Kapitel 24

Mit einem breiten Grinsen lasse ich mich auf das Bett fallen. Er hat mir geantwortet. Noch habe ich ihn wohl nicht total genervt. Das ist doch schon mal ein gutes Zeichen, finde ich. Heute habe ich geplant, zu dem Menschen zu gehen, der vermutlich der Vater von meinem pappa und somit der letzte neben Kay aus meiner Familie ist, darum möchte ich den Brief noch schnell vorher lesen.
Liebe Schneerose,
Ich danke dir für deinen Brief, denn du glaubst nicht, wie gelegen mir diese Ablenkung gerade kommt. Du hattest recht und ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich jetzt schreiben oder sagen soll. Eben habe ich erfahren, dass meine leibliche Mutter ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Vielleicht hast du schon davon gehört. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht mal, wo ich gerade bin. Das einzige, das mir bewusst ist, dass ich in deiner Welt bin. In meiner Welt - der Weihnachtswelt - gibt es nur schlechte medizinische Versorgung und daraus sitze ich jetzt hier. In irgendeinem Krankenhaus mit weißen Wänden, einem schrecklichen Geruch nach Desinfektionsmittel und den weinenden Menschen um mich herum. Fjella, meine Schwester, wird bald mit Snefnug kommen, aber ich bin einfach zu schwach. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Was ist, wenn ich sie verliere? Ich habe ihr seit Jahren nicht mehr gesagt, dass ich sie lieb habe. Seit Jahren, seit dem ich erwachsen bin reden wir kaum noch ein Wort miteinander und das ist alles meine Schuld, weil ich ein alter Sturkopf bin. ich hätte sie einfach mal in den Arm nehmen sollen, hätte ihr verzeihen können, aber das habe ich nicht. Ich war zu stur. Zu dumm. Zu verbissen auf meinen Willen. Ich wollte sie nie verlieren und ich hätte nicht angenommen, dass es so schnell gehen kann. Heute wollte ich mit ihr reden, mich mit ihr vielleicht sogar vertragen. Und was passiert? Sie landet im Krankenhaus. Schlaganfall. Kann man das überleben? Ich habe keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob meine Mutter wieder aufwachen wird. Was soll ich nur meinem Sohn sagen? Snefnug, übrigens, deine Oma lebt nicht mehr. Das kann ich nicht. Ich schaffe es ja nicht mal, ihre Hand zu nehmen und ihr zu sagen, dass alles gut wird. Immer wieder habe ich vor Augen, wie die Mutter von Sne ihn auf die Welt bringt. Unter Schmerzen. Schreie ertönten. Blut, viel Blut. Jede Menge Blut. Du hattest mit allem recht. Manches kann man nicht vergessen, obwohl man dachte, man hätte es längst verdrängt. Was ist, wenn ich meine Mutter verliere? Ich habe schon meine Schwester verloren. Nicht Fjella. Fjella ist eigentlich nur eine Freundin, aber wir sind zusammen aufgewachsen, daher ist sie ebenfalls eine Schwester für mich, doch ich hatte auch eine richtige Schwester, mit der ich wirklich blutsverwandt war. Sie ist die Mutter von Sne und sie ist fort. Niemand weiß, ob sie noch lebt oder nicht. In all den Jahren habe ich versucht sie zu finden, aber allmählich gebe ich die Hoffnung auf, dass sie noch lebt.
ich weiß, ich müsste zur ihr, aber ich kann nicht. Überall sind Märchenfiguren, die sie entweder zu verarzten versuchen oder Fans von ihren Taten sind. Ich bin nichts davon. Sie hat mich und meine Schwester im Stich gelassen. Aber ich scheine erst jetzt den Grund zu verstehen. Sie hat Leben gerettet. Ja, das hat sie wirklich. Die Goldmarie hat sie davor behütet, dass das arme Mädchen Schläge bekommt. Das war jedoch noch vor meiner Zeit. Danach wurde sie als die Waldfee Holla bekannt und rettete weiterhin Leben und ich habe es immer noch nicht gecheckt. Sie war eine Heldin, nur nie für mich. Für mich war sie die Mutter, die mich verlassen hat. Ich war so sauer auf sie, dass ich gar nicht gesehen habe, dass sie sich mir gegenüber schlecht gefühlt hat, dass sie bei mir sein wollte, es jedoch nicht konnte. Ich habe ihre Taten nicht gesehen und auch habe ich nicht gemerkt, dass sie wegen Snefnug nur noch selten in eurer Welt ist. Ich habe all das nicht gesehen, deswegen habe ich es nicht verdient zu ihr zu gehen. Sie sollte nicht die Hand gehalten bekommen von einem Sohn, der sie verachtet hat. Sie hat Besseres verdient. Wie zum Beispiel ihren Enkel. Doch ich glaube nicht, dass es gut für ihn sein wird zu ihr zu gehen und ihre Hand zu halten. Eine Welt wird für ihn zusammenbrechen, wenn sie das nicht schon ist. Der kleine Sonnenschein wird wahrscheinlich von Regenwolken bedrängt und ich, sein Vater, bin zu doof, etwas daran zu ändern. Ich sollte stark für ihn sein. Ich sollte... ich sollte... ja, was sollte ich eigentlich? Ich weiß es nicht. Und dieses Nichtwissen bringt mich um den Verstand. Ich kann nicht mehr klar denken und es tut mir leid, dass ich dich damit belästige.
Eigentlich wollte ich dir sagen, dass ich am liebsten aus Dragons den Hauptcharakter Hicks mag. Früher war das anders. Da mochte ich Tøffe, weil ich zusammen mit meiner Schwester zum Team der Zwilling gehörte. Sie war Røffa und ich Tøffe. Genau genommen mag ich aber eigentlich. Jeder gehört einfach zu der Serie, beziehungsweise den Filmen. Stell dir Berk mal ohne Rotzbakke oder Gustav vor. Schrecklich langweilig, schrecklich unlustig. Heute mag ich Hicks, weil er mich an mein früheres ich erinnert mit all den Veränderungen. Ohne Fjellas Bruder Jules, ohne Fje selbst wäre ich nicht zu dem Menschen geworden, der dir gerade schreibt. Ohne meine Schwester, ohne meine Eltern und ohne Immy. Es wäre alles anders gekommen. Ich wäre jemand anders gewesen, wenn meine Eltern mich aufgezogen hätten. Wer weiß, vielleicht wäre ich jetzt ein richtiger Prinz, würde mich selbst als solch einer sehen. Ich denke, dass es stimmt, dass bestimmte Personen und deren Taten einen ausmachen, einen verändern. Jules hat mir gezeigt, wie cool es sein kann, selbstbewusst zu sein und dennoch bin ich nicht wie er. Er tut auf selbstbewusst, dabei ist er tief in seinem Herzen gebrochen. Ich hoffe nur, dass Tascha das geradebiegen kann. Achso, Jules ist wirklich der Weihnachtsmann, darum ja; ich bin mit dem Weinachtsmann höchstpersönlich befreundet und auch mit ein paar seiner kleinen Helfer. Wir leben in einer Schneekugel, in der das ganze Jahr Weihnachten ist und für den Schnee bin ich zuständig.
Und ja klar, ich kenne Twilight. Die Schuld meiner beiden Schwestern. Welche Filme ich mit Julia kenne, ist eine schwere Frage. So viele, dass ich sie nicht auflisten kann? „Pretty Woman" auf jeden Fall, „Wunder" auch und natürlich „Die Braut, die sich nicht traut". „Spieglein, Spieglein" kenne ich auch mit ihr. Es ist schließlich eine Adaption zu Schneewittchen und Julia spielt die Böse Königin. Das musste ich mir einfach geben, wobei ich aus deinen Erzählungen entnehme, dass die Böse Königin wirklich böse ist. Ich finde es schade, wenn Menschen so von Hassgefühlen überfüllt sind, dass sie keine Liebe mehr verspüren können. Zu Julia nochmal zurück: Aber ich kenne noch viel mehr mit ihr. Habe ebenfalls viele Filme geguckt, da ich nach der Schule nichts anderes zu tun hatte. Oder ich habe mit den dreien Spiele gespielt. Die Serie Snowy Deaths ist mir nicht bekannt. Ist das eine Horrorserie?
Ja, ich bin wegen Drachenzähmen leicht gemacht ein Wikinger geworden, zumindest denke ich so. Dann sind wir aber wohl beide Wikinger. Cool. Drago Blutfaust? Warum muss man nicht über den reden? Ich persönlich finde Grimmel aus dem dritten Teil viel schlimmer. Kennst du auch de Bücher? Aus denen lese ich Sne abends gerne vor. Die sind zwar ganz anders als die Verfilmungen, jedoch sind sie sehr gut.
Gibt es überhaupt einen Schokoladentee? Davon habe ich noch nie gehört, aber ich denke, er würde mir ebenso schmecken. Lustig finde ich, dass wir beide Kakao schlürfen. Zu welcher Zeit trinkst du deine heiße Schokolade?
Hallo? Ich lebe in einer weihnachtlichen Schneekugel. Natürlich ist Weihnachten eine Jahreszeit und manchmal liebe ich es, manchmal aber auch wieder nicht. Der Winter ist insgeheim eh die beste Jahreszeit von allen fünf. Es gibt wenige Dinge, die ich hasse. Ich denke, deiner Liste würde ich mich anschließen, jedoch würde ich den Sommer noch ergänzen. Ein Hassfach habe ich ansich nicht. Ich mochte das Backen und Kochen in der Schule, Mathe war okay, Französisch hatte ich nicht. Anstatt Französisch hatte ich Deutsch und Dänisch. Deutsch war nicht meins, aber ich würde es nicht als Hassfach betrachten. Dänisch und Geschichte waren dafür meine Lieblingsfächer. Ich verrate dir mal was, das du nie weitergeben darfst, vor allem nicht an ihn: Ich war schlauer als der Weihnachtsmann. Um einiges schlauer.
Und jetzt, wo ich dir noch mehr beantworten wollte, kommt gerade mein Sohn. Ich werde mich später nochmal bei dir melden, aber jetzt muss ich erstmal auf die Schnelle überlegen, was ich tun werde. Ich... habe immer noch keine Ahnung. Du hast nicht zufälligerweise einen Tipp für mich, was ich am besten tun oder lassen sollte?
Ich hoffe, du hast einen besseren Start in den Tag. Oh Gott, klinge ich wie die Werbung für Nutella? Egal, ich drücke dir die Daumen, dass du deinen Großvater findest. Kennst du ihn denn? Hast du ihn je gesehen?
Danke. Es tat gut, jemandem davon zu erzählen und mich dann mit einem anderen Thema abzulenken.
Wintergrüße für dich, Schneerose, wünscht dir
Findus.

Oh Gott... Ich sollte ihm besser gleich antworten. Mit Glück bringt der Schnee oder der Wind oder was sonst ihm den Brief noch pünktlich. Ich hole einen Stift aus der Schublade und setze mich an den Schreibtisch, um zu schreiben, da fällt mir ein, dass was fehlt, nämlich ein Blatt Papier. In einer anderen Schublade dachte ich, ich würde fündig werden, doch ich hatte extra neues Papier besorgt, welches noch auf dem Boden rumfliegt, als es gestern Abend von Paradise Falls geliefert wurde. Paradise Falls ist eins von vielen Lieferanten und wurde von Carl Fredericksen nach dem Tod seiner Frau und seiner Reise mit dem Pfadfinder gegründet.
Ich fische eins der Papiere aus der Folie und fange an u schreiben. Dass auf dem Blatt kleine Herzchen sind, interessiert mich nicht die Bohne. „Liebster Winter, ich dachte, ich überlege mir auch einen Spitznamen für dich. Dann ist es nur fair. Hoffentlich erreicht dich dieser Brief noch.
Ich werde jetzt nicht lange drum herum quatschen und auf deine Antworten antworten, sondern dir nur deinen Tipp geben. Vielleicht warst du nicht immer auf der Seite deiner Mutter, aber deinem Brief entnehme ich, dass du sie sehr liebst. Und soll ich dir was sagen? Ich kenne deine Mutter nicht, aber ich bin mir absolut sicher, dass sie dich ebenfalls liebt. Mütter lieben ihr Kind wahrlich, egal wie weit Mutter und Kind voneinander getrennt sind, wie oft die Mutter weg ist und wie alt das Kind bereits sein mag. Was wichtig ist, was zählt, ist die Verbindung, die Liebe und der Zusammenhalt. Ich bin mir sicher, sie würde sich freuen, wenn du ihre Hand hältst. bestimmt bekommt sie das mit, obwohl sie schläft. Sie hat dich neun Monate in ihrem Bauch herum getragen und gespürt, wenn du nur deinen Finger bewegt hast, da wird sie deine Hand ganz sicher spüren und es wird ihr guttun. Wenn du es nicht tust, wird sie es nicht tun und wenn sie dann aufwacht, kannst du dann immer noch mit ihr reden, ja? Du bist zu nichts verpflichtet. Egal, wofür du dich entscheidest, ich bin davon überzeugt, dass sie dich liebt. Und ja, es kann passieren, dass dein Sohn Gewitterwolken über sich hängen haben wird, aber die vergehen und er wird wieder blühen und ein Sonnenschein sein.
Meld dich doch bitte, wenn es deiner Mutter wieder gutgeht. Ich drücke für dich und deine Mutter die Daumen. Deine Mutter ist eine starke Waldfee, ein genauso starker Märchencharakter - sie schafft das schon.
Gerda", murmel ich, während ich den Brief schreibe. ich stecke ihn in einen passenden Umschlag, lecke die eine Seite ab, damit er zusammen klebt und stecke ihn in den Fensterschlitz. Dann setze ich mir den Rucksack auf und schleiche aus dem Zimmer. Ich bin extra früh auf, um zu frühstücken und um jetzt aus dem Haus zu gehen. Nicht, dass heute der richtige Privatlehrer wieder auftaucht, um mir meinen Plan zu vermiesen. Um diese Zeit sind auch Mille und Kay noch nicht auf den Beinen, also gehe ich auf leisen Sohlen aus der Tür. Dabei habe ich jedoch Flocke und Lillemor vergessen. Beide setzen sich zwischen Tür und Angel und wollen mich nicht gehen lassen. Toll. Flocke ist nicht das Problem, eher Milles Leopard, dennoch fordere ich sie mit einem Winken, auf mir zu folgen. Während Lillemor noch zögert, stolziert Flocke aus der Tür, um zu zeigen, dass sie mutiger ist, doch stattdessen fällt sie mit dem Kopf voraus in den Schnee. ich muss mir ein Lachen verkneifen. darum verstehen wir uns so gut; wir sind beide tollpatschig. Der Schneeleopard schleckt sich die Pfote, um uns dann zu meiner Überraschung zu folgen und Flocke aus dem Schnee zu helfen. Ob der Name „kleine Mutter" doch zu ihr passt?

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