinter der Tür und wog ein Bündel Weintrauben. Er schob sie in eine Plastiktüte und ließ diese in seinen Einkaufswagen fallen. Dean schien nirgendwo in der Nähe zu sein, doch Sams Gesicht leuchtete auf, als er hochblickte und Cas dort stehen sah.

,,Hey!", rief er. ,,Du hast es geschafft."

,,Ja." Cas blickte sich um. ,,Wo ist Dean?"

,,Holt die Sachen von unserer Liste. Er kommt gleich zurück."

,,Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist? Er wird es herausfinden und wütend sein."

Sams Gesichtsausdruck verdunkelte sich für einen Moment und klarte dann genauso schnell wieder auf. ,,Er wird es nicht herausfinden. Sobald ihr Jungs wieder gut miteinander klarkommt, können wir es ihm sagen und er wird wahrscheinlich lachen. Ich tue das zu seinem Besten, weißt du?"

,,Ich weiß, Sam, ich weiß, dass du das so siehst, aber ich bin einfach nur besorgt. Es fühlt sich wie Manipulation an. Dadurch fühle ich mich...unwohl." Cas griff hinab, nahm eine Birne und warf sie leicht von Hand zu Hand.

,,Alles wird gut. Du musst mir nur vertrauen, okay? Vertrau mir einfach."

,,Ich möchte nur nicht-" Cas stoppte mitten in seiner Überlegung und sah zu, wie Sams Augen einen Punkt direkt hinter ihm fixierten. Er drehte sich langsam um und fand Dean vor, der mit aufgerissenen Augen und entsetztem Ausdruck darin neben den Orangen festgefroren stand.

Cas lächelte auf eine, wie er hoffte, beruhigende Weise. Dean stolperte rückwärts, krachte in die Orangenauslage und ließ die Zitrusfrüchte auf den Boden fallen.

Seine Wangen flammten knallrot auf. Cas hörte Sam hinter sich einen Fluch murmeln. Sie gingen beide zu der Stelle, wo Dean immer noch festgefroren dastand. Sam begann die Orangen aufzuheben und tat sein Bestes, um die Auslage mithilfe einer gestresst aussehenden Verkäuferin wieder in Ordnung zu bringen.

,,Hallo, Dean", sagte Cas leise.

Deans Blick war hektisch. Cas war bestürzt, den Ausdruck von Angst auf seinem Gesicht zu sehen. Er drehte den Kopf und sah sich nach einem Ausgang um. Sein Verhalten ähnelte einem gefangenen Tier.

,,Wie geht's dir?", fragte Cas ihn, während Sam weiterhin die Orangen einsammeln zu versuchte.

,,Ähm, mir, äh, mir... Mir geht's gut", stammelte Dean.

,,Das ist- Das ist schön", sagte Cas schwach.

Sie starrten einander an. Keiner von beiden wusste, was er sagen oder tun sollte.

Sam richtete sich wieder auf und legte die letzte Orange auf den Haufen. ,,Okay, das war's. Hast du alles?", fragte er Dean. Sein Bruder antwortete nicht. Sein Blick war weiterhin mit Cas' verbunden. ,,Dean?"

,,Was? Ja?" Dean sah komplett durcheinander aus. Er wandte sich Sam zu, um ihn anzusehen, doch seine Augen glitten zu Cas zurück. Er schien sich nicht entscheiden zu können, wo er hinschauen sollte.

,,Ich habe gefragt, ob du alles hast. Ich habe das ganze Gesunde."

,,Oh. Okay. Ja, ich, äh, ich bin fertig."

,,Wir sollten Mittag essen gehen."

,,Ja..."

Cas lächelte, als Dean zu ihm zurücksah, zuckte aber bei dem verlorenen Ausdruck auf Deans Gesicht innerlich zusammen. Er wand sich, fühlte sich total unwohl.

Sam irrte sich. Das war eine sehr, sehr schlechte Idee. Er verabschiedete sich besser, bevor er schlimmer wurde oder es Dean noch miserabler gehen konnte.

,,Ich hole mir einfach selber etwas zum Mittag. Es war schön, dich zu sehen, Sam, und dich, Dean." Cas wandte sich zum Gehen, doch Sams Hand schoss vor und schlang sich um seinen Oberarm.

,,Iss mit uns Mittag!", sagte Sam begeistert. ,,Wir holen uns einfach etwas Warmes bei der Selbstbedienung dort. Begleite uns."

Deans Augen weiteten sich komisch. Er starrte Sam an, als ob ihm ein dritter Kopf gewachsen wäre. Cas hätte gelacht, wenn nicht so unglaublich klar gewesen wäre, dass Dean gerade ausflippte.

,,Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist, Sam", sagte Cas leise und beobachtete Deans Gesichtsausdruck.

Seine Wangen erröteten erneut und er sah auf den Boden hinab.

,,Oh. Okay. Vielleicht dann nächstes Mal." Sam sah enttäuscht aus, doch er streckte den Arm aus, um Cas' Hand zu schütteln. ,,Es war schön, dich wiederzusehen, Mann."

,,Dich auch, Sam."

,,S'okay", murmelte Dean. ,,Du kannst bleiben und mitessen. Freies Land, weißt du?"

Sam sah so überrascht aus wie Cas sich fühlte. ,,Bist du dir sicher?"

,,Ja." Er nahm das Obst und Gemüse aus Sams Einkaufswagen und legte es in seinen. ,,Ist mir egal." Dean drehte seinen Wagen im Gang und ging zur Essensselbstbedienung zurück.

,,Wow", murmelte Sam. ,,Das ist ein Fortschritt."

,,Es ist eine schlechte Idee. Ihm ist unwohl und er ist unglücklich und ich will ihn nicht drängen. Das ist ihm gegenüber nicht fair", zischte Cas.

,,Wenn er das nicht wollen würde, hätte er das so gesagt", konterte er. ,,Außerdem ist es nur ein Mittagessen. Nur ein Mittagessen, Cas."

,,Ich sage es dir jetzt, ich werde ihm das nicht aufzwingen. Er läuft verwundet herum, kannst du das nicht sehen, Sam?"

Sam schaute ihn mit einem durchtriebenen Gesichtsausdruck an, der Cas überhaupt nicht gefiel. ,,Nein, eigentlich habe ich das nicht gesehen. Nicht wirklich. Aber du hast es. Denn selbst zwölf Jahre später kennst du ihn immer noch besser als irgendjemand anders. Das sehe ich."

,,Verdammt, Sam..."

,,Nur ein Mittagessen, Cas. Komm schon." Sam ließ ihn in der Obst-und-Gemüse-Abteilung stehen. Cas sah zu, wie er und Dean das warme Essen der Selbstbedienung durchgingen.

Dean blickte hoch und sah zu ihm zurück. Etwas fast wie ein Lächeln ließ seine Lippen kräuseln. Er errötete erneut und schaute weg, wieder runter auf das Essen, doch der freudige Ausdruck auf seinem Gesicht blieb.

Vielleicht-

Vielleicht hatte Sam recht. Vielleicht konnte das klappen.

Und wenn er ehrlich mit sich selbst war, wollte Cas, dass es funktionierte. Wollte es mehr als irgendetwas anderes.

Dean war still, während sie ihr Essen auswählten und bezahlten, und still die gesamte Mahlzeit hindurch, doch Sam redete genug für alle drei.

Als sie fertig waren, quatschte Cas mit Sam, während Dean für ihre Einkäufe bezahlte, und dann half er, sie in den Impala zu laden.

,,Es war schön, dich wiederzusehen." Er lächelte Dean an.

,,Ja, Cas, das war es", sagte er sanft. Dean schenkte ihm ein weiteres schiefes Lächeln, glitt dann elegant auf den Fahrersitz und startete den Impala. Sam grinste und streckte ihm über das Dach beide Daumen hoch, bevor er einstieg.

Cas sah ihnen beim Wegfahren zu. Ein winziger Funke Hoffnung entflammte in seiner Brust.

So weit, so gut.

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