Auf direktem Wege
Dean stürmte ins Roadhouse. Die Glocke an der Tür protestierte gegen seine grobe Behandlung. Mehrere Gesichter wandten sich ihm zu.
,,Alles okay, Junge?", fragte Bobby.
,,Mir geht's gut. Wirklich!", sagte Dean mit einem breiten Grinsen. ,,Aber ich habe mein Auto demoliert und muss mir eins leihen, weil es vielleicht eine Weile dauern wird, bis ich meins reparieren kann."
,,Äh, wozu? Was ist los, Schätzchen?" Ellens Blick war freundlich.
,,Ich muss zu Cas. Jetzt sofort. Ich kann nicht warten."
Ein Schlüsselbund flog durch die Luft und er fing ihn mühelos auf. ,,Danke, Jo!", rief er glücklich und ging mit großen Schritten rückwärts aus der Tür. Er fand Jos kleinen roten Mini Cooper ungefähr einen Block von der Feuerwache entfernt.
Der Verkehr in der Innenstadt existierte praktisch nicht, da Weihnachten war. Es kostete Dean nur rund fünfzehn Minuten, um vom Roadhouse zum Innenhafen zu gelangen. Er entdeckte einen Platz im Parkhaus und schaltete das Auto ab.
Sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb. Für einen Moment saß Dean nur da, klopfte unruhig auf das Lenkrad und versuchte sich zu überlegen, was er sagen könnte, doch seine Gedanken waren zu chaotisch und sprunghaft.
,,Scheiß drauf", murmelte er und zog den Schlüssel aus der Zündung. Er würde im Fahrstuhl darüber nachdenken.
Schnell lief Dean von der Garage in die Hotellobby. Er fand die Reihe der Fahrstühle, drückte die Nach-oben-Taste und trat in die erste verfügbare Kabine. Die Fahrstühle waren beeindruckend – komplett aus Glas. Auf der Fahrt zur 14. Etage hoch starrte er auf den Hafen hinab.
Dean seufzte glücklich und lehnte sich gegen die Wand zurück. Aus dieser Höhe konnte er leicht den von Schnee bedeckten Barnes & Noble sehen. Weihnachten war leuchtend und kalt über Charm City hereingebrochen. Baltimore wurde seinem Spitznamen gerecht, während sich der Schnee auf alles legte und die Stadt wie eine Art Konfekt aussehen ließ.
Der Fahrstuhl läutete. Er wappnete sich und trat in den Gang hinaus. Zimmer 1402 fand er direkt zu seiner Linken, und er klopfte einmal. Dean richtete sein Jackett, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und schluckte ein paar Mal.
Die Tür öffnete sich, doch auf der anderen Seite war nicht Cas. Es war eine Putzfrau, die zu ihm hoch blinzelte.
,,Ähm, hallo. Ich suche nach Cas Novak?"
,,Oh, tut mir leid. Dieses Zimmer ist seit gestern frei."
Deans Herz sank, und er checkte ein zerknittertes Stück Papier in seiner Tasche. Cas hatte definitiv Zimmer 1402 darauf geschrieben. ,,Oh. Okay, tut mir leid."
,,Kein Problem." Sie lächelte und schloss wieder die Tür.
Die Fahrt runter zur Lobby war nicht annähernd so angenehm.
Er fand Jos Auto in der Garage und glitt hinein. Dean zog erneut das Stück Papier aus seiner Tasche und wählte die Nummer, die Cas darauf gekritzelt hatte, bevor er ihn in der Schule besucht hatte. Schwer zu glauben, dass das erst ein paar Wochen her war.
Das Telefon klingelte einmal und ging sofort zur Mailbox über. Er wählte noch dreimal, nur um sicherzugehen. Dean hinterließ keine Nachricht. Er begann zu verstehen.
Cas war gegangen. Er hatte es versaut und Panik bekommen und Cas war gegangen. Dean wusste nicht, was er tun oder wen er anrufen sollte. Für zehn Minuten saß er im Parkhaus in Jos Auto, hielt das Handy in der Hand und starrte in die Ferne.
Sam.
Sam würde Gabes Nummer haben. Und Gabe würde wissen, wo Cas steckte.
Der Gedanke an Sam ließ Deans Magen verkrampfen. Er hatte ihn geschlagen. Er hatte seinen kleinen Bruder geschlagen. Dean legte das Handy auf den Beifahrersitz.
Er musste sich bei Sam entschuldigen, und er würde das nicht per Telefon tun. Dean fuhr zurück nach Remington, parkte den Mini Cooper vor dem Roadhouse und hastete ins Restaurant.
,,Jo, ich brauche dein Auto noch ein wenig länger. Ich muss runter nach D.C. fahren, um-"
Sam war der einzige im Speisesaal und stand erstarrt da, während seine Hand mit einem dreckigen Teller über dem Gelben Sack schwebte.
,,Du bist hier."
,,Nun, ja", sagte Sam leise. ,,Ich hatte nicht wirklich etwas anderes, wo ich hätte hingehen können." Er schmiss den Teller in den Müll und griff nach einem weiteren. ,,Sie sind alle nebenan im Benny's. Ich habe angeboten aufzuräumen." Sam schaute zu Dean hoch. Ein Schimmer von Angst lag in seinen Augen. ,,Wirst mich nicht nochmal schlagen, oder?"
Dean seufzte. ,,Nein. Das tut mir leid." Dann blickte er Sams Gesicht an, sah es wirklich an. Ein böser violetter Bluterguss leuchtete auf seinem Kiefer und seine Nase war geschwollen. ,,Autsch. Habe ich das getan?"
,,Das meiste. Aber Cas hat mich auch geschlagen." Sam sank in einen Stuhl, das Geschirr vergessen. ,,Ist ja nicht so, als hätte ich es nicht verdient."
,,Cas hat dich geschlagen? Sammy-"
,,Nein, Dean. Ich habe es versaut. Ich habe es richtig versaut. Denkst du, das weiß ich nicht? Ich habe mich in Sachen eingemischt, die mich wirklich nichts angingen. Ich hatte kein recht dazu. Ich verstehe das. Ganz ehrlich." Sam sprang wieder vom Stuhl, ergriff das Geschirr und schmiss es in den Müll. Teller und Gläser krachten gegeneinander. Im Interesse Ellens Geschirr zu retten, ging Dean um den Tisch, packte Sams Hände und hielt sie fest.
,,Hey. Hör auf. Komm schon. Du und ich sollten reden. Okay? Wir müssen reden." Sam starrte auf den Boden hinab, wodurch seine Augen von seinen Stirnfransen versteckt wurden. ,,Du bist nicht der einzige, der versagt hat, okay? Ich schulde dir eine große Entschuldigung, Sammy."
Sam schnaubte, blickte aber nicht auf.
,,Das ist wahr. Komm schon." Dean zog Sam zu einer Nische und drückte ihn auf die Bank hinab. ,,Willst du Kaffee oder so?"
,,Ja", sagte Sam leise.
Dean lief durchs Restaurant zur Bar, wo Ellen eine Karaffe, Tassen, Teller und Kuchen aufbewahrte. Er stellte alles auf ein Tablett und brachte es zur Nische zurück.
Sam starrte immer noch auf den Tisch und zupfte an einem abstehenden Stück Nagelhaut.
,,Sieh mal. Ich habe etwas Kuchen gefunden. Gott, ich verhungere. Ich glaube nicht, dass ich heute überhaupt schon etwas gegessen habe. Also ich hatte Frühstück. Ich konnte es nur nicht bei mir behalten."
,,Wir haben dir etwas übriggelassen. Soll ich es holen?"
,,Vielleicht später. Kuchen reicht mir jetzt erstmal, weil, du weißt schon, Kuchen." Dean goss zwei Tassen Kaffee ein und schob eine über den Tisch zu Sam rüber. Sich selbst schnitt er ein großes Stück Kürbiskuchen ab und ließ sich auf der Bank nieder.
Während Dean aß, sah er Sam zu, wie er viel zu viel Zucker und einen großen Schluck Kaffeesahne in seine Tasse kippte. Er blickte hinab auf seine eigene Tasse schwarzen Kaffees. ,,Ja, deine Mischung ist immer noch eklig", murmelte er mit einem Bissen Kuchen im Mund.
,,Du bist eklig. Man spricht nicht mit vollem Mund."
,,Ja, Mama", erwiderte Dean sarkastisch.
Sams Lippen verzogen sich zu einem halben Grinsen. Für eine Zeit lang waren sie still, während Dean seinen Kuchen und Kaffee konsumierte.
,,Ich schulde dir wirklich eine Entschuldigung, Sam", sagte Dean leise und schob seinen Teller in die Mitte des Tisches.
,,Nein, tust du nicht. Ich bin hier derjenige, der es versaut hat."
,,Du dachtest, du tätest das Richtige."
,,Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, war es nicht der Weg zum Himmel, der mit guten Vorsätzen gepflastert ist."
,,Trotzdem."
,,Nein, erfinde keine Ausreden für mich. Ich habe mich eingemischt und es ging nach hinten los."
Sam goss sich eine weitere Tasse Kaffee ein und versetze sie ordentlich mit Zucker und Kaffeesahne.
,,Sammy", seufzte Dean. ,,Weißt du, manchmal vergesse ich es."
,,Vergisst was?"
,,Dass das, was mit mir passiert ist, auch dir zugestoßen ist."
,,Mir geht's gut."
,,Nein, tut es nicht. Du bist genauso abgefuckt wie ich. Du versteckst es nur besser." Sam schnaubte spöttisch. ,,Es ist wahr. Wir brauchen wahrscheinlich beide eine lebenslange Therapie."
,,Genau. Ich gehe hin, wenn du hingehst."
,,Okay", sagte Dean ernst.
Das gewann Sams Aufmerksamkeit. Er legte den Löffel beiseite und hob endlich den Blick von der Tischplatte. ,,Meinst du das ernst?"
,,Sehr ernst."
,,Oh."
,,Sam, denkst du nicht, dass dieser Trick, mich und Cas wieder zusammenzubringen, etwas damit zu tun hatte, wie miserabel es dir geht? Ich stelle dich deswegen nicht zur Rede, überhaupt nicht", sagte er und hob beschwichtigend die Hände, um Sams wachsenden Ärger abzuwehren. ,,Du sagst zwar, ich sei unglücklich, aber du bist auch nicht gerade glücklich. Das weiß ich. Ich kann es sehen. Und wie bereits gesagt vergesse ich manchmal, dass du es warst, der die ganze Sache den Bach runtergehen sehen hat. Ich vergesse, dass du es warst, der wochenlang an meinem Bett saß. Ich vergesse, dass du es warst, der mit mir die Physiotherapie durchgestanden hat. Ich denke, dass ich dich einfach irgendwann für selbstverständlich hingenommen habe. Und das tut mir leid. Wirklich."
Sam wandte sich wieder dem Tisch zu und interessierte sich erneut sehr für seine Kaffeetasse.
,,Ich versuche das zu verstehen, weil ich weiß, was du getan hast: die Nachrichten und alles. Ich weiß, dass du nicht böswillig gehandelt hast. Ich weiß, dass du wirklich nur das getan hast, was du als Hilfe angesehen hast. Das weiß ich, Sammy. Ich weiß, dass es schwer war, und ich kann mir nicht einmal-"
,,Nein, du hast recht", murmelte Sam. ,,Du hast keine Ahnung, wie es war. Nicht die geringste." Er seufzte und schob die Tasse von sich. ,,Du hast keine Ahnung, wie es war, gerade rechtzeitig in die verdammte Feuerwache zu rennen, um zu sehen, wie Dad dir dieses Brett um die Ohren haut. Oder wie es war, dich danach zu sehen, mit den ganzen Schläuchen und Kabeln und deinem komplett eingewickelten Kopf. Achtzehn Jahre alt zu sein und gesagt zu bekommen, dass dein großer Bruder, der mehr wie ein Elternteil als ein Geschwisterteil ist, es wahrscheinlich nicht durch die Nacht schaffen wird. Also ja, wenn du sagst, du kannst es dir nicht einmal vorstellen? Verdammt richtig, kannst du nicht."
,,Dann hilf mir zu verstehen. Du redest nie mit mir darüber."
,,Genau", spottete Sam. ,,Weil Dean Winchester so ein großer Redner ist. Weil du mir erzählst, wie du dich fühlst und was los ist, und weil du so im Einklang mit deinen Gefühlen bist? Das gefällt mir. Sprich mit mir, Sammy", ahmte er höhnisch nach.
,,Okay. Schätze, das habe ich verdient."
,,Warum wirst du nicht wütend?!" Sam schlug mit der Faust auf die Tischplatte und brachte das ganze Geschirr zum Wackeln. ,,Du solltest wütend auf mich sein, mich Samantha nennen und aus dieser Tür gehen!"
,,Ich habe aufgehört zornig zu sein."
,,Nun, ich nicht! Ich bin wütend! Ich habe die Nase voll von- Wir hatten ein gutes Leben, Dean, und dann kam Dad und hat alles zerstört! Gottverdammt!" Sam stand auf, ging steifbeinig zum Haupttisch zurück, nahm seine vorherigen Tätigkeiten wieder auf und haute Geschirr und Gläser in den Gelben Sack. ,,Dad hat alles um uns herum zerstört. Es war so perfekt. Du hattest Cas, ich hatte Sarah, wir hatte unser Leben, du hattest eine Karriere, und er hat alles zerstört!"
Dean stand leise auf, ging Sam hinterher, griff um ihn herum, nahm den Teller aus seinen Fingern und warf ihn behutsam in den Müll. Dann drehte er Sam zu sich herum und zog ihn in seine Arme.
,,Er hat alles zerstört!", schluchzte Sam und ließ seinen Kopf auf Deans Schulter sinken. Durch die Schluchzer bebte sein gesamter Körper, doch er wandte sich nicht und ließ zu, dass Dean ihn während des Schlimmsten festhielt.
,,Es tut mir leid, Sammy", murmelte Dean in seine Haare. ,,Es tut mir so leid."
Seine Entschuldigung ließ Sam nur noch stärker weinen. Es dauerte nicht lange, bis Deans Schulter von Tränen durchweicht war. Sam beruhigte sich erst nach einer ganzen Weile, doch Dean war froh. Sam brauchte das. Er musste es rauslassen.
,,Hey, komm schon, setzen wir uns hin."
Sam nickte und ließ sich von Dean zur Nische zurückziehen. Dieses Mal setzten sie sich auf dieselbe Seite; Sam wohlbehalten umgeben von der Wand und seinem Bruder.
,,Wie kommt's, dass du nicht wütend bist?", schniefte Sam. ,,Du solltest wütend sein."
,,Ich habe das Gefühl losgelassen."
,,Seit wann tust du so etwas? Viel zu gefühlsmäßig reif für dich, Dean."
,,Keine Ahnung, Mann. Ich habe heute Dad besucht, und ich- Ich habe einfach beschlossen, dass ich damit durch bin. Ich habe es satt, wütend zu sein. Ich habe es satt, die Welt und meine Situation zu hassen. Ich muss meinen Frieden damit finden. Also habe ich gesagt: Scheiß drauf. Ich höre auf, wütend zu sein."
,,Wow", sagte Sam leise und lehnte sich gegen Deans Schulter. ,,Einfach so. Du vergisst einfach alles, was er dir – was er uns – angetan hat?"
,,Das ist es nicht wert, Sam. Was bringt es mir, an dem Ganzen festzuhalten? Was hat es für einen Zweck, den Rest meines Lebens damit zu verbringen, wütend auf irgendeinen alten Mann zu sein, der sein ganzes Leben weggeschmissen hat? Es ist nicht so, als ob er sich dessen nicht bewusst ist. Es ist nicht so, als täte es ihm nicht aufrichtig leid."
,,Das weiß ich. Das letzte Jahr über habe ich ihn weitgehend regelmäßig besucht. Ich weiß, dass er aufrichtig ist. Ich habe nur nicht von dir erwartet, so schnell zu vergeben und vergessen."
,,Bringt einfach nichts. Bringt nichts, daran festzuhalten."
,,Wow. Verdammt" Sam stupste gegen Deans Schulter. ,,Ich bin beeindruckt."
,,Und du bist nicht sauer auf mich?"
,,Ach. Du solltest wütend auf mich sein. Ich bin derjenige, der es versaut hat." Sam schniefte erneut und griff nach einer Serviette, um sein Gesicht damit abzuwischen.
,,Ich bin darüber hinweg. Obwohl du mit einer Sache recht hattest."
,,Ja?", fragte Sam, setzte sich auf und sah zu Dean hinüber.
,,Ja." Dean rieb sich mit einer Hand das Gesicht. ,,Du hattest recht mit Cas; dass ich immer noch in ihn verliebt bin."
,,Oh."
,,Da bin ich nämlich hin. Ich habe mir Jos Auto geliehen und bin zum Hyatt gefahren, doch er hatte schon ausgecheckt."
,,Oh. Ja, er, ähm... Er war ziemlich mitgenommen. Gabe und ich wollten mit ihm reden, doch er hatte schon gepackt und war bereit zum Gehen. Cas ist gestern zurück nach Frankreich geflogen."
Dean rutschte das Herz in die Hose. ,,Scheiße."
,,Tut mir leid, Dean. Das ist meine Schu-"
,,Halt die Klappe. Lass mich nachdenken."
Cas war zurück nach Frankreich. Cas war fort.
Ich muss das wieder in Ordnung bringen. Ich habe es versaut und das letzte Mal nicht die Chance bekommen. Ich muss es wieder in Ordnung bringen. Ich brauche ihn.
Ich liebe ihn.
,,Sammy? Ich benötige deine Hilfe."
_____
,,Damit ich das richtig verstehe..." Gabe lehnte sich gegen die Couch zurück und legte seine Fingerspitzen aneinander. ,,Du hast meinen Bruder komplett zurückgewiesen und jetzt willst du, dass ich dir helfe, ihn zurückzubekommen?"
,,Ähm. Ja." Dean starrte auf seine Hände hinab und spürte, wie sein Gesicht aufflammte. ,,Ich weiß, dass ich es vermasselt habe, Gabe, aber- Ich brauche die Chance es wieder in Ordnung zu bringen. Ich brauche deine Hilfe."
,,Mh."
,,Komm schon, Gabe, gib Dean eine Chance. Bitte."
,,Ich weiß nicht. Du hast ihn wirklich gebrochen, Dean-o. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ein Teil davon sein will, dass er eventuell noch schlimmer verletzt wird. Schließlich ist er mein kleiner Bruder. Wie würdest du dich fühlen, wenn es Sam wäre?" Gabe sah Sam vielsagend an. ,,Du würdest deinen kleinen Bruder nicht aus freien Stücken heraus verletzen, oder?"
Dean seufzte und sank schwer in einen der Fernsehsessel der Feuerwache. ,,Nein."
Die Türklingel schrillte. Sam verschwand die Treppe hinunter und kam ein paar Momente später mit einem Stapel Pizzen wieder.
,,Mich mit Essen zu bestechen wird nicht funktionieren, Kumpels", sagte Gabe fröhlich und nahm sich trotzdem ein Stück. ,,Also hast du in dieser Angelegenheit irgendeine Art Plan? Oder willst du einfach nach Old Paree fliegen und improvisieren? Hat einer von euch Schwachköpfen überhaupt einen Reisepass?"
,,Ich", sagte Sam abwehrend. ,,Und ich habe Kontakte in D.C., die mir helfen könnten, schnell einen für Dean zu besorgen."
,,Sag mir, dass du irgendeine Art Plan hast, Dean."
,,Werde ihm einfach die Wahrheit sagen", murmelte Dean. ,,Und ihn anflehen mir zu vergeben. Alles tun, was nötig ist, um es in Ordnung zu bringen – wenn er mich überhaupt noch will." Die Zweifel schlichen sich wieder ein. Dean fragte sich, was Cas von ihm halten würde. Er hatte gesagt, er würde Dean wieder kennenlernen wollen, doch was, wenn ihm nicht gefallen würde, was er fand?
Was, wenn der 'neue' Dean einfach zu kaputt war? Was, wenn Cas sich nicht die Zeit nehmen wollte, um-
,,Erde an Dean Winchester", sagte Gabe trocken. ,,Wo bist du gerade gewesen?"
,,Ähm, habe nur nachgedacht." Mit einer Hand rieb er sich das Gesicht. ,,Vielleicht hast du recht, Gabe." Dean stand auf und ging auf sein Schlafzimmer zu. ,,Vielleicht war das einfach eine schlechte Idee."
Eine Hand streckte sich aus, schlang sich um seinen Arm und zog ihn zurück. Er drehte sich um und fand Sams Blick auf sich gerichtet.
,,Nein. Du läufst nicht davon." Sams Griff um seinen Arm verstärkte sich leicht. ,,Tu das nicht. Du und ich wissen beide, wie sehr du das bereuen wirst. Ist es das nicht wert, selbst wenn er Nein sagt, zu wissen, dass du alles in deiner Macht Stehende getan hast, um es wieder geradezubiegen?" Dean nickte. ,,Dann tu es. Finde ihn. Bring es in Ordnung."
,,Ich liebe ihn immer noch", sagte Dean sanft, wandte sich um und sah Gabe an. ,,Ich liebe ihn immer noch und will es in Ordnung bringen. Bitte hilf mir, Gabe."
Gabriel seufzte. ,,Okay, gut, ich bin dabei. Lass es mich nicht bereuen."
Dean lächelte. ,,Werde ich nicht. Versprochen."
,,Gut. Hol mir ein Bier und setz dich hin, damit wir uns durch diesen ganzen Scheiß arbeiten können. Hast du einen Plan? Abgesehen von dem Betteln, meine ich."
Dean reichte Gabe ein Bier und setzte sich auf die Kante des Fernsehsessels. Sam nahm ein Stück Pizza und ließ sich neben Gabe nieder.
,,Ähm, wie gesagt: Ich hatte erstmal vor, ihn zu finden, und dann zu überlegen, was ich sage, wenn ich-"
,,Nein."
,,Was?"
,,Ich sagte Nein. Du benötigst etwas mehr als das. Eine große Geste, wenn du so möchtest. Du hast es versaut, Dean."
,,Das weiß ich."
,,Also musst du etwas Großes darbieten. Vertrau mir."
,,Naja, ich habe nicht wirklich das Geld für 'etwas Großes', Gabe. Ich bin nur ein einfacher Lehrer. Alleine das Rüberfliegen wird meine Ersparnisse aufzehren."
,,Ich habe etwas zurückgelegt, Dean. Ich werde aushelfen." Sam lehnte sich vor und ergriff ein weiteres Stück Pizza. Als er sich wieder anlehnte, wurde sein Bein gegen Gabes gepresst. Sie saßen auf einer Couch, die für mindestens acht Leute gebaut worden war, praktisch direkt nebeneinander.
Mh, dachte Dean. Interessant.
,,Nein, Sammy. Wenn ich erst einmal drüben bin, wird mir schon etwas einfallen."
,,Aber ich habe etwas Geld und will helfen."
,,Ich schaff das, Sam-"
,,Verdammt, Dean!"
,,Haltet beide verdammt nochmal die Klappe! Himmel!" Gabriel schüttelte den Kopf. ,,Jungs, ich habe zugestimmt zu helfen. Und deshalb werde ich die Rechnung übernehmen. Nein, nein, nein", unterbrach er Dean. ,,Meine Regeln. Ich habe viel mehr Geld, als ihr beide es euch jemals erträumen könnt."
Sams Augen weiteten sich. ,,Von wie viel redest du?"
,,Sammy, mein Junge, in meinem Fall spielt Geld wirklich keine Rolle."
Dean und Sam starrten beide Gabe an.
,,Was? Ich bin erfolgreich. Jetzt fang an, mir Ideen vorzuschlagen, Dean-o, und lass uns sehen, was davon passt. Okay?"
,,Ähm-"
,,Es sei denn, es ist dir nicht ernst damit, meinen Bruder zurückzuwollen."
,,Doch. Es ist mir ernst. Sehr ernst."
,,Gut. Dann lass uns das hier planen."
_____
Am frühen Weihnachtsmorgen war Cas am Flughafen Charles de Gaulle angekommen. Sein alter Freund René Segal hatte bereits auf ihn gewartet. Er hatte ihn an seiner kleinen 1-Zimmer-Wohnung nahe der Rue Montorgueil rausgelassen und ihm gesagt, er könne die Wohnung haben solange er wolle. Cas war fast sofort ins Bett gegangen, erschöpft von dem emotionalen Aufruhr und der Last-Minute-Reise des vergangenen Tages.
Um 5 Uhr nachmittags war er durch den Jetlag wieder wach, was ihn ziemlich gereizt machte. Cas zog sich warm an und ging spazieren, wobei er in die geschlossenen Schaufenster und hell erleuchteten Häuser sah, in denen verheiratete Leute feierten.
Er fühlte sich so einsam.
Dieses Mal war es noch schlimmer. 2001 war scheiße genug gewesen, aber erneut an diesem Punkt zu sein, weil er ein zweites Mal zurückgewiesen worden war, tat mehr weh und traf ihn härter, als er es sich jemals vorgestellt hatte.
Castiel fand einen geöffneten Weinladen – es war schließlich immer noch Frankreich – und kaufte mehrere Flaschen, die er mit zur Wohnung zurücknahm. Die restliche Zeit des Weihnachtstages verging in einem alkoholdurchtränkten Nebel, gefolgt von einem längeren Zeitraum von Selbstverachtung und Gebäck am nächsten Morgen.
Die nächsten Tage verbrachte er abwechselnd mit Trinken und Durch-die-Stadt-laufen. Cas vermied Kunstmuseen um jeden Preis, besuchte jedoch häufiger die Weinläden.
René, längst raus aus seiner alkoholdurchtränkten Jugend, tat sein Bestes, um Cas wieder zu sich zu bringen. Er schleppte ihn zu kleinen Konzerten und Partys, sogar einer Modenschau, und stellte ihn einer endlosen Reihe toller Leute vor - hauptsächlich wunderschönen Männern.
Sicherlich war die Idee verlockend, einen dieser wunderschönen, alleinstehenden Zwanzig- bis Dreißigjährigen, die René ihm vorführte, mit nach Hause zu nehmen. Es wäre eventuell erfrischend, sich in dem Genuss von freien One-Night-Stands zu verlieren, aber Cas verließ Renés Festlichkeiten immer alleine, ging dann in die dunkle Wohnung zurück und legte sich mit einem Glas Wein und einem gebrochenen Herzen ins Bett.
Gabe rief an. Oft. Und jedes Mal ignorierte Cas es. Sein Bruder hinterließ mehr und mehr kreative Nachrichten, doch bis Silvester hatten sie einen leicht verzweifelten Ton angenommen.
,,Hör mal. ich verstehe das. Du bist verletzt. Du bist traurig. Dazu hast du jedes recht. Aber du hast mir versprochen, dass du nicht einfach los und verschwinden würdest. Du hast es versprochen, Cassie. Bitte ruf mich an. Bitte."
Er rief nicht zurück.
Silvester war kalt, aber das schien die Pariser nicht aufzuhalten. Es gab laute Partys, die bis zur Straße unter seiner Wohnung reichten. Um Mitternacht stand er am Fenster, genehmigte sich eine ganze Flasche Dom Pérignon und sah dem Feuerwerk über den Dächern zu.
Nachdem Castiel schnell ein paar zusammenhanglose Notizen für sein neues Buch niedergeschrieben hatte, taumelte er gegen drei Uhr morgens ins Bett.
Am nächsten Tag, Neujahr, war es irgendwann nach Mittag, als er sich schließlich aus dem Bett schleppte und duschen ging. Danach zog er sich warm an und wanderte auf der Suche nach Frühstück durch die Stadt. Cas war auf dem Markplatz, als er hochblickte und ihn sah.
Einen Mann, der ungefähr so groß wie Dean war, eine rotbraune Lederjacke trug und eine sehr ähnliche Frisur hatte. Sein Herzschlag kam hoffnungsvoll aus dem Takt, doch der Typ war weg, bevor Cas nahe genug kommen konnte, um einen guten Blick zu haben.
Seufzend, und sich innerlich ausschimpfend, bezahlte er für sein Gebäck, seinen Käse und die Frucht, und lief zu der Wohnung zurück.
Er verbrachte den größten Teil des Tages im Dunkeln und starrte aus den Fenstern auf Paris hinaus, während die Sonne unterging.
Cas schloss seine Augen und ließ sich von den Erinnerungen davontragen, die er sonst immer verdrängt hatte. Er erinnerte sich an die früheren wunderschönen Tage in der Feuerwache, als alles so süß und frisch und neu gewesen war. Er erinnerte sich an ihr erstes Weihnachten, an dem Dean ihn mit dem Tattoo überrascht hatte. Er erinnerte sich an den großartigen Sommer in Ocean City. Er erinnerte sich, wie er vor nur ein paar Tagen auf der Klavierbank gesessen hatte, während Dean ihm vorsang. Wie sie das erste Mal in zwölf Jahren miteinander geschlafen hatten. Wie süß Deans Gesicht im frühen Morgenlicht gewesen war.
Castiel erinnerte sich an alles.
Ein Klopfen an seiner Tür schreckte ihn aus seiner Träumerei. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits halb mit einer Flasche Bordeaux durch, weshalb er auf dem Weg zur Tür leicht schwankte.
,,Aber hallöchen", sagte Gabe fröhlich, während er am Türrahmen lehnte. ,,Schön zu sehen, dass du noch lebst, da du anscheinend vergessen hast, wie man ein Handy benutzt."
,,Was tust du hier? Wie hast du mich gefunden?"
,,Unwichtig. Lässt du mich rein?"
,,Muss ich?"
,,Nö", sagte Gabe und schob sich an ihm vorbei. Er ließ sich in der dunklen Wohnung auf der Couch nieder. Sein Blick glitt über die Reihe von leeren Weinflaschen. ,,Feierst du eine Party? Oder verbringst du so deine Woche?"
Cas seufzte und schloss die Tür. ,,Ich habe dich hier nicht eingeladen. Lass mich in Ruhe."
,,Nö", sagte Gabe erneut. ,,Zieh dich warm an. Wir gehen aus."
,,Danke, ich verzichte."
,,Ich werde einen verdammten Aufstand veranstalten, wenn du deinen Arsch nicht einpackst und mit mir rauskommst. Ich werde die Polizei auf dich ansetzen, vertrau mir."
,,In Ordnung! Und wenn wir zurückkommen, verschwindest du. Okay?"
,,Okay."
Zwanzig Minuten später ließ ein sehr gereizter Cas Gabe ein Taxi für sie rufen. Er stieg zwar ein, redete aber keine zwei Worte mit seinem Bruder. Die Nacht war kalt, doch Paris war so wunderschön erleuchtet, dass er einfach aus den Fenstern starren musste. Selbst jetzt, selbst damals im Jahre 2001, schaffte es die Schönheit der Stadt, durch die Trostlosigkeit seiner Situation zu dringen.
,,Wo fahren wir hin?", fragte er leise und zog seine Handschuhe an.
,,Sightseeing." Gabe lächelte.
Sie hielten am Bordstein. Gabe gab dem Fahrer eine Menge Eurostücke, mehr als nötig gewesen war, und zog Cas aus dem Taxi.
,,Der Eifelturm? Wirklich, Gabe?"
,,Hey, der ist cool. Siehst du?" Gabe deutete mit der Hand darauf. ,,Schau, er ist komplett beleuchtet." Er holte sein Handy hervor, tippte etwas ein und schob es wieder in seine Tasche. ,,Komm schon." Gabe ergriff Cas' Arm und zerrte ihn hinter sich her.
,,Ich habe darauf wirklich gar keine Lust. Können wir nicht einfach zurückfahren? Ich mache dir Abendessen. Hier draußen ist es kalt."
Gabe schien nicht zuzuhören. Der feste Griff um seinen Arm lockerte sich nicht ein bisschen.
Musik kam von irgendwoher, ein Klavier spielte. Je näher er dem Turm kam, desto deutlicher konnte er es verstehen.
,,Gabe, ich will wirklich einfach nur-"
Castiel blieb wie angewurzelt stehen. Eine Stimme sang zu der Melodie des Klaviers. Sie hörte sich so vertraut an. Er taumelte. Er würde diese Stimme überall erkennen.
Ihm stockte der Atem, und er blickte zum Fuße des Turms. Ein Klavier stand dort, plus mehrere Geigen- und Cellospieler.
Seine Augen weiteten sich. Die Stimme, der Mann, der vor dem Klavier saß-
,,Dean?"
_____
,,Gabe meinte, sie seien hier."
Einatmen. Ich kann das. Ausatmen.
Dean schluckte, krümmte seine Hände in den fingerlosen Handschuhen und legte seine Finger auf die Tasten.
Sam klopfte ihm auf den Rücken und verschwand in der Menge. Er war eine unsichtbare, aber immer noch gefühlte Unterstützung.
Dean spielte das Intro des neueren Songs, den er die letzten vier Tage geübt hatte, bis er sich sicher war, dass er das Ganze drauf hatte. Der erste Teil wäre nur er allein und dann würden die Streicher um ihn herum einsetzen.
Große Geste, hatte Gabe gesagt. Er hoffte, dass das hier in Ordnung war. Er saß unter dem Eifelturm in Paris, Frankreich, kurz davor, vor Hunderten von Leuten einen Song für den Mann aufzuführen, den er liebte.
Wenn das keine große Geste war, wusste er auch nicht, was es war.
Ein letztes Mal checkte er die Menge nach Cas, aber er sah ihn nicht. Dann begann Dean zu singen.
,,Six on the second hand till New Year's resolutions, there's just no question what this man should do. Take all the time lost, all the days that I cost, take what I took and give it back to you."
Immer noch kein Cas, doch er sang weiter. Sein Herz hämmerte wie wild. Er holte tief Luft und ging in den Refrain über.
,,All this time we were waiting for each other. All this time I was waiting for you. We got all these words, can't waste them on another. So I'm straight in a straight line running back to you."
Zu seiner Linken bewegte sich etwas, doch er fuhr fort, während die Geigen und Cellos einsetzten. Zumindest für einen Moment fühlte er sich irgendwie wie ein Rockstar.
,,I don't know what day it is, I had to check the paper. I don't know the city but it isn't home. You say I'm lucky to love something that loves me, but I'm torn as I could be wherever I roam."
Cas. Er stand direkt zu seiner Linken, mit Gabe auf einer Seite und Sam auf der anderen.
,,All this time we were waiting for each other. All this time I was waiting for you. Got all these words, can't waste them on another. So I'm straight in a straight line running back to you."
Seine Augen begegneten Cas'.
,,Oh, running back to you. Oh, running back to you."
Jetzt strömten Tränen Cas' Gesicht hinab. Auch Dean spürte seine. Keiner von ihnen konnte wegsehen. Die Geschwindigkeit des Songs erhöhte sich, die Streicher um ihn herum steigerten sich mit der Musik.
,,Oh, I would travel so far. I would travel so far. To get back where you are."
Er grinste und ging in den letzten Teil des Liedes über, ohne jemals den Blick von Cas abzuwenden.
,,All this time we were waiting for each other. All this time I was waiting for you. Got all this love, can't waste it on another, so I'm straight in a straight line running back to you. Straight in a straight line running back to you. Straight in a straight line running back to you."
Er stand auf, ging um das Klavier herum, streckte die Hände aus und nahm Cas' in seine, als er die letzte Zeile des Songs sang.
,,Straight in a straight line running back to you."
,,Dean-", flüsterte Cas.
,,Hey, Cas." Dean lächelte und schniefte. Die Tränen flossen immer noch.
,,Du bist hier, du bist wirklich hier."
,,Ja."
,,Du bist für mich in ein Flugzeug gestiegen."
,,Ja."
,,Du hasst es zu fliegen", sagte Cas. Seine Stimme brach.
,,Ja, das stimmt. Ich hasse es", stimmte Dean zu.
,,Du bist hier", sagte Cas erneut, so leise, dass Dean ihn kaum verstehen konnte. ,,Wie?"
,,Ähm, Gabe. Er ist scheinbar stinkreich oder so. Wusstest du, dass er Dr. Sexy produziert hat?"
,,Und Pornos", fügte Cas hinzu. Sein Blick war immer noch auf Dean fixiert.
,,Ja, das auch." Dean schmunzelte.
,,Ist das... Bist du... Warum bist du hier?"
,,Ich möchte das wieder in Ordnung bringen. Ich möchte uns wieder in Ordnung bringen. Ich habe es vermasselt. Verdammt, ich bin abgefuckt. Aber du meintest, du wollest mich wieder kennenlernen. Steht dieses Angebot noch?"
Cas lächelte und nickte. ,,Ja, natürlich", sagte er, während mehr Tränen fielen.
,,Okay. Gut. Denn ich liebe dich immer noch. Ich habe bei der Sache eine Todesangst, musst du wissen... Ich habe Angst, dass dir nicht gefallen wird, wer ich jetzt bin. Aber es ist es wert, die Chance zu nutzen, oder? Bitte sag mir, dass ich zumindest dabei recht habe."
Cas streckte den Arm aus, schlang seine Hand um Deans Nacken und zog ihn zu einem Kuss herab.
,,Ja, du hast recht." Er drückte ihre Stirnen zusammen. ,,Du hast so recht."
_____
,,So, anscheinend fängt unser großer Plan schon mal hervorragend an. Wie wär's, wenn ich dir Abendessen kaufe, Hübscher?" Gabe grinste zu Sam hoch.
Sam nickte. ,,Ja, sicher, warum nicht?"
,,Gottverdammt, tu nicht so, als ob ich dich zwinge oder so."
,,Gabe, ich muss dich etwas fragen." Sam fuhr sich mit einer Hand durch seine Haare und starrte zu dem anderen Mann hinab, während sie Cas und Dean stehenließen und davongingen. Es war ja nicht so, als würden die beiden jetzt noch Hilfe von ihnen benötigen – so wie sie komplett ineinander verschlungen waren und den Rest der Welt nicht bemerkten.
,,Okay, Kleiner, was willst du wissen?"
,,Du flirtest mit mir, seit ich dich kenne, und an Weihnachten, als Cas meinte, du wärst von Anfang an in mich verliebt – war das die Wahrheit?"
,,Vielleicht. Komm schon, Sammy, ist ja nicht so, als wärst du an mir interessiert. Zum einen bin ich zu alt für dich und zum anderen stehst du nicht auf Typen, also muss ich mich einfach damit abfinden, dass-"
Sam schnitt Gabe das Wort ab, indem er sich runterbeugte und ihn küsste. Der ältere Mann schmeckte nach Süßigkeiten, was eigentlich keine große Überraschung war. Gabe streckte den Arm aus, fuhr mit einer Hand durch Sams Haare und zog ihn näher zu sich heran.
Als sie sich schließlich trennten, war Gabe errötet und ausnahmsweise einmal sprachlos.
Sam grinste.
,,Gott, du redest zu viel. Gib mir ein Abendessen aus. Wir sind in Paris, lass uns ein wenig Spaß haben!"
,,Du meinst es ernst, oder? Du verarschst mich hier nicht, oder, Sammy? Ich denke nicht, dass ich das vertragen könnte."
Sam griff nach unten und nahm Gabes Hand.
,,Ich meine es ernst", sagte er leise.
Gabe blickte auf ihre verschränkten Finger. ,,Oh." Er grinste. ,,Paris."
,,Paris, allerdings." Sam lächelte.
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