ᯓ★ 13

ᯓ★ san

Ich nahm meinen Helm ab, nachdem ich einpaar Runden gemütlich auf der Rennstrecke gefahren war. Ich hatte das warme Wetter langsam satt und sehnte mich nach den kühlen Wintertagen, als ich mit verschlafenen Augen in den klaren Himmel blickte, bevor ich in meine Garage rannte, die Treppe hochjoggte und meinen Bikeranzug auszog.

Ich zog mir schnell Jogginghosen und ein kurzärmliges Rollkragenoberteil an, jeweils in grau und schwarz, bevor ich ein Klopfen an meiner Tür hörte und mit den Augen rollte, vor allem, da ich wusste, wer dort stand. Also fragte ich nur:„Was willst du?",als Jongho die Tür öffnete und unaufgefordert hereinkam.

Ich hatte ein großes Zimmer und ein Badezimmer über meiner Garage, zumal ich mir keine andere Wohnung leisten konnte. Dementsprechend war die Rennstrecke eigentlich mein Zuhause. Deshalb hasste ich es umso mehr, wenn Jongho, wie gerade eben, mein Zimmer betrat und ruhig antwortete:„Ich brauche die Schlüssel für das 11er-Modell."

„Den kriegst du nicht.",antwortete ich knapp, während ich eine Packung Ramen öffnete und das Wasser in meiner eingebauten Miniküche aufkochte.

„Warum?"
„Ich habe das Modell noch nicht fertig."
„Schon gut, ich will nur meinen Freund abholen."

Ich sagte:„Nein, also verschwinde jetzt.",da er noch immer an der gleichen Stelle stand und ich dennoch seine gestressten Blicke auf mir spürte.

Erst, als er seine Tasche auf den Boden warf, die er wohl bei sich getragen hatte, erregte er meine Aufmerksamkeit, als ich ihn mit hochgezogener Augenbraue ansah und er nur antwortete:„Sag mal, ich habe auch genug von dir! Ich habe keine Ahnung, was zum Teufel mit dir los ist, aber ich habe es satt, mich mit dir herumschlagen zu müssen, Choi San!"

Ich sah ihn kühl an, als ich meinen Körper zu ihm drehte und nur noch erwiderte:„Dann tue uns beiden einen Gefallen, und verpiss dich."

„Wie kannst du so mit mir reden? Ich bin dein Bruder! Was ist los mit dir, San? Warum verhältst du dich so?",schrie mich Jongho hilflos an, während er mit großen Schritten auf mich zukam und ich unverletzt direkt auf ihn zulief, um ihm zu zeigen, wo sein Platz war.

„Sprich nicht weiter. Ich will nichts mehr von dir hören.",flüsterte ich ihm zu und packte ihn am Kragen, woraufhin er mein Handgelenk packte, es zur Seite riss und sich so aus meinem Griff befreite. Ich sah die Tränen in seinen Augen, als er zurückwimmerte:„I-Ich vermisse m-meinen Bruder. I-Ich erinnere mich nicht mehr an deine Stimme. Die Stimme, die du noch hattest, als du mit mir als großen Bruder gesprochen hast und nicht als das hasserfüllte Tier, in das du dich verwandelt hast."

Ich merkte, wie sehr mich seine Worte berührten, weshalb ich im nächsten Moment meine Hand hob und ihn ohrfeigte. Ohne mich beherrschen zu können oder zu realisieren, wer da eigentlich vor mir stand, nämlich der letzte Teil meiner Familie, der mir noch geblieben war, starrte ich auf Jongho hinunter, der zu Boden fiel, als ich ihn schlug.

Dennoch stand er im nächsten Moment auf, als er mich geschockt anstarrte und sich den Kopf zitternd festhielt. Ich erwiderte seine Mimik kühl, während ich etwas Schlucken musste, mir das Adrenalin unwohlig durch die Halsschlagader pochte und ich ihn fragen hörte:,,Was ist es bloß, dass dich so wütend macht? Kein Wunder, weshalb sie dich alle verlassen."

Dabei sprach er die Worte nicht so aus, als würde er mir die Frage tatsächlich stellen, sondern als würde er einfach nur seinen Gedanken laut ausgesprochen haben. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte, doch er ließ mir auch keinen Moment zu antworten, indem er einfach stumm das Zimmer und mich alleine mit meinen Gedanken verließ.

Die Wahrheit war, dass ich tatsächlich wütend war, so, wie Jongho es bereits nannte. Das war ich schon immer. Die Leute fragten mich, warum, als ob das keinen Sinn ergeben würde. Ich konnte die Dunkelheit, die ich gesehen hatte, nicht vergessen. Ich konnte die Leere in mir nicht ignorieren. Ich hatte es immer wieder versucht, aber die Dinge schienen sich nie zu ändern.

Die Wahrheit war, dass ich Schmerzen hatte. Wie könnte es aber auch nicht so sein? Es war, als ob die Dinge nie besser wurden und ich nicht wusste, was ich tun sollte. Es war, als ob meine Zerbrochenheit mich nicht losließ. Es war, als ob ein Teil von mir das gar nicht wollte.

Trotzdessen, dass ich mittlerweile seit Minuten schon alleine in der Stille meines Zimmers noch am selben Fleck rumstand und ich spürte, wie ich psychisch nicht anwesend war, flüsterte ich noch leise:„Ich habe Angst, okay? Ich habe Angst, dass du eines Tages aufwachst und mich nicht mehr liebst. Ich habe Angst, dass du meine Verrücktheit und mein Bedürfnis nach ständiger Bestätigung, dass du mich nicht verlässt, satt hast. Ich habe Angst, dass du meine Stimmungsschwankungen, meine Panikattacken und meine unkontrollierbaren Traurigkeitsanfälle satt hast. Am meisten habe ich Angst, dass du mich so sehen wirst, wie ich mich selbst sehe. B-Bitte, bitte verlass mich nicht."

Ich nahm gar nicht wahr, dass Jongho bereits weg war und ich somit die Worte in die Leere sprach, die ich ihm eigentlich gewidmet hätte. Somit spürte ich nur noch die Tränen in meinen Augen hochkommen, meine Nase dicht werden und meine Lippen zittern, als ich plötzlich anfing, zu einem kleinen Kind zu mutieren und einfach nur zu weinen.

In die Stille.
In die Einsamkeit, die mich nun umgab.

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