Kapitel 30 - Jack Frost
Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, stürze ich ins Wasser. Es ist nicht eiskalt, sondern angenehm, aber ich weiß, dass es normalen Menschen anders ergeht. Ich tauche immer tiefer, suche nach dem Mädchen, das mir nur durch Briefe bereits den Kopf vernebelt. Ich suche nach den blonden Locken, den großen eisblauen Augen oder dem liebenswürdigen Lächeln. Ich versuche ihren Körper ausfindig zu machen. Etwas, das anders aussieht, als das Wasser um mich herum. Als ich etwas entdecke, was sie sein könnte, wird meine Luftzufuhr allmählich schlecht. Ich bin bereits viel zu tief, aber Gerda ist noch tiefer und sie kann Kälte nicht so gut ab wie ich. Also tauche ich noch tiefer und noch tiefer. Ich beschleunige meine Bewegungen. Ich hätte eindeutig öfter schwimmen gehen soll. Erleichtert will ich aufatmen, als ich ihre Hüften umfasse, doch ich kann erst aufatmen, wenn sie wieder atmet. Gefühlt noch schneller als zuvor Paddel ich an die Wasseroberfläche. Dort stehen Kinder mit geschockten Blicken in meine Richtung. Waren die eben auch schon da? Aber ihre verdatterten Gesichter verraten mir, dass ich mich nicht sichtbar gemacht habe, deshalb ändere ich das. Ich lege Gerda in den Schnee und sehe von einem Kind zum anderen. Es sind drei. Zwei Mädchen, ein Junge. Alle haben einen geschockten und nun auch verängstigten Ausdruck im Gesicht. „Hei, wer...", ich wechsel zu der dänischen Sprache, denn sie sehen mich nur verdattert an: „Hej, Kinder. Keine Angst. Ich bin Jack Frost. Ihr hier wird nichts passieren, aber ihr müsst mir helfen."
Aufgeregt nicken sie. „Was sollen wir tun?", die Kleinste übernimmt zuerst das Wort. Das hingegen überrascht mich. Ich dachte, sie wäre die schüchternste der drei Kids, wo sie bis eben doch noch an ihrem Finger genuckelt hat. Wahrscheinlich ist deswegen auch ihr Handschuh klitschnass.
„Jemand muss Hilfe holen. In der Nähe ist doch ein Schloss, stimmt's? Die anderen müssen mir vielleicht ein paar Decken oder etwas anderes holen." Das kleine Mädchen macht sich nach einem Nicken sofort im Laufschritt auf den Weg, währen die anderen beiden in eine Starre gefallen zu sein scheinen. Okay, es ist zwar nicht hilfreich, aber verständlich. Ich ziehe meine Jacke aus und lege sie Gerda um. Im ersten Moment dachte ich, es wäre doch nicht Gerda gewesen. Sie sieht gerade ganz anders aus. Fast ein bisschen schwach, obwohl sie mir in den Briefen so stark vorkam. Die Jacke reicht noch nicht aus, daher ziehe ich mir auch meine Hose sowie mein Shirt aus, sodass ich nur noch in Unterhose und mit nacktem Oberkörper vor den starren Kindern stehe. Ich packe Gerda in meine Sachen ein, reibe über ihre Arme. Fühle, ob sie noch Puls hat. Dann positioniere ich sie und mache Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzdruckmassage. Dabei darf ich mich nur nicht von ihrem süßlichen Kirschbonbonduft aus dem Konzept bringen lassen, sonst kann ich diesen Duft nie wieder um mich haben. Wieder beuge ich mich vor, um ihre Lippen zu berühren, sie zu beatmen. Und wieder wirbelt dieser süßliche Duft um mich herum. „Lennja wird zu Mama laufen, das ist viel zu weit weg...", findet das andere Mädchen ihre Stimme wieder. Überrascht sehe ich zu ihr. Und dann läuft auch sie weg, aber in eine andere Richtung. Der Junge sieht weiterhin starr geradeaus. Mitleidig sehe ich zu ihm. Ich verstehe ihn. Manches Mal wäre ich genauso gewesen, aber ich hatte eine Verantwortung meinem Sohn gegenüber. Ich beuge mich erneut zu Gerda. Mit meinen Fingern lasse ich ein wenig Magie zu der jungen Frau rüberfließen. So kann sie mit etwas Glück schneller zurück ins Leben kommen. Schon nach fünf Minuten erscheinen Füße in meinem Blickfeld. Ich sehe von Gerda auf. Es ist ein junger Mann, der kaum etwas anhat. In Socken, Hose und einem Pullover steht er vor mir. Und noch etwa sechs Meter von uns entfernt sehe ich das größere der beiden Mädchen vollgepackt mit Decken auf uns zu laufen. Immer wieder sehe ich, wie sie im Schnee versackt und trotzdem nicht aufgibt. „Gerda!", der junge Mann sackt vor mir auf die Knie. „Wie geht es ihr?"
„Das kann ich Ihnen nicht sagen, tut mir leid, aber ich glaube, Sie sollten besser rein, bevor Sie sich noch was wegholen", sage ich mit Blick auf seine stiefellosen Schuhe.
„Ich bin Gerdas Bruder, bestimmt gehe ich hier nicht weg, egal ob ich krank werde. Ich bin hart im Nehmen, sie aber nicht. Außerdem wer sind Sie eigentlich? Sie haben noch weniger als ich an und meinen mir eine Standpauke zu geben?"
„Jack Frost", brumme ich. „Bin den Frost gewöhnt."
„Es gibt Wichtigeres zu tun!! Rettet meine Patentante!", ruft uns das Mädchen zu. Sie hat uns erreicht und gibt mir schnell die Decken. Auch sie friert. Gerda ist ihre Patentante. Oh. Stimmt, das hatte sie in einem Brief erwähnt, dass sie drei Patenkinder hat. Dann sind die drei Kinder wohl alle ihre drei Paten.
„Du hast recht. Ich bekomme das hin, bringen Sie lieber das Kind ins Warme", raune ich dem anderen Mann zu und deute auf das Mädchen, das am ganzen Leib zittert. „Und sage mir vorher, wo ich Gerda ablegen kann, damit sie wieder zu sich kommen kann."
„Kommen sie..." Gott sei Dank greift er dem Jungen, den ich fast vergessen habe, um die Beine, um ihn hochzuheben und nimmt das Mädchen an die Hand. Ich wickel meine Schneerose in die kuscheligen Decken und folge den dreien, da sehe ich in weiter Ferne das kleinere Mädchen, die anscheinend in die falsche Richtung gelaufen ist. Hinter ihr sehe ich Erwachsene, die noch einen Zahn zulegen, sobald sie uns ausmachen. Der eine schnappt nach dem kleinen Mädchen, damit alle schneller laufen können. „Da!", höre ich sie aus weiter Ferne rufen, da erreichen wir bereits ein Schloss. Am Eingang steht... Ich verschlucke meine Worte, alles. Es ist Mille. Meine Schwester. Die Mutter von Snefnug. Die Frau, die abgehauen ist und böse wurde, die Frau, die ich über Jahre hinweg jeden Tag gesucht habe, für die wir eine Gedenkfeier gemacht haben. Sie lebt und ich weiß nicht, was ich fühlen soll. Ob ich weinen soll oder lachen. Ob ich weinen und lachen soll, ob ich wütend auf sie einreden soll. Ich habe das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, da umfässt Gerda meinen Arm und ich sehe sie an. „Jack...", sagt sie so leise, dass ich sie fast nicht verstanden hätte, dann fällt ihr Kopf wieder zur Seite und ihre Augen fallen zu. Meine Schwester ist bereits vergessen. Kai sieht Gerda und öffnet die Tür. Mille reißt erschrocken die Hände an ihren Mund. „Oh Gott..."
Mein Herz setzt aus. Ich habe sie gefunden. Ich habe Mille gefunden. Aber ich verliere bald Gerda, wenn ich nicht etwas unternehme. Ich dränge mich an Gerdas Bruder vorbei in die erschlagende Wärme. „Wohin?"
„An den Kamin. Da vorne rechts." Ich nicke nur, damit sie wissen, dass ich es gehört habe. Dann stapfe ich durch den Flur. Mir ist es egal, wieviel Dreck ich verursache. Ich möchte einfach Gerda retten. Nach ein paar Schritten und zwei oder drei Türen, gelange ich in das Wohnzimmer mit Kamin. Dort lege ich Gerda hin und mache mich gleich daran, ihr ihrer Kleidung zu entlegen. Ich öffne den Reißverschluss ihrer Jacke und ziehe ihr alles aus und noch bevor ich mir ihren verführerischen Körper genauer ansehen kann, wickel ich sie in die Decken, die bereits im Wohnzimmer lagen, lege ihr ein Kissen unter den Kopf. „Bring neue Kleidung für sie", verlange ich bloß, sobald ich den Typen an der Tür wahrnehmen kann. Der nickt nur und kurze Zeit später höre ich ihn auf der Treppe poltern. „Darf ich?", fragt die Frau, mit der ich einst unter einer Decke gelabt habe. Ob sie mich erkennt?
„Ja." Sie setzt sich neben mich und legt ihre Hände um Gerdas Hals. „Ich werde ihr jetzt durch Magie einen Ruck geben, damit wir sie nicht verlieren, aber das kennst du ja sicherlich selbst, Jack Frost." Sie weiß es. Sie muss es wissen. So wie sie meinen Namen gesagt hat... Meinen Namen könnte sie auch von Kay gehört haben, aber selbst wenn wird sie es trotzdem wissen... Oder? Ich sehe zu Gerda. Ist es gut, dass sie noch einen Magiestoß bekommt? Einen hatte sie bereits von mir. „Mille..."
„Woher kennst du meinen Namen?", überrascht schaut sie mich an. Hat sie mich vergessen? Oder tut sie nur so? Vielleicht hatte sie meinen Namen wirklich bloß von Kai erfahren und macht sich darüber lustig.
„Du..."
„Wir reden später." Ich sehe und spüre ihre Magie um mich wirbeln und wie sie dann in Gerdas Kopf eindringt. Gerda hustet. Das heißt doch etwas Gutes, oder? Kay kommt rein, sieht von einer magischen Person zur anderen. Er gibt Mille einen Kleiderstapel. „Ziehst du ihr was an, bitte?", fragt er sie, mir wirft einen garstigen Blick zu, wahrscheinlich weil ich sie schon eben nackt gesehen habe, er es mir aber nicht erlaubt hat. Ganz ehrlich, das ist mir so egal. Gerda musste aus den klitschnassen Klamotten raus. „Mach ich, Schatz." Ich habe gerade kurz gedacht gehabt, sie habe mich Bruderherz genannt und mit mir gesprochen, aber Fehlanzeige. Da mich Kay grantig anguckt, drehe ich mich weg, während ich die Decken rascheln höre. Dann spüre ich Milles kalte Hand auf meiner Schulter. „Du kannst dich umdrehen."
„Und gehen", wirft Kay ein.
„Warum sollte er gehen? Er hat deine Schwester gerettet."
„Er geht nicht", sagt nun auch das größere Mädchen. „Ich bin übrigens Sarijana." Und hinter Sarijana stehen noch ein paar andere Leute, die entweder mit Tränen auf Gerda herabschauen oder mich bewundernd ansehen. Vielleicht sollte ich doch besser gehen. Das Wohl von Gerda ist nämlich am wichtigsten. Die eine Frau, die Sarijana über den Kopf streichelt, schlängelt sich an den Personen vorbei. „Ich bin Anna und Ihnen gilt mein größter Dank. Darf ich Ihren Namen erfahren?"
„Noch hat sie es nicht über die Runden geschafft, wir müssen erstmal abwarten... Aber ich bin Jack Frost", mit einem versuchten Lächeln reiche ich der rothaarigen Frau meine Hand.
„Sind Sie eine Märchenfigur?", irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass das die häufigste Frage hier im Märchenwald ist. Na gut, nachvollziehbar. Denn wenn Leute nicht aus dem Märchenwald kommen, möchte man gerne erfahren, woher sie stattdessen herkommen, beziehungsweise wie sie herkamen.
„Sozusagen." Anna nickt, stellt jedoch keine weiteren Fragen mehr. Ich stehe auf, lasse Gerda dabei nicht aus den Augen. Gerda wird wieder. Sie ist eine Kämpferin. Und ich bin mir sicher, dass sie viel stärker ist als ihr Bruder. Aber ich muss gehen. Das heißt nicht, ich komme gar nicht mehr. Ich gehe nur für heute. Morgen komme ich wieder hier her, ob es ihrem Bruder passt oder nicht, ist mir immer noch egal. Doch vorher möchte ich noch mit den drei Kindern sprechen. „Sarijana, darf ich mit dir und deinem Bruder sprechen?"
„Øystein ist zu Hause."
„Hm, okay." Mist. Der arme Kerl. Ich quetsche mich durch die Menschenmenge, in der Hoffnung dass sie mir wenigstens folgt. Und tatsächlich kommt sie hinterher. Ich lasse mich an der Wand runter rutschen und lächel sie an. „Du hast richtig gehandelt."
„Nein, habe ich nicht", versucht sie krampfhaft, freundlich zu klingen. Ich sehe, dass sie ihre Tränen zurückhält.
„Doch, das war mutig von dir. Du hast Gerdas Bruder geholt und damit deiner Patentante das Leben gerettet. Wäre sie noch länger da draußen geblieben, wäre es vielleicht schon zu spät für sie gewesen. Und dann hast du auch noch den Mut gehabt, uns Idioten die Meinung zu geigen. Ich und Kay hätten uns nicht so doof anstellen dürfen. Du hast deinen Kopf behalten und rechtzeitig gehandelt..." Sie unterbricht mich direkt: „Nein, nicht rechtzeitig. Zu spät. Meine kleine Schwester war viel mutiger als ich. Sie ist sofort los..."
„Aber in die falsche Richtung", beende ich ihren Redeschwall, der sie abhalten soll, zu weinen. Ich kenne das, habe früher dasselbe durchgemacht. Ich habe mir Vorwürfe gemacht. Ich hätte für Mille da sein sollen, sie trösten, sie in den Arm schließen. Ich hätte ihr niemals an dem Tag von Snes Geburt sagen dürfen, dass ihre Große Liebe gestorben ist. Das... war ein Fehler... Ein unverzeihlicher Fehler... Ich musste Snefnug adoptieren. Es war meine Pflicht sowie meine Schuld, dass seine Mutter am nächsten Morgen fort war. Ich hatte versagt, konnte meine eigene Schwester nicht mehr finden.
„Ich hätte keine Musik hören dürfen... Dann hätte ich das Eis brechen gehört... hätte ihr Rufen gehört... Ich hatte gedacht... hatte noch gedacht, sie wolle mit mir duellieren", das Mädchen schlägt die Augen vors Gesicht und fängt bitterböse an zu weinen. „Es ist passiert, Sarijana. Du trägst keine Schuld", murmel ich beruhigend auf sie ein, sobald ich sie in eine Uarmung schließe. In meinem Augenwinkel erscheint ihre kleine Schwester, die sich nach kurzem Überlegen an uns schmiegt. „Ihr wart beide sehr toll. Und wisst ihr was? Redet über eure Gefühle, sprecht mit eurer Mama darüber oder miteinander und kümmert euch um euren Bruder."
„Das machen wir, Jack Frost", verspricht die kleine Schwester. Sie hält mir ihre Faust hin und ich schlage mit einem Augenzwinkern bei ihr an. Dann lasse ich die beiden Schwestern Schwestern sein und stehe auf. Ich mache mich auf den Weg zur Tür, da hüstelt plötzlich der Schatten. Ich sehe auf. Mille steht vor mir. „Du wolltest mit mir reden."
„Du hast dich ab nun vor mir zu verbeugen, junger Lügner", äußert sie sich. Ich mache große Augen. Was ist nur aus der lieblichen, großen Schwester geworden? Die, die alles für uns drei Halunken - mich, Fje und Ju - getan hätte?
„Warum?"
„Weil ich die Schneekönigin und die Herrin dieses Hauses bin. Also wenn du zu Gerda willst, musst du mich auf königliche Weise begrüßen, hast du das verstanden?!"
„Mille..."
„Ich bin die Schneekönigin! Hast du das verstanden?!", wiederholt sie ihre Frage diesmal lauter.
„Ja, Eure Majestät, ich habe verstanden." Sie kennt mich nicht mehr. Niedergeschlagen will ich den Kopf hängen lassen, doch ich lasse mich nicht demütigen. „Ich hoffe, Ihr habt verstanden, dass ich ebenso ein Prinz bin." Und da habe ich plötzlich eine hängen. Warte, was? Was habe ich getan? Was ist passiert?
„Willst du wieder kommen?"
„Ja!" Für Gerda. Und um meine Schwester tief in der Schneekönigin wiederzufinden, sie wieder zu erwecken.
„Dann benehme dich gefälligst, zeige Respekt und erzähl keine Lügen."
„Was für Lügen?", frage ich verwirrt. Wo habe ich gelogen? Ich wollte lügen. Über meinen Namen, damit man keine Überlegungen anstellt, aber ich habe nicht gelogen. Heute am See habe ich die Wahrheit gesagt, meinen richtigen Namen genannt. Okay, meinen Zweitnamen habe ich nicht verraten. Aber das kann sie wohl nicht meinen, oder?
„Über deinen Namen. Es gab nur einen Jack Frost, doch der bist nicht du." Soll ich mich jetzt geehrt fühlen, dass sie sich noch an mich erinnert, auch wenn sie nicht glauben kann, dass ich derjenige bin? Oder soll das eine beleidigende Unterstellung sein?
„Wer ist denn der wahre Jack Frost?"
„Das geht dich nichts an und jetzt geh, bevor ich es mir anders überlege. Obwohl Gerda eine Zicke ist, sehe ich sie als meine Familie an und darum lass ich auch nicht zu, dass ein Lügner neben ihr liegt. Und Kay sowieso nicht. Wenn du sie also besuchen möchtest, dann kann ich versuchen, die Bruderagressionen unter Kontrolle zu bekommen, aber andernfalls mache ich dir das Leben zur Hölle. Und jetzt geh! Ich wiederhole die Worte nicht noch einmal und glaub mir, bei der nächsten Lüge bin ich ich mehr so zahm", sagt sie so gelassen, dass es mir fast Angst macht. Mit den Worten mache ich mich auf den Weg nach draußen. Als die Tür hinter mir scheppernd ins Schloss fällt, schließe ich die Augen. Ich habe Mille gefunden. Kurze Zeit war ich mir nicht mehr sicher, dass sie es wirklich war, doch dieser Beschützerinstinkt hat es mir erneut vor Augen geführt. Sie ist es. Das ist Mille, meine Schwester. Durch ein Schnipsen meinerseits erscheinen viele kleine Schneewolken über mir. Ich erklimme sie und mit meinem nächsten Schnipsen bringen sie mich auf schnellstem Weg zu meiner Sommerfamilie. Ja, auch das gibt es. Und diese Person sind insofern mit mir verwandt, dass der Sommertyp der Bruder von meinem Vater ist. Es ist verwirrend, aber es geht noch verwirrender: Die anderen zwei Geschwister von meinem Vater sind - wer hätte es gedacht? - der Frühling und der Herbst. Am besten kommen wir mit unserer Herbstfamilie aus, die Frühlingsfamilie ist ebenfalls auch noch sehr cool, doch die Sommerleute und meine Familie kommen nicht miteinander aus. Schlimm finde ich es nicht besonders. Fjella und Jules haben mir als Familie immer gereicht. Jetzt noch Snefnug und ja, sogar meine Eltern. Meine Herbstcousins habe ich seit sechs Jahren nicht mehr gesehen, die aus dem Frühling seit fast zehn Jahren nicht mehr und die Wintercousins kenne ich wenn überhaupt von alten Bildern. Die eine Wolke stoppt vor der Tür zum Haus der Somerfamilie. Es ist alles gelb und ich könnte fast kotzen, aber ich tue das für Gerda. Eine junge Frau, die ich gerne noch besser kennenlernen würde und dennoch schon das Gefühl habe, sie in- und auswendig zu kennen, obwohl wir uns fast nur durch die Briefe kennen. Wenn sie wieder auf den Beinen ist, werden wir uns treffen. Das hoffe ich zumindest. Denn so verrückt es klingt, aber ich glaube, ich habe mich in sie verliebt. So richtig. So richtig, richtig, volle Kanne. Du meine Güte.
Ein Typ mit strahlendblonden Haaren, die definitiv gefärbt sind, öffnet mir. „Jack?"
„Tag auch, Onkel Avino. Kann ich reinkommen?"
Sein Blick, mit dem er mich nun bedenkt, kann man als fassungslos deuten. Ja, ich bin auch unfassbar fassungslos, aber aus anderen Gründen... „Klaro, Avino hat Zeit für dich. Was gibt es zu tun?" Klaro, Avino hat Zeit für dich? Wie bitte, was? Muss er ausgerechnet in der dritten Person von sich sprechen? Gleich, gleich kotze ich ernsthaft. Komm runter, Jack. Du tust es für die Dame deines Herzens. Aber wenn er gleich von seinen ach so heldenhaften Heldentaten erzählt, bin ich weg. Mir ist das alles zu gelb hier. Seine Kleidung - knallgelb. Das Haus sowieso. Die Schuhe - gelb. Der Boden - gelb. Ich bin mehr für Schnee oder von mir aus auch Blätter oder Tulpen, aber nicht für Sonnenblumen oder jegliches anderes Gedöns aus dem Sommer. Der Sommer bringt lästige Bienen, Hornissen, Hummeln, Mücken, feiernde und nackte Menschen. Ekelerregend ätzend.
„Ich brauche deine Hilfe..."
„Jungs, herkommen. Seht, was euch euer Papa Feines mitgebracht hat. Euren Wintercousin." Wie die Verrückten stürzt eine jaulende Meute auf mich zu. Gekonnt weiche ich aus. „Es ist Ernst, Avino Sunnyboy!" Sunnyboy - wie kann man sich so einen bescherten Nachnamen geben? Ich werfe ihm einen Blick zu und verstehe, wie.
„Kannst du dich noch an mich erinnern? Ich bin dein Cousin Sunny." Sunny Sunnyboy, oder wie? Ich muss hier weg... KOTZ. Sunny nimmt mich in den Arm und zieht eine dermaßen gruselige Fratze, dass ich lieber wegsehe. „Ich bin Anatol."
„Und ich Sol."
„Das sind Samson, Elio, Leano, Cyrus, Sorin", ruft mir ein anderer zu und zeigt vermutlich auf jeden einzelnen. Mich juckt es herzlich wenig, wie meine Cousin heißen, aber ich finde es verstörend, wie sie sich alle wie die rammelnden Karnickel auf mich werfen. Verstört versuche ich weiter auf Abstand zu gehen. Einer gibt mir die Hand und ich habe die Hoffnung, dass er mich von seinen Geschwistern wegzieht, doch dem ist nicht so. „Ich bin Jannis Tidus" - und ich bin der, der hier dringend weg will. Jannis Tidus schmeißt sich mir an den Hals und ich versuche lächerlich ihn abzuschütteln. Hier im Bescheurtensonnenscheinheim bleiben meine Kräfte aus. Keine Ahnung, warum, das ist einfach so. Und da es deswegen in der Vergangenheit zwischen den Brüdern Avino und Morosko - beziehungsweise mein Vater Väterchen Frost - oft große Probleme gab, wie zum Beispiel dass sie sich gegenseitig versucht haben abzumurksen, als der eine in der anderen Welt ohne Kräfte war, haben sich die Familien endgültig „getrennt".
„Und wir sind Grishma, Sommerlilie, Chinatsu, Natsuki und Havin", säuseln ein paar Mädchen irgendwo in meiner Nähe. „Es reicht JETZT! Avino, wir müssen jetzt reden. Nicht später und nicht irgendwann", sage ich versucht gelassen. Ich weiß noch, dass meine Mutter mir gesagt hat, dass sie mich und Mille damals hierher gebracht hat und ich mit Tränen zurück gekehrt bin. Seitdem wurden wir nie wieder ganz alleine hergebracht. Entweder kam mein Vater oder meine Mutter mit. Immy sollte nicht mit uns hierher, weil meine Mutter nicht wollte, dass Immy dieses verstörende Bild von unserer Familie haben würde. Soweit ich weiß, ist dieses Haus ein Sexpalast und mit höchster Wahrscheinlichkeit sind manche dieser Kinder von einer Liebschaft von Avino und einer seiner älteren Töchter entstanden. Diese Vorstellung ist einfach grauenvoll, aber leider wahr, denn damals an diesem einen schreckenerregenden Tag habe ich ihn mit einer seiner Töchter gesehen, wie sie... Okay, es reicht. Ich will keinen weiteren Gedanken an diesen Tag verlieren. Ich richte mich auf und schubse meine Cousins zur Seite, weiche den gaffenden Blicken meiner Cousinen aus und hole Avinos schnellen Gang ein. „Du musst mir helfen." Bin ich mir absolut sicher, dass ich seine Hilfe will? Nun; nein. Aber ich brauche seine Hilfe wohl oder übel.
„Erstaunlich. Du heulst nicht wie beim letzten Mal...", bemerkt er. Da war ich vier und er ein dreckiges Schwein! Ich muss mich zusammen reißen. Alles ist gut... Gleich kann ich hier weg... Gleich... Jetzt geht's wieder. Glaube ich. Nein, doch noch nicht. Einen Moment... Jetzt...
„Du musst jemanden retten."
„Wen?"
„Ein Mädchen. Ihr Name ist Gerda. Sie schwebt wegen meinem..." Schneesturm in Lebensgefahr, doch er beendet mich selbstverständlich, bevor ich zu Ende reden kann. Sein Finger schwebt vor meinem Körper. „Ist sie deine Fickerin?"
„Was?"
„Na, du weißt schon. Die, die es dir besorgt, wenn du...", er packt sich an seinen Schwanz, der mittlerweile frei baumelt. Seine gelbe Hose liegt nur einige Meter entfernt von uns. Ich muss würgen. Alter, was ist das für ein Dreckskerl?!?!
„Sie ist meine Freundin."
„Die es dir besorgt?"
„Nein!"
„Was willst du dann von ihr?", will er ohne Scham wissen.
Na schön. Es geht nicht anders: „Sie... okay, sie würde es mir ja... besorgen, aber das geht gerade schlecht. Und nein, mir besorgt es keine andere, weil ich nur sie will. Du musst sie retten. Bitte, Onkel."
„Dein Onkel Avino sieht, was er tun kann. Wie war ihr Name?"
„Gerda", antworte ich.
„Und weiter?", befragt er mich. Eine meiner Cousinen schnauzt er an, sie sollen ihm „gefälligst" ein Notizbuch bringen. Eine erbarmt sich und sieht mich lächelnd an. Aus Nettigkeit lächel ich zurück, doch sie versteht es falsch und zieht sich ihre wenigen Sachen aus. Mit den Händen winke ich ab. „Sommerlilie, er ist an keiner anderen als Gerda - wie war ihr Nachname? - interessiert. Lass ihn, er kommt sicherlich nochmal wieder."
„Gerda Vinter."
„Okay. Wo?"
„Wie, wo?", hake ich verdattert nach. Was will er denn noch? Also echt. Hat er nicht genug Informationen?
„Wo wohnt sie?"
Ich dachte, du bist so überaus intelligent, denke ich mir in Gedanken. Laut spreche ich es natürlich nicht aus. „In Arendelle. Märchenwald. Du wirst es finden, da liegt als einziges Schnee im ganzen Märchenwald."
„Gut, gut. Darf ich sie bumsen?"
„NEIN!", erwidere ich lautstark, sodass meine dummen Blutsverwandten zu mir rübersehen. „Wehe, du tust das, Onkel Avino."
„Zügel deine Zunge, Callboy." - Callboy? Was heißt das? - „Ich werde sie nicht anrühren, außer um sie zu retten, aber nicht auf diese Art und Weise. Sie gehört dir. Wenn sie dir irgendwann nicht mehr gehört und mir ihr Äußeres gefällt, werde ich sie mir nehmen. Aber bis dahin fasse ich sie nicht an. Trotzdem solltest du aufpassen, was du sagst. Du bist in meinem Land. Nicht in deiner kleinen Schneekugel", meint er abfällig. Soll er doch schlecht über meine kleine Schneekugel reden, ich weiß es besser. Die Schneekugelwelten vom Weihnachtsmann und meinem Vater haben nämlich Charme und eigentlich mag ich sie.
Wie aus dem Nichts erscheint vor meiner Nase eine vergoldete Schrift mit einer Feder. Ich schaue daran vorbei zu meinem mittlerweile komplett nackten Onkel. „Es ist heiß", argumentiert er für seine ekelhafte Nacktheit. Ja, mir ist auch heiß. Übelst heiß - ich bin schließlich der Winter, aber ich halte das durch. Neben ihm springen nun auch seine ganzen Kinder in den Pool, doch die Schriftrolle wird selbstverständlich nicht nass. „Du musst es unterschreiben, Callboy. Dann kann ich deiner kleinen Fickerin helfen." Sie ist nicht meine... Ach egal. Ich unterschreibe schleunigst, winke noch zum Abschied und will mich aus dem Staub machen, als kurz vor der Tür ein Junge um die elf Jahre alt vor mir steht und mir die Hand reicht. Argwöhnisch sehe ich ihn an. Will ich seine Hand schütteln? Wer weiß, wem er mit dieser Hand schon alles einen „besorgt" hat. Doch seine enttäuschter Blick lässt mich nicht kalt und so nehme ich seine Hand, die er bereits weggezogen hat. „Hallo, ich bin Jack Frost."
„Ich weiß und ich weiß auch, dass du bestimmt nicht weißt, wer ich bin. Mein Name ist Ilias, was angeblich für das Kind der Sonne steht. Meine Mutter war die einzige, die ihrem Kind einen eigenen Namen geben durfte, deswegen mag mich Vater auch nicht... Kannst du mich mitnehmen?", seine grünen Augen leuchten auf, als ihm diese Idee in den Sinn kommt. Ich sehe die kleine Glühbirne über seinem Kopf schon erleuchten und muss über diese Vorstellung schmunzeln. „Bitte, Jack? Ich werde auch zum Sohn des Winters. Ich mache alles mit. Lasse mich mit dem Winterblut taufen, mich vom Weihnachtsmann aufschneiden und von seiner Frau wieder zusammenflicken, nur bitte, bitte hol mich hier raus. Bitte", fleht er und es zerreißt mir das Herz. Schauspielern kann der Junge super.
„Hör mal, Ilias, das kann ich nicht. Hier ist dein Zuhause."
„Bitte."
„Ilias... Dein Vater..."
„Ich kann hier nicht bleiben. Ich kann es nicht. Meine Mutter hat mir gesagt, ich solle alles tun, um dem hier zu entkommen. Bei meinen Geschwistern hat er die Gehirnwäsche vollzogen, aber bei mir noch nicht. Ich schwöre es. Ich bin nicht wie er. Ich will nur hier weg."
Mit einem Blick zu den planschenden Kindern entscheide ich mich, den Jungen mitzunehmen. „Okay, du hast Glück. Ich habe heute einen schlechten Tag. Komm mit, wir gehen. Bist du dir sicher?"
„Ja."
Ich nehme ihn wie meinen Sohn an die Hand und gemeinsam lassen wir die rammelnden Karnickel hinter uns. Die Wolken tragen uns in meine Welt zurück und sobald wir festen Boden oder besser gesagt den wahren Boden - und zwar den Schnee - unter unseren Füßen haben, nimmt mich der Elfjährige in den Arm. Ich wehre mich nicht dagegen, denn irgendwie ist er mir von Anfang an sympathischer gewesen als seine Geschwister. „So, jetzt erzähl mal. Warum wolltest du weg?"
„Mein Vater hatte schon viele Frauen. Alle Kinder sind von einer anderen Frau, außer Jannis Tidus und ich. Jannis Tidus ist der erste Sohn von meiner Mutter und meinem Vater gewesen, dann hatte mein Vater was mit anderen Frauen, andere Kinder kamen und dann kam ich. Wieder von der gleichen Frau. Ich glaube, sie hat ihn reingelegt und er hat sie mit mir bestraft, deswegen mag er mich nicht. Keine Ahnung. Ich hatte noch nie Sex", sagt er schüchtern. „Aber wenn..."
„Nein, wenn was? Du musst nicht nicht Jungfrau sein, es ist alles gut. Wir sind nicht wie die und was meintest du überhaupt mit der Blutstaufe?"
„Das wurde uns erzählt. Dass es hier richtig brutal sein soll."
„Also ich weiß ja nicht, aber ich glaube, da muss ich dich enttäuschen. Wir sind eher normal. Normal mit Kräften. Klar, gibt es Streit, aber abschlachten tun wir uns nicht und mit Blut taufen wir uns schon gar nicht."
„Oh."
„Wie wäre es damit, ich bringe dich zum Weihnachtsmann?" Erst wollte ich zu meiner Mutter vorschlagen, aber ich weiß nicht, wie sie darauf reagieren würde, dass ich ein Sommerkind mitgebracht habe. Wahrscheinlich würde sie zuerst mich ermorden und den armen Jungen dann zurück zu seinem Vater schleifen, nachdem sie auch ihn umgebracht hat. Außerdem liebt jedes Kind den Weihnachtsmann. „Der Weihnachtsmann? Nein, da möchte ich nicht hin", ängstlich verschränkt er die Arme vor der Brust.
„Oh, glaub mir, du willst dahin. Jules ist der Weihnachtsmann und wir sind quasi wie Brüder." Geschockt sieht er mich an. Ups, sein Bruder ist wohl nicht so super. „Hier heißt Bruderschaft etwas anderes, etwas Schönes. Man ist glücklich. Und Jules ist cool und kein Monster. Und seine Freundin wirst du lieben. Seine Schwester auch."
„Echt?"
„Du hast mir eben vertraut, dann musst du mir hierbei auch vertrauen, ja? Bei Jules bist du fürs Erste in guten Händen und danach hole ich dich. Ich habe einen Sohn und ich denke, ihr würdet euch sehr gut verstehen. Was meinst du?" warum vertraue ich diesem Jungen nur? Ich kenne ihn doch gar nicht und dennoch erzähle ich von meinem Sohn. Ist das leichtsinnig? Nein. Irgendwie vertraue ich ihm. Er kann nichts dafür, dass sein Vater so ein Schwein ist. Je nachdem muss ich vielleicht noch einen Therapeuten für den Jungen suchen, aber das wird kein Problem sein. In Gedanken zähle ich von zehn runter, während Ilias sich begeistert umsieht. „Ist das Schnee?"
„Hm."
„Wooooooww." In dem Moment erscheint eine überraschte Fjella vor mir. „Wer ist das?", fragt sie leise mit schiefgelegtem Kopf. „Hast du eine Frau geschwängert?"
„Was? Nein. Er ist elf und ich dreiundzwanzig."
Sie zuckt mit den Achseln. „Dann hast du eben früh angefangen."
„Haha", ich verschränke eingeschnappt die Arme vor der Brust. „Du weißt ganz genau, dass du mein Erstes Mal warst", flüstere ich, damit das Ilias nicht hört. Ich glaube, das Thema „Sex" ist für ihn ein schwieriges Thema. Verständlich bei der Familie.
„Das war mal ein Geständnis. Also, was gibt's? Ich bin mit Flóki verabredet." Heute kann ich mir kein Lachen verkneifen. Dafür haut sie mich.
„Sorry", pruste ich. „Wie läuft es mit ihm?"
„Gut, aber mit dir lief es besser", behauptet sie mit ebenfalls verschränkten Armen und streckt mir die Zunge raus. Lustig wäre es, wenn sie sich jetzt auf die Zunge beißen würde. Ich könnte sie auch einfach einfrieren...
„Ist er schlecht im Bett?"
„Nein, Mann ey. Lass es sein, Jackie, ja? Du weißt, warum ich was mit ihm angefangen habe. Und ich fühle ihm gegenüber schlecht, dass es aus diesem und keinem anderen Grund überhaupt erst anfing, denn er ist echt ein toller Kerl."
„Sorry, ich lass es."
„Versprochen?", hakt meine Freundin nach.
„Versprochen", sage ich ernst und ohne Hintergedanken.
„Das lass ich gelten. Wie kann ich dir helfen?"
„Woher weißt du...? Egal. Dieser Junge braucht deine Hilfe. Er möchte den Weihnachtsmann kennenlernen und seine Schwester gleich mit", mit einem Dackelblick versuche ich sie um den Finger zu wickeln.
„Dein ernst? Och Mann, ich habe keine Zeit.", sie wirft dem Jungen einen Blick zu und in ihren Augen erscheint Mitleid. Ich hab sie! „Aber ich bringe ihn schnell bei Jules vorbei und wenn Flóki dann mit mir Schluss machst, musst du dich vor ihm für mich ohne Lachen verantworten", sie hält den Zeigefinger in meine Richtung, um die Ernsthaftigkeit ihrer Worte zu unterstreichen.
„Ehrenwort. Ich werde ihm alles beichten und ich werde nicht lachen, wenn ich es ihm erkläre. Ich sorge dafür, dass er dich nicht hängen lässt. Danke, danke, Fje!!", dankbar und überschwänglich küsse ich ihre Wange, dann winke ich Ilias zu mir.
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