Kapitel 11

Interlagos, 13. November 2019

Lächelnd strich ich Lando durch die Haare und genoss es, wie er sich an die Berührung schmiegte, während er leise seufzte. Es sollte wirklich verboten sein, so süß wie er zu sein.

Nun lehnte ich mich zu seinem Ohr und drückte mehrere zarte Küsse darunter. „Feliz cumpleaños, mi amor", hauchte ich, bevor ich mir eine Spur zu seinen Lippen küsste.

Als unsere Lippen dann aufeinander trafen, spürte ich, wie auch er zu lächeln begann und träge die Arme um meinen Nacken legte.

„Hmmm...", brummte der Kleinere zufrieden in den Kuss, welchen ich kurz darauf brach.

„Willst du noch ein paar süße Worte haben oder wird es dir dann zu kitschig?", fragte ich prüfend und er blinzelte jetzt einige Male, um sich an das Licht zu gewöhnen.

„Wie kitschig würde es werden?" Zum Ende hin wurden seine Worte etwas verschluckt, da er herzhaft gähnen musste.

„So in die Richtung ,ich liebe dich über alles, du bist meine Welt und einfach nur perfekt'", schlug ich vor und zog eine Augenbraue hoch, als Lando das Gesicht verzog.

„Okay, in dem Fall verzichte ich", murrte er und streckte sich ausgiebig. Dann legte er seine Hände wieder an meinen Nacken, um mich näher zu sich ziehen zu können.

„Dachte ich mir", schmunzelte ich an seine Lippen, „Trotzdem alles Gute zum Geburtstag. Ich freue mich auf ein weiteres Jahr mit dir als Teamkollege und vor allem Mann an meiner Seite." Liebevoll küsste ich ihn noch mehrmals, was ihn schon wieder zum Lächeln brachte.

„Mann", wiederholte er glücklich, „Ich bin kein Teenager mehr."

„Fühlt sich anders an, was?", gluckste ich und er grinste sogleich: „Ja, total!"

„Mhmh", gab ich ironisch zurück, während ich eine Hand auf seiner Hüfte platzierte. „Ich liebe dich, Lando."

„Ich dachte kein Kitsch?", zog der Kleinere mich auf und ich verdrehte lachend die Augen.

„Das ist kein Kitsch, das ist die Wahrheit." Mit einem Augenzwinkern stupste ich seine Nase an und beobachtete vergnügt den Rotschimmer, der sich auf seinen Wangen ausbreitete.

„Das ist jetzt aber Kitsch!", beschwerte er sich.

„Jap, ist es. Aber dir gefällt es schon ein wenig", kicherte ich und küsste schnell seine Nasenspitze.

„Vielleicht ein ganz kleines bisschen", flüsterte Lando verlegen zurück, „Können wir jetzt bitte das Thema wechseln?"

Grinsend nickte ich, auch wenn ich durchaus Gefallen an dieser Konversation gefunden hatte. Es machte wirklich Spaß, ihn in Verlegenheit zu bringen, ihn mal aus seiner Komfortzone rauszuholen, und ich machte es immer wieder ganz gerne.

Spät abends kamen wir wieder beim Hotel an, nachdem wir in einem Steakhouse in der Nähe zu Abend gegessen hatten. Lando wurde schon auf dem Heimweg immer kuscheliger und ich konnte mir nur denken, worauf er hinaus wollte.

„Der Tag war wunderschön", lächelte er, als wir gemeinsam den Fahrstuhl verließen, und ließ seine Hand über meinen Rücken fahren.

„Finde ich auch", stimmte ich ihm zu, ehe ich neckend hinzufügte: „Und er ist noch nicht vorbei."

„Verlockend", grinste mein Brite und ließ sich bereitwillig von mir in einen Kuss ziehen, der augenblicklich fordernder wurde. Seine Hände schlüpften jetzt unter mein Shirt, während ich ihn weiter zurückdrängte, bis ich ihn gegen die nächstbeste Wand presste. Ihm entwich dabei ein lustvolles Keuchen und ich knabberte zufrieden an seiner Lippe.

„Ein Schritt weiter und ihr seid in einem eurer Zimmer, aber das scheint zu viel verlangt zu sein", ertönte plötzlich eine weitere Stimme, weswegen wir erschrocken auseinander wichen. Ich ließ Lando sofort frei, dem ein entsetztes ,M-Max!' entwich.

„Keine Sorge, ich wusste es eh schon seit Längerem. So ziemlich jeder im Paddock ahnt es", winkte er entspannt ab und ich konnte sehen, wie sich Lando verspannte.

„Soll uns das etwa beruhigen?!", zischte er wütend und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

„Keine Ahnung, tut es das?", stellte Max die Gegenfrage. Zeitgleich trat ich wieder näher zu Lando und legte ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigen.

„Nein!", feuerte der Angesprochene zurück. So viel zum Thema ,beruhigen' also...

„Dann soll es das nicht", schmunzelte der Niederländer und legte nun den Kopf schief, „Hattest du einen schönen Geburtstag?"

Mir entwich bei dieser Frage ein genervtes Stöhnen und auch Lando wirkte ziemlich ungeduldig. Wir hatten im Paddock den ganzen Tag auf Zärtlichkeiten verzichten wollen. Der Smalltalk, den Max da gerade anfangen wollte, kam uns dementsprechend gar nicht gelegen. Vor allem nicht nach dem Kuss eben, der nur ein Vorgeschmack auf das war, was folgen würde, sobald wir alleine waren.

Daher meinte ich gezwungenermaßen freundlich: „Max, entschuldige uns bitte, aber ich habe noch ein Geschenk für Lando, das ich ihm gerne jetzt geben würde."

„Ich weiß durchaus, worauf du hinaus willst, Carlos", lachte unser Kumpel immer noch tiefenentspannt und zuckte mit den Schultern, „Dann reden wir eben die Tage mal. Viel Spaß und passt vielleicht in Zukunft auf, wo ihr rumfummelt."

Mit einem letzten Augenzwinkern setzte er seinen Weg an uns vorbei fort, während ich jetzt lieber erstmal Lando mit mir aufs Zimmer zog, wo wir nicht mehr gestört werden konnten.

„Sind wir wirklich so offensichtlich?", hakte Lando verunsichert nach, sobald die Tür ins Schloss gefallen war.

„Mach dir keinen Kopf darüber, bitte. Nicht heute und vor allem nicht jetzt. Es gibt durchaus besseres, wie wir unseren Abend verbringen können", stellte ich klar und griff nach seiner Hand, „Vielleicht ahnen es die Fahrer, aber mehr auch nicht, okay? Außerdem müssen wir uns vor ihnen wirklich nicht verstecken, so wie ich sie kennengelernt habe. Sie sind alle weltoffen und nett."

„Okay", hauchte er schon deutlich ruhiger und schmiegte sich an mich. Liebevoll schlang ich meine Arme um ihn, gab ihm die Sicherheit, die er gerade brauchte.

Kurze Zeit später hob er den Kopf wieder und blitzte mich entschlossen an. Seine Hände vergruben sich in meinem Pulli, bevor er mich mit einem bestimmenden Schubser aufs Bett beförderte. Grinsend ließ ich es über mich ergehen, aber natürlich nur, weil heute sein Geburtstag war.

17. November 2019

Strahlend drehte ich mich zu der Stelle um, an der ich eben Lando ausgemacht hatte. Vor wenigen Minuten war bekannt gegeben worden, dass Lewis eine Zeitstrafe bekam, weswegen ich auf P3 vorrückte. Mein erstes Podium und natürlich wollte ich das mit Lando feiern, aber ich stellte erschrocken fest, dass er verschwunden war. Vor einer Minute war er doch noch da gewesen!

„Wo ist Lando hingegangen?", richtete ich mich an Rupert, der in meiner Nähe stand.

„Ich weiß nicht, er scheint einen wichtigen Anruf bekommen zu haben", zuckte er unwissend mit den Schultern.

„Hm, okay", seufzte ich und mir war bewusst, dass mir die Unzufriedenheit ins Gesicht geschrieben war.

„Zieh' nicht so ein Gesicht, du hast gerade ein Podium geholt, Carlos!", rügte mich mein Trainer auch sofort, was mir ein schwaches Lächeln entlockte.

„Ist gut, ist gut." Abwehrend hob ich meine Hände, während mein Blick ein weiteres Mal zum Ausgang der Box glitt. Wo war Lando nur?

Eine ganze Weile später wurde uns von Zak mitgeteilt, dass wir alle gemeinsam als Team auf das Podium durften, da ja die offizielle Siegerehrung vorbei war. Zusammen machten wir uns also auf den Weg dorthin und als wir uns alle hinstellen sollten, drängte sich jemand zwischen mich und Rupert.

Überrascht drehte ich meinen Kopf zu der Person und lächelte, als ich Lando erblickte. Wir hatten gerade weder die Privatsphäre noch die Zeit dazu, groß Worte auszutauschen, daher beließ er es erstmal dabei, mir kurz über den Oberarm zu streicheln und mir sein stolzestes Lächeln zu präsentieren, bevor mehrere Fotos geschossen wurden.

Den Rest des Abends verbrachten wir dann mit dem Team, feierten einfach ausgelassen mein Podium. Zuletzt halfen Lando und ich dann noch mit dem Abbau, ehe er mich am Handgelenk mit auf die Strecke zog.

Von dem Getümmel des Rennens war nichts mehr zu erkennen, als wir stumm nebeneinander nochmal die Strecke abliefen. Sie war dunkel und vor allem leer, was uns sehr zur Gute kam. Kaum waren wir nämlich aus dem Sichtfeld von den Leuten in der Boxengasse, schlang Lando seinen Arm um meine Hüfte und drückte mir im Gehen einige zarte Küsse auf die Wange.

Überglücklich schloss ich meine Augen, während ich ihn näher an mich drückte. Obwohl ich diese Stimmung gerade sehr genoss, hatte ich doch noch eine Frage, die mich beschäftigte. „Wohin bist du vorhin abgehauen?", murmelte ich also und öffnete meine Augen wieder, um ihn anblicken zu können.

Entschuldigend blinzelte er mich an. „Sorry, George hat angerufen, dass Alex am Boden zerstört war. Ich musste bei ihm bleiben, während George bei der Analyse war", erklärte er mir und ich runzelte die Stirn.

„Geht es ihm jetzt besser?", hakte ich besorgt nach. Ich konnte mir nur vorstellen, dass es schwer für den Thailänder war, sein Podiumsplatz zu verlieren, nachdem er ein grandioses Rennen gefahren war.

„Ich denke, George wird sich schon gut um ihn kümmern", entgegnete mein Brite nachdenklich, ehe sich ein Lächeln auf seine Lippen schlich, „Und ich kümmere mich um dich."

„Um mich muss sich niemand kümmern, mir geht es gut", lachte ich herzlich und drückte ihn nochmal kurz an mich. Plötzlich blieb er stehen, was ich ihm sofort irritiert gleichtat.

„Ich weiß, Babe, aber ich will trotzdem bei dir sein", hauchte er und legte eine Hand an meine Wange. Augenblicklich schmiegte ich mich in diese Berührung, weswegen er noch einen Schritt näher an mich trat, bis kein Blatt mehr zwischen uns passte. Landos Augen strahlten mich voller Liebe an, als er nachsetzte: „Herzlichen Glückwunsch zum Podium. Du hast es dir unfassbar verdient nach deinem großartigen Rennen."

„Danke, das bedeutet mir viel", flüsterte ich zurück und lehnte meine Stirn an seine, „Sieh es als nachträgliches Geburtstagsgeschenk an."

„Nichts gegen dich, aber ich hätte lieber ein eigenes Podium gehabt", kicherte Lando leise, schloss seine Augen entspannt.

„Aua." Gespielt verletzt fasste ich an meine Brust, was ihn wieder zum Auflachen brachte. „Das nehme ich persönlich."

„Dann hab wenigstens dabei noch im Hinterkopf, dass ich dich über alles liebe", wisperte der Jüngere an meine Lippen und ich musterte sein Gesicht verträumt. Es gab nichts auf dieser Welt, was ich gegen seine glücklichen Gesichtszüge eintauschen würde. Jedes Mal, wenn er so strahlte wie jetzt, brachte es mein Herz aus dem Takt und ich konnte nicht anders, als ihn zu bewundern.

Behutsam legte ich zwei Finger unter sein Kinn, drehte seinen Kopf und küsste ihn ganz zärtlich. Automatisch rutschte seine Hand von meiner Wange zu meinem Nacken, um mich noch näher zu ziehen. Und obwohl der Kuss unfassbar intensiv war, steckte nicht mehr dahinter als dass wir uns zeigen wollten, was wir für einander empfanden.

„Yo también te amo por encima de todo*, mi vida", hauchte ich an seine Lippen. Vermutlich hatte er keine Ahnung, was für einen Spitznamen ich ihm da gerade verpasst hatte, war viel zu sehr von dem Kuss abgelenkt, immerhin spürte ich sein verträumtes Lächeln deutlich an meinen Lippen.

Mi vida. Mein Leben. Es war fast noch eine Untertreibung für das, was ich für ihn empfand. Noch nie hatte ich mich so sehr mit jemandem verbunden gefühlt wie mit ihm und mittlerweile war er einfach zum Zentrum meines Lebens geworden. Er war jemand, ohne den ich nicht mehr leben konnte. Und ich war mir sicher, dass ich das auch niemals tun müsste.

Uuuuuund das war's mit dem Sequel🤝 Ich hoffe, es hat euch allen gefallen, auch wenn man sehr deutlich gemerkt hat, dass es nur kleinere Entwürfe/Einblicke waren, die ich ja eigentlich nicht hochladen wollte😁

Ich danke euch allen für eure lieben Kommentare und die ganzen Votes, die Uhr immer dagelassen habt. Wir sehen uns dann (hoffentlich) am Montag mit einem neuen Oneshot wieder😉

*Ich liebe dich auch über alles

Kommentar von dreaming_t :
[Carlos's carrying the whole chapter.🥺🥺🥺 Oi, er ist süß und romantiiiiisch. I likeeee. No, I loveeeee. All die Dinge, die er sagt, und wie er seine Gefühle für Lando beschreibt... damn, Lando, ich würde dir glatt Carlos abnehmen, wenn mein Herz nicht schon vergeben wäre und ich euch nicht so sehr shippen würde. Ein wirklich schönes Kapitel, babe, und definitiv eines meiner liebsten!💘]

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