Nur Gott weiß
,,Hier is' die letzte", rief Benny und stellte die Kiste auf der Küchentheke ab. ,,Hast wirklich nich' viel gehabt, was?"
Dean antwortete nicht, sondern starrte nur weiterhin aus dem Fenster. Der Verkehr bewegte sich langsam durch Remington. Er sah Menschen ihr Leben anpacken, während er sich die ganze Zeit so fühlte, als ob seins stillstand.
,,Dean?"
,,Ja, Ben, danke, Mann", sagte er leise.
,,Willst du was zu Mittag essen? Geht auf mich, Bruder."
,,Nee, mir geht's gut. Danke für deine Hilfe."
,,Dean..."
,,Mir geht's gut."
Benny seufzte. ,,Alles klar. Ich bin gleich nebenan, falls du was brauchst. Das ist mein ernst, Dean, irgendwas."
Dean nickte, brachte aber wieder keine Antwort zustande. Das Glas trübte sich um die Stellen, die seine Finger berührten, während der Regen die Straße unter ihm in einen Bach verwandelte. Er seufzte, lehnte sich vor und drückte seine Stirn gegen das kühle Glas.
Erschöpfung war nicht einmal mehr das richtige Wort für diese Müdigkeit, die bis zu seinen Knochen durchgedrungen war. Er hatte seit dem Tag nicht mehr geschlafen, als Anna gegangen war. Jede Nacht lag er im Bett, wälzte sich hin und her, bevor er sich schließlich auf den Rücken legte und die Decke anstarrte.
Dean verlor ab und zu sein Zeitgefühl. Das war nichts Neues, seit dem sogenannten Unfall, doch über die letzten paar Tage war es ein wenig schlimmer als sonst geworden. Manchmal saß er einfach nur da und starrte die Wand an oder aus dem Fenster, und die Zeit verging, ohne dass er es überhaupt bemerkte. Es war mehr als frustrierend, denn es geschah immer wieder. Beispielsweise war er sicher, dass Benny gerade erst Tschüss gesagt hatte, doch als er sich vom Fenster abwandte, stand der in Deans Küche und summte, während er grünen Pfeffer schnitt.
,,Was tust du da?"
Benny sah mit einem Lächeln auf seinem Gesicht hoch. ,,Siehst aus, als hättest du seit 'ner Weile kein ordentliches Essen gehabt. Wollte das sowieso zum Abendessen machen. Jetzt mach ich's einfach hier."
,,Benny..."
,,Ich weiß, ich weiß, aber ich bin hungrig und du wahrscheinlich auch. Welchen Unterschied macht das?"
,,Ich will von niemandem bemitleidet werden."
,,Mach ich nicht. Nur Gumbo. Und Reis. Oh, und meine Spezialität: Jalapeño-Maisbrot." Benny zuckte die Achseln und kehrte zum Schnippeln zurück. Es war klar, dass er die Angelegenheit als erledigt betrachtete. ,,Warum räumst du nicht ein paar dieser Kisten aus, während ich koche?"
Dean schnaubte und griff gereizt nach der ersten Kiste. Er trug sie in sein Zimmer und stellte sie auf das Bett. Es dauerte nur einen Moment, die Klamotten in seine Kommode umzulagern. Als das geschafft war, erinnerte er sich, dass seine Laken gewaschen werden mussten. Also zog Dean das Bett ab, brachte sie ins Bad und zur Umkleide, wo die Waschmaschine und der Trockner waren.
Sobald er einmal in Bewegung war, war das Anhalten schwer. Als sich die Feuerwache mit dem guten, verführerischen Duft von Bennys Essen füllte, schaffte er es, die Hälfte der Kisten auszupacken. Dean steckte die Laken in den Trockner, räumte noch ein paar Kisten aus und drückte sie dann zum Recyceln platt. Er benutzte seinen Computer, um seine Post und Zeitschriften nachschicken zu lassen, und änderte die Adresse auf seinem Bankkonto.
Irgendwann ließ er sich auf die Couch plumpsen. Die Müdigkeit drang zu ihm durch. Er starrte in die Luft, bis Benny sich neben ihn setzte und eine große Schüssel Gumbo und Reis in seinen Schoß stellte.
,,Iss auf, Bursche", sagte er gedehnt und stürzte sich auf sein eigenes Essen.
Dean gab sein Bestes, wirklich, doch am Ende konnte er nur ungefähr einen Drittel der Schüssel essen, bevor er sie zurück auf den Kaffeetisch stellte. Aus den Augenwinkeln konnte er Benny die Stirn runzeln sehen, doch der kräftige Mann sagte nichts.
Dean saß da und starrte die Wand an, sah zu, wie das Tageslicht allmählich abnahm. Sein Kopf begann zu schmerzen, der Schmerz drückte direkt hinter seinen Augen.
,,Wann bin ich so verdammt kaputtgegangen?", fragte er Benny leise.
,,Bist nich' kaputt, Bruder. Nur n' bissl verbogen, das is' alles."
,,Verbogen, was?"
Benny nickte und tätschelte beruhigend Deans Knie. ,,Jap. Die besten von uns sind alle n' bissl verbogen." Er stand auf, nahm die Schüsseln vom Tisch und ging in die Küche zurück.
Gott, war er müde. Dean dachte darüber nach, früh ins Bett zu gehen, doch nachdem er sein Handy gecheckt und gesehen hatte, dass es erst 16:30 Uhr war, beschloss er, dass das dann doch zu früh war. Er griff nach der Fernbedienung, schaltete den Fernseher an und behielt den ersten Sender bei, zu dem er kam. Der Nachrichtensprecher redete und redete über einen weiteren nächtlichen Mord in der Stadt und dann über irgendwelche Unruhen in Nordkorea.
Er blinzelte den Fernseher an und seine Augen glitten zu.
Als er aufwachte, befand sich ein Kissen unter seinem Kopf, eine Decke auf ihm, und eine Notiz von Benny auf dem Kaffeetisch, die ihn wissen ließ, dass sich die Reste im Kühlschrank befanden. Es war nach acht, und Dean war immer noch müde. Auf schwachen Beinen ging er durch die Feuerwache, machte die Lichter aus, überprüfte den Temperaturregler und fiel schließlich ins Bett, obwohl er immer noch überzeugt war, dass er nicht schlafen würde.
Für eine Weile lag er auf seiner Seite, dann drehte er sich um und wurde mit Castiel konfrontiert.
,,Cas? Was tust du hier?", fragte er erschrocken.
Cas summte und streckte die Finger aus, um Deans Wangenknochen entlangzufahren. ,,Ich vermisse dich", flüsterte er. Seine Hand glitt zu Deans Hals herunter, weiter zu seinem Oberkörper und immer weiter hinab. ,,Ich vermisse die Art, wie du riechst, die Art, wie du dich anfühlst, die Art, wie du schmeckst. Ich vermisse es, neben dir zu liegen. Ich vermisse es, dich beim Schlafen zu beobachten. Ich vermisse alles an dir. Lass mich es dir zeigen, lass mich dich lieben, Dean. Lass mich dir alles geben."
Blaue Augen funkelten; Hände drückten ihn sanft flach gegen das Bett. Wo waren ihre Klamotten hin? Cas' Hände rieben ihn, machten ihn hart. Sein Mund war heiß auf seiner Brustwarze. Dann schwebte Cas über seinen Hüften, sank nach unten und umgab Dean mit seiner engen Wärme.
,,Oh scheiße", wimmerte Dean. ,,Wie kannst du hier sein? Ich, ich, scheiße, Cas – Cas!"
Cas rollte seine Hüften hart nach unten und nahm jeden Zentimeter von Deans Schwanz in sich auf. Er krümmte sich über ihm, Ekstase war ihm ins Gesicht geschrieben. Castiel starrte mit diesem einen Blick zu Dean herab, der eine, an den Dean sich so gut erinnerte. Der, der sagte: Ich sehe dich. Selbst wenn niemand sonst es tut, ich sehe dich.
Mit einem Knurren packte Dean Cas' Hüften, setzte sich auf, zog ihn näher heran und stieß mit aller Kraft in den anderen Mann. Ihre Lippen krachten zusammen, Cas knabberte an seiner Unterlippe, während Dean an Cas' saugte. Seine Hände fuhren Cas' Rücken zu seinen Schultern hoch und drückten ihn fest an seine Brust.
,,Hab dich so vermisst, scheiße, Cas, du hast keine Ahnung..."
,,Ich habe dich auch vermisst, ich brauche dich, Dean, du bist alles, weißt du das nicht? Weißt du das nicht, Baby?" Cas war atemlos, keuchte die Worte in sein Ohr, während sich seine Hüften unerbittlich bewegten und ihn auf Deans Schwanz hinabstießen. ,,Oh, Dean. Dean", stieß er aus. ,,Ich liebe dich."
Dean schrie auf. Seine Hüften stießen gegen Cas, und er kam so stark, dass er sich sicher war, dass er ohnmächtig wurde.
Stattdessen richtete er sich keuchend in der Dunkelheit seines Schlafzimmers auf. Er war verschwitzt und seine nassen Boxers klebten an seinem immer noch pochenden Schwanz. Dean fuhr sich mit einer zitternden Hand durch seine feuchten Haare.
,,Scheiße", murmelte er in die Dunkelheit. ,,Scheiße."
_____
Mai, 2001
Noch tagelang nach Johns Besuch war Dean sehr still und verschlossen. Sam schien ratlos. Dean wies Cas' Versuche, ihn aus seinem Schneckenhaus zu holen, immer wieder zurück, ungeachtet seiner besten Absichten. Er wusste nicht, wie er auf Cas' liebevolle Gesten reagieren sollte, wenn seine Gedanken so verdreht und unangenehm waren.
Johns Worte hallten weiterhin in seinem Kopf wider: Du hast sie mir weggenommen, du hast mir Sammy weggenommen, ich wünschte, ich könnte dich für Mary eintauschen. Sie hielten ihn nachts wach, während Cas um ihn geschlungen war und sein Bestes tat, Dean zu beruhigen, wenn die Alpträume ihn aufweckten. Er hatte John seine Mutter nicht weggenommen. Wenigstens wusste er das. Es war schlicht und einfach ein Unfall gewesen.
Der 2. Mai nahm eine große Last von seinen Schultern. Sam wurde achtzehn und war nun gesetzlich ein Erwachsener. Trotz der Emanzipation hatte Dean immer noch Angst, dass John Sam holen kommen würde. Nun, da er ein Erwachsener war und niemand ihm sagen konnte, was er tun oder wo er leben sollte, lebte er wirklich sein Leben. Sie schmissen eine Party für ihn, mit all ihren Freunden und seinen Kumpels aus der Schule, und natürlich der reizenden Miss Blake.
Dean liebte es, sie zusammen zu beobachten; das Licht, das in Sams Augen tanzte, wenn er bei ihr war, war eins der schönsten Dinge, die er je gesehen hatte.
Als der Frühling sich dem Ende entgegenneigte, hängte Dean sich voll ins Zeichnen rein, um die Dämonen in seinem Kopf zum Schweigen zu bringen. Michael war der letzte Erzengel. Er wollte ihn fertigstellen, bevor Sam und Cas Anfang Juni ihren Abschluss machten. Wenigstens musste er sich darüber keine Sorgen machen, da er selber früher als erwartet, im Januar, vom Maryland Institut abgegangen war.
Juni war zumindest etwas, auf das er sich freuen konnte. Ellen und Bobby hatten ihnen ihre Wohnung direkt am Meer in Ocean City angeboten, und die drei hatten vor, ihren ganzen Kram in den Impala zu schmeißen und nach Sams Abschlussfeier dorthin zu fahren. Dean freute sich auf die Sonne und den Sand, darauf, etwas mehr zu trinken als er sollte, und seine Zeit mit den zwei wichtigsten Personen in seinem Leben zu verbringen.
Mitte Mai hatte er bei Michael erhebliche Fortschritte gemacht. Der Erzengel war eine modernisierte Version von Renis Meisterwerk. Er hatte Lucifer durch eine grellgrüne Schlange ersetzt. Diese lag auf dem Boden, der Kopf wurde unter einem schwarzen Arbeitsschuh aus Leder zerdrückt. Michael nutzte die Hülle eines Arbeiters. Abgetragene, blaue Jeans, schlichtes schwarzes T-Shirt, rotes Flanellhemd, olivfarbene Jeansjacke – seine Hülle war jemand, der von den Jahren des harten Lebens ermattet war.
Dean malte seinen Körper, den Hintergrund und die Hand des Mannes. Ein tödliches Engelsschwert wurde fest von seiner Faust umschlossen. Allerdings konnte er das Gesicht des Mannes nicht sehen, und als Sams Abschluss näher rückte, wuchs sein Frust.
Er wusste, wie er das Gemälde fertigstellen wollte. Die Radkappen für den Heiligenschein waren bereits zu Keilen geschnitten worden, bereit, in die größere Formation über dem Kopf des Engels eingefügt zu werden. Der Hintergrund war fertig – eine bröckelnde Mauer und ein asphaltierter Parkplatz. Gegen Ende März war das Gemälde so gut wie fertig, außer Michaels Gesicht. Der Heiligenschein war befestigt, das Gemälde war bis auf das verdammte Gesicht fertig.
Cas' Abschluss war in seiner Erinnerung verschwommen. Er war die ganze Zeit von dem Gemälde abgelenkt gewesen. Glücklicherweise schien Cas das zu verstehen, doch während die Zeit verging, verschlechterte sich Deans Laune. Der Auftraggeber, ein unglaublich reicher Mistkerl, der dachte, er sei besser als alle anderen, hatte klar gemacht, dass er die Gemälde bis zum 1. Juni fertig haben wollte. Dean war so verdammt nah dran, dass er es schmecken konnte. Er brauchte diese Zahlung.
Eines Nachts kroch er neben Cas ins Bett, wälzte sich hin und her und konnte nicht einschlafen. Cas rieb seinen Rücken, doch es half nicht. Der Blowjob lenkte ihn ab (und fühlte sich fantastisch an), doch er half nicht. Dean konnte nicht einschlafen. Michaels leeres Gesicht tauchte immer wieder vor seinem inneren Auge auf.
Irgendwann vor zwei wachte er plötzlich auf, überrascht, dass er überhaupt geschlafen hatte.
Er hatte ihn gesehen. Er hatte Michaels Gesicht gesehen.
Dean verschwendete keine Zeit, hastete in sein Atelier hinunter und schaltete nur die Strahler über der Leinwand an. Er ergriff seine Palette, drückte Farbkleckse darauf, holte seine Pinsel hervor und verlor sich in der Arbeit.
Sonnenlicht drang durch die Fenster der großen Türen, als Cas ihn fand. Dean war erschöpft, aber triumphierte. Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt, als er zu dem Gemälde hochlächelte.
,,Mein Gott, du bist er", murmelte Cas. Er stand auf der obersten Ebene des Gerüstes und blickte in Michaels grüne Augen. ,,Du bist er. Ich bin beeindruckt. Es ist wunderschön, Dean."
,,Ich habe das letzte Nacht geträumt. Der Rechtschaffene Mann. Die Hülle. Michaels Schwert. Alles von seiner Überlieferung und Geschichte ist einfach erstarrt. Ich weiß nicht, ich musste einfach aufstehen und ihn beenden. Er ist fertig. Er ist endlich fertig." Dean sank auf den Brettern zu Boden. Die Erschöpfung traf ihn mit voller Wucht. ,,Ich habe es gesehen. Er war auf einem Friedhof mit dem Lucifer, den ich gemalt habe. Sie umkreisten sich gegenseitig. Es war, als ob ich nur seinen Rücken sehen konnte, und ich erinnere mich, dass ich so wütend geworden bin, weil ich sein Gesicht sehen wollte. Er drehte sich um und es war, als würde ich in einen Spiegel blicken. Ich wachte auf und boom!" Dean rieb sich seine müden Augen. ,,Er ist fertig", stieß er aus, als Cas sich neben ihn setzte, Deans Kopf in seinen Schoß zog und seinen Rücken rieb.
,,Es ist der beste von allen."
,,Danke. Ich bin so verdammt froh, dass er fertig ist." Dean gähnte, wurde nun sehr müde. Cas' Finger fuhren beruhigend durch seine Haare.
,,Warum duschst du nicht, während ich Sams Mittagessen mache? Ich leg mich für eine Weile mit dir hin, wenn du möchtest."
,,Mmm", murmelte Dean.
,,Nein, Baby, auf dem Gerüst wird nicht geschlafen. Jedes Mal, wenn du das tust, wachst du total verkrampfst auf. Nicht gut."
Dean grummelte, ließ sich aber von Cas auf die Füße ziehen. Er rutschte erschöpft die Stange hinunter und schleppte sich dann die Treppe hoch. Cas ließ ihn im Duschraum zurück. Dean stand eine lange Zeit unter dem Strahl und ließ das heiße Wasser auf seine müden Schultern herunterprasseln.
Nach seiner Dusche zog er sich eine abgenutzte Jogginghose und sein liebstes altes Zep-Shirt an. Dean rief den Assistenten seines Auftraggebers an und hinterließ die Nachricht, dass die Erzengel fertig waren. Dann stieg er zu Cas ins Bett und schmiegte sich an ihn. Das Sonnenlicht sickerte durch die Rollläden und warf warme Streifen auf die weiche Daunendecke. Cas küsste seine Stirn, als sich Deans Blickfeld trübte und er in den Schlaf glitt.
Michael war fertig.
An diesem Morgen schlief er gut.
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Der 4. Juni 2001 brach strahlend und wunderschön an. Cas schoss ein Foto, als Dean Sams rote Krawatte richtete und mit den Händen über die Schultern seines schwarzen Anzugs strich. Er half Sam in seinen Talar und trat dann einen Schritt zurück, während Sam den Reißverschluss hochzog.
,,Siehst gut aus, kleiner Bruder", sagte Dean leise.
,,Danke, Mann." Sam überbrückte die Distanz und schloss ihn in die Arme. ,,Hätte das ohne dich nicht geschafft. Vielen Dank, Dean."
Dean nickte, als Cas ein Foto machte. Nachdem sie sich trennten, drehte Sam sich weg, um seinen Doktorhut vom Kaffeetisch zu nehmen. Cas schoss ein weiteres Foto von Dean, der sich seine feuchten Augen wischte, und dann noch eins von ihm, wie er ihn böse anstarrte.
,,Ich werde dir diese Kamera sonst wohin stecken, Cas!"
,,Nein, wirst du nicht", schmunzelte Cas und machte noch ein paar mehr. ,,Du liebst mich."
,,Jaja."
Cas beobachtete Deans Gesicht, als Sam sich die zartblaue Ehrenstola und die goldene National Honor Society-Kordel umhängte.
,,Nicht schlecht, weißt du, die Schule im November anzufangen und als Klassenbester abzugehen", sagte Dean.
,,Ich mein es ernst – ohne dich hätte ich das nicht hinbekommen. Bei Dad hätte ich das niemals geschafft." Sam nestelte an einem Blatt Papier herum, faltete es sorgfältig und schob es in die Tasche seiner Anzughose. ,,Ich bin wegen meiner Rede so unglaublich aufgeregt."
,,Das wird schon werden. Scheiße, Sam, ich bin einfach so... Ich bin verdammt stolz auf dich."
Sam sah hoch und erblickte Deans Gesichtsausdruck. Sein eigener wurde weicher. ,,Ich bin auch stolz auf dich. Du bist fantastisch."
,,Du bist fantastisch... Schlampe." Dean lächelte.
,,Idiot. Kommt schon, lasst uns gehen."
Sam hastete mit dem Doktorhut in der Hand die Treppe hinunter. Dean ergriff seine Anzugjacke von der Rückenlehne der Couch und schniefte, als er hineinschlüpfte. Cas streckte den Arm aus, packte seine Hand und zog ihn zurück. Er küsste ihn sanft, ließ Dean gegen sich sinken.
,,Alles wird gut. Du weißt das, stimmt's?"
,,Natürlich, alles ist gut. Ich... Ich habe nur Angst, dass Dad auftaucht und eine Show abzieht. Er hat letzte Nacht angerufen, und ich weiß nicht, wie er überhaupt herausgefunden hat, welcher Tag es ist. Das ist Sams Tag. Er hat es sich rechtmäßig verdient, zu entspannen und das zu genießen. Ich werde Dad umbringen, das schwör ich..."
,,Bobby und Benny werden da sein. Wenn du ihnen sagst, dass du besorgt bist, werden sie garantiert die Augen offen halten. Wir werden alle aufpassen. Konzentrier dich auf Sam. Lass nicht zu, dass dein verdammter Vater deinen Tag ruiniert, okay?"
Dean nickte an Cas' Hals. ,,Okay, dann mal los."
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,,Ich würde diese Gelegenheit gerne nutzen, Ihnen ein wenig mehr über den diesjährigen Abschlussredner zu erzählen. Sam Winchester kam im November nach einem unerwarteten Umzug aus West Virginia zu uns. Die Lehrer seiner ehemaligen Schule konnten gar nicht aufhören, über den Wert von Sams Charakter zu reden. Die Lehrerschaft und die Schüler konnten das ganze Schuljahr hindurch Beispiele davon sehen. Es reicht nicht zu sagen, dass Sam ein exzellenter Schüler ist. Er ist auch freundlich, respektvoll, sympathisch und motiviert. Sam hat ein Vollstipendium für die Johns Hopkins Universität erhalten, wo er plant, im Hauptfach Anthropologie zu studieren. Ich glaube, dass wir in ein paar Jahren von seinen Leistungen hören werden. Ohne weitere Umschweife präsentiere ich Ihnen nun Archbishop Curleys besten Schüler 2001, Samuel Winchester."
Cas machte mehrere Bilder, als Sam aufstand. Seine Wangen waren durch das Lob, mit dem Kardinal Anders ihn überschüttet hatte, gerötet. Es war eine interessante Erfahrung, Fotos mit einer Hand zu schießen, da Dean seine andere Hand so fest packte, dass sie brechen würde. Die Angst, dass John Winchester auftauchen könnte, machte das Erlebnis für ihn weniger angenehm.
Sam breitete seine Notizen auf dem Pult aus und lächelte die Zuhörer an. Er sah gut aus, groß und selbstsicher, kein Junge, sondern ein junger Mann.
,,Schüler, Lehrer, Familie und Freunde; 2001 war ein erfolgreiches Jahr für Archbishop Curley. Die jungen Männer dieser Schule haben viele Erfolge in Wissenschaft und Athletik errungen, Ruhm für die Schule erlangt. Viele Stipendien wurden verdient, die gewährleisten, dass sich im Herbst viele Curley-Absolventen zu Colleges im ganzen Land aufmachen. Wir alle sollten stolz auf unsere vielen Leistungen sein. Ich weiß, dass ich es bin. Jahrelang habe ich davon geträumt, auf ein College zu gehen, das meine Berufspläne fördern könnte. Ich habe mir nie zu träumen gewagt, dass ich auf das gehen würde, was ganz oben auf meiner Liste steht. Es ist alles schön und gut, dass wir unsere Erfolge feiern. Stolz kann eine Sünde sein, aber ich denke, dass es eine größere Sünde ist, Gott nicht dafür zu danken, was wir mit Seiner Hilfe erreicht haben."
Dean schnaubte und Cas stieß ihn mit dem Ellbogen an.
,,Das ist eine katholische Schule. Benimm dich", zischte Ellen, die an Deans anderer Seite saß. Er sah richtig bestraft aus.
,,Aber es wäre ein Versäumnis, hier an diesem Pult zu stehen und nicht den alleinigen Grund dafür anzuerkennen, dass ich heute überhaupt vor Ihnen stehe. Wie viele meiner Freunde und Mitschüler wissen, starb meine Mutter, als ich gerade einmal ein Baby war. Mein Vater hat sich nie wirklich von ihrem Tod erholt. Doch da war Dean, mein älterer Bruder. Dean war erst vier, als unsere Mutter starb, aber er schlüpfte fast sofort in ihre Rolle. Er machte mir mein Mittagessen, er badete mich, wechselte meine Windeln – Dean hat mich großgezogen. Dean zieht mich immer noch groß. Ich kann Ihnen ohne den geringsten Zweifel sagen, dass ich jetzt nicht hier stehen würde, kurz davor, mit einem Vollstipendium nach Hopkins zu gehen, wenn Dean nicht gewesen wäre. Er ist mein Bruder, mein bester Freund, und meine Mutter und mein Vater in einem. Vielen Dank, Dean. Danke für alles." Sams Blick scannte die Menge und blieb schließlich auf Dean liegen, der nicht einmal mehr versuchte, die Tränen zu verbergen, als er laut schniefte. Ellen hielt eine Hand, Cas die andere, und er klammerte sich an ihnen beiden fest.
,,Hast es mit dem wirklich gut hinbekommen", flüsterte Bobby. Dean lächelte unter seinen Tränen und nickte.
,,Also wenn ihr heute euer Diplom bekommt, erinnert euch, wer euch auf dem Weg dorthin geholfen hat. Und vergesst nicht, euch bei ihnen zu bedanken. Kursus 2001, das ist unsere Zeit. Machen wir etwas daraus. Danke sehr."
,,Ich bin so stolz auf ihn", murmelte Dean sanft, als die Menge um ihn herum zu Sams Worten applaudierte.
,,Solltest du. Sei auch auf dich stolz", flüsterte Cas zurück, beugte sich herüber und küsste seine Wange. Er freute sich über das friedliche Lächeln auf Deans Gesicht.
,,Bin ich."
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Zwei Tage nach Sams Abschluss tauchte Dick Roman in Deans Atelier auf. Er war CEO von Roman Enterprises und ein sehr reicher Mann in einem sehr modischen Anzug, der mit perfekten weißen Zähnen lächelte. Dick Roman hatte die Erzengel für die Lobby seines luxuriösen, innerstädtischen Bürohochhauses in Auftrag gegeben und ein großzügiges Bezahlungsangebot gemacht, doch er verursachte bei Dean eine Gänsehaut.
Die letzten zwei Tage waren friedlich und glückselig gewesen. John tauchte nicht auf. Sie begannen die ganzen Dinge einzupacken, die sie fürs Meer brauchen würden, und stopften sie in den Kofferraum des Impalas. Jetzt warteten sie nur noch darauf, dass Deans Auftraggeber für seine Engel bezahlte.
,,Sie sind perfekt!", rief Dick aus. Er bewegte sich von Leinwand zu Leinwand und inspizierte jedes Gemälde, während Dean mit klopfendem Herzen hinter ihm stand. ,,Nun, Dean, ich würde liebend gerne von deinem Prozess hören und warum du entschieden hast, dich selber als Michael zu malen, doch die Wahrheit ist, dass es mich wirklich nicht interessiert. Sie sind fertig und sehen super aus. Susan, gib dem Mann seinen Scheck."
Seine Assistentin überreichte ihm den Bankscheck. Sein Blick glitt schnell darüber.
,,150.000 Dollar wie vereinbart, Dean. Geringer Preis für solch eine qualitative Arbeit. Die Firma, die ich angeheuert habe, um sie hier wegzubringen, wird in ungefähr einer Stunde hier sein. Ist das okay für dich?"
,,Ja, Sir", antwortete er, faltete den Scheck und schob ihn in seine Tasche.
,,Ich muss sagen, sie sind besser, als ich sie mir vorgestellt habe. Du wirst es weit bringen, Dean, das sehe ich. Susan, ich bin fertig."
,,Ja, Mr. Roman."
,,Ich werde mich melden, Dean."
Sie rauschten mit dem Auto rückwärts aus der Feuerwache raus und Dean atmete endlich auf. Ein Paar Arme schlang sich von hinten um ihn, erschreckte ihn und ließ ihn zusammenzucken. ,,Verdammt, Cas, trag 'ne Glocke!"
Castiel schmunzelte. Sein Atem war heiß an Deans Hals. ,,Sorry", sagte er unehrlich. ,,Also bist du gut bezahlt worden? Können wir jetzt ans Meer fahren?"
,,Jap. Benny wird das Umzugsunternehmen hereinlassen und wir werden uns hier verpissen. Ein Sommer unten in Ocean, Babe", sagte Dean albern und nahm den Bawlmer-Akzent an. ,,Wie steht's mit'n O's, Babe?", sagte er und gluckste über seinen eigenen Witz.
,,Du bist kein Baltimorer, Dean, du bist ein Balti-Idiot."
,,Haha, sehr witzig." Dean drehte sich in Cas' Armen um und schlang seine eigenen um Cas' Schultern. Er lehnte sich vor und küsste seine Stirn. ,,Werde Sam einsammeln, den Rest unseres Zeugs ins Auto quetschen und dann losfahren. Gegen sechs werden wir Karamellpopcorn auf der Strandpromenade essen."
,,Mhm. Wir sollten anhalten und den Scheck bei der Bank einreichen."
Dean nickte.
,,Ich wünschte, ich könnte den ganzen Sommer mit euch beiden da unten verbringen."
,,Kannst du."
,,Nee. Meine Eltern schicken mir keine Zuschüsse mehr. Muss mir einen besseren Job besorgen."
,,Alter, ich wurde gerade bezahlt. Ich unterstütze dich. Verbring den Sommer mit uns; faul sein, trinken, schwimmen, die ganze Nacht wach bleiben, den ganzen Tag schlafen...und hab ich den Sex erwähnt? Jede Menge Sex, Cas. Wir werden nichts Besseres zu tun haben, also werden wir einfach die ganze verdammte Zeit ficken." Während er das sagte, trieb Dean Cas langsam rückwärts und hielt an, als dessen Rücken auf die Wand traf.
,,Du bist wirklich einverstanden, mich den ganzen Sommer zu unterstützen?"
,,Mmhmm", summte Dean. ,,Allerdings..." Er lächelte, als er hinabgriff, seine Hände unter Cas' Oberschenkel klemmte, ihn mühelos hochhob und gegen die Mauer drückte. ,,...würde ich dich viel lieber gegen diese Wand stützen und dich ficken, bis du nicht mehr weißt, wo dir der Kopf steht."
Cas' Augen weiteten sich und er schlang seine Beine um Deans Taille. ,,Stimmt das?"
,,Mhm." Dean leckte langsam einen schmalen Streifen an Cas' Hals hoch. ,,Oh, aber hallo."
,,Jungs, sind wir fertig? Will dem Strandverkehr da unten entgehen, und ihr wisst, wie die Bay Bridge am Wochenende wird, und oh, bäh! Ich bin im Roadhouse, braucht nicht zu lange, verdammt!", rief Sam auf seinem Weg die Treppe hinab – und aus der Tür raus.
Zwei Stunden und einen sehr angepissten Sam Winchester später waren die Gemälde fort (und Himmel, es fühlte sich komisch an, sich umzuschauen und sie nicht zu sehen) und die drei befanden sich auf der Straße. Lange fünf Stunden und ein grässlicher Bay Bridge Verkehr später waren sie am Strand. Die salzige Seeluft wehte durch die offenen Fenster des Impalas. Die Eigentumswohnung der Singers stand an der 34th Street. Dean bemerkte gereizt, dass es ein Wunder wäre, wenn er an dieser Straße einen Parkplatz finden würde, doch er tat es.
Er schaltete den Motor ab, und Sam sprang blitzschnell aus dem Auto, Cas direkt hinter ihm.
Es war dunkel, als er sie fand. Das Mondlicht ließ das Meer funkeln. Sams Sneakers und Socken lagen auf dem Sand; ihr Besitzer war bereits im Wasser, lachte und schüttelte den Kopf, so dass Wasser aus seinen langen Haarsträhnen spritzte, und rief nach Cas, er solle sich ihm anschließen.
,,Nein, du Spinner! Ich bin vollständig bekleidet!" Cas lachte.
,,Ich habe noch nie zuvor das Meer gesehen!", brüllte Sam. ,,Das ist das coolste überhaupt!"
Anscheinend war Sams Begeisterung zu groß für Cas, um zu widerstehen. Also zog er seine Schuhe aus, rannte in die Strömung hinaus, stieß mit Sam zusammen und brachte sie beide zu Fall. Prustend kamen sie wieder hoch, spritzten einander voll und lachten.
Deans Herz schwoll vor Wärme an. Gott, er liebte sie. Er liebte die beiden so sehr. Er fragte sich, ob sie das jemals wirklich wissen würden.
,,Komm rein, Dean, das Wasser ist super!", schrie Sam und ging eine Minute später unter, als Cas ihn hinabdrückte.
Dean lachte, bückte sich, um seine Schuhe und Socken abzustreifen, und ließ seine Schlüssel und sein Portemonnaie auf den Haufen von Uhren fallen, den Cas und Sam hinterlassen hatten.
Er beobachtete sie noch einen Moment länger, murmelte dann: ,,Man muss sich anpassen..." und rannte das Ufer hinab, um sich ihnen in der Brandung anzuschließen.
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Der schönste Sommer, an den Cas sich je erinnern konnte, wurde in einem sonnig sandigen Dunst verbracht, großzügig mit mehr Alkohol bedeckt, als einer von ihnen hätte trinken sollen.
An irgendeiner Stelle hatte ein extrem betrunkener Dean die großartige Idee, dass sie sich Team Freier Wille Tattoos machen sollten, doch es sollten geheime Symbole sein, gemacht in der Sprache der Engel, Henochisch.
Er skizzierte die henochischen Symbole für T, F und W auf seinen Notizblock, wurde nüchtern, rief dann Pamela an und überzeugte sie, das Wochenende bei ihnen zu verbringen und ihr Zeug mitzunehmen.
Sam bekam seins zuerst. Zuerst wusste er nicht, ob er eins wollte, aber nach ein paar Bieren und zwei Kurzen Tequila fühlte er sich ziemlich sicher. Pamela tätowierte die Symbole in fettem Schwarz direkt über seine linke Armbeuge. Nachdem es fertig war, bewunderte Sam es für eine Weile, bevor er eiskalt auf der Couch der Wohnung das Bewusstsein verlor.
Cas war der Nächste. Er hatte eine Stelle auf der linken Seite seines Oberkörpers ausgewählt, kurz unter seinem Brustkorb. Die Nadel war nicht angenehm, doch Dean hielt seine Hand und küsste ihn, während Pamela geschickt die Symbole in seine Haut einarbeitete.
Dean war der Letzte. Er hatte beschlossen, seins über dem Anti-Besessenheits-Symbol auf seiner Brust machen zu lassen. Er zuckte kaum, als Pamela arbeitete, doch Cas hielt trotzdem seine Hand. Als es fertig war, war Sam wieder zu Sinnen gekommen und bewunderte ihre neuen Tattoos. Sam entschied sich dann, dass er auch Deans Anti-Besessenheits-Symbol wollte, und das erforderte mehr Alkohol.
Gabe tauchte öfter auf, als es Sam lieb war, und flirtete schamlos mit ihm. Es war immer unklar, ob er es nun ernst meinte oder ob er es nur genoss, Sam puterrot anlaufen zu sehen. Sarah besuchte sie oft an den Wochenenden. Sie und Sam verschwanden dann und überließen Dean und Cas sich selbst.
Dean hatte recht gehabt: Sie hatten eine Menge Sex.
Zu jeder Nachtstunde – und den ganzen Tag über.
Cas wachte mitten in der Nacht auf und fand Dean vor, der sich selbst gedehnt hatte, nun auf ihm niedersank und sich auf Cas' Schwanz fickte. Er wachte früh am Morgen zu Blowjobs auf. Er erwachte mit Fingern in seinem Arsch.
Und Cas revanchierte sich. Manchmal weckte er Dean mit seiner Zunge, leckte an seiner Poritze entlang, erkundete und berührte ihn, ließ Dean vor Lust erzittern, bevor er ihn langsam und sanft auf seinem Bauch fickte. Ein anderes Mal schafften sie es kaum auf ihr Zimmer. Dann zog Cas Deans Shorts hinab, beugte ihn über die Kommode, bereitete ihn mit rauen Bewegungen vor und fickte ihn, als ob ihre beiden Leben davon abhingen.
Aber Sex war nicht alles, was sie taten. Sie verbrachten Stunden am Strand und in der Brandung. Sie fuhren mit allen Fahrgeschäften des Inlets. Sie besuchten das Geisterhaus und fuhren nach Chincoteague hinab, um die Pferde zu sehen. Sie gingen in mehreren Clubs tanzen, ließen Deans Baby bei der OC Oldtimershow teilnehmen, fuhren nach Dover, Delaware, um bei der Rennbahn zu wetten und die Flugzeuge auf der Dover Air Force Base zu sehen, und kauften sich bei Dolles in Rehoboth ein Eis.
Cas knipste Hunderte von Bildern, während er mit Dean auf einer Decke in der Sonne lag. Nahaufnahmen von Lächeln, Bildern von langen Wimpern, die auf sommersprossigen Wangen ruhten, von Sand bedeckte Tattoos, Schüsse von Dean, der in die Ferne starrte, Raufereien mit Sam in der Brandung, Versuche auf dem Boogiebrett – er füllte Filmrolle um Filmrolle.
Dean war genauso schlimm. Im Verlaufe des Sommers verbrauchte er drei dicke Skizzenbücher. Jedes davon war mit Bildern von Cas gefüllt. Wenn dieser eins durchblätterte, sah er Zeichnungen von seinen eigenen Augen, seinem Kinn, seinen Lippen, Ganzkörperbilder, nur eine Hand hier, eine Nase da, einige mit Buntstiften, die meisten in schwarzweiß, doch fast alle stellten Cas dar. Da waren ein paar von Sam, und ein wunderschönes von Sam und Sarah, wie sie Händchen hielten, während sie am Ufer entlangliefen, doch die meisten handelten von ihm.
Sie waren verliebt. Und sie konnten nicht genug voneinander bekommen.
Manchmal fand er Dean im Morgengrauen auf dem Balkon, wo er leise die Gitarre seiner Mutter zupfte. Dann saßen sie ohne ein Wort zu sagen da und sahen zu, wie die Sonne über dem Meer aufging, nahmen einander bloß auf, die Hände miteinander verschränkt.
Er war so zufrieden wie noch nie und freute sich garantiert nicht darauf, zurück nach Baltimore zu fahren und einen Job zu suchen. Cas hätte es bevorzugt, für immer am Strand zu bleiben.
Doch nichts währt ewig, und der Sommer neigte sich allzu bald dem Ende entgegen. Cas bemerkte, dass er sich vor der Rückkehr fürchtete. Deans Haut war gold-bronze und komplett mit Sommersprossen bedeckt. Seine Haare waren zu einem goldbraun gebleicht. Sam war auch gebräunt, mit goldenen Strähnen in seinen Haaren. Cas war genauso dunkel. Er würde es vermissen, Dean draußen in der Sonne zu sehen, wie er mit funkelnder Haut aus dem Meer auftauchte.
In der Nacht, bevor sie nach Hause fuhren, konnte Cas Dean in der Wohnung nicht finden. Er ging auf den Balkon, sah auf den Strand hinaus und erspähte eine einsame Gestalt, die auf einem der hohen, weißen Rettungsschwimmerstühle saß.
Dean starrte auf das Meer hinaus, als Cas sich ihm anschloss. Ein nachdenklicher Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Er lächelte, als Cas die Leiter hochkletterte, und streckte eine Hand aus, um ihn die restliche Strecke hochzuziehen.
,,Kühl hier draußen. Ich hab eine Decke mitgebracht." Er hielt Dean die Fleecedecke hin, der sie nahm, auseinanderfaltete und ihre Rücken damit bedeckte, nachdem Cas sich neben ihn gesetzt hatte. Dean drehte sich leicht, legte einen Arm um Cas' Taille und lehnte sich hinüber, um seinen Hals zu küssen.
,,Will nicht nach Hause fahren", murmelte Dean gegen Cas' Haut.
,,Ich auch nicht", gab Cas zu und schlang einen Arm um Dean.
Sie sahen zu, wie die Gischt mit dem Sand spielte. Unter ihrer Decke war es warm. Dean summte einen alten Beach Boy Song.
,,If you should ever leave me, though life would still go on believe me. The world could show nothing to me, so what good would living do me? God only knows what I'd be without you. God only knows what I'd be without you", sang Dean leise vor sich hin und vergrub das Gesicht in Cas' Hals.
,,Es ist spät. Wir sollten reingehen."
,,Nein", flüsterte Dean. ,,Noch nicht." Seine Hand schlüpfte unter den Bund von Cas' Shorts. ,,Noch nicht."
Langsam rieb er Cas und ließ ihn hart werden. Cas drehte seinen Kopf und fing Deans Lippen mit seinen. Seine Hand glitt zu Deans Shorts hinab.
Sie küssten und rieben sich sanft, bis Dean ihn vom Stuhl herunterdrängte und über den Sand zog.
Taumelnd und übereinander stolpernd schafften sie es gerade noch so ins Schlafzimmer. Dean schob die Tür hinter sich zu, während er versuchte, Cas aus seinen Klamotten zu bekommen. Sie fielen mehr oder weniger entkleidet ins Bett und Dean küsste einen heißen Streifen Cas' Brust hinab. Sein Mund fand Cas' bestes Stück und schluckte nur die Spitze, bevor er ihn in seinen Hals nahm.
Cas stöhnte leise und vergrub seine Finger in Deans Haaren. ,,Gott, Dean, fühlt sich so verdammt gut an. So gut für mich, Baby", flüsterte er und stieß leicht in Deans Hals. Er wollte mehr Geräusche von sich geben, doch die Wände waren so dünn. Sam hatte ihnen schon öfters gesagt, dass er dauerhaft von ihnen geschädigt worden war.
Dean summte um seinen Schwanz herum, und er vergaß Sam. Finger kreisten in seinem Eingang. Er hatte keine Ahnung, wo Dean das Gleitgel gefunden hatte, aber glitt hinein und spreizte seine Finger, als er ihn vorbereitete, während sich sein Mund immer noch hoch und runter bewegte.
,,Oh Gott, Dean, bitte", wimmerte Cas.
Er ließ von ihm ab und kroch mit verschleiertem Blick Cas' Körper hoch. ,,Was möchtest du, Baby? Willst du, dass ich dich ficke?"
Cas nickte.
,,Wirst leise sein müssen, Baby, kannst du das für mich tun?"
,,Ja, alles, alles", brabbelte Cas.
Dean lächelte und hob Cas' rechtes Bein über seine Schulter, bevor er in einem Rutsch hineinglitt. Sein anderes Bein schlang er fest um Deans Taille.
Sie schliefen langsam und sanft miteinander. Dean nahm sich Zeit und bedeckte Cas mit Küssen, bis sie beide über den Rand fielen und aufeinander zusammenbrachen.
Dean schlief auf seiner Brust ein, doch Cas lag noch lange wach, hielt Dean und flüsterte: ,,Ich liebe dich" in sein Haar. Zufrieden und glücklich glitt er mit einem Lächeln auf seinem Gesicht in den Schlaf.
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