Vielleicht vermissen

Sie ruft ihn eigentlich sehr selten an.
Einmal hatte sie ihn angerufen,
da hatte er zwar abgenommen,
aber nicht Hallo gesagt.

Sie hatte auch nicht Hallo gesagt.
Sie haben beide gar nichts gesagt.
Aber sie hat die Musik die bei ihm im Hintergrund lief gehört und er irgendein Rauschen und Murmeln, vielleicht aus einer Strassenbahn in der sie gerade saß.

So hatten sie gegenseitig der Umgebung und dem Schweigen und Atmen des anderen gelauscht.
Lächeld.
Bis sie irgendwann kichern mussten.

Irgendwann hat sie dann einen lauten Kuss auf ihr Handy gedrückt, und es war ihr egal gewesen wie komisch das wohl geklungen hat, weil sie auch einfach gleich grinsend aufgelegt hat.

Jetzt gerade erinnert sie sich schmunzelnd daran, sie sitzt Abends im Dunkeln auf dem Boden und das einzige Licht spendet das Handydisplay.
Sie ist etwas aufgeregt ihn anzurufen. Komisch eigentlich.

"Hi.", sagt sie
"Hey."
Seine Stimme ist rau aber klingt sanft. Und etwas überrascht.
"Was machst du so?", fragt sie.
"Ehm.. mich langweilen. Aber jetzt nicht mehr.", man hört an seiner Stimme dass er lächelt.
"Und du?", fragt er.
"Dich vermissen.", sagt sie
ohne zu Zögern.

Nach einer kurzen Pause fragt er dann "Hm.. wollen wir etwas dagegen unternehmen?"
"Naja ich hab dich angerufen."
"Ich denk an was Besseres als anrufen."
"An was denn?", sie lächelt.

"Wir könnten einen Abendspaziergang machen und uns zufällig über den Weg laufen."
"Meinst du so einen Abendspaziergang gegen Schlaflosigkeit, wenn man irgendwie noch nach etwas sucht und nicht weiß, wieso?"
"Genau."

"Okay."
"Okay."
Und kaum hat sie sein okay, legt sie auf, und stolpert durch den Flur um schnell eine Jacke und Schuhe anzuziehen, wie ein Kind das sieht dass der erste Schnee gefallen ist.
Und das bedeutet schon, dass man sich ziemlich doll freut.

Sie läuft ihren Weg, es ist schon dunkler als Dämmerung, aber zwischendurch erhellt, durch Straßenlaternen und warme freundliche Fenster, wie ruhige zufriedene Augen, von den Häusern die noch nicht eingeschlafen sind.

Er geht auch seinen Weg, und der einzige den er trifft ist eine Katze deren Farbe er nicht erkennt, weil es schon dunkler war als Abend. Also entscheidet er, dass es einfach eine nachtfarbige Katze ist.
Sie lässt sich so gut streicheln dass er sie auf den Arm nimmt, und so wird aus ihr eine Straßenlaternenlichtfarbige Katze.

Irgendwann will sie aber wieder herunter um sich in der Dunkelheit zu tarnen und ihren eigenen Weg durch die nachtlebendige Stadt zu finden, also setzt er sie wieder auf den Boden.

Aber das ist okay, er wird nicht wieder allein sein, denn wie er der Katze hinterherschaut die wegläuft sieht er sie.

Lächelnd, winkend, etwas schneller laufend.

Sie gehen aufeinander zu und umarmen sich, und hocken sich dann nochmal zu der Katze, die immernoch da ist und immernoch gestreichelt werden will. Nebenbei erzählen sie sich was sie auf ihren Wegen gesehen haben, welche gemütlichen Räume hinter Fenstern und welche Katzen-Geheimverstecke.

Als sie sich wieder hinstellen stehen sie sich einige Sekunden gegenüber, überlegen ob sie jetzt einfach wieder gehen, so wie das ja meistens endet wenn sich Leute zufällig begegnen.

Aber sie mögen es, sich anders zu verhalten als "meistens".
Denn dann ist man
wenigstens
öfters glücklich.

Und deshalb machen sie sich gemeinsam auf den Weg nach Hause.
Auch wenn sie noch nicht wissen zu welchem, aber das ist erstmal egal.
Sie genießen den Nachtspaziergang
Er ist gut wie er ist, hauptsache lang.

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