Jede mögliche Art und Weise
November, 2000
Der Tag nach Halloween brach hell und klar an. Castiel war ein wenig traurig, während er Victor half, seine restlichen Sachen in seinen kleinen, roten S10-Pickup zu laden. Dean hatte Unterricht, also waren nur sie beide da. Als sie fertig waren, lächelte Victor Cas an und schloss die Heckklappe.
,,Brunch bei Ellen's?"
,,Ja. Das ist eine gute Idee."
Und so landeten sie im Roadhouse, wo sie sich eine Nische teilten. BLT und Pommes für Cas, Pfannkuchen und Speck für Vic.
,,Ich werde die Rechnung übernehmen, alles klar?"
,,Darüber werde ich nicht mit dir diskutieren."
,,Gut."
Für eine Weile aßen sie still vor sich hin, das laute Gequatsche in dem belebten Restaurant war angenehm und seltsam beruhigend. Pamela saß mit Tessa ein paar Tische weiter, beide lachten und redeten fröhlich. Benny winkte von seinem üblichen Tisch aus. Er sah unglaublich selbstbewusst für jemanden aus, der letzte Nacht komplett betrunken auf der Couch der Feuerwache ohnmächtig geworden war.
,,Wetten, Dean hatte heute Morgen einen verdammten Kater?"
,,Ich weiß nicht. Er war vor mir wach und weg. Früher Unterricht."
,,Hmm." Victor starrte für einen Moment auf sein Essen, sein Gesichtsausdruck ungewohnt düster. ,,Du musst mir einen Gefallen tun, Cas."
,,Äh, okay?", antwortete er, durch die Ernsthaftigkeit ein wenig eingeschüchtert.
,,Ich habe fast zwei Jahre mit Dean zusammengelebt. Er ist einer meiner besten Freunde. Und wenn du nicht eingezogen wärst, hätte ich mit dem Auszug noch ein wenig gewartet", er nahm einen Schluck, ,,weil die nächsten Tage schwer für ihn sein werden. Er wird versuchen, es zu verstecken und so zu tun, als ob alles okay wäre."
,,Ich weiß nicht, ob ich verstehe..."
,,Mary Winchester starb am 2. November 1983. Ein Nachtlicht hat in Sams Kinderzimmer kurzgeschlossen und den Raum in Brand gesetzt. Sie ist bei dem Versuch gestorben, ihr Baby zu retten. Deans Vater hat unten geschlafen und zuerst nicht mitbekommen, was passiert. Bis er verstanden hatte, was los war, hatte Dean Sam aus dem brennenden Kinderzimmer gezogen und war mit ihm die Treppe hinuntergerannt. So wie ich das verstanden hab, wurde John bei dem Versuch, Mary da rauszubekommen, ziemlich stark verbrannt."
Cas war sprachlos. Er hatte gewusst, dass Deans Mutter in einem Feuer gestorben war, aber das war das erste Mal, dass er die Details hörte. ,,Gott, er kann nicht sehr alt gewesen sein..."
,,Er war ungefähr viereinhalb, vielleicht ein wenig älter. Aber ja, er war selbst nicht mehr als ein Baby und hat es geschafft, seinen sechs Monate alten Bruder und sich aus einem brennenden Haus zu bekommen. Und er hat nie etwas gesagt, weigert sich praktisch, überhaupt darüber zu reden, aber ich würde wetten, dass er sie brennen sah."
,,Oh Gott."
,,Ja. Danach hat John angefangen, mit ihnen herumzufahren, hat Dean oft mit der Verantwortung für Sam zurückgelassen. Dann begann er mit dem Trinken – jedenfalls ist das einfach ein harter Tag für Dean. Also achte auf ihn. Bitte." Victor aß seinen Pfannkuchen auf und lehnte sich in der Nische zurück. ,,Ich kann dir ziemlich sicher garantieren, dass sein Vater morgen irgendwann anrufen und etwas Dummes sagen wird, da das ein jährliches Ereignis zu sein scheint. Nur..."
,,Ich werde auf ihn achten. Ich schwöre."
,,Ich weiß, dass du das tun wirst." Victors warme braune Augen zwinkerten ihm zu. ,,Er mag dich, weißt du. Sehr."
,,Ähm."
,,Sieh mal, Mann, ich sage nicht, dass das irgendwie, du weißt schon, mehr bedeutet, aber er mag dich. Und du hast die Nacht mit ihm verbracht, auch wenn nichts passiert ist. Aber er mag dich, weißt du?"
Cas starrte in seine Kaffeetasse hinab. ,,Ich persönlich mag ihn auch."
,,Oh."
,,Was?"
,,Nichts. Ich denke nur, dass dein Einzug eine gute Sache war. Eine richtig gute Sache. Du tust ihm gut. Himmel, du bist der erste Mitbewohner außer mir, bei dem er es nicht geschafft hat, ihn unter dreißig Tagen zu verjagen. Mensch, der letzte Typ? Vielleicht zwei Wochen, wenn überhaupt."
,,Ich habe mit viel Schlimmerem gelebt, glaub mir."
Ellen kam am Tisch vorbei, griff nach ihren Tellern und fuhr liebevoll mit einer Hand durch Cas' Haar, als sie davonging.
,,Verdammt, sie mag dich auch. Du musst in Ordnung sein, Cas."
,,Ich versuche es", erwiderte er trocken.
,,Du tust mehr als das. Du bist ein guter Mensch, Alter. Wie ich schon sagte, ich bin froh, dass du eingezogen bist."
,,Und ich bedaure, dass du ausziehst. Ich werde dich vermissen, Victor." Castiel lächelte den Mann an, der ihm am Tisch gegenüber saß.
,,Ich werde euch Jungs auch vermissen, aber ganz ehrlich? Ich bin es leid geworden, jede Nacht nach Hause zu kommen, wenn ich genauso gut bei Bela hätte bleiben können." Er trank seinen restlichen Kaffee aus und stellte die Tasse zurück auf den Tisch. ,,Außerdem seid ihr Jungs vielleicht bald froh, dass ich weg bin", fügte er mit einem Zwinkern hinzu.
,,Was?" Castiel starrte Vic an. ,,Wovon redest du?"
,,Alter, glaubst du, ich habe nicht bemerkt, wie vertraut ihr miteinander geworden seid? Glaubst du, ich hätte diesen Moment auf der Klavierbank neulich Nacht nicht mitbekommen?"
,,Es ist nichts passiert!"
,,Ich weiß. Sag's nur. Er fühlt sich bei dir wohl, und für mich sieht das nach mehr als Freundschaft aus." Castiel öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber Victor bremste ihn. ,,Sieh mal, ich bin froh darüber! Ich meine, du magst doch Typen, oder?"
,,Naja, ja, aber..."
,,Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Dean da nicht besonders wählerisch ist, und, naja... Ihr zwei passt. Ich mag das. Ich mag es zu wissen, dass ich ihn damit zurücklasse. Dass sich hier eine Möglichkeit zusammenbraut." Er sah Cas mit hochgezogener Augenbraue an. ,,Außer natürlich ich liege total falsch."
,,Von meiner Warte aus liegst du nicht falsch", seufzte Cas. ,,Ich mag ihn. Und ich habe versucht herauszufinden, inwiefern ich ihn mag. Falls es, du weißt schon, mehr als Freundschaft ist. Ich weiß nicht, warum ich dem ausweiche. Immerhin wäre er nicht mein erster fester Freund. Ich weiß nur, dass er mir wichtig ist. Sehr."
,,Kann ich mir vorstellen, Cas. Nur, wenn etwas passiert, geh vorsichtig mit ihm um. Er zerbricht leicht. Und er realisiert das nicht einmal. Da waren andere Leute, Mädchen, bei denen er dachte, ich weiß nicht, dass es länger halten würde. Er nimmt es schwer, wenn das nicht geschieht. Er hatte bisher nur eine Sache am Laufen, die man überhaupt als Beziehung bezeichnen könnte, und die hielt nur ungefähr drei Tage. Also geh einfach vorsichtig mit ihm um. Weißt du, was ich meine?"
,,Ich denke schon."
,,Gut."
Dann brachte Ellen die Rechnung. Victor bezahlte sie und hinterließ ein großzügiges Trinkgeld. Er machte seine Runde, bekam Umarmungen von Pam und Tessa, einen Schlag auf den Rücken und eine einarmige Männerumarmung von Benny. Ellen und Bobby umarmten ihn beide, und als er zurücktrat, hielt er eine weiße Kuchenbox in den Händen.
Castiel hielt ihm die Tür auf und begleitete ihn zu seinem Truck zurück. ,,Sie tun so, als ob du für immer wegziehst. Das County ist nicht so weit weg."
,,Ach, Stadtleute tun immer so, als ob die Countys weit weg wären. So ist das eben. Außerdem, lass uns ehrlich sein. Ich weiß wirklich nicht, wie oft ich hier runterkommen werde, da wir eine Hochzeit planen und jetzt nach dem College anfangen, Jobs zu suchen... Hasse es, das zu sagen, Cas, aber du und Dean werdet wahrscheinlich nicht mehr viel von mir sehen."
,,Es ist wie das Ende einer Ära", sagte Cas leise.
,,Jap, das Ende von Victor Henriksen, König von Remington! Ich bin weg, um Gutsherr vom Baltimore County zu werden", sagte er betreten. Vic öffnete die Beifahrertür des Trucks und schob den Kuchen hinein, drehte er sich dann um und sah zur Feuerwache hoch. ,,Werde dieses alte Gebäude vermissen."
,,Wir werden dich vermissen."
,,Cas, Mann, ich werde die Zeit nie vergessen", sagte Vic und streckte seine Hand aus. Castiel nahm sie und drückte sie fest. ,,Pass auf unseren Jungen auf, und pass auf dich auf."
,,Du auch." Sie umarmten sich kurz und Victor stieg in den Truck. Er hupte und winkte, während er wegfuhr. Castiel sah dem Truck nach, bis er um die Ecke verschwunden war.
_____
Dean kam kurz nach sechs nach Hause und lief in einen unglaublichen Geruch hinein. Die Luft in der Feuerwache war mit dem leckeren Aroma von Knoblauch und Olivenöl und etwas, was er nicht kannte, aber mochte, erfüllt. Er ließ seine Mappe direkt hinter der Tür sinken, lehnte sie gegen das Treppenhaus, drehte sich dann um und verschloss die großen Türen.
Gerade bevor er das Licht ausschalten wollte, fiel sein Blick auf die leere Leinwand von Raphael. Bei dem Fakt, dass er noch nicht angefangen hatte, schnitt er eine Grimasse. Er hatte gehofft, dass er bis Weihnachten wenigstens den größten Teil fertig haben würde. Und da stand sie, komplett leer. Mit einem Seufzen stieg er die Treppe hoch, angezogen von dem leckeren Aroma.
Cas stand am Herd und rührte etwas in einem Topf um.
,,Was ist das für ein Geruch?"
,,Spaghetti. Das Rezept meiner Mutter. Ein Mix aus frischen Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Möhren und Rotwein." Er drehte sich um und zwinkerte Dean zu. ,,Und meiner geheimen Kräuter- und Gewürzmischung."
,,Riecht fantastisch!" Dean ließ seinen Rucksack sinken und ging in die Küche. ,,Soll ich Knoblauchbrot machen?"
,,Schon fertig." Cas lächelte und öffnete die Ofenklappe.
,,Wow! Was habe ich getan, um das zu verdienen?"
,,Naja, Vic ist heute ausgezogen und du hattest bis spät Unterricht. Ich weiß, wie du wirst. Du hättest wahrscheinlich nicht gegessen und wärst einfach ins Bett gegangen."
,,Mhm", stimmte Dean zu und durchquerte die Küche, um sich hinter Cas zu stellen. Er wusste nicht, was ihn da ritt, doch er lehnte sich vor und legte sein Kinn auf Castiels Schulter. ,,Das sieht wirklich gut aus. Und verdammt, ich verhungere. Ich habe das Mittag verpasst und wie ein Idiot mein Portemonnaie hiergelassen, also hatte ich nicht einmal Geld für den Automaten. Von daher, ja, ich verhungere."
Cas lachte in sich hinein, ließ Deans Kinn auf und ab hüpfen. ,,Warum holst du dann nicht ein paar Teller heraus und wir essen gleich. Wirf ein Sieb für mich ins Waschbecken, wenn du schon dabei bist."
,,Okay." Widerwillig hob Dean sein Kinn von Cas' Schulter und machte sich auf die Suche nach dem Geschirr.
Zehn Minuten später hatten sie es sich auf der Couch bequem gemacht, ein Korb mit geschnittenem Knoblauchbrot zwischen sich und mit Spaghetti und Parmesan vollbeladene Teller in ihren Händen. Der Fernseher war an, es lief irgendeine neue Serie über Ärzte in Seattle. Der Chefarzt trug Cowboystiefel.
,,Also das ist einfach lächerlich. Weißt du, wie wund seine Füße am Ende des Tages wären? Und muss er mit jeder Schwester im Krankenhaus rummachen?"
,,Es ist fesselnd, Cas, keine Ahnung."
,,Es muss etwas Besseres laufen."
,,Lass das einfach, es ist fast vorbei."
,,Es läuft noch vierzig Minuten. Das ist eine Katastrophe." Cas schob sich eine Gabel voll Spaghetti in den Mund und fuhr mit seiner Schimpftirade fort, die durch das Essen leicht gedämpft war. ,,Weiß nicht, wie sie bei all dem Küssen irgendwelche Behandlungen fertigbringen sollen."
,,Hey, komm schon, ich beschwere mich auch nicht, wenn du die ganze Zeit dieses todlangweilige Law & Order guckst."
,,Nun, diese Serie ist wenigstens fesselnd."
,,Meinetwe..." Das Klingeln des Telefons schnitt Dean das Wort ab. ,,Du bist dran." Er grinste Cas an und stopfte sich den Mund mit Nudeln voll.
Castiel warf ihm einen bösen Blick zu, stellte seinen Teller auf den Kaffeetisch und ging in Richtung Küche auf das Telefon zu. ,,Hallo?"
Deans Aufmerksamkeit wurde wieder vom Fernseher angezogen, wo Dr. Sexy gerade zu Dr. Picollo sagte, dass sie sich besser am Riemen reißen solle.
,,Dean? Es ist für dich. Sam ist dran."
,,Sammy!" Dean stellte seinen Teller ab und zwang ein Grinsen auf sein Gesicht. Wenn heute der 1. November war und Sam anrief...konnte das nichts Gutes bedeuten. ,,Bin gleich zurück", sagte er und klopfte Cas auf die Schulter, als er das Telefon nahm, in sein Zimmer ging und die Tür hinter sich schloss.
,,Was ist los, Sam?"
,,Ich- Ich brauchte nur jemandem zum Reden."
Dean runzelte die Stirn. ,,Führt Dad sich wieder dämlich auf?"
,,Ja, naja, du weißt schon. Er liefert die Vor-Show für morgen ab."
,,Scheiße." Dean plumpste auf sein Bett und landete auf dem Rücken. ,,Er ist jetzt schon total besoffen?"
,,Jap." Sams Stimme war angespannt. ,,Ist er. Ich weiß wirklich nicht, was ich mit ihm machen soll. Ich habe ihm Abendessen gemacht und er hat es nach mir geworfen. Ich, verdammt, ich wünschte einfach, ich könnte jetzt kommen. Ich wünschte, ich könnte bei dir wohnen und diesen Ort vergessen."
,,Ich auch, Kleiner." Deans Herz zog sich zusammen. ,,Aber du bist nicht achtzehn..."
,,Ja, ich weiß. Das macht es nicht einfacher."
,,Er würde einfach herkommen und dich gewaltsam mitnehmen. 2. Mai, Sam. Musst nur noch so lange durchhalten. Hast du irgendwelche Rückmeldungen von den Colleges bekommen, an denen du dich beworben hast?"
,,Nein, nur ein 'Du bist scheiße'-Brief von Harvard und Princeton, aber das habe ich erwartet. Um ehrlich zu sein, warte ich auf Hopkins oder Georgetown. Sie liegen in der Nähe von dir..."
,,Das sollte kein entscheidender Faktor sein. Du musst dahingehen, wo du die beste Ausbildung erhältst." Dean starrte an die Decke, studierte die freiliegenden Balken und metallenen Rahmen. Er konnte sich Sam vorstellen, wie er mit seinen langen Gliedmaßen und den wirren Haaren in einer ähnlichen Position auf seinem Bett in West Virginia lag. ,,Wobei Hopkins eine verdammt gute Schule ist. Hat sie den Studiengang, den du für den in-alte-Bücher-starren-Job brauchst?"
Sam schmunzelte am anderen Ende. ,,Der in-alte-Bücher-starren-Job? Das ist eine Art, es auszudrücken. Ich möchte als Forscher arbeiten und brauche dafür ein Diplom in Anthropologie. Hopkins hat ein fantastisches Anthro-Institut, also ja..."
,,Oh. Okay. Ich habe keine Ahnung, wie dieser ganze Scheiß funktioniert, ich meine, du bist der Schlaue."
,,Nicht. Schreib dich nicht auf diese Art ab. Denkst du wirklich, dass haufenweise Kreativität und deine Gemälde nichts ausmachen? Ich meine, Alter, du hast noch nicht einmal deinen Abschluss gemacht und trotzdem schon so viele Aufträge bekommen, dass du dein eigenes Zuhause besitzt."
,,Ich würde die Feuerwache nicht als Zuhause bezeichnen..."
,,Ich schon. Es ist mehr, als ich in diesem scheiß nassen und heruntergekommenen Wohnwagen habe."
Ein bitterer Klumpen aus Schuld drehte sich in Deans Magen. ,,Gott, Sammy, ich würde alles geben, um dich da früher rauszubekommen. Ich schwöre."
,,Ich weiß. Ich meinte nicht – wie geht's Cas?", fragte er und wechselte abrupt das Thema.
,,Cas ist cool. Ich bin heute Abend heimgekommen und er hat mit Spaghetti auf mich gewartet. Wie 'stand-den-ganzen-Tag-am-Herd-und-aus-dem-Nichts-mit-Tomaten-gemacht-Spaghetti'. Ich bin reingegangen und der Geruch ist herangeweht und sie haben auch fantastisch geschmeckt." Er schmunzelte und begann dann erst wirklich zu reden, über alles, woran er denken konnte: Cas' Lächeln und Sinn für Humor, wie er es mit einem ordentlichen und sauberen Badezimmer ganz genau nahm, wie er neulich versucht hatte, Deans Farben zu ordnen, sein Musikgeschmack und seine Leidenschaft für Chris Noth und Jerry Orbach und generell Krimidramen, wie sehr ihn Ellen und Bobby mochten... Er erzählte weiter und weiter, Sam still am anderen Ende.
Als er schließlich keine Details mehr hatte, lachte Sam, gab ein helles und unbeschwertes Geräusch von sich.
,,Was?"
,,Du magst ihn."
Dean errötete. ,,Naja, ja", stammelte er. ,,Er ist ein netter Typ, ein gutes Freund..."
,,Nein, Mann, du magst ihn, wie, du weißt schon, magst ihn."
,,Äh..."
,,Was? Das ist großartig. Mein großer Bruder hat einen Schwarm."
,,Äh, naja, weißt du, ich... Scheiße." Dean fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht, rollte dann herum, um auf dem Bauch zu liegen, und stützte sein Kinn auf seiner Hand ab. ,,Ja, okay, ich mag ihn. Meinetwegen."
,,Nun, mag er dich?"
,,Ich weiß nicht, manchmal sieht er mich so an und- Ich werde das nicht tun, Sam. Ich spiele mit meinem kleinen Bruder nicht das Dating-Spiel, okay?"
,,Alter. Entspann dich." An Sams Ende der Leitung ertönte ein Krachen. ,,Scheiße", murmelte sein kleiner Bruder. ,,Ich muss gehen."
,,Okay. Wir reden später?"
,,Ja, ich ruf morgen an. Hör mal, Dean, schone dich morgen, ok?"
,,Ja, Sam, mir wird's gut gehen." Noch ein Krachen, und Dean hörte einen gedämpften Fluch in der knurrenden Stimme seines Vaters. ,,Du gehst besser, Kleiner."
,,Jap. Tschau, Dean."
,,Tschau, Sam."
Ein Klicken, und sein Bruder war weg. Dean seufzte, schaltete das Telefon aus und warf es auf sein Bett. Er lag noch einen weiteren Moment da, dann schleppte er sich aus dem Bett, ging ins Wohnzimmer zurück und ließ sich auf die Couch plumpsen. Die Mikrowelle piepte, und eine Sekunde später überreichte Cas ihm einen dampfenden Teller Spaghetti.
,,Ich habe sie für dich aufgewärmt. Du warst da eine ganze Weile drin. Ist alles okay?"
Dean stieß eine Gabel in seine Pasta. ,,Ja. Es ist nur so, dass Sam eine harte Nacht haben wird. Weißt du, wenn er im Mai achtzehn wird, zieht er hier ein. Also müssen wir uns nicht nach einem anderen Mitbewohner umsehen, da Sam das Zimmer brauchen wird." Bei Dr. Sexy lief der Abspann. Dean sah auf den Fernseher, enttäuscht, dass er das meiste der Folge verpasst hatte.
,,Was mich daran erinnert: Wenn ich im Frühling meinen Abschluss mache, muss ich dann ausziehen? Ich möchte nämlich eigentlich nicht."
,,Quatsch, Cas, ich werde nirgendwo hingehen. Du kannst so lange bleiben, wie du möchtest."
,,Großartig." Castiel lächelte ihn an, verdammte blaue Augen strahlten. Deans Herz schlug einen Salto.
Sam hatte recht. Er mochte ihn. Sehr.
_____
Jetzt
Gottverdammt, er hatte diesen beschissenen Schnee satt. Er liebte sein Baby, aber so viel schwerer Detroit-Stahl auf einem Heckantriebsauto ließ eine leichte Fahrt auf vereisten Straßen nicht zu. Der Impala rutschte auf der Avondale entlang und beschwerte sich später, als er in die Einfahrt fuhr. Die Hinterreifen drehten sich verdrießlich. Anna war nicht zu Hause und Dean fühlte sich ziemlich erleichtert. Es war Mittwoch, und sie hatten immer noch nicht über den Streit von Montag gesprochen. Dienstagabend war in Annas Schule Konferenzabend gewesen und Dean hatte bereits halb geschlafen, als sie schließlich heimgekommen war.
Im Innern des warmen, kleinen Hauses holte Dean das Hühnchen heraus, das er gestern Abend aufgetaut hatte, zusammen mit Möhren, Sellerie und einer Zwiebel. Er drückte den Powerknopf an dem kleinen Radio in der Küche und summte kurze Zeit später bei Fade to Black mit, während er das Gemüse in einem tiefen Bratentopf sautierte – der Beginn von Hühnchen mit Klößen.
Draußen war es kalt, trübe und neblig, also ein perfekter Abend für ein Trostessen. Während das Hühnchen briet, sortierte er die Post. Dann fügte er die Brühe hinzu und drehte die Hitze auf eine niedrigere Stufe hinab, damit das Ganze für eine Weile köcheln konnte.
Zurück im Wohnzimmer schaltete er die Weihnachtsbeleuchtung ein und hängte den letzten Schmuck an den Baum. Als Nächstes war der Kranz dran, und als er fertig war, trat Dean zurück und bewunderte sein Werk. Endlich empfand er ein wenig Begeisterung für die Ferien.
Ein Schlüssel im Schloss erregte seine Aufmerksamkeit. Er sah mit einem Gefühl von Beklommenheit zu, wie sich die Tür öffnete.
Anna trat ins Haus und schüttelte den Schnee von ihren Stiefeln ab. Sie sah Dean dort stehen und bot ihm ein schüchternes Lächeln an. ,,Hi, Schatz."
,,Hey."
,,Wie war dein Tag?"
,,Schön."
Sie sah ihn erneut an, als ob sie versucht wollte, ihn zu durchschauen. ,,Etwas riecht gut", sagte sie schließlich und zog ihren Mantel und ihre Stiefel aus.
,,Hühnchen und Klöße."
,,Das klingt wunderbar."
,,Ja. Draußen ist es ekelhaft und ich brauchte einfach etwas Warmes."
Sie nickte, hob ihre Tasche auf und lief in ihren Socken mit blauen Schneeflocken auf die Küche zu. Er folgte ihr zurück in die Küche und beschäftigte sich mit der Vollendung des Abendessens. Als es fertig war, tat Dean ihr und sich eine Schüssel auf, packte Gabeln und setzte sich hin.
Anna lächelte ihn über den Tisch hinweg an. ,,Das sieht wundervoll aus. Ich liebe deine Kochkünste."
,,Danke", murmelte er.
Sie aßen schweigend. Anna sah aus, als ob sie etwas sagen wollte, tat es aber nie. Danach nahm sie zur Bewertung von Arbeiten ihre Tasche mit ins Wohnzimmer, während Dean die Küche aufräumte. Als er fertig war, setzte er sich an den Tisch, um an den Lehrplänen für die nächsten Wochen zu arbeiten.
Es war ein sehr stiller Abend, beide in getrennten Räumen. Dean fühlte sich für den größten Teil der Zeit unwohl. Sie gingen zur selben Zeit ins Bett und lagen beide auf ihrer einzelnen Seite des Bettes auf dem Rücken.
,,Der Baum sieht schön aus", sagte Anna unerwartet. ,,Das hast du toll gemacht."
,,Danke", murmelte Dean.
Anna seufzte.
,,Und das Abendessen war lecker. Du bist ein großartiger Koch."
,,Danke, ich bin froh, dass du es mochtest", erwiderte er steif.
Sie war still. Beide lagen da, keiner sagte ein Wort. Die Spannung war praktisch greifbar und eiskalt. Dean fühlte sich miserabel und hatte keine Ahnung, was er dagegen tun sollte.
,,Dean, Baby, es tut mir so leid", sagte Anna schließlich. ,,Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich schätze, ich habe einfach reagiert und dann die schlimmstmöglichen Dinge gesagt, die mir eingefallen sind."
Er sagte nichts.
,,Ich weiß, dass du es hasst, wenn ich deinen Job minimiere. Ich fühle mich schrecklich. Ich war sauer und habe nach der Sache gegriffen, von der ich wusste, dass sie dich verärgern würde. Ich kann dir nicht sagen, wie oft ich meine eigenen Familienmitglieder auseinandergenommen habe, wenn sie Scheiße wie diese von sich gegeben haben. Dein Job ist wichtig, Kunstunterricht ist wichtig. Und ich habe dich in Aktion gesehen. Du bist ein großartiger Lehrer." Sie rollte sich herum und stützte sich so ab, dass sie ihn sehen konnte. Ihre warmen braunen Augen hatten in dem matten Licht des Schlafzimmers einen intensiven Ausdruck. ,,Ich quäle mich seit Montagabend. Es tut mir so leid."
Dean konnte die Aufrichtigkeit in ihren Augen sehen und spürte, wie die Kälte der Luft ein wenig wich. ,,Ich hätte es dir sagen sollen. Ich hätte dich Samstag mitnehmen sollen."
,,Ist schon okay. Wir haben beide Mist gebaut. Ich hätte nicht so reagieren sollen." Sie streckte den Arm aus und legte ihre Hand auf seine Wange. ,,Ich liebe dich so sehr. Es hat mich wahnsinnig gemacht, dass da draußen diese andere Person sein könnte... Ich habe blöd reagiert. Es tut mir leid. Es tut nichts zur Sache, wenn du auch Männer magst, wirklich nicht."
,,Anna..."
,,Nein, tut es nicht. Du bist jetzt bei mir und wir werden heiraten. Es ist egal, was du in der Vergangenheit getan hast. Gott, Dean, es tut mir so verdammt leid."
,,Mir tut es auch leid. Ich hätte es dir erzählen sollen. Du hättest es nicht auf diese Weise herausfinden sollen." Er griff nach oben, nahm ihre Hand und zog sie an seine Brust. Dann streckte er seine andere Hand aus, um eine Strähne ihres roten Haares hinter ihr Ohr zu stecken. ,,Ich liebe dich", sagte er sanft.
Anna strahlte und beugte sich für einen Kuss hinunter. ,,Ich dich auch", flüsterte sie gegen seine Lippen. Sie küsste ihn erneut, dieses Mal ein wenig energischer. Die Eindringlichkeit wuchs von Kuss zu Kuss, bis Dean bemerkte, dass er schwer atmete.
Sie zog ihm seine Jogginghose und sein T-Shirt aus. Mit jeder Bewegung steckte eine Entschuldigung in ihren Händen. Sie küsste ihre scharfen Worte weg und berührte ihn sanft. Dean erlaubte sich, mitgerissen zu werden. Anna kletterte auf ihn, als sie beide nackt waren. Sie ließ sich auf seinem Schwanz nieder, warm und feucht und angenehm eng um ihn herum.
Dean keuchte, griff nach oben und packte ihre Hüften. Seine Finger sanken in ihre weiche Haut. Sie ritt ihn hart und schnell, langte hinab, um ihre Finger über seine Hoden gleiten zu lassen. Mit jeder Bewegung, mit jedem Stoß ihres Körpers gegen seinen drängte sie ihn näher und näher zu einem Orgasmus.
Sie beugte sich herunter, um ihn zu küssen, ihre Zunge drängte sich hart in seinen Mund. Anna war nahe dran, das wusste er, und auch er befand sich am Rand. ,,Dean, Dean", keuchte sie in sein Ohr. Dean schlang seine Arme um ihre Taille, drehte sie beide. Er schob Annas Bein über seine Schulter und glitt erbarmungslos in sie, während er seinem eigenen Orgasmus nachjagte.
Anna schrie, als sie kam, Fingernägel zeichneten Spuren auf seinen Rücken. Gott, er war so verdammt nahe dran-
Er sah zu ihr hinab, doch er sah nicht sie. Nur für eine Sekunde, einen eingefrorenen Moment der Zeit starrte er in blaue Augen hinab, starrte das dunkelbraune Sex-Haar an. Nur für einen Moment starrte er Cas an.
Dean kippte mit einem Schrei und Fluch über den Rand, brach auf Annas Brust zusammen. Seine Arme und Beine zitterten, und nicht nur von dem Orgasmus.
Oh Gott, er war am Arsch. Er war auf jede mögliche Art und Weise am Arsch.
Und er hatte keine Ahnung, was zur Hölle er deswegen tun sollte.
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