Irgendwie Ingwertee

Sie ging in den Keller, doch der Beutel mit Erde war leer.
Sie fragte ihre Nachbarin, aber die hatte auch keine. Es ist lustig, nach Erde statt Zucker oder Mehl zu fragen, dachte sie.

Aber sie wollte jetzt wirklich mal ihre Pflanze in den Blumentopf setzen, also ging sie nach Draußen.

Da war der gepflastere Gehweg. Die asphaltierte Straße. Die betonierte Verkehrsinsel.
Nach kurzem Überlegen ging sie zu den Bäumen. Deren Wurzeln waren durch ein Metallgitter geschützt.
So stand sie da und starrte nach unten auf rostfarbene Ornamente, die Regen und Dreck von den Füßen der Passanten und vielleicht auch den ein oder anderen Zigarettenstummel oder Kronkorken durchrieseln liessen, jedoch zu eng waren als dass ihre Hand durchpasste. Und wahrscheinlich wollte sie auch lieber keine Erde von dort.

Dann hob sie ihren Kopf und schaute um sich. Nicht anklagend, eher ernüchtert verwundert blickte sie auf die vorbeirauschenden Autos, die nichtsahnenden Fußgänger und die hochkonzentrieten Risikofahrradfahrer dieser Großstadt.

Und sie alle wussten nicht, bemerkten nichtmal, was hier los war.

Mit dem leergebliebenen Plastikblumentopf in der Hand schlenderte sie wieder in Richtung ihrer Wohnung. Und sie dachte sich:
man geht nach draußen, ohne dabei das zu finden, nachdem dieser Planet benannt ist.

Zuhause angekommen machte sie sich daran, aus ihren anderen Blumentöpfen etwas zusammenzukratzen, um ihrem Ingwersetzling einigermaßen ein Zuhause zu geben.
Sie hatte so lange keinen Ingwertee getrunken, dass die Knolle gesprießt hat.

- - - -

"Wie heisst unser Planet?",
Fragte sie ihn, als sie Abends Nudeln essen gingen.
Er antwortete immer auf jede Frage.
Das schätzte sie so an ihm,
das war ihr an ihm so viel wert.

Er dachte nicht er sei zu schlau für irgendetwas, und das zeigte wie klug er war.
"Welt.", sagte er ohne zu zögern und spießte genauso entschlossen eine Penne an, um diese eine Runde in der Kräutersoße drehen zu lassen.

Schweigend und glücklich beobachtete sie ihn dabei, während auch sie ihre Spirelli durch die Tomatensoße schob.
Er betrachtete nun prüfend die Nudel auf der Gabel und kippte sie leicht, sodass Soße raustropfte.
Dann, plötzlich, als hätte es jetzt die perfekte Menge erreicht, hielt er sie wieder horizontal, um sie dann
-mit genau richtig viel Soße-
zu essen.

Er benutzte gerade noch das Wort "Welt", nur um danach einen einzigen Happen zu essen und das mit solcher Hingabe, als wär es das Ziel seines Lebens.
Sie liebte ihn, so sehr, liebte sie ihn.

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