𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 3
POV: Talion
Nicht, dass uns die Fähigkeit etwas gebracht hatte. Außer unserem Vater, dem König, konnte das so gut wie keiner mehr. Man musste üben und ein unglaublich hartes Training absolvieren, um sich verwandeln zu können.
Vater hatte uns einmal von seiner Verwandlung erzählt. Er hatte sich gefühlt, als wären sämtliche Knochen seines Körpers zerbrochen, nur, um dann neu zusammengesetzt zu werden. Doch danach, so meinte er, hätte es nur noch Vorteile gegeben. Er konnte seine zweite Gestalt annehmen, wann und wo er wollte. Er konnte fliegen und flog zusammen mit unserer Mutter um die ganze Welt. Er erzählte uns von der Freiheit, die er genießen konnte, bevor er für immer gefangen war. Gefangen auf dem Thron unseres Reiches.
Wer denkt, ein Königreich zu regieren, sei leicht, der täuscht sich. Immerzu tauchen neue Aufgaben und Probleme auf, um die man sich kümmern muss. Unser Vater arbeitete immer bis tief in die Nacht, nur, um sich am nächsten Morgen anhören zu müssen, dass neue Probleme und Sorgen dazugekommen und die alten nicht gelöst waren.
Noch ein Grund, weshalb ich es hasste, Kronprinz zu sein.
Ich besaß diese Freiheit nicht. Mein Tag bestand meist daraus, Vater mit seinen Regierungsgeschäften zu helfen. Unser Vater war alt und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ich sein Erbe antreten würde. Zwischendurch absolvierte ich Schwertkampftraining und dank meiner guten Lehrer war ich selbst zu einem hervorragenden Kämpfer geworden.
Den Nachmittag verbrachte ich meist mit Strategien oder mit einem kleinen Jagdausflug.
Nur selten kam es vor, dass ich Zeit für meinen jüngeren Bruder hatte, deshalb waren diese Momente immer etwas sehr Besonderes.
„Kann Vater nicht versuchen, zu verhandeln?" Tias besorgte Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
„Ach, Tias. Ich weiß nicht, ob es noch etwas bringt. Hätten wir eine Schwester, die man mit dem Kronprinzen der Eiswölfe verheiraten könnte, dann ja. Aber die haben wir nicht. Die Eiswölfe wollen unser Land und wir werden es ihnen nicht geben, ohne zu kämpfen."
Mein Bruder biss sich auf die Lippe. „Gibt es denn keinen anderen Weg? Muss Vater wirklich kämpfen?"
„Willst du, dass uns alle für schwach und feige halten? Wir sind die Drachenwandler, wir sind ein stolzes Volk. Was denkst du, machen die anderen Völker, wenn sie bemerken, wie schwach wir sind? Sie werden uns nicht helfen. Niemand wird sich trauen, sich den Eiswölfen entgegenzustellen. Wir sind alleine."
Nach meinen Worten schwiegen wir beide. Die Vorstellung, bald in den Krieg zu ziehen, behagte mir gar nicht, aber manchmal musste es sein. Ich wusste nicht, was die Eiswölfe für Gründe hatten, aber ich war mir sicher, dass es gute waren.
Im Kopf ging ich alle möglichen Strategien durch. Die Eiswölfe waren uns zahlenmäßig überlegen und trotzdem war ich mir sicher, dass wir gewinnen könnten, wenn wir es richtig anstellten. Außerdem hatten wir ja auch einen Drachen an unserer Seite.
Mir behagte es nicht, andere Menschen zu töten, doch wenn es um mein Überleben ging, musste ich mein Schwert erheben.
Wir würden siegen, koste es, was es wolle!
656 Wörter
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