𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 8
POV: Talion
Am nächsten Morgen wurde ich früh aus meinem ohnehin schon unruhigen Schlaf gerissen. Ich hatte mich die ganze Nacht herum gewälzt. Ich war müde gewesen, hatte aber dennoch keinen Schlaf finden können. Nun trat ich mit einem unterdrückten Gähnen aus meinem Zelt und versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich die kommende Schlacht mitnahm. Ich war jetzt schon ziemlich nervös, vor allem, wenn ich daran dachte, dass bald Blut an meinen Händen kleben würde. Umso besser war es, dass Tias nicht hier war. Dieser Ort war nichts für meinen jüngeren Bruder und ich war erleichtert, ihn weit weg und in Sicherheit zu wissen.
Es war bewölkt, aber es sah nicht so aus, als würde es regnen. Besseres Wetter konnte es für eine Schlacht nicht geben. Wäre es sonnig gewesen, wären die Chancen hoch, dass diese mich in der Schlacht hätte blenden können – und ein solcher Moment der Blindheit könnte mich das Leben kosten.
Ich trug meine beste Rüstung – nicht zu schwer und nicht zu leicht. Sie war gut gepolstert, doch ein gutes Schwert würde sie durchdringen können. Sie bestand aus roten Drachenschuppen und war damit besonders wertvoll, aber zu gleich besser geschützt als herkömmliche Rüstungen. Ich ließ die Schultern kreisen und bewegte mich noch ein wenig durch.
Dann griff ich nach meinem Schwert, welches in seiner ledernen Scheide ruhte. Als ich es zog, glänzte es. Es bestand aus einem besonderen Material, Glockenstahl genannt. Schmiedete man nämlich etwas aus diesem Stahl, so war es härter und biegsamer als andere Metalle. Außerdem klingelte es, wenn man es bearbeitete. Es hatte zudem noch die Fähigkeit, in allen Farben zu schimmern und dadurch den Gegner zu blenden, auch, wenn keine Sonne schien.
So ausgerüstet machte ich mich auf den Weg zu meinem Vater.
☾
Wenig später stand ich vor seinem Zelt und wartete auf sein Zeichen, um eintreten zu können. „Komm rein, mein Sohn." Kam seine Stimme aus dem Innern.
Ich schlug die Zeltplane zurück und trat auf ihn zu. Meine Hand, die ich um den Griff meines Schwertes gelegt hatte, zitterte. Ich hatte Angst vor der Schlacht. Angst davor, unschuldige Menschen zu töten. Ich fragte mich, ob ich der Aufgabe gewachsen war. Ich fragte mich, ob ich in der Lage war, Menschen zu töten.
Mein Vater sah mich aus klaren Augen an. Er trug bereits seine Rüstung und war gerade dabei, sich sein Schwert umzuschnallen. Als er es geschafft hatte, setzte er sich auf das Feldbett, welches hinter ihm stand und klopfte auf den leeren Platz neben ihm.
Langsam und bedächtig setzte ich mich. Es kam selten vor, dass wir Zeit verbrachten. Deshalb sollte ich diesen Moment auskosten.
„Du fragst dich, wie du die Schlacht überstehen sollst.", stellte er mit ruhiger Stimme fest. Erstaunt sah ich ihn an. Verbarg ich meine Gefühle doch nicht genug?
„Ich kenne dich, Talion. Du wärst nicht mein Sohn, wenn dich solche Gedanken nicht beschäftigen würden. Vor meinem ersten Kampf ging es mir genauso. Ich hatte auch Angst, andere Menschen zu töten.
Doch manchmal heißt es, sie oder du. Du wirst um dein Überleben kämpfen müssen, auch, wenn das heißt, dass du andere töten musst."
Blass sah ich auf meine Hände. Ich wollte kein Blut an meinen Händen haben. Ich wollte niemanden töten.
Wir schwiegen eine lange Zeit und lauschten den Geräuschen von draußen. Jemand versuchte, ein scheues Pferd zu beruhigen und andere übten sich im Schwertkampf. Obwohl es erst früh am Morgen war, drang der würzige Geruch einer Suppe ins Zelt und sorgte dafür, dass mir das Wasser im Mund zusammenlief.
Wahrscheinlich war das eine Art Stärkung vor der Schlacht. Beim bloßen Gedanken an sie wurde mir mulmig zumute.
Eine Wache meines Vaters steckte ihren Kopf ins Zelt. „Wir haben Suppe für Sie, Eure Hoheit." Mein Vater winkte die Wache hinein und diese übergab ihm die noch dampfende Suppe, bevor sie sich verabschiedete.
Mein Vater kam zurück und lächelte mir zu. „Hier, nimm.", sagte er und reichte mir die dampfende Schüssel. Dankend nahm ich an.
Es schmeckte nach verschiedenen Gemüsesorten – außerdem glaubte ich, Sternenkraut herauszuschmecken, ein seltenes Gewürz, welches einem neue Kraft gab.
Viel zu schnell war die Schüssel leer. Ich reichte sie einer der Wachen vor der Tür, bevor ich mich wieder setzte. Mein Vater hatte mich aufmerksam und mit einem Schmunzeln beobachtet.
Wir saßen noch einen Moment, dann stand er auf und klopfte sich die Hände an seiner Hose ab.
„Nun komm, mein Sohn – wir haben schließlich eine Schlacht zu gewinnen!"
774 Wörter
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