Kapitel 6
Montréal, 09. Juni 2019
Frustriert lief ich nach dem Rennen zu Landos Fahrerzimmer. Es war ein bescheidener Tag für das gesamte Team gewesen, nachdem Landos Rennen frühzeitig enden musste und ich mit meinem elften Platz ebenfalls keine Punkte holen konnte. Jetzt brauchten wir vermutlich alle beide ein paar Kuscheleinheiten.
Somit betrat ich ohne zu Klopfen den Raum und blickte sogleich überrascht zur Couch, auf der nicht nur Lando, sondern auch George saß. „Oh, hey George", grüßte ich ihn freundlich, wenn auch verdattert. Warum war er jetzt schon hier?
„Hey", erwiderte er, richtete sich sogleich auf, „Ich wollte eh gerade gehen, jetzt ist es dein Job, dich um Lando zu kümmern."
„Niemand muss sich um mich kümmern, ich bin alt genug, um selbst klarzukommen", behauptete Lando und sofort schmunzelten wir beide.
„Sicher", kommentierte George nur. Währenddessen nahm ich seinen vorherigen Platz ein und schlang lächelnd einen Arm um meinen schmollenden Freund.
„Denk daran, was ich dir gesagt habe!", erinnerte dieser noch seinen besten Freund, welcher schon fast aus der Tür verschwunden war, jedoch nochmal die Hand hob, als Zeichen, dass er verstanden hatte. Lando bettete dann seinen Kopf auf meiner Schulter und legte eine Hand auf meinem Bauch ab, woraufhin ich ihm mehrere zarte Küsse auf die Stirn drückte.
„Wie geht es dir wirklich, mi amor?", wollte ich wissen, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war.
„Gut...gut. Mir geht es gut", seufzte er schwer und schmiegte sich näher an mich.
„Ganz sicher?", hakte ich nach.
„Mhmh", brummte er wenig enthusiastisch und ich kommentierte skeptisch: „Überzeugend."
„Ich-", startete der Jüngere einen Versuch, sich zu erklären, stockte dann jedoch und schien nicht weiter zu wissen. Also schüttelte er leicht den Kopf, rutschte etwas von mir weg und murmelte: „Ich will nicht darüber reden, okay?"
„Warum nicht?", fragte ich weiter nach, traute dem Braten nicht so ganz. Er hatte offensichtlich etwas auf dem Herzen liegen. Also sollte er auch mit mir darüber reden.
„Verdammt, Carlos! Hör bitte einfach auf, nachzufragen!", fuhr er mich plötzlich mit glasigen Augen an und ich zuckte leicht zusammen.
„Okay, okay." Abwehrend hob ich die Hände und runzelte leicht die Stirn. Was war denn auf einmal mit ihm los? „Ich mache mir nur Sorgen um dich."
Diese Worte brachten seine Mauern anscheinend zum Einstürzen, denn auf einmal schluchzte er auf und Tränen liefen unaufhörlich seine Wangen herab. Besorgt schloss ich die Distanz zwischen uns wieder, um ihn in eine feste Umarmung zu ziehen.
„Ay, mi amor", hauchte ich nach einer Weile, in welcher er sich etwas beruhigt hatte, „Es war nur ein scheiß Rennen. Das nächste wird wieder gut werden."
„E-Es ist nicht d-das Rennen", brachte er hervor und versteckte lieber sein Gesicht in meinem Oberteil.
„Was ist es dann?" Zärtlich strich ich ihm durch die wirren Locken und hoffte, dass er mir antworten würde, aber stattdessen schniefte er: „Ich will nicht reden."
„Vergiss es, Lando. Du wirst das jetzt nicht in dich hineinfressen. Wie lange trägst du das schon mit dir rum?" Bestimmend drückte ich ihn von mir und musterte ihn genau. Jetzt würde ich es garantiert nicht mehr zulassen, dass er sich vor dem Gespräch drückte.
„Ich weiß nicht. Kurz vor Barcelona...?" Unruhig wich er meinem Blick aus und strich sich ein paar Tränen weg.
„Vor Barcelona?! Das ist schon über ein Monat her!", bemerkte ich geschockt, „Was ist denn da passiert?"
„Ich will nicht darüber reden!", wiederholte Lando sofort und schien plötzlich die Tür sehr interessant zu finden.
„Vor Barcelona war doch nichts besonderes, außer-" Ich stoppte mich selbst, als es mir wieder einfiel. Wissend nickte ich und setzte ruhig an: „Der Streit."
„I-Ich-" Panisch stand er auf, womit er durch das Zimmer tigern konnte.
„Was ist los, Lando?" Zutiefst besorgt beobachtete ich das Handeln meines Teamkollegen, der total nervös wirkte, aber weiterhin behauptete: „Nichts! Wirklich, es ist alles gut."
„Nein, ich werde es nicht zulassen, dass du weiter alleine versuchst, das hinzubekommen! Lando, ich liebe dich und ich will für dich da sein", stellte ich klar und brachte ihn damit zum Stocken.
Er warf mir einen unsicheren Blick zu, schien mit sich selbst zu ringen. Dann nickte er und bat mich: „Aber bitte versprich mir, dass du nicht mit mir Schluss machst."
„Du machst mir Angst", bemerkte ich und spannte mich an. Warum sagte er sowas? Was würde er mir denn gleich erzählen? Warum sollte ich mit ihm Schluss machen?
„Versprich es mir bitte", hauchte er verzweifelt und nun glitzerten seine Augen wieder verdächtig. Es wirkte nicht so, als hätte er wirklich etwas schlimmes getan, außerdem konnte ich ihm das sowieso nicht zutrauen, also schluckte ich den Kloß in meinem Hals herunter und murmelte: „Okay, versprochen."
„Ich fühle mich immer so klein und dumm neben dir", brach es sofort aus ihm heraus. Im ersten Moment erleichterte es mich immens, dass es wirklich nicht in die Richtung Fremdgehen ging, aber so wirklich besser war das auch nicht. Klar, er fühlte sich unwohl in seinem Körper, aber das war eine ganz andere Ebene. Er hatte Selbstzweifel...mir gegenüber?
„Das-", wollte ich ihm gleich widersprechen, aber er ließ mich gar nicht erst fortfahren.
„Nein, lass mich bitte ausreden, Carlos. Ich weiß, dass du es nicht so siehst, aber das liegt eben daran, dass du mich liebst. Allerdings gibt es Leute, die mich nicht so lieben wie du, zum Beispiel deine Familie." Zitternd fuhr er sich durch die Haare und wich angestrengt meinem Blick aus. „Und ich habe verdammt Angst, dass sie bemerken, dass ich im Vergleich zu dir einfach ein...Nichts bin."
Nach diesen Worten merkte ich, wie sich mein Herz zusammenzog und meine Kehle wie zugeschnürt war. Währenddessen stiegen mir ebenfalls Tränen in die Augen. So fühlte er sich? Schon seit unserem Streit? Oder ging es noch länger zurück? Warum war es mir nie aufgefallen?
„Sag das nie wieder", flüsterte ich schwach, „Sag das bitte nie wieder."
„Es ist doch wahr, Carlos! Du bist meine erste Beziehung, ich bin im Vergleich zu dir einfach nur ein naiver Junge! Du könntest so viele bessere haben und das wird deine Familie auch erkennen, sobald sie mehr Zeit mit mir verbringt!", rief Lando aus und schien gleich wirklich durchzudrehen, wenn er noch weiterreden würde.
Schnell reagierte ich und griff nach seiner Hand, um unsere Finger zu verschränken, ehe ich ihn behutsam auf meinen Schoß dirigierte. Meinen freien Arm schlang ich eng um seine Hüfte, um ihm zu zeigen, dass ich ihn festhalten würde.
„Du hörst mir jetzt mal zu", fing ich streng, aber dennoch sanft an, „Ich will nur dich, Lando. Ich habe noch nie jemanden so sehr gewollt wie dich, okay? Das musst du mir nicht glauben, aber so ist es. Und ich will nie wieder von dir hören, dass du ein Nichts seist, denn das bist du ganz und gar nicht! Du bist so viel mehr als alles, was ich mir je erträumt habe und ich liebe dich für jede Kleinigkeit an dir abgöttlich. Und das weiß und sieht meine Familie auch. Allen ist klar, wie unfassbar glücklich du mich machst, wie gut mir diese Beziehung tut und sie wissen auch, dass du ein toller junger Mann bist. Du bist liebevoll, zuvorkommend, bringst alle um dich herum zum Lachen und noch so viel mehr. Das sind alles Eigenschaften an dir, die besonders sind und dich einzigartig machen. Es ist nicht schlimm, dass ich dein erster fester Freund bin. Ich finde deine Unsicherheiten sogar ziemlich süß, vor allem, wenn deine Wangen so niedlich rot werden, wenn dir etwas unangenehm ist." Mein Redefluss hatte zur Wirkung, dass sich genau dieser Rotschimmer auf seine Wangen schlich, weswegen ich liebevoll über die erhitzte Haut streichelte. „So wie jetzt."
„Tut mir Leid, dass ich so bin", wisperte er kraftlos und ließ sich gegen mich sinken, sodass ich ihn noch enger an mich zog.
„Ich liebe dich doch genau dafür, dass du so bist wie du bist", berichtigte ich ihn, bevor ich einen zarten Kuss auf seine Schläfe hauchte.
„Ich liebe dich auch", antwortete er leise. Während er die Augen schloss, hielt ich ihn einfach nur fest und achtete darauf, dass er sich auch wirklich beruhigte.
„Und das trägst du seit unserem Streit mit dir mit?", hakte ich dann vorsichtig nach.
„Nein, ich habe mit George schon darüber geredet", gab der Kleinere zu und schaute mich unsicher an, als wüsste er nicht, ob ich deswegen sauer auf ihn sein würde.
„In Zukunft will ich, dass du bei so etwas sofort mit mir redest, okay? Du musst dir nie Sorgen machen, dass du mich mit deinen Problemen nerven könntest oder sonst was. Ich kann es nämlich gar nicht leiden, wenn du unglücklich bist", meinte ich und schenkte ihm ein bekräftigendes Lächeln, „Achso und denk auch nicht, dass ich wegen sowas mit dir Schluss machen würde. Ich liebe dich gerade nämlich noch ein Stückchen mehr als davor."
„Ernsthaft?" Ungläubig wurden Landos Augen ganz groß und ich musste ihm einfach einen kurzen Kuss auf die Lippen drücken.
„Natürlich. Jedem geht es mal schlecht, jeder hat Sorgen. Wichtig ist nur, dass man diese teilt, und dass du genau das gerade gemacht hast, zeigt mir nur, wie sehr du mir vertraust", sagte ich und fuhr ihm wieder über die Wange.
„Natürlich vertraue ich dir!", kam es fast schon erschüttert von ihm zurück, ehe er neugierig nachsetzte: „Um was sorgst du dich denn?"
„Ich sorge mich vor allem um dich. Dass ich dich verliere, dass ich manchmal zu schnell bestimmte Dinge verlange oder dass doch irgendwann jemand in deinem Alter auftaucht, den du besser findest", gestand ich ihm und zuckte nachdenklich mit meinen Schultern.
„Darüber machst du dir Gedanken?" Verblüfft legte er den Kopf schief und jetzt musste ich sogar leicht lachen: „Klar. So ist das, wenn man sich an eine Person bindet. Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen und dann habe ich auch Angst davor, wie es aussehen würde, wenn es so wäre. Vermutlich ziemlich grau."
„Du musst dir darüber keine Gedanken machen, Carlos", versprach Lando mir und schlang die Arme um meinen Nacken, „Du bist das allerbeste für mich. Es geht gar nicht noch besser."
„Das ist beruhigend zu hören", raunte ich an seine Lippen und stahl mir einen weiteren kurzen Kuss.
„Danke, dass du mir zugehört hast." Der Jüngere lehnte seine Stirn an meine, blickte mir tief in die Augen.
„Immer und überall, mi amor", garantierte ich ihm und nun verband er unsere Lippen zu einem deutlich längeren Kuss.
Es war ein Versprechen, das ich auf jeden Fall einhalten würde, das wusste ich. Ich wollte Lando glücklich sehen und vor allem wollte ich ihn glücklich machen. Ich wollte für ihn da sein, wenn es mal nicht so war, ihn festhalten, ihn unterstützen. Hoffentlich wusste er nun auch wirklich, dass er immer zu mir kommen konnte.
Was für ein verrücktes Qualifying🙈
Meine Prediction für morgen: Ferrari Podium (ich tippe auf Charles, auch wenn mir Carlos lieber wäre), Max auf jeden Fall vor Lewis, vielleicht auch P1 (I'm sorry dreaming_t ) uuuuund mindestens 4 Safety Cars👀 darunter aber hoffentlich kein schlimmer Crash🥺
Vielleicht schafft Pierre es sogar aufs Podium, das würde mich sehr freuen, verdient hätte er es sich😍
Mal schauen, ob meine Prediction wieder so gut klappt wie letztes Mal. Auch wenn das jetzt etwas weniger genau ist als letztes Mal😂😂
Kommentar von dreaming_t :
[Oh boyyys, ein Gespräch, was längst überfällig war, huh? Es ist cute, wie die beiden füreinander da sind und sich ihre Ängste nehmen, auch wenn Lando etwas gebraucht hat. Schön, dass Carlos so viel Geduld hatte. I love my boyyys. And I love you💘 Total toll geschrieben wie immer]
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top