In meinem Leben (Timestamp) - Part 1

Es gibt Orte, an die ich mich erinnere

Dean stand da und starrte in den leeren Raum, der einmal sein Atelier gewesen war. Vor seinem inneren Auge konnte er immer noch die riesigen Erzengel-Leinwände an die Hinterwand gelehnt sehen. Er konnte immer noch das Leinöl und Terpentin riechen, konnte immer noch Zeppelin von den Wänden hallen hören. Konnte immer noch diesen leicht ozonigen Geruch riechen, den der Impala abgab, wenn ihr Motor abkühlte.

,,Alles okay?"

Dean verschränkte seine Finger mit Cas'. ,,Wir werden sehen."

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Drei Monate vorher...

,,...und irgendwann werden Sie wahrscheinlich Gehprobleme haben. Dies bezieht mehrere Faktoren mit ein, vor allem Schwäche, Spastik, Gleichgewichtsverlust, Sehschwäche und Erschöpfung. Ich würde Ihnen sehr empfehlen, in ein Haus zu ziehen, wo sich alles auf einer Ebene befindet. Das macht die Dinge für Sie und Ihr Pflegeteam einfacher."

Sein Ehemann antwortete nicht. Dean starrte nur weiterhin ausdruckslos aus dem Fenster des Doktors.

,,Dean?"

,,Mir geht's gut", sagte er leise.

Fünf Tage später wurde die Feuerwache offiziell zum Verkauf angeboten.

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Das meiste seines Zeichenzubehörs war an das Maryland Institut gespendet worden. Sie waren dort mehr als glücklich, es zu erhalten, und versprachen, es unter benachteiligten Studenten zu verteilen, so wie Dean gebeten hatte. Er packte eine kleine Box mit einigen Zeichenblöcken, Buntstiften, Graphit, Pastell- und Wasserfarben. Er würde zumindest etwas machen, so lange wie seine Hände kooperierten und er das Zittern unter Kontrolle hatte.

Sam flog für ein paar Wochen ein, um beim Umziehprozess zu helfen. Er, Benny und Cas verbrachten Tage damit, den Kram von vierzig Jahre Leben in der Feuerwache zu sortieren. Dean wollte helfen, aber sein Körper weigerte sich. Schlussendlich saß er die meiste Zeit des Packens auf der Couch und schmollte, während er alle anderen beim Arbeiten beobachtete.

Sein und Cas' Ältester, David, half beim Packen, und ihre Töchter Mei und Tiana bedienten ihn trotz Protest von hinten bis vorne. Elena, Davids Verlobte, packte vorsichtig alle zerbrechlichen Dinge ein und behandelte sie, als ob sie für sie genauso kostbar waren.

Das Klavier war verkauft worden. Es war sowieso so, dass er überhaupt nicht in der Lage gewesen wäre, es zu spielen.

Die Depressionen kamen schleichend. Er hatte die Feuerwache so lange zu seinem Zuhause gemacht. Er war an ihre Echos und ihren launischen Ofen gewohnt, genau wie an seine Nachbarschaft. Es war ja noch nicht schlimm genug, dass sie die Feuerwache verließen, nein, Cas hatte ein perfektes kleines Farmhaus im Harford County für sie gefunden – einen ganzen County von der Stadt weg.

,,Dad." Tiana ließ sich neben ihm auf die Couch plumpsen. ,,Missmut sieht auf deinem Gesicht von über sechzig nicht besonders gut aus."

,,Halt die Klappe."

,,Ernsthaft. Es ist nicht das Ende der Welt. Außerdem hast du in den letzten zehn Jahren fortwährend mehr über die Stadt geschimpft. Papa hat euch beiden so ein schönes Haus gefunden und wir werden es klasse aussehen lassen."

,,Und ich bin fünfundvierzig Minuten von dir und Mei weg, eineinhalb Stunden von David und Elena-"

,,Du schmollst. Sowas von. Du hast schon bemerkt, dass Mei und ich vorhaben, jedes Wochenende vorbeizukommen? Ich würde Papas Kochkünste zu sehr vermissen. Mei und ich lassen Wasser anbrennen." Sie streckte den Arm aus, nahm seine Hand und schlang ihre Finger um seine. Dean lächelte über den Farbkontrast – sein sommersprossiger Pfirsichton gegenüber ihrer makellosen Sepiahaut – und sie drückte seine Hand leicht. ,,Dir wird es gut gehen", sagte sie leise. ,,Ich verspreche es dir. Wir werden uns alle um dich kümmern, so wie du dich immer um uns gekümmert hast. Ich verspreche es, Daddy. Ich verspreche es."

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Dean weinte in ihrer letzten Nacht in der Feuerwache. Cas wusste, dass er sein Bestes gegeben hatte, um es zurückzuhalten, es zu vergraben, aber so alleine in den hallenden Räumen – nur ihr Bett war noch nicht eingepackt - konnte er es nicht für sich behalten.

,,Das ist kein Todesurteil", murmelte Cas und fuhr mit seiner Hand Deans Rücken hinunter. ,,Ich verfrachte dich nicht zum Sterben ins County."

,,F-Fühlt sich wie ein T-Todesurteil an", schluchzte Dean. ,,Ich w-werde – werde –", er hickste, ,,Ich werde eine L-Last sein."

,,Schatz, hör mir zu, hör mir gut zu. Du wirst niemals eine Last für mich sein. Hast du verstanden?"

,,Ich kann das nicht", flüsterte Dean.

,,Doch, kannst du. So viele Leute leben ausgefüllte und zufriedene Leben mit MS."

,,Ich werde nicht mehr malen können..."

,,Vielleicht, vielleicht auch nicht. Du hast doch Doktor Ford gehört."

,,Ja? Nun, was ist, wenn es anfängt, meine Lust auf Sex umzubringen? Was dann?" Deans Stimme hatte einen bitteren Ton angenommen.

,,Dann werde ich dich immer noch lieben. Ich werde dich immer noch küssen und umarmen. Nichts wird sich verändert haben."

,,Alles wird sich v-verändern", schniefte Dean.

,,Ja, die Dinge werden sich verändern. Aber eine Sache wird sich nie ändern – und dass ist die Art, wie ich für dich empfinde. Ich werde nie aufhören, dich zu lieben."

,,Was, wenn ich im Rollstuhl lande?"

,,Dann bist du halt im Rollstuhl. Ich werde dich trotzdem lieben."

Danach war Dean stumm. Seine Tränen tropften immer noch in die Kuhle von Cas' Schlüsselbein. Ab und zu durchbrach ein Schniefen die Stille ihres Zimmers, doch er sagte nichts mehr.

Cas küsste seine Stirn und begann leise zu singen. ,,There are places I remember, all my life, though some have changed..."

Irgendwann bei der letzten Strophe des Liedes nickte Dean ein. Seine Atmung wurde gleichmäßiger, während er in den Schlaf sank.

Cas lag lange Zeit wach.

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Sie hielten Händchen, während sie ein letztes Mal durch die Feuerwache gingen.

Mei und Tianas Zimmerbemalung stand unter dem Motto 'Märchenwald', aus der Zeit, als sie noch klein gewesen waren. Jedes Mal, wenn Dean angeboten hatte, etwas Neues zu malen, hatten sie beide Nein gesagt. Er lächelte angesichts der pinken Fee mit der hellen Haut, den schwarzen Haaren und den schwarzen Augen. Mit einem Finger fuhr er über das Kleid einer gelben Fee, mit glatter schwarzer Haut, Cornrows und sanften braunen Augen. Seine kleinen Mädchen. Wie konnten sie jetzt so erwachsen sein?

Da war Meis Name, sorgfältig in japanischen Schriftzeichen über die Stelle gemalt, wo einmal ihr Bett gestanden hatte. Tianas Name, auch in japanisch. Mei hatte das gemacht. Mei war seine Künstlerin. Seit sie sie mit zwei Jahren adoptiert hatten, hatte sie auf Deans Knie gesessen, ihn beim Malen beobachtet und ihre kindlichen Imitationen auf ihren eigenen Leinwänden ausprobiert. Im Laufe der Zeit wurde sie sich ihres eigenen Talents vollends bewusst. Mei war eine Portrait-Künstlerin des höchsten Kalibers. Mit ihrem unglaublichen Geschick für Fotorealismus machte sie ihren alten Mann neidisch.

Die eingebauten Bücherregale in ihrem Zimmer waren leer; alle Bücher und medizinischen Schriften von Tiana zogen mit ihr in die neue Eigentumswohnung am Innenhafen, die sie sich mit Mei teilte. Tiana war fertig mit der Medizinschule und nun eine Assistenzärztin für Neurochirurgie am Johns Hopkins. Zwei von Deans Kindern waren Hopkins-Absolventen, genau wie ihre Onkel Sam. Mei ging ans MICA, so wie ihr Daddy, und arbeitete dort nun als Professor der Bildenden Künste.

David war Anwalt, bis er es schaffte, sich für den US-Senat wählen zu lassen.

Alle drei seiner Kinder waren erfolgreich und brillant. Er könnte nicht stolzer auf sie sein.

Davids Zimmer hatte jahrelang leer gestanden, da sich die Mädchen nie trennen lassen wollten, aber auch dort waren Erinnerungen versteckt. Vor langer Zeit war es einmal Deans Raum gewesen, als er die Feuerwache noch mit seinem Bruder und Cas geteilt hatte. Die Wände waren weiß und entblößten Ziegelsteine, die Fensterbänke staubig. Aus irgendeinem Grund störte ihn die offene Schranktür, also ging Dean hinüber, um sie zu schließen. Cas nahm wieder seine Hand, als er zurückkam.

Ihr gemeinsames Zimmer sah so leer wirklich merkwürdig aus. Das Hellblau an den Wänden wirkte nun kalt. Dean spürte einen Kloß in seinem Hals heranwachsen. Wie konnte ein Ort, an dem so viel Leben geherrscht hatte, jetzt so leer aussehen?

Cas trat weiter in den Raum hinein und starrte aus dem Fenster. Dann drehte er sich mit verschränkten Armen um. ,,Ich war so glücklich in diesem Zimmer. Aber es war nicht die Feuerwache, die mich glücklich machte – du warst es. Du hast mich glücklich gemacht. Du machst mich immer noch glücklich. Bitte sag mir, dass das verständlich ist...?"

Dean nickte, da er sich das Sprechen nicht zutraute.

Cas kam wieder zu ihm zurück, zog ihn eng an sich und schlang seine Arme um ihn. Dean legte den Kopf auf seine Schulter und ließ die verdammten Tränen einfach kommen. ,,Ist schon okay. Schh, Baby, ist okay", beruhigte ihn Cas und fuhr mit den Fingern durch Deans Haare.

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Sie schlossen die großen Türen ein letztes Mal und Dean sah zu dem geprägten BFD-Schild an der Wand über der kleinen mittleren Tür hoch.

Er starrte die Remington Avenue entlang. Seine Brust schmerzte, als sein Blick auf das verrammelte Roadhouse fiel. Benny sagte, dass es endlich jemand gekauft hatte.

Gott, er vermisste Ellen und Bobby so sehr.

Nichts in Remington war noch so wie früher. Es war Jahrzehnte her, seit Tessa gestorben und Pamela gegangen war. Ash und Andy waren vor acht Jahren getrennte Wege gegangen – Ash zog irgendwo nach Arizona und Andy nach Seattle. Jo lebte mit ihrem Ehemann Inias und ihren drei Kindern in Florida. Sam und Gabe waren in LA. Bobby war vor drei Jahren gestorben, Ellen vor vier.

Benny war der Einzige, der von ihrer Truppe noch übrig war, obwohl er nicht mehr über seiner Bar lebte. Er und Andrea hatten ein süßes, kleines Häuschen draußen im County, zusammen mit Katzen, Hunden und fünf tollen Teenagertöchtern.

,,Wird hier nicht mehr dasselbe sein", sagte Benny leise und riss Dean aus seinen Gedanken. ,,Glaub aber ja nicht, dass ich allzu weit hinterherhänge. Bin fast so weit, den Laden irgendwie zu verkaufen."

,,Wie das Ende einer Ära", murmelte Dean.

,,Ja, naja, war ja auf lange Sicht zu erwarten gewesen, Bruder."

,,Schätze schon."

Benny schlang seine kräftigen Arme um Dean und überraschte ihn mit einer Umarmung. ,,Heißt nicht, dass wir uns an Feiertagen nicht mehr sehen können, weißte? Es muss sich nicht wirklich was verändern."

,,Alles verändert sich", flüsterte Dean.

,,Nicht der bedeutsame Kram. Vergiss das jetzt nicht. Du hast immer noch die wirklich wichtigen Dinge. Ok?" Dean nickte. Benny drückte ihn ein letztes Mal und ließ ihn dann los. ,,Ich erwarte dich und Cas heute in zwei Wochen in meinem Haus. Vierter Juli. Es wird Krabben geben. Klingt gut?"

,,Ja."

,,Alles klar." Er klopfte Dean auf die Schulter, drehte sich um und zog Cas in eine Umarmung. Dean hörte das geflüsterte Pass auf unseren Jungen auf und Cas' Zusage.

,,Geht's dir gut?"

,,Jeder fragt mich das ständig."

Sam schmunzelte. ,,Wir kennen dich."

,,Alles okay. Lass es uns hinter uns bringen."

Lorie, die Immobilienmaklerin, stellte das Zu Verkaufen-Schild vor der Feuerwache auf. ,,Das war's", sagte sie fröhlich. ,,Alles erledigt."

Cas hielt ihr die Schlüssel hin und sie nahm sie. ,,Lass uns fahren. Ich bin jetzt schon müde, und wir müssen noch den Umzugstransporter ausräumen, wenn wir angekommen sind." Er zog die Beifahrertür des Impalas auf und machte sich daran, auf den Sitz zu rutschen.

Dean sah auf seine zitternden Hände und seufzte. ,,Schätze, es wäre besser, wenn du fährst, Cas", murmelte er.

,,Ok." Cas küsste seine Wange und nahm ihm die Schlüssel ab.

,,Gut, Gabe und ich werden euch dort treffen. Mit dem Truck wird es länger dauern." Sam umarmte Dean. ,,Wir sehen uns dann da."

Gabe schmiss den Truck an und entfernte sich von der Feuerwache, während er wild hupte. Lorie stieg in ihren Wagen und fuhr fort. Benny war bereits zur Bar zurückgekehrt, so dass nur noch Cas und Dean draußen auf dem Gehweg standen.

,,Bereit?"

,,Nein."

,,Dean-"

,,Nein, ich meine, ich werde gehen. Es ist Zeit zu gehen. Aber ich- Das fühlt sich wie ein Ende an, Cas. Ich fühle mich- Ich fühle mich-" Deans Worte blieben in seiner Kehle stecken. ,,Ich fühle mich, als ob ich sterbe. Ich fühle mich, als sei ich dem Tode geweiht, und das ist wie... Keine Ahnung. Wie meine Lebwohl-Feier. Und das hasse ich."

,,Ich weiß nicht, was ich noch tun soll, um dich zu überzeugen, dass das nicht das Ende ist. Ich habe dir jedes bisschen an Info gezeigt, dass ich finden konnte. Das ist kein Todesurteil. Das ist keine tödliche Krankheit."

Dean hielt seine Hände hoch und starrte Cas an. ,,Ich kann meinen Wagen nicht fahren!"

,,Heute. Du kannst deinen Wagen heute nicht fahren."

,,Doktor Ford hat gesagt, dass es schlimmer werden wird. Dass die Krämpfe-"

,,Nein! Hör auf. Ich werde dich nicht in Selbstmitleid versinken lassen. Steig in das verdammte Auto!" Cas machte auf dem Absatz kehrt; das Gespräch war für ihn definitiv beendet. Er schlug die Fahrertür stark genug zu, um Dean zusammenzucken zu lassen. Mitgefühl für sein armes Baby flammte in seiner Brust auf. Sie war schließlich bereits über siebzig, und es war fast genauso schwierig, sie zum Laufen zu bringen, wie ihn.

Dieser Gedanke ließ ihn tatsächlich schmunzeln. Er lächelte einen Moment zur Feuerwache hoch.

,,Danke", flüsterte er. ,,Danke für alles."

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Dean an das neue Haus zu gewöhnen war überraschend schwierig. Obwohl es Dinge gab, die ihm daran zu gefallen schienen – wie die luftige Sonnenterasse, wo Cas und Dean eine Mal-Ecke für ihn eingerichtet hatten – beschwerte Dean sich über das meiste. Er jammerte laut und oft. Wenn Cas sich nicht vollkommen im Klaren darüber gewesen wäre, dass das Deans Versuch war, mit dem klarzukommen, was das Leben für ihn vorgesehen hatte, hätte er inzwischen beinahe die Nase voll von ihm gehabt.

,,Es ist zu neu."

,,Es riecht merkwürdig."

,,Hier ist es zu leise."

,,Wo sind die restlichen Häuser?"

,,Hast du mich hier her bewegt, damit mich niemand schreien hören kann?"

,,Bis zum Briefkasten ist es eine gottverdammte Meile."

,,Nicht mal ein lausiger Walmart ist in der Nähe."

Einige Dinge machten ihn zumindest ein bisschen glücklich.

,,Mein Baby hat seinen eigenen Raum."

,,Das Licht auf dieser Sonnenterasse ist klasse."

,,Liebe den Sprudel in der Badewanne."

,,Wir haben einen Pool. Das ist irgendwie cool."

,,So viele Sterne, Cas", murmelte er eines Abends, als sie sich in einer Chaise zusammengekuschelt hatten. ,,Ich habe noch nie so viele Sterne gesehen. So wunderschön."

Cas küsste seine Stirn. ,,Es ist toll, nicht wahr?" Er redete nicht von den Sternen.

,,Ja", sagte Dean leise und presste sich enger an ihn.

,,Ich liebe dich."

Dean antwortete nicht. Sein Atem ging langsam und gleichmäßig gegen Cas' Hals. Er war eingeschlafen, in der warmen Sommernacht, während die Sterne über ihnen funkelten.

Cas fragte sich, ob Dean sich nur halb so zufrieden fühlte wie er.

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Gartenarbeit wurde zu einem Hobby. Cas verbrachte Stunden damit, nachzuforschen, welche Pflanzen am besten wären, welche Bienen, welche Hummeln anziehen würden. Er hatte nicht lange gebraucht, um zu bemerken, dass Dean in der Sonne am glücklichsten zu sein schien. Cas war entschlossen, den Garten so gemütlich und einladend wie möglich zu gestalten.

Sie waren ziemlich wohlhabend, auch wenn Cas sie nicht als reich bezeichnen würde, aber an Geld mangelte es nicht. Er erhielt immer noch regelmäßig Checks für die über zwanzig Bücher, die er erfolgreich verlegen lassen hatte, und Dean hatte über die letzten Jahrzehnte eine Menge Gemälde verkauft. Sie hatten sich ihr Geld gut eingeteilt, von früh an etwas für die Kinder beiseitegelegt, und waren in nicht allzu große Schulden geraten, während sie drei Kinder zur Schule geschickt hatten.

Wenn Cas also öfter bei Lowe's vorbeischaute als er sollte, tat es nichts weiter zur Sache.

Das Erste, was er tat, war, eine Gartenlaube bauen zu lassen. Sie war weiß, und groß genug, um einen Tisch und mehrere Stühle darunter zu stellen. Dann pflanzte er Bougainvilleas ein und befestigte sie so, dass sie an den Seiten und über das offene Dach emporrankten.

Er kaufte einen schön großen Grill und bat Benny eines Wochenendes, ihm beim Bau einer Feuerstelle zu helfen. Cas stellte jemanden ein, der sich um die Instandhaltung des Pools kümmerte, und stellte einige hübsche Liegestühle darum. Eine Hängematte wurde zwischen zwei Bäumen befestigt. Bienenhäuser wurden ein Stück vom Haus weg stationiert, und abends recherchierte Cas über Bienenpflege.

Dean verbrachte viel Zeit entweder im Garten oder auf der Sonnenterasse. An den Tagen, an denen seine Krämpfe ihn in Ruhe ließen, hatte er oft einen Skizzenblock in der Hand.

Jetzt, an einem überraschend milden Juli-Nachmittag, saß Dean in einem Stuhl unter der hohen Kiefer, die dem Haus am nächsten stand, und hatte den Skizzenblock in der Hand. Er schien nachzudenken, während er zu den Bienenstöcken am Rande ihres großen Grundstücks hinüberstarrte. So in Gedanken versunken, bemerkte er Cas nicht, als sich ihm dieser mit einem Glas Eistee näherte.

„Hey", sagte Cas leise und stellte das Glas auf den Tisch neben Dean. Er beugte sich hinab, um ihn auf den Kopf zu küssen.

„Ich bin ein alter Mann", informierte ihn Dean.

„Wirklich? Ist mir nicht aufgefallen."

„Nein, ich meine- Ich-" Dean seufzte schwer. „Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll."

„Womit?"

„Mit...dem Altsein. Hier oben fühle ich mich nicht alt", er tippte sich an den Kopf, „aber mein Körper wendet sich gegen mich. Und ich habe hier nur gesessen und versucht zu zeichnen. Meine Hand hat angefangen zu zittern. Ich kann nicht- Wozu nütze ich überhaupt noch?"

Cas setzte sich in den Stuhl neben Dean und zog seine Hand in seinen Schoß. Er konnte das Zittern durch seine Finger fahren spüren und strich beruhigend über Deans Handfläche. „Ich liebe dich. Vielleicht bist du deshalb hier."

„Cas, du weißt schon, dass es gut möglich ist, dass du mir eines Tages den Hintern abwischst?"

„Und?"

„Du verdammter Mistkerl", murmelte Dean.

„Ich verstehe nicht, warum du denkst, dass mich das stören würde. Warum ich es schlimm finden sollte, für dich zu sorgen. Du bist meine ganze Welt, für den Fall, dass du das noch nicht bemerkt hast." Cas konnte den Anflug von Zorn in seiner Stimme nicht zurückhalten. „Dafür bist du da. Du gehörst zu mir. Ich liebe dich. Darum geht es hier, verdammt noch mal. Außerdem bist du der dumme Mistkerl." Er ließ seine Hand an Deans Arm hochgleiten und fuhr die Linien der Flammen nach, die dort eintätowiert waren. „Ich verstehe es. Du denkst, du seist wertlos, eine Last. Das bist du nicht. Ich hätte dich lieber hier und müsste für dich sorgen als dich gar nicht zu haben."

„Das sagst du jetzt..."

„Verdammt, Dean. Ich verstehe schon. Ich verstehe, dass du deprimiert bist. Das ist ein wesentlicher Bestandteil des Ganzen. Aber ich werde nicht zulassen, dass du mich in Frage stellst. In den fast dreißig Jahren, die wir inzwischen verheiratet sind, habe ich dich nie im Stich gelassen. Auch jetzt werde ich das nicht tun. Ich bin es verdammt leid, dass du diesen selbstkritischen Scheiß abziehst. Du wirst mich nicht los. Komm damit klar!"

Cas stand mit einem Ruck von dem Stuhl auf und stampfte ins Haus zurück. Er durchsuchte gerade den Kühlschrank nach etwas, das er zum Abendessen machen konnte, als sich zwei Arme um seine Taille schlangen. Dean sagte nichts, aber als er seinen Kopf auf Cas' Schulter ablegte, fühlte dieser das warme Tropfen von Tränen.

„Dean, es tut mir leid, dass ich dich angeschnauzt habe. Ich bin frustriert, aber das hätte ich nicht an dir auslassen sollen."

„Muss lernen, mich zusammenzureißen", murmelte Dean. „Ich bin derjenige, der sich entschuldigen sollte."

„Ich weiß, dass du von all dem hier überwältigt bist. Wir sollten einen Puffer für deine negative Energie finden. Etwas, das von deinen schlechten Tagen nicht beeinflusst wird. Ich werde mal nachdenken, okay?"

Dean nickte an seinem Hals.

,,Na gut. Hilfst du mir mit dem Essen?"

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Das war also jetzt sein Leben. Jeden Morgen aufstehen, sich dazu zwingen, etwas zu essen, und zu überprüfen, was seine Hände so machten. Wenn es ein guter Tag war, half er Cas im Garten, legte die Wäsche zusammen oder nahm seinen Skizzenblock und malte Blumen oder Bienen oder was auch immer er um sich herum sah.

Wenn es ein schlechter Tag war – nun, schlechte Tage kamen vor. Dean tat sein Bestes, angemessen damit umzugehen, aber an den meisten schlechten Tagen wollte er sich nur in seinem Zimmer verstecken und die Welt vergessen.

Cas' endlose Geduld ließ nach. Dean konnte das fühlen. Er verübelte ihm das nicht. Dean verlor rasch die Geduld mit sich selbst. An den meisten Tagen konnte er wenigstens so tun, als würde er sich nicht unterkriegen lassen – heute war keiner dieser Tage. Er war erschöpft aufgewacht. Ein paar Gänge ins Badezimmer waren das Einzige, was ihn aus dem Bett gebracht hatte, ungeachtet dessen, dass draußen tolles Wetter war.

Unten im Flur konnte er Stimmen hören. Cas hatte Besuch.

,,Dad?" Ächzend setzte er sich auf. Mei steckte ihren Kopf durch die Tür. „Kann ich reinkommen?"

„Ja."

„Wie fühlst du dich? Papa sagt, dass du heute nicht aufstehen willst."

„Ich bin nur irgendwie müde."

„Aber fühlst du dich draußen nicht immer besser? Es ist ein wunderschöner Tag. Tiana und ich wollten zu der Apfelplantage in Delta fahren und fragen, ob du und Papa mitkommen wollt."

„Ich weiß nicht. Es ist glaube besser, wenn ich einfach hierbleibe. Cas solltet ihr trotzdem mitnehmen. Er ist hier schon eine Weile mit mir eingesperrt und ich weiß, dass er raus muss. Lasst ihn Äpfel kaufen. Vielleicht bekomme ich Kuchen."

Mei runzelte die Stirn. „Daddy, du musst auch rausgehen. Papa sagt, dass du das Haus seit zwei Wochen nicht verlassen hast."

„Zu Hause ist es einfacher, Marshmallow. Ich halte es nicht aus, wenn die Leute starren und so."

„Niemand starrt."

„Doch, tun sie. Besonders, wenn ich die verdammte Krücke benutzen muss. Ich kann ihre Blicke auf mir spüren. Das ist nervtötend – und entmutigend."

Mei zog ihren langen schwarzen Pferdeschwanz über die Schulter und begann, die Strähnen langsam zu flechten. „Ich weiß nicht, Dad. Ich glaube, dass du dich rausredest. Es ist schön draußen – nicht zu heiß, und wir könnten Eis kaufen. Du solltest mitkommen."

„Du solltest mich einfach in Ruhe lassen", schoss Dean zurück und bereute es sofort. Er konnte den Schmerz auf dem Gesicht seines Mädchens sehen. „Oh, Mei, ich-"

„Nein. Sitz hier und bemitleide dich. Wir nehmen Papa für den Tag mit und du kannst hier sitzen und ein Idiot sein und ich hoffe, dass du darüber nachdenkst, wie sehr du ihn gerade verletzt." Sie stand abrupt auf, stürmte aus dem Zimmer und schmiss die Tür hinter sich zu.

„Scheiße", murmelte er. Sie waren fort, bevor er sich genug gesammelt hatte, um aus dem Bett zu kommen.

Cas hatte nicht einmal Tschüss gesagt.

Dean fand ein Handy und schwankte leicht auf seinem Weg auf die Sonnenterasse hinaus. Er setzte sich in einen bequemen Stuhl und wählte die Nummer aus dem Gedächtnis.

„Hallo?"

„Ist Cas sauer auf mich?"

„Dir auch Hallo, Dean-o", sagte Gabe trocken. „Mir geht's gut, deinem Bruder auch, danke der Nachfrage."

„Ja, schön. Ist er sauer auf mich?"

Gabe seufzte. „Was denkst du denn?"

„Ähm..."

„Halt die Klappe. Du hättest nicht mich angerufen, wenn du gedacht hättest, dass alles okay ist."

„Ja, ich, äh..."

„Ja. Du bringst ihn um. Er reißt sich ein Bein aus, um es dir zu erleichtern, und du bläst Trübsal, als sei es das Ende der Welt."

„Es fühlt sich so an-"

„Ich weiß, wie es sich anfühlt. Verdammt, Dean, wir wissen alle, was es mit dir anstellt. Aber denk darüber nach, was es mit ihm anstellt. Ich weiß, dass du im Allgemeinen keine selbstsüchtige Person bist, aber im Moment schon. Ich weiß, dass du Schmerzen hast. Ich weiß, dass du emotional ein schwarzes Loch bist. Und das ist okay, aber wag es ja nicht, ihn mit runterzuziehen. Denn wer schlägt sich am Ende mit deinem Schwachsinn rum, wenn du ihn fertig machst?"

„Autsch", sagte Dean leise.

„Ja. Naja, er ist mein kleiner Bruder, ne? Er ist meine Version von Sam. Also ist es mir gestattet, ein Arsch zu sein, wenn es um ihn geht."

„Machst du Dean zur Schnecke? Gib mir das!" Am anderen Ende war eine leichte Rammelei und gedämpftes Argumentieren zu hören. „Ja, geh einen Pfund Süßigkeiten essen, du verdammter Diabetiker. Seh' dich auf der Intensivstation!" Mehr gedämpfte Geräusche. „Ich liebe dich auch", sagte Sam mit einem leichten Schmunzeln. „Hey, Dean."

„Hey. Das klang gut."

„Typisches Arschloch-Argument eines alten Ehepaares. Alles gut bei uns. Hat er dir wegen Cas wieder die Hölle heiß gemacht?"

„Irgendwie schon."

„Ja, naja, wenn Cas gegen Mitternacht in Tränen anruft, reicht das, um Gabe in Rage zu versetzen."

„Tränen? Wirklich?"

„Ja. Er denkt, dass du aufgibst, und ist der Meinung, dass er dann genauso gut aufgeben kann."

„Scheiße."

„Hör mal, Dean, ich verstehe das. Ich bin nicht so anfällig für Depressionen wie du, doch wenn ich in deiner Haut stecken würde, wäre ich auch verdammt depressiv. Aber du musst weiterkämpfen. Du darfst dich nicht unterkriegen lassen. Wir alle sagen dir immer und immer wieder, dass das kein Todesurteil ist. Du hast noch einige Jahre in dir, und das Beste, was du für dich tun könntest, wäre, sie zu leben. Sitz nicht zu Hause und vergeude sie. Wo ist da der Sinn?"

„Sammy-"

„Dann brauchst du halt eine Krücke. Wen verdammt interessiert das? Du hast graue Haare und Falten-"

„Danke, Arschloch."

„Leute erwarten von dir, dass du eine Krücke hast. Weil du alt bist und so."

„Soll mich das besser fühlen lassen?"

Sam schmunzelte. „Es lässt mich besser fühlen."

„Haha. Sehr witzig."

„Aber ernsthaft", sagte Sam, während seine Stimme einen sanfteren Ton annahm. „Du darfst nicht so hart zu Cas sein. Und du darfst nicht so hart zu dir sein."

„Ich hab dich schon verstanden", murmelte Dean mit einem Kloß im Hals.

„Hast du das wirklich? Denn ich kenne dich. Ich weiß, wie gerne du dich selbst fertig machst. Hast du mit dem empfohlenen Therapeuten Dr. Ford gesprochen?"

„Ich brauche keinen Seelenklempner."

„Oh, bitte. Was war das vor all den Jahren, als du und Cas wieder zusammengekommen wart und du mich mit hingeschleppt hast? Erinnerst du dich? Oder als Dad 2019 gestorben ist und du mich wieder zur Therapie geschleppt hast? Und jetzt heißt es: ,Ich brauche keinen Seelenklempner'", spottete Sam. „Du bist ein verdammter Idiot. Ich sollte zu dir fliegen. Dich wieder geradebiegen."

„Ja, solltest du. Ich vermisse deine hässliche Visage."

„Nun, wenn ich das tue, schleppe ich dieses Mal deinen Arsch zur Therapie. Verstanden?"

„Meinetwegen."

„Ja, meinetwegen."

Dean lächelte in das Handy. „Ha."

„Was?"

„Alte Männer. Aber immer noch Brüder. Diskutieren immer noch wie Arschlöcher."

„Würde es gar nicht anders haben wollen."

„Ich auch nicht."

„Ich schaue mir jetzt mal die Flugzeiten an. Ich könnte das Wochenende vom Tag der Arbeit vorbeikommen. Ein wenig bleiben. Nur ich. Gabe hat mit Hollywood-Scheiße zu tun."

„Ja, das wäre cool."

„Okay, gut. Bring eine deiner schönen Töchter dazu, mich abzuholen. Ich würde sagen, die schlauere, aber das sind sie beide."

„Wenn das mal nicht die verdammte Wahrheit ist."

„Dean. Pass auf dich auf, okay?"

„Jaja."

„Sag nicht ,Jaja' zu mir. Ich meine es ernst. Das ist nicht das Ende von Dean Winchester-"

„Novak-Winchester."

Novak-Winchester. Wie auch immer. Du hast noch eine Menge Leben in dir. Verbring sie nicht damit, Wände anzustarren und den Verstand zu verlieren. Steh auf, mach etwas – Wo ist Cas überhaupt?"

„Die Mädels sind vorbeigekommen und haben ihn mit zu einer Apfelplantage in Pennsylvania genommen."

„Warum bist du nicht mitgefahren- Egal. Nun, steh auf, beweg dich. Spül das Geschirr, schmeiß etwas Wäsche in die Waschmaschine. Mach etwas. Überrasch ihn mit einem Abendessen, keine Ahnung. Mach etwas."

„Ich hab dich verstanden."

„Okay. Wir sehen uns in ein paar Wochen. Ich liebe dich, Arschloch."

„Schlampe."

„Idio-" Sam grinste. „Warum sind wir aus dieser ganzen Schlampe/Idiot-Nummer nicht rausgewachsen?"

„Weil ich das so sage und ich bin der Ältere."

„Du bist tatsächlich alt."

„Fick dich."

„Okay. Tschau."

„Tschau." Dean trennte die Verbindung und starrte auf den Hinterhof hinaus. Er beobachtete eine Hummel, die in dem lila Busch herumsummte. „Blöde, zufriedene Hummel", murmelte er.

Ein offenes Skizzenbuch lag auf einem Tisch in der Nähe. Dean nahm es, blätterte durch die Seiten und starrte auf Dutzende Zeichnungen von Bienen auf Blumen, Bienen in der Luft, Bienen überall. Gott, Cas liebte Bienen. Schon immer. Er war fasziniert davon, wie das Überleben der Erde tatsächlich von Honigbienen abhing.

Der Bleistift fiel aus dem Block in seinen Schoß. Er starrte ihn und das Papier an. Seine Hand zitterte nicht so sehr. Eine dämliche Idee machte sich in seinen Gedanken breit. Er blätterte eine leere Seite auf und begann zu zeichnen.

Stunden später kamen Cas und die Mädels nach Hause. Dean malte immer noch.

„Hallo, Dean. Schön, dich wieder auf den Beinen zu sehen." Cas beugte sich herab, um ihn zu küssen. „Was malst- Bin ich das?"

„Ja."

„Warum bin ich nackt und von Bienen bedeckt?"

„Ha. Dachte, das wäre witzig."

„Du würdest mich nie so auf dem Wagen sitzen lassen."

„Dich würde ich lassen. Du bist der Einzige. Du bist besonders."

Cas setzte sich ihm gegenüber und schenkte ihm ein leicht amüsiertes Grinsen. Mit einer Hand fuhr er sich durch seinen weißen Haarschopf. „Du bist in guter Stimmung."

„Sam kommt uns am Wochenende vom Tag der Arbeit besuchen."

„Oh. Das ist klasse. Gabe auch?"

„Gabe hat zu tun. Sind die Mädchen noch hier?"

„Sie wollen zum Essen bleiben, aber sie sind besorgt, dass du das nicht möchtest."

„Doch."

Cas grinste breiter. „Super. Wir haben ziemlich viele Äpfel mitgebracht. Ich dachte, dass ich ein paar Kuchen machen könnte."

„Mann, ja."

Cas stand auf und drückte seine Schulter. „Ich bin froh, dass es dir besser geht."

„Ich auch." Dean legte den Bleistift beiseite. „Es tut mir leid, Cas. Ich weiß, dass ich ein Arsch und so bin."

„Schon okay."

„Nein, sag das nicht. Das ist nicht okay und ich versuche mich hier zu entschuldigen. Es ist nicht okay. Du kümmerst dich super um mich und alles andere, wirklich, und ich liege nur im Bett herum. So führt sich kein guter Ehemann auf."

Seufzend setzte sich Cas auf den Rand des Fußhockers und tätschelte Deans Bein. „Das ist schwer für dich. Mir war klar, dass es schwer für dich wird, dich daran zu gewöhnen."

„Gewöhnung ist eine Sache. Ein Arsch zu sein eine ganz andere. Ich habe Mei angeschnauzt."

„Ich weiß, sie hat es mir erzählt."

„Hab sie verstimmt, oder?"

„Ja."

Dean bedeckte Cas' Hand mit seiner eigenen. „Ich habe dich auch verstimmt. Hast du Gabe wirklich in Tränen angerufen?"

„Er hätte dir das nicht erzählen sollen", grummelte Cas mit erröteten Wangen.

„Ich wünschte, du hättest mir das erzählt", sagte Dean leise. „Ich bin manchmal ziemlich egozentrisch."

„Nun, du hast jedes Recht dazu. Das ist eine große Umgewöhnung."

„Das heißt nicht, dass ich es an dir auslassen sollte. Widersprich mir, Cas. Sag mir, dass ich ein Arsch bin. Lass mich mit so einer Scheiße nicht davonkommen."

Cas sagte nichts. Vom Haus her konnten sie die Mädchen herumalbern hören; Musik schallte durch die offene Tür. Geschirr klapperte, Schranktüren wurden zugeschlagen. Ein Grinsen breitete sich auf Cas' Gesicht aus. „Sie essen uns vermutlich alles weg", schmunzelte er.

„Wie kommt es, dass zwei schlaue Mädchen, die schwierige Konzepte mit Leichtigkeit lernen, beide durch deine Kochstunden gefallen sind?"

„Himmel, wenn ich das wüsste. Wenigstens hat David es gelernt."

„Ja. Weißt du, was er mit neulich erzählt hat?"

„Was?"

„Er denkt darüber nach, für die Präsidentschaft zu kandidieren."

„Ja, das wusste ich. Er redet schon seit einer Weile davon. Weiß nicht, was ich davon halten soll. Selbst in diesem aufgeklärteren Zeitalter werden die Medien seine 'unübliche Herkunft' infrage stellen."

„Ja, naja, alles, was wir tun können, ist, ihn zu unterstützen. Dafür sind Eltern da."

„Allerdings."

Eine weitere Schranktür schlug zu und Meis hohes Gekicher drang durch die Tür.

„Okay, ich werde mal nachsehen, was die beiden da treiben", schmunzelte Cas. Er stand auf und drückte Deans Schulter. „Bleib hier und genieße das Wetter. Es ist gut für dich." Er platzierte einen Kuss auf Deans Kopf und verschwand im Haus. „Wehe, ihr zwei esst alles auf, was in Sichtweite ist!", rief er, woraufhin wildes Gekicher die Antwort war.

Noch eine fette Biene summte an der Sonnenterasse vorbei.

„Blöde, zufriedene Biene", sagte Dean mit einem Grinsen.

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