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Ich genoss es, wie sehr ich zur Ruhe kam, als ich an einem riesigen See saß und Löcher in die Leere starrte. Das Wasser reflektierte den Horizont so stark, dass man meinen möge, es wäre eine direkte Spiegelung des Himmels im Wasser. Somit war ich von orangenen Abendsonnenstrahlen umgeben, den kleinen Enten auf dem Wasser und dem leichten Wehen des hohen Rasens, welches meine Gedanken sorgfältig in die Stille fegte.
Niemand warnte mich davor, wie schwer es war, zu heilen oder zumindestens mein Nervensystem neu zu verdrahten. Um nur eins zu nennen: Nicht direkt davonlaufen, sobald sich jemand mir versuchte, anzunähern wie z.B. Jongho immer wieder oder eine gesunde Liebe sabotieren, wenn alles, was ich jemals gesehen oder erlebt hatte, dysfunktionale Dynamiken waren.
Es war, als würde man in ein anderes Land ziehen; der Kulturschock machte einen krank vor Heimweh. Man möchte am liebsten nachhause zurücklaufen, zu all den Orten und Menschen, die einem wehgetan hatten. Zu allem, was man jemals gekannt hatte. Egal, wie viel Negatives man mit diesem Ort verbinden mochte.
Was ich eigentlich nur sagen wollte, war, dass mein Inneres sich immer gegen gesunder Liebe wehren würde und sich stattdessen immer wieder erneut für die zerfressende Einsamkeit und Wut entscheiden würde.
Der Drang, sich die Haut vom Gesicht und von den Händen zu reißen, weil ich das Gefühl hatte, das unliebenswerteste Geschöpf auf Erden zu sein und dazu verdammt zu sein, ein niederträchtiger und elender, kleiner Kretin zu sein, der nur existierte, damit sich das Universum amüsierte, wenn es Zeuge meiner Qualen wurde.
Verbittert lächelte ich auf, was eher ein krampfhaftes Heben meiner Mundwinkeln ähnelte, sodass ich langsam aufstand, als ich merkte, wie ich den Sinn zur Realität verlor. Ich ging in langsamen Schritten zwischen den Rasen durch, als ich die ganzen Blumen um mich herum wahrnahm und für einen Moment wieder stehen blieb.
Gedankenverloren fing ich an, paar Blumen zu pflücken. Wie die Blumen alle hießen, wusste ich nicht. Jedoch hielt ich am Ende lila, rote, weiße und rosa Blumen in meiner Hand, die so fremd zwischen meinen leblosen Fingern wirkten, als ich diese zu mustern begann.
Als würde man einer Leiche einen Blumenstrauß halten lassen.
Dennoch nahm ich die Blumen alle mit, bevor ich wieder auf das Motorrad stieg und die leeren Schnellstraßen entlang fuhr. Aus welchem Instinkt ich letztendlich handelte, wusste ich nicht. Jedoch war da anscheinend etwas in mir, was mich zum Handeln anregte. Doch ich dachte nicht viel nach. Auch nicht, als ich plötzlich vor einem Blumenladen stehen blieb und etwas schluckte.
Vorsichtig nahm ich mir meinen Helm runter, stieg ab und griff nach den Blumen, die ich vorhin noch am See gepflückt hatte. Ich spürte die Hemmung in mir hochkommen, doch ich biss mir harsch auf die Lippe, bevor ich den kleinen Laden betrat und froh war, als ich sah, dass kaum jemand hier war.
Als sei ich ein kleines Kind in einer riesigen Arztpraxis schaute ich mich hilflos um, suchend nach etwas, was mir an so einem fremden Ort, Halt geben könnte. Denn ich spürte meine Nervosität aufeinmal hochkommen, die Panik an einem unbekannten Ort zu sein, als mich dann aber die Stimme eines jungen Mädchens aus meinen Gedanken holte. Mich davon abhielt, komplett in Panik zu geraten.
,,Guten Abend! Sie schauen so verloren. Darf ich Ihnen weiterhelfen?",fragte mich das junge Mädchen mit einem warmen Lächeln auf den Lippen, sodass ich in langsamen Schritten auf sie zu ging und sie mich immernoch geduldig wartend nach einer Antwort anblickte.
Ich schluckte, als ich meine Hände zittern spürte, sodass ich ihr die Blumen einfach auf den Tresen legte, bevor sie das Zittern entdecken konnte. Ich sagte nur noch:,,Ich bin hier, weil ich fragen wollte, o-ob Sie mir diese Blumen zu einem Strauß binden können. Ich z-zahle natürlich auch."
Mit großen Augen schaute das Mädchen auf die frisch gepflückten Blumen runter, bevor sie diese an sich nahm und meine starke Nervosität zu merken schien. Dementsprechend lächelte sie ganz geduldig, als sie sich direkt an die Arbeit machte und erwiderte:,,Natürlich kann ich das."
Erleichtert beobachtete ich sie dabei, wie geschickt sie ihrer Arbeit nachging. Ihr schwarzes Haar hing ihr dabei elegant über den Schultern und bedeckten ihre Brust bei der Länge und Volumen des Haares. Ebenso spiegelte sie keinerlei Anspannung in ihrer Mimik wieder, nur einzig und allein Ruhe, wodurch ich somit nach einer Weile der vergehenden Stille auch immer weiter an Ruhe gewann.
,,Haben Sie die selbst gepflückt?"
,,Ja."
,,Wer darf sich über diese liebevolle Geste freuen?"
,,E-Ein Bekannter."
Mit einem Lächeln hielt mir das Mädchen den Strauß langsam wieder hin, den ich beeindruckt an mich nahm und hastig nach dem Geld in meiner Hosentasche grub. Doch sie stoppte mich mit den Worten:,,Sie brauchen nicht zahlen. Alles gut."
Ich wusste nicht, wie ich ihre Worte erwidern sollte, weshalb ich etwas nickte und mich dankbar verbeugte. Ohne noch etwas zu erwidern, wollte ich gerade den Laden verlassen, als ich die Tür bereits offen hatte und sie mir noch hinterher rief:,,Guter Herr! Vergessen Sie beim Überreichen der Blumen nicht, die Reaktion ihres Gegenübers zu beobachten. Das wird das Wertvollste für Sie sein."
Ich dachte über ihre Worte etwas nach. Es war, als hätte sie meine Unbeholfenheit und der Fakt, dass ich sowas nie tat, direkt bemerkt. Somit nahm ich ihren gutgemeinten Rat einfach still an, als ich erneut nur nickte und den Laden hastig verließ, um auf mein Motorrad zuzulaufen.
Erleichtert bei dem Anblick meines Motorrades atmete ich tief durch, in der Hoffnung, den Druck aus meiner Brust zu kriegen. Ich setzte mich schlussendlich wieder auf und machte mich auf den Weg zu meinem Ziel.
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ᯓ★ Für wen diese Blumen wohl sind? :)
Ich veröffentliche heute vielleicht noch ein weiteres Kapitel, mal schauen!
- Eure Eleja 𖹭
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