Kapitel 9

Los Angeles, 08. November 2019

„Wer will heute eigentlich kochen?", fragte George in die Runde, als wir nachmittags mal wieder durch L.A. schlenderten und uns die verschiedenen Sehenswürdigkeiten anschauten.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass Lando noch nicht gekocht hat", antwortete Alex seinem Freund sofort und warf ihm einen vielsagenden Blick zu, woraufhin dieser schmunzelte: „Und das bleibt besser auch so."

„Ich kann ihm helfen", stieg ich mit ins Gespräch ein. Zwar hatte ich am zweiten Tag erst gekocht, aber ich mochte es sehr, weswegen ich kein Problem damit hätte, es wieder zu übernehmen. Zusätzlich war ich wohl auch derjenige, der am wenigsten genervt von Landos nicht vorhanden Kochkünsten werden würde.

„Er wird sich verletzen, sobald er etwas macht", kicherte Alex und leider konnte ich ihm in diesem Punkt nicht widersprechen. Ein paar Mal hatten wir nämlich schon zusammen gekocht, aber nie war es gut ausgegangen. Meist zierte danach ein Pflaster seine Haut auf den Händen oder sogar den Unterarmen - wie auch immer ihm das geschehen konnte.

„Stimmt auch wieder. Vielleicht sollte ich alleine kochen", zweifelte ich und nun schnaubte Lando neben mir entrüstet.

„Leute, ich höre euch", erinnerte der Jüngste uns.

„Sicher, dass du keine Hilfe willst? Ich könnte helfen", überging George ihn einfach und legte den Kopf fragend schief.

„Ich kann auch helfen!", klagte Lando. Kurz blickte ich ihn an und zog kritisch eine Augenbraue in die Höhe, dann wandte ich ich mich wieder an die anderen beiden.

„Oder wir bestellen was", schlug nun Alex vor.

„Aber wir haben gestern schon bestellt", bemerkte ich skeptisch und kräuselte nachdenklich die Nase. „Ich kann wirklich kochen, Leute. Das ist gar kein Problem."

„Hallo?!" Lando sprang jetzt vor uns auf und ab und winkte hektisch mit seinen Armen in der Gegend herum, sodass wir gezwungen waren, stehen zu bleiben. Allerdings ignorierte George ihn erneut, als er einen neuen Vorschlag machte: „Oder wir teilen uns für heute auf und genießen jeweils einen Pärchenabend. Jeder macht das, was er will."

Augenblicklich nickte ich heftig, denn ich hatte eh noch etwas auf meiner To-Do-Liste, was ich den anderen auch sogleich mitteilte: „Das klingt gut. Ich wollte mit Lando sowieso nochmal zum Venice Beach."

„Schön, dass ich davon auch mal erfahre", murrte Lando fassungslos und jetzt warf ich ihm einen entschuldigenden Blick zu, da wir ihn bei der Planung etwas außen vor gelassen hatten. Allerdings machte er es uns bei sowas auch öfter mal sehr schwer, weil seine Launen so schnell von einer Seite auf die andere schlagen konnten, dass er sich oftmals nicht entscheiden konnte, was er denn jetzt wollte.

„Dann wäre das ja geklärt", nickte Alex zufrieden und griff nach Georges Hand, woraufhin sein Freund ihre Finger glücklich miteinander verschränkte. Obwohl wir in der Öffentlichkeit waren, wurden wir in den letzten Tagen noch kein einziges Mal erkannt, sodass wir mittlerweile durchaus nicht überall auf die Nähe unserer Partner verzichteten.

Daher schlang ich jetzt auch meinen Arm um die Schulter meines Freundes und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Wange. Sofort hörte er auf zu schmollen, sondern strahlte wieder über beide Ohren, was mich ebenfalls lächeln ließ.

Abends saßen wir zu zweit am Strand. Auf dem Weg hatten wir uns bei einem Take-Away Burgerladen Essen geholt, das wir genussvoll verzehrt hatten. Nun blickten wir still auf die sanften Wellen, die immer wieder ans Ufer schwappten und tranken etwas - ich ein Bier, er eine Cola.

Nach einer Weile legte Lando seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Lächelnd blickte ich auf ihn herab und drückte einen kurzen Kuss auf seine Haare.

„Hey", wurde nur wenige Sekunden später unser kleiner Moment zerstört. Ruckartig lösten wir uns voneinander und ich betete, dass es kein Fan von uns war, sonst würden wir nun richtig in der Klemme stecken. Allerdings wirkte der junge Mann nicht wie ein Fan. Er war nur in Badehose bekleidet und lächelte uns freundlich an, als er sein Anliegen aussprach: „Ihr seht so aus, als könntet ihr Volleyball. Hättet ihr Lust auf eine Runde mit mir und meinen Freunden?" Dabei deutete er auf ein paar andere Leute, die um ein Volleyball-Netz herum standen.

Sofort wurde ich hellhörig. Ich war zwar nicht der Beste in Volleyball, aber mir machte dieser Sport in der Freizeit durchaus Spaß und ich hatte es viel zu lange nicht mehr gespielt. „Oh ja, gerne, aber dein Gefühl täuscht dich. So gut sind wir nicht", lachte ich und wollte mich schon aufrichten, als Lando plötzlich meinte: „Ich habe nicht so Lust, aber du kannst ruhig gehen."

Überrascht drehte ich mich zu meinem Teamkollegen und hakte nach: „Bist du dir sicher?"

„Ja, klar", bestätigte er mit einem schwachen Lächeln, was nicht wirklich überzeugend war. Hin- und hergerissen blickte ich ihn an. Ob es wirklich okay für ihn war, wenn ich für eine Weile mit den anderen spielen würde? Allerdings hatte er es ja gesagt, warum sollte er mich anlügen?

„Okay, wenn du meinst", entschied ich dann und stand nun auf.

„Cool, ich stelle dir die anderen vor. Ich bin übrigens Luke", meinte er zu mir, während wir uns auf den Weg zu seinen Freunden machten.

„Freut mich. Ich bin Carlos", stellte ich mich auch vor und schlug mit ihm ein.

Es machte wirklich viel Spaß, mit ihnen zu spielen, und ich kam deutlich schneller rein als gedacht, allerdings war es auch sehr anstrengend. Mir wurde schnell warm, sodass ich mir schon bald meinen Pulli und das T-Shirt darunter auszog.

Die Gruppe war sehr nett und besonders gut verstand ich mich mit einer Frau aus meinem Team - Sophia. Sie war ziemlich energiegeladen und freute sich bei jedem Punkt, den wir erzielten, unfassbar.

Es dauerte bestimmt eine dreiviertel Stunde, bis ich verstand, warum ich sie so sympathisch fand; ihr Charakter ähnelte sehr Landos. Scheiße, Lando! Ich hatte schon viel länger mit ihnen Volleyball gespielt, als ich es eigentlich gewollt hatte!

Von diesem Gedankengang abgelenkt, blickte ich mich nach meinem Freund um, der gerade aufstand und sich den Sand von der Hose klopfte. Was wurde das denn jetzt?

„Uhm, entschuldigt mich kurz, ich bin gleich wieder da", sagte ich schnell zu den anderen und bekam ein einheitliches Nicken zurück, womit ich schnell zu Lando joggte.

„Was machst du denn da?", keuchte ich außer Atem, als ich bei ihm angekommen war.

„Ich gehe nach Hause", teilte er mir monoton mit und wich meinem Blick aus. „Alex und George schauen gleich einen Film, den ich schon länger schauen wollte und sie haben gefragt, ob ich mitschauen will."

„Okay, ich hole nur noch schnell meine Klamotten und sage den anderen Bescheid, dann können wir gehen", antwortete ich und drehte mich schon wieder um, damit ich es tun konnte. Wenn er gehen wollte, würden wir natürlich gehen.

„Nein, bleib ruhig hier", unterbrach er meine Handlung augenblicklich. „Der Film wird dir sowieso nicht gefallen."

„Aber-" Ich unterbrach mich selbst, wusste nicht so ganz, was ich sagen sollte, und fuhr dann irritiert fort: „Wir wollten doch den Abend gemeinsam verbringen."

„Machen wir aber offensichtlich nicht", kommentierte Lando und blickte mir jetzt doch in die Augen. Sofort erkannte ich den verletzten Schimmer darin, der mir selbst einen Stich ins Herz verpasste. Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte es an seinem merkwürdigen Lächeln erkennen müssen, dass es für ihn doch nicht okay war, wenn ich ihn einfach alleine ließ.

„Ich dachte, es wäre okay für dich, wenn ich mit den anderen spiele?", hauchte ich zärtlich und wollte nach seiner Hand greifen, aber er zog sie schnell zurück.

„Es ist okay für mich", winkte er dann schnell ab. „Aber mir ist langweilig, deswegen gehe ich."

„Ich kann aufhören, mit ihnen zu spielen und-", blieb ich weiter standhaft, jedoch ließ er mich nicht ausreden: „Verdammt Carlos! Spiel doch einfach weiter und lass mich nach Hause gehen. Wie gesagt: Der Film wird dir nicht gefallen, okay?!"

Erschrocken zuckte ich bei seinen wütenden Worten zurück und brauchte einen Moment, bis ich mich wieder gesammelt hatte. Tief atmete ich durch und nuschelte schließlich: „Okay, dann...Dann mach dir einen netten Abend mit Alex und George."

Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und lief in die Richtung zurück, aus der wir gekommen waren. Währenddessen ging ich zurück zu den anderen, schüttelte dabei leicht meinen Kopf, um meine bedrückenden Gedanken loszuwerden.

So richtig kam ich dann nicht mehr ins Spiel. Ich konnte mich einfach nicht mehr konzentrieren, da mich die Schuldgefühle unfassbar plagten. Mein erster Fehler war es gewesen, überhaupt dem Volleyball zuzustimmen, aber der schlimmere Fehler war, dass ich ihn dann tatsächlich hatte alleine nach Hause gehen lassen. Das war verdammt dumm gewesen. Ich hätte ihm zeigen müssen, dass ich lieber mit ihm Zeit verbrachte, vor allem, weil ich ja wusste, wie dringend Lando in solchen Situationen Bestätigung brauchte, damit er sich nicht überflüssig fühlte.

„Leute, ich muss mal gehen, aber es war echt schön mit euch", teilte ich ihnen dann bei der nächsten Spielunterbrechung mit und verabschiedete mich dann von den meisten mit einem Handschlag, bevor ich mir meine Klamotten überstreifte und mich auf den Heimweg machte. Dabei hatte ich bewusst nicht Nummern mit ihnen ausgetauscht. Erstens, weil ich sowieso ungern meine Nummer an fremde Leute gab, und zweitens, weil ich nicht damit rechnete, dass ich nochmal während des Urlaubs Zeit für sie haben würde. Das war ja auch gar nicht der Sinn an dem Urlaub gewesen.

Knapp eine halbe Stunde später war ich wieder am Ferienhaus angekommen. Leise schloss ich die Tür auf und hörte sofort die Geräusche vom Fernseher aus dem Wohnzimmer. Eilig zog ich mir die Schuhe aus, bevor ich den Geräuschen folgte.

Kaum hatte ich allerdings einen Blick ins Wohnzimmer geworfen, blieb ich wie angewurzelt im Türrahmen stehen. George lag auf dem Sofa ausgestreckt, Alex hatte es sich auf ihm gemütlich gemacht. Von Lando war hingegen keine Spur und ich spürte, wie ich panisch wurde. War ihm etwas passiert?!

„Hey, ist Lando nicht hier?", fragte ich sogleich, wodurch zwei überraschte Augenpaare auf mir landeten.

„Er ist oben in eurem Zimmer", beruhigte mich Alex direkt mit einem Lächeln. „Aber du solltest dringend nach ihm schauen."

Erleichtert atmete ich durch, auch wenn mich der zweite Teil doch etwas beunruhigte. Allerdings war es mir ja bewusst, dass er verletzt war. „Ja, ich weiß. Dann schonmal gute Nacht euch beiden."

Das Pärchen erwiderte meine Worte, während ich schon die Treppen hochlief. Oben war es sehr still und ich entschied mich dazu, mich erst im Bad bettfertig zu machen, bevor ich mich zu Lando gesellte. Ich putzte mir also die Zähne und zog mich schonmal bis auf die Boxershorts aus, dann betrat ich vorsichtig das Schlafzimmer.

Es war schon dunkel, aber ich merkte schnell, dass Lando noch nicht schlief. Somit ließ ich die Klamotten achtlos auf den Boden fallen und legte mich zu ihm.

„Tut mir Leid, ich hätte nicht mit den anderen spielen und dich dann alleine gehen lassen sollen", entschuldigte ich mich sofort.

„Ist okay", flüsterte Lando schwach und zuckte unentschlossen mit den Schultern. „Manchmal verhalte ich mich komisch, das weiß ich. Damit habe ich dich verwirrt, du konntest nichts dafür."

„Doch", widersprach ich ihm sogleich. „Ich habe spätestens bemerkt, dass es dich stört, als du gehen wolltest. Da hätte ich verstehen müssen, was du willst."

„Niemand kann mich verstehen", hauchte er und schloss seine glasigen Augen. „Beziehungsweise niemand will es, aber das ist okay. Ich weiß, dass ich nur der kindische Formel-1-Fahrer bin, den man nicht ernst nehmen kann. Und ich kann es dir auch nicht verdenken, dass du lieber mit Leuten in deinem Alter was machst."

„Bullshit!", entfuhr es mir sofort erschrocken, als ich eine Träne beobachtete, die sich den Weg über seine Wange bahnte. Ich atmete tief durch, dann legte ich zärtlich eine Hand an seine Wange und strich ihm die Träne weg. Sofort öffnete er die Augen, um mich traurig anblicken zu können.

„Sag sowas nicht", bat ich ihn leise und fuhr immer wieder mit meinem Daumen über seine Haut. „Du bist nicht der kindische Formel-1-Fahrer, sondern so viel mehr. Es gibt Leute, die schnell urteilen, aber die kennen dich nicht so gut wie deine Freunde und Familie. Jeder von ihnen wird mir nämlich zustimmen, wenn ich sage, dass du einzigartig und perfekt bist. Und zwar mit all deinen Seiten - der kindischen, aber auch deiner einfühlsamen und vor allem deiner manchmal zurückhaltenden. Du wirst so sehr geliebt, Lando. Und zwar von so vielen Leuten."

Nach meinen Worten zitterte seine Unterlippe verdächtig, sodass ich mich lieber erstmal zu ihm lehnte und ihn vorsichtig küsste, um ihn abzulenken. Sofort vergruben sich seine Hände in meinen Haaren, hielten mich nah bei sich. Gefühlvoll bewegte er die Lippen an meine, wodurch der Kuss schnell intensiver wurde. Ich bat mit meiner Zunge um Einlass, der mir sofort gewährt wurde, und strich mit meinen Händen immer wieder über seinen Körper, ließ sie dann an seinem Po liegen.

Als wir uns lösten, brauchte ich ein paar Augenblicke, bis ich wieder in der Realität angekommen war. „So würde ich nicht auf einen Kuss reagieren, wenn du nicht etwas besonderes wärst", versicherte ich ihm schmunzelnd und entlockte ihm damit ein leichtes Lachen.

Dann wurde sein Blick wieder nachdenklicher. Seine Finger spielten unruhig mit meinen Haaren und ich legte meine Hände jetzt doch lieber wieder an seine Hüfte.

„Bevor du dich zu mir umgedreht hast, da..." Er stockte kurz und biss sich unsicher auf die Lippe, ehe er fortfuhr: „Du hast diese eine Frau auf einmal so...anders angeschaut. Warum?"

Seufzend schaute ich an ihm vorbei. Natürlich hatte er meinen Blick bemerkt, als ich realisiert hatte, dass Sophia mich an Lando erinnerte. „Ich habe bemerkt, dass sie dir ähnelt, was auch der Grund war, dass ich sie am sympathischsten von allen fand", meinte ich ehrlich.

„Nur sympathisch?", hakte er nach.

„Nur sympathisch", bestätigte ich und besiegelte meine Aussage auch gleich mit einem Kuss. „Nur, weil sie mich an dich erinnert hat, heißt das nicht, dass ich mich zu ihr hingezogen fühle. Erstens ist sie nicht du. Zweitens habe ich einen wundervollen Freund, den ich niemals im Leben betrügen würde, weil ich ihn über alles liebe. Und drittens ist sie eine Frau. Ihre Chancen, dass ich Gefühle für sie entwickeln werde, liegen also so ungefähr bei....minus eine Million Prozent, würde ich mal schätzen. Du wirst mich nicht so schnell los." Bei meinem letzten Satz zwinkerte ich ihm zu und er entspannte sich sofort.

„Idiot. Ich will dich gar nicht loswerden", lachte Lando trotzdem liebevoll und ich hob eine Hand, um ihm behutsam durch seine wirren Locken zu fahren.

„Dann solltest du ja froh sein, dass ich dich auch nicht loswerden will", entgegnete ich wieder ernster.

„Darüber bin ich froh. Ich liebe dich auch über alles, Carlos", flüsterte er und zog mich schon wieder näher zu sich. Bevor unsere Lippen jedoch ein weiteres Mal aufeinander treffen konnten, hauchte ich: „Forever ever, mi amor."

Dabei breitete sich ein glückliches Lächeln auf seinem Gesicht aus, bevor ich es zuließ, dass wir uns zart küssten.

Ich habe tatsächlich fast vergessen, das Kapitel hochzuladen...

Ich habe es zeitlich nicht geschafft, das Qualifying zu schauen und die Wiederholung kommt erst um 20:30 auf sky🙄 naja, heißt für mich: noch knapp eine Stunde warten, bis ich wieder Instagram benutzen kann😂 ich hoffe auf ein gutes Ergebnis. Bis jetzt weiß ich nur, dass Lando anscheinend gut gefahren ist, bin sehr gespannt👀

Kommentar von dreaming_t :
[well, ich hätte gerne noch ein Kapitel, in dem die beiden ein Date haben und diesmal bitte nur die beiden und ohne Streitereien, pleaseeee? Nichtsdestotrotz ist das Ende total cute geworden. Es ist schön, dass Carlos Lando beruhigen und auf andere Gedanken bringen konnte (nachdem er den ganzen Os über schon etwas rude war tho). Wie immer schön geschrieben, babe.💘💘]

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