Kapitel 10 - Training am Sonntag

Sonntag.
Ein Tag, wo Menschen ausschlafen und sich von dem ganzen Stress erholen konnten. Der Tag, wo man alles seine Sorgen hinter sich lassen konnte.

Aber das galt nicht für mich. Zumindest nicht heute.

Ich stand gerade in der Küche und hatte es endlich mal geschafft meine Kisten etwas weiter auszuräumen und doch war ich immernoch nicht ganz fertig.
Ich würde es in dem Monat definitiv nicht mehr schaffen, alles auszuräumen und hübsch einzurichten.
Es war belastend, dass die Arbeit mich von meiner Arbeit in der Wohnung abhielt. Kaum war ich Zuhause, fiel ich müde ins Bett. Das nennt man das Leben eines erwachsenen Menschen.
Ich machte mir gerade ein leckeres Omlett und freute mich schon auf mein Frühstück, als es wiedermal an meiner Tür klingelte.
Am Sonntag Besuch zu bekommen war doch nervig. Man wollte einfach nur entspannen und das hatte man dann davon.

Seufzend stellte ich mein Frühstück auf den Tisch und ging dann zur Tür, um diese zu öffnen.
Und wer sollte auch sonst vor meiner Tür stehen, als ER?
,,Einen wunderschönen Sonntag wünsche ich dir, (v/n)!"sagte Dazai freudig, so als wäre die ganze Welt in Ordnung.
Ich hingegen war genervt.
,,Sie schon wieder? Was machen Sie ständig bei mir?"-,,Buhhh, warum siezt Du mich denn immernoch? So komme ich mir ja voll alt vor."
Er fing an zu schmollen, was mich wiederum zum kichern brachte. So ließ ich ihn in meine Wohnung und er sah sich erneut um. Die vielen Kisten waren mir doch sehr unangenehm, aber was sollte ich machen? Ich hatte keine Zeit, mich um alles zu kümmern und die Motivation fehlte bislang leider auch.

,,Gut, und wie alt sind sie dann, wenn ich fragen darf?"
Schnell versuchte ich das Thema zu wechseln und Dazai somit von meiner Unordnung abzulenken. Aber er war Detektiv, daher war es schwer ihn von etwas abzubringen.
,,Hm? Errate doch mein Alter."-,,30?"-,,Aua! Das tat jetzt weh..."
Stimmt, raten war keine Lösung. Also betrachtete ich seinen Körper und sein Gesicht. Aber nicht im Sinne von begaffen, sondern vom analysieren natürlich!
Dazai sah tatsächlich noch nicht so alt aus. In meinen Gedanken spielte sich ab, dass er Fünfundzwanzig war, oder gar jünger.
Er schien ungefähr in meinem Alter gewesen zu sein. Sein junges und makelloses Gesicht und sein gesamter Körper.
...oh man am Ende habe ich doch gegafft...

,,...ich wette, dass sie.....Zweiundzwanzig sind."-,,Oh...? Da liegst du richtig."

.....WAAAAASSSSSS?!
Fassungslos sah ich ihn an. Der Suizid besessene Typ war nur zwei Jahre älter als ich und wollte schon mit dem Leben abschließen? Da erblüht man als Erwachsener doch erst so richtig! Die Freiheit, alles tun und lassen können was man will.

Steuern zahlen...oh...okay, da würde ich die Suizid Gedanken verstehen...

,,Und nun hopp hopp. Fang an zu essen. Wir haben heute einiges vor."
Fragend sah ich meinen Kollegen an.
,,Und was genau sollten wir an einem Sonntag machen?"-,,Na trainieren natürlich.~"
Das war doch nicht sein ernst. Der Typ trällerte das Lied, als wäre trainieren das schönste auf der Welt. Dabei sah er aus, als wäre er der letzte, der in die Turnschuhe schlüpfen würde.

Für mich sah er manchmal eher so aus, als wäre er bereit ins Bett zu gehen, wenn ich mich daran erinnere wie oft er unmotiviert den Kopf auf seinen Schreibtisch abgelegt hatte.
Wozu hatte er sich dann eigentlich für diesen Job entschieden?
,,Aber wofür denn trainieren wir denn?"fragte ich und setzte mich dabei an den Tisch. Dazai nahm direkt gegenüber von mir Platz.
,,Nicht wir, sondern du. Du wirst heute lernen deine übernatürlichen Fähigkeiten zu kontrollieren. Atsushi wird dir dabei helfen und ich..."

Fröhlich zeigte Dazai mit dem Zeigefinger auf sich selbst und lächelte dabei voller Stolz.
,,Ich werde der Coach sein."-,,Dann kann das Training ja nur beschissen werden..."

[...]

Nach dem Frühstück zog ich mir lockere Sportkleidung an und machte mich dann mit Dazai auf den Weg zu einem verlassenen Sportplatz.
,,Muss nicht Vollmond sein, damit ich mich verwandeln kann?"fragte ich Dazai, während ich neben ihm lief. Und wo waren seine Hände mal wieder? Richtig, in den Manteltaschen. Wo auch sonst?
,,Beim einem mal wurden deine übernatürlichen Fähigkeiten erweckt. Aber nutzen kannst du sie nach belieben, genauso wie Atsushi."-,,Toll...Mein kleiner Bruder als mein Lehrer...und sie dann auch noch als mein Coach. Wenn ich könnte, würde ich schwänzen."
Dazai lachte daraufhin und wuschelte mir keine Sekunde später erneut durch die Haare, was mich murren ließ.

Merkwürdiger Typ.

Beim alten Sportplatz angekommen sah ich Atsushi bereits aus weiter Entfernung, denn seine Haare waren nicht gerade unauffällig. Diese weißen Haare waren einzigartig.
Als er mich sah, hatte er mir lächelnd zugewunken und ich erwiderte dies.
,,Schön dich zu sehen."sagte Atsushi und ich lächelte auf seine Aussage. Es war das erste mal, dass wir etwas außerhalb der Arbeit unternommen haben, auch wenn wir nicht wirklich alleine waren.
Denn unser Suizid Liebhaber war ja auch noch da.
Trotzdem konnte ich dieses Treffen nutzen, um meinen kleinen Bruder etwas genauer kennenzulernen.

,,Also...womit werden wir anfangen? Joggen?"
Atsushi kicherte kurz.
,,Nein, wir fangen damit an, dass du den Wolf in dir rufen sollst."-,,Rufen?"
Mit schiefem Kopf sah ich den jungen Detektiv an und fragte mich, was er damit meinte. Auch wenn ich bereits so einiges wusste, so hatte ich in diesem Bereich Null Ahnung.
,,Du musst dir eines merken. Nicht du bist der Wolf, sondern der Wolf ist ein Teil von dir. Wenn du mit der Bestie im reinen bist, kannst du seine Fähigkeiten nach belieben nutzen. Sieh her."

Kurz darauf hob Atsushi seine Hand und ich sah ihm gespannt zu. Erst passierte nichts, doch dann sprach er folgenden Satz.
,,Fähigkeit...Beast beneath moonlight..."
Keine Sekunde später leuchtete sein Arm hell auf und verwandelte sich in die Tatze eines weißen Tigers.
Da wurde es mir wieder klar. Atsushi war der weiße Tiger und ich der weiße Wolf. Uns hat mehr verbunden, als ich dachte.
,,Siehst du? Mit dieser Pfote kann ich meinen Gegner ganz schnell angreifen und sie danach wieder verschwinden lassen."

Gut, dass wir auf einem verlassenen Sportplatz waren. Hätten Menschen uns gesehen, wären sie vermutlich alle in Panik geraten und davon gerannt. Waren wir Befähigten wirklich so anders? Was genau waren wir eigentlich? Zauberer? Wie konnten wir diese Fähigkeiten nutzen?
,,Na los. Versuch du es mal."-,,J-ja aber ich kenne den Spruch dafür doch gar nicht."
Mein Körper fing an zu zittern, denn tatsächlich hatte ich auch Angst vor meinen Fähigkeiten, da ich sie nicht kontrollieren konnte.
Ich habe sie nur einmal eingesetzt und war da nicht mal bei Sinnen. Was wenn ich Dazai an jenem Abend verletzt habe? Der Gedanke daran gefiel mir überhaupt nicht und so weigerte ich mich zuerst meine Fähigkeiten einzusetzen.

Doch da legte Atsushi seine Hände auf meine Schultern und lächelte mich an.
,,Glaub mir, ich weiß was das für ein Gefühl ist..."fing er an und lächelte dabei leicht.
,,Aber denke nicht daran, was sie anrichten könnten, sondern wen du damit alles beschützen kannst. Nutze diese Fähigkeiten im positiven Sinne und du wirst keine Angst mehr haben. Du musst mit dem Wolf im reinen sein."
Ich sah meinen kleinen Bruder mit großen Augen an und hatte kurz das Gefühl, dass Atsushi sich eher wie ein großer Bruder verhielt.

Naja, er war in dem Bereich auch viel erfahrener als ich, daher war das mit der Sensei-Rolle kein Wunder.
Aber ich wollte es versuchen. Versuchen meine Kräfte zu kontrollieren und somit andere zu beschützen, vor allem die, die mir am Herzen lagen.
Langsam hob ich meine Hand und streckte sie so weit wie möglich aus, um mich dann anschließend auf meine übernatürlichen Fähigkeiten zu konzentrieren.
Ich musste eins mit dem Wolf in mir sein. Eins mit ihm...mit dieser...Bestie.

Bei dem Gedanken ein Monster zu sein zitterte ich. Ich wollte nicht so angesehen, geschweige denn so bezeichnet werden. Ich war doch nach wie vor immernoch ein Mensch, oder nicht? Ich war immernoch (v/n) Nakajima.

,,Du bist nicht diese Bestie..."
Mit einem überraschten Blick sah ich zu Dazai, der lächelnd neben mir stand.
,,Du bist weder der Wolf, noch bist Du eine Gefahr oder gar ein Monster...der Wolf lebt in dir und du bist nach wie vor (v/n) Nakajima. Die große Schwester von Atsushi. Ein Teil der Familie, die er sich immer gewünscht hat und außerdem bist du auch ein Detektiv...Ein Teil von uns. Diese Kraft sollte dich beherrschen...nicht die des Wolfes."

...Er hatte recht...

Dazai hatte mit all seinen Worten recht.
Noch nie haben much Worte so sehr erreichen oder gar berühren können. Ich spürte die Hitze in meinen Wangen, denn noch nie hatte mir jemand so viel Mut zugesprochen. Seine Aussage erwiderte ich mit einem sanften Lächeln und so konzentrierte ich mich weiter auf meine Fähigkeiten.
Da leuchtete mein Arm plötzlich auf und nachdem das Licht verschwand, sah ich vor mir die vordere Pfote des weißen Wolfes.
Freude kam in mir auf, als ich meinen Erfolg sah und auch Atsushi wirkte beeindruckt.
,,Wahnsinn! So schnell habe ich das nicht hingekriegt."rief er begeistert und ich lachte daraufhin. Auch ich war erfreut über das Ergebnis und das hatte ich im Endeffekt sowohl Atsushi als auch Dazai zu verdanken.

Wir trainierten noch eine Weile, indem ich noch gegen eine alte Wand schlagen sollte. Überraschenderweise tat der Schlag nicht mal weh und ich fragte mich, ob dies mit meiner übernatürliche Fähigkeit zusammen hing.
Nachdem wir dann mit dem Training fertig waren, verabschiedete sich Atsushi von uns. Er hatte noch vor Kunikida bei der Arbeit zu helfen und somit lief er los und wir sahen ihm dabei zu, wie er durch die Entfernung immer kleiner wurde.
,,Er ist wirklich drollig..."-,,Ich habs dir ja gesagt."

,,Na komm, ich begleite dich nach Hause."sagte Dazai, während voraus lief.
Etwas verwirrt stand ich erst da, beschloss aber dann ihm zu folgen, denn fest wachsen wollte ich auf dem Platz definitiv nicht.
Auf dem Heimweg sagte erst keiner von uns was. Wir genossen einfach die Ruhe, oder besser gesagt er tat es. Ich hatte nämlich keine Ahnung worüber ich mit ihm reden sollte. Ich war nur selten mit einem Mann unterwegs, besser gesagt gar nicht.
,,Du machst gute Fortschritte..."unterbrach er dann letztendlich die Stille zwischen uns.
,,Ach echt?"-,,Also wenn dich das jetzt wundert, dann frage ich mich, ob du heute Nachmittag geträumt hast."
Nein, ich hatte nicht geträumt. Es wunderte mich nur, ein Lob von ihm zu bekommen. Dazai war frech und von Suizid besessen, aber er sagte immer die Wahrheit. Genauso wie heute Nachmittag, als er mich aufgebaut hatte.

Diese Worte, die er mir heute sagte berührten mich mehr, als alles andere heute und ich war Dazai mehr als dankbar. Innerlich musste ich mir eingestehen, dass er gar nicht mal so übel war.
An meine Wohnung angekommen, drehte ich mich zu ihm und lächelte ihn an.
,,Also dann..."fing ich an.
,,Wir sehen uns dann morgen..."-,,Schlaf gut, (v/n)."

Dazai lächelte und war bereit den Rückweg anzutreten, als ich ihn mit meinen Worten noch aufhielt.
,,Danke übrigens, dass du mich heute aufgebaut hast..."
Verdutzt blieb er stehen und sah dann mit großen Augen über seine Schulter zu mir nach hinten. Fragend sah ich ihn an.
,,Hm? Hab ich was falsches gesagt?"-,,Nein, im Gegenteil...du hast mich nur das erste mal gedutzt..."

Seine Reaktion, sorgte bei mir erst für Verwunderung, aber dann musste ich kichern. Dazai hatte also auch eine niedliche Seite, die man erstmal kennenlernen musste. Schön zu wissen, dass es bei mir so früh geschah.
,,Natürlich...

...schließlich sind wir beide Freunde..."

[I'm tired as...Na ihr wisst schon...

GOOD NIGHT!]

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