Kapitel 22
Gott sei Dank befindet sich eins der Schlösser von König Artus direkt auf meinem Weg. Ich gehe geduckt hinter Annas Schloss entlang, um nicht die Aufmerksamkeit der aufmerksamen Wachen im Schloss zu erregen. Ein paar Schritte weiter, in denen ich im Schnee fast komplett versinke, stehe ich vor dem Schloss neben dem von meiner Tante. Dieses Schloss hier in Arendelle benutzt König Artus - ja, der König Artus mit Zauberer Merlin, Ritter Lancelot und dem Schwert Excalibur - nur, wenn seine Familie Lust auf Urlaub im Schnee hat oder er in Arendelle Selbstverteidigung unterrichtet. Hoffentlich ist er heute hier und nicht anderswo. Ich klopfe an die schwere Tür aus Stein. Dieses Schloss ist so anders, als das von meiner Tante. Eine Computerstimme fragt, wer ich sei. Höflich antworte ich und werde kurzerhand eingelassen. Schon mal ein gutes Zeichen dafür, dass er da ist. Oder er hat sein Schloss verkauft oder verleiht es armen Leuten, die kein Zuhause haben, solange er nicht da ist. Aber ganz ehrlich, wäre das zwar schon, aber das würde kein normaler König jemals machen. Inmitten der Mauern wird gerade Unterricht gegeben. Artus übt Kampftechnicken mit einem seiner Schüler, doch als er mich entdeckt, beendet er die Übung und kommt strahlend auf mich zu. „Du kannst einpacken oder du guckst zu. Jetzt ist meine Lieblingsschülerin an der Reihe."
Lachend schüttel ich den Kopf. Bitte keine Extrawurst. Der Junge, der bis eben am Kämpfen war, tut mir leid, aber es bringt nichts, Artus zu widersprechen. Hallo?! Es ist König Artus. Die Legende aus der legendären Sage. Also wirklich. Bei ihm wage nicht mal ich zu widersprechen. Mit hängenden Kopf verlässt der Junge den Hof, sobald er seine Sachen zusammen hat. „Es tut mir leid", gebe ich zerknautscht zu.
„Keine Sorge, dafür werde ich mich bei Gelegenheit revanchieren."
„Ob du das überlebt..."
„Ich bin hart im Leben", erwidert er grinsen. Ich zucke mit den Achseln und begrüße meinen Lieblingskönig. Okay, meinen Lieblingskönig an zweiter Stelle. An erster Stelle steht meistens mein Onkel, ist doch klar.
Artus klatscht die Hände zusammen und kommt auf mich zu. „Gerda, wie geht es dir? Was macht meine Lieblingsschülerin und was verleiht mir die Ehre, dass du mich besuchst?"
„Ich musste weg von Kay."
Theatralisch fasst er sich an die Brust. „Ach, Geschwisterliebe."
„Was mir nach unserem Aufeinandertreffen noch eingefallen ist, ich glaube, ich kenne deinen Vater. Elvar Vinter, richtig?"
„Ich weiß es nicht." Wieder zucke ich mit den Achseln. Dieses Mal jedoch aus einem anderen Grund. „Wirklich nicht. Es kann gut sein."
„Und er war ein König?", löchert er mich weiter.
Noch einmal zucke ich die Achseln. „Ich glaube, er war ein Prinz."
„Dann kann es gut sein, dass ich ihn kenne. Aber das würde ja bedeuten, du bist eine echte Prinzessin", eröffnet er mir etwas, das ich schon länger überlegt habe.
„Ich glaube nicht, dass ich eine bin."
„Wieso nicht?"
„Äh hallo? Hast du mich mal angeguckt? Erstens sehe ich nicht aus wie eine Prinzessin..." und zweitens glaube ich nicht daran und drittens... Doch er unterbricht mich direkt. „Warum solltest du nicht wie eine aussehen?"
„Kennst du nicht Plötzlich Prinzessin mit Anne Hathaway?"
Er überlegt, als er antwortet: „Ich glaube, der müsste mir bekannt sein." Stimmt, wahrscheinlich wollte seine Tochter Calix den Film gucken. Übrigens ist seine Tochter eine Art Freundin von mir, deswegen bin ich mitunter auch hergekommen, um sie zu besuchen.
„Anne Hathaway ist voll hübsch und trotzdem bekommt sie ein Makeover oder wie das heißt. Ich bin nicht mal annähernd so hübsch wie sie. Ich trage eine Zahnspange, habe Pickel und Narben, all diese Schönheitsmakel. Eine Prinzessin ist hübsch, auch wenn viele sagen, es ist nicht das wichtigste. Es ist das wichtigste. Ich habe nicht nur Narben an meinen Beinen vom hinfallen, sondern ebenso durchs Basteln." Mein Opa hat mit mir früher viel gebastelt und irgendwann ging es dann mit der Heißklebepistole los...
„Ich werde nicht sagen, dass du hübsch bist, weil das ist nicht meine Aufgabe, aber nur so zur Information, meine Tochter hat ebenfalls Narben. Und es ist mir egal. Sie ist meine Tochter und eine Prinzessin. Trotz der Narben. Hör mal, Gerda, die Zeiten ändern sich. Menschen ändern sich. Eine Prinzessin kann Narben haben."
„Okay, okay. Danke", sage ich mulmig. „Nerv ich dich eigentlich?"
„Warum fragst du? Ich meine, nein, du nervst nicht. Wieso solltest du? Würdest du mich nerven, hätte ich dich und nicht den Schüler eben im hohen Bogen rausgeworfen."
„Ich weiß nicht, ich glaube das ist so ein Tick von mir... Meine Oma, die gestorben ist noch bevor meine ganze Familie gestorben ist... Sie hat sich vor ihrem Tod erinnert, dass... dass wir zusammen im Urlaub waren und ich dachte, ja, daran erinner ich mich auch noch und es ist schön, dass sie mit Freude an diese Zeit zurückdenkt, aber dann meinte sie, dass ich mich mit Kay unterhalten habe und sie daneben saß und sie sich nur gedacht hatte: Wann hält mein Enkelkind endlich die Klappe? Und damit meinte sie mich. Ich, ich glaube, das war ein Grund, wieso ich diese Frage gestellt habe", beichte ich kleinlaut. Das habe ich noch nie jemandem erzählt. Ja, ich habe Menschen schon oft gefragt, ob ich ihnen auf die Nerven gehen würde, aber niemandem zuvor habe ich gesagt, wieso ich diese Frage wirklich stelle, weil ich es nicht einmal selber wusste. Jetzt gerade ist mir der Grund für die Frage bewusst geworden, mehr als bewusst.
„Oh Gerda, das tut mir leid für dich..." Es herrscht schweigende Stille zwischen uns. Er weiß nicht, was er sagen soll und das muss er auch nicht. Ich weiß, er ist nicht mein Vater, aber ein guter Freund oder der Vater meiner Freundin, der nicht verpflichtet ist, etwas zu sagen. „Deine Großmutter war blind, wenn sie dich als nervig empfand, aber bestimmt meinte sie nicht bös. Manche Sachen sollte man besser vergessen, um jene Person so zu sehen, wie sie in ihren besten Momenten war. Das sind wahre Worte eines gütigen Königs. Merk sie oder vergiss sie, es liegt bei dir. Aber mich nervst du nicht."
„Danke." Betretene Stille, als auf einmal die Mutter von Calix an uns vorbei wirbelt. Guinevere tänzelt über den Hof davon. Artus sieht mich kurz verwundert an, dann steht er auf, um ihr hinterher zu laufen. Da mich der Grund für die Glückseligkeit echt interessiert, folge ich den beiden. „Artus, ich muss dir etwas Wunderbares sagen", eröffnet sie das Gespräch und ich nehme es aus meiner Entfernung wahr. Ich will mich gerade wieder umdrehen, weil ich mich dem Belauschen wegen mies fühle, da spricht sie mich direkt an: „Gerda, komm her. Du kannst es ebenfalls hören, liebes Kind."
Wie angewurzelt bleibe ich stehen und drehe mich zu den Eltern meiner Freundin um. Als ich es tue, schließt sie mich bereits überschwänglich in die Arme. „Ich bin schwanger."
Der König und ich sehen uns stirnrunzelnd an, bis sie bereits verschwindet ist und wir aus der Starre erwachen. „Wusstest du..?"
„Nein. Das Kind kann jedoch nicht von mir sein", meint er mit einem traurigen Blick. Die drei Geschwister Wally, Paris und Calix sind zwar die Kinder von Artus und Guinevere, doch sie sind ich unbedingt aus Liebe zwischen den beiden entstanden. Guinevere ist mit Lancelot glücklich verheiratet, aber als sie erfahren haben, dass sie keine Kinder bekommen werden, haben sie sich mit Artus zusammengeschlossen, der sich Thronerben wünschte. So kam es, dass Guinevere sich von dem König künstlich befruchten ließ. Gleich dreimal. In unterschiedlichen Zeiträumen. Wally war glaube ich um die Mitte zwanzig oder drüber - er ist leider gestorben - und Calix ist mein Alter und zum Schluss Paris. Der Kleinste der Familie ist fünfzehn.
Als hätte die Mutter seiner Kinder es gehört, kommt sie zurück, um uns zu sagen, dass es ein Wunder war - das betont sie noch ein paar weitere Male - bis sie sagt, dass es unerwartet von Lancelot sein wird. Bevor sie schon wieder abhauen kann, wünschen wir ihr die besten Glückwünsche, doch als sie auf und davon ist, wahrscheinlich um es ihren Kindern zu sagen, schaut mein Kampftechnikenlehrer zu Boden. Ich berühre ihn an der Schulter. „Willst du darüber reden?"
„Nein. Also ich meine, jedem von euch ist doch längst klar, dass ich noch Gefühle für sie habe... Natürlich freue ich mich für sie, aber..."
„Aber du hättest es dir anders gewünscht", vollende ich seinen Satz tröstlich. Er setzt sich auf eine Bank in seinem Hof und sieht lange Zeit in die Leere, bis er langsam weiter spricht. „Ja, das hätte ich in der Tat. Wir waren verheiratet und dann ist das alles passiert und jetzt das. Sie ist eine gute Freundin und die Mutter meiner Kinder und ich freue mich für sie, aber ich hätte mir gerne noch ein Kind gewünscht. Zu Beginn dieser Aktion war es, weil ich einen Thronerben wollte. Danach ist mir bewusst geworden, dass ich mich nur nach einer Familie gesehnt hatte. Darum kamen dann Calix und Paris dazu. Und jetzt... Nun sind die beiden Racker fast erwachsen und ich bin bald alleine."
„Das bist du nicht, Artus. Du hast die Ritter der Tafelrunde, deine Kinder bleiben dir noch lange erhalten und du hast deine Kampfschule", will ich ihm als Gegenleistung Mut zusprechen.
„Na egal, ich wollte dir eigentlich noch sagen, dass ich womöglich mit deinem Vater befreundet war." Okay, er will nicht darüber reden. Das verstehe ich. Ich hoffe nur, dass er jemanden hat, der mit ihm darüber reden kann, mit dem er über solche Themen reden kann. Bestimmt hat er das. Er kramt in einem Korb auf der Bank, der mir erst jetzt aufgefallen ist. Zum Vorschein kommen mehrere Bilder. Er legt sie mir vor Gesicht, ohne mich anzusehen. „Ist einer davon dein Vater? Es könnten alle sein, ich weiß es nicht. Ich bin mir da unsicher, weil die Fotos alt sind und dein Vater seinen Namen geändert haben könnte, aber ich könnte dafür schwören, dass dieser hier dir am ähnlichsten sieht."
„Du hast recht, sein Name könnte einer Namensänderung unterlegen haben. Wenn das, was Opa erzähle, stimmt, dann ist mein Vater ein Prinz und da die Geschichte von den Gebrüder Grimm stammt, könnte es ja sein, dass die beiden Prinzenbrüder ausgewandert sind und in Deutschland bei unseren Müttern gelandet sind." Oh Gott, komplizierte Sache. So kompliziert, dass ich nicht mal mehr selbst durch steige, geschweige denn, dass ich weiß, was ich andeuten wollte. Trotzdem nehme ich das eine Bild entgegen, welches er mit meinem Äußeren am ehesten in Verbindung bringen würde. Als meine Augen es erfassen, fällt es mir aus der Hand. Ich sehe ihn vor mir - Elvar, meinen Vater. Neben ihm nehme ich noch eine kleinere Version von mir wahr, die gerade erst die Treppen nach unten getapst ist. Er nimmt mich auf seinen Schoß und möchte wissen, was ich denn habe, dass ich aufgestanden bin. Mein junges Ich nuckelt am Finger, bis er die Hand festhält und das junge Ich sagt, es sei durch einen Alptraum aufgeschreckt.
Ich schüttel mich, die Erinnerungsfetzen verschwinden, dennoch weiß ich, was als damals nächstes passiert war. Ich erzählte ihm von dem Traum, in dem ich bei eine Unfall gestorben bin. Ich bin mit dem Auto gefahren, weil ich meinen Führerschen hatte und dann war ich tot. Mein Vater meinte, es wäre nur ein Traum gewesen, um den ich mich nicht länger kümmern müsse. Daraufhin hatte ich behauptet, dass ich nie den Führerschein machen könnte, da ich zu dumm und eine Prinzessin wäre, aber er sagte, dass ich zwar seine Prinzessin bin, doch dumm sei ich nicht und außerdem hat er gemeint, er habe bereits für meinen Führerschein gespart, so wie Opa, der in einem riesigen Glas Geld für mein Hochzeitskleid gesammelt hatte. „Ich glaube, ein Mädchen braucht keinen Mann. Natürlich würde ich mich freuen, sofern du heiratest und ich dich zum Altar führen darf, kleine Schneerose, aber ein Mädchen sollte eigenständig leben können, bevor sie die Liebe des Lebens findet. Darum machst du den Führerschein und weil ich fest glaube, nein, ich weiß, dass du das schaffen kannst. Du kannst alles schaffen", hatte er schließlich geflüstert und mich ins Bett getragen. Seiner Worte wegen habe ich heute meinen Führerschein. Seit gut einem Jahr besitze ich mit Stolz einen Autoführerschein. Nur für ihn. Und vielleicht auch ein bisschen für mich. Ja, mein Opa hat Geld für mein Hochzeitskleid gesammelt und irgendwie fand Kay es anständig, diese Radiatoren weiterzuführen, daher steht in den Tiefen von Milles Schloss Geld für mein Brautkleid. Bei den Gedanken an meinen Vater laufen mir die Tränen, die mir nun erst auffallen. Ich schmecke Salz und dann höre ich den Wind flüstern: Weine nicht, liebste Gerda. Wenn du reden möchtest, schreibe mir. Dein Findus.
Ich fange an zu lachen. Wie kann es sein, dass er immer da ist und irgendwie auch nicht? Warum tun mir seine Worte nur so gut?
Als ich die Augen mit einem Lächeln im Gesicht öffne, sitzt mir der König weiterhin gegenüber. Mitfühlend hält er mir ein Taschentuch vor die Nase. „Alles gut bei dir, Gerd?", fragt eine weibliche Stimme, die definitiv nicht zum König, sondern zu seiner Tochter Calix gehört.
„Alles bestens, wirklich. Ich habe mich gerade an meinen Vater erinnert." Sie nimmt meine Hand und lächelt mir zu. „Das ist schön."
„Ja."
„Gerda, es tut mir leid, ich wusste nicht...", möchte sich der König bei mir entschuldigen, doch ich verneine, dass alles okay ist. „Möchtest du dennoch die Adresse? Der König dort lebt noch und vielleicht ist es ja dein Opa..."
„Gerne, er wird zwar nie meinen Opa ersetzen können, doch kennenlernen würde ich ihn schon gerne", beantworte ich seine Frage. Vielleicht kann er mir etwas über meinen Papa in jungen Jahren erzählen und womöglich möchte Kay mitkommen. Das wäre dann endlich mal wieder so eine Geschwistersache zwischen uns. Er gibt mir das Foto, auf dessen Rückseite die Adresse geschrieben steht. Nachdem ich mich bei ihm des öfteren bedankt habe und er sich noch einige Male entschuldigt hat, schleift mich Calix ins Schloss. „Was hast du vor?"
„Ich will dir was zeigen. Paris hat gerade seinen Rausch." Wenn sie sagt, dass ihr Bruder einen Rausch hat, dann meint sie, er ist gerade im Experimentier-Bau-Rausch. Heißt, er entwickelt neue Technologien, von denen der Vater nichts weiß, genauso wenig wie Artus Bescheid weiß, dass Calix eigentlich eine Ritterin ist. Hinter dem Rücken ihres Vaters ist sie also eine Ritterin, die die neu entwickelten Rüstungen ihres Bruders austestet, um Leben zu retten und er von diesen Geheimnissen eben nichts weiß. Ein Glück, dass ich es weiß.
💙
Zuhause schmeiße ich mich aufs Bett, sobald ich den Brief aus dem Fensterschlitz gezogen habe. Wieder ist der Brief in einer sehr schönen Schrift verfasst worden, dass ich glatt neidisch werde. Meine schulische Ausbildung war schon damals nicht die Beste, darum durfte ich auch nicht auf eine normale Schule gehen und der andere Grund war, dass die weiterführenden Schulen einfach zu weit weg waren und das im Winter problematisch werden würde. Aber das ist gerade so überhaupt nicht der entscheidende Punkt.
Aufgeregt, mit einem komischen Kribbeln in der Magengegend, - wahrscheinlich der Aufregung wegen - fange ich an, den Brief zu lesen:
Liebste Gerda,
Da du unbedingt wissen möchtest, wer da mit dir schreibt, was ich voll verstehe, gebe ich dir ein paar Antworten. Ich werde versuchen, dir auf jede Frage eine Antwort zu geben.
Nein, ich habe dich nicht überfallen. Aus welchem Grund sollte ich denn? Mit einem Überfall könnte ich bei dir sicherlich nicht punkten und ich möcht ja schließlich bei dir punkten. Aber ich dachte mir, da du mir besonders scheinst, möchte ich auf eine besondere Art bei dir punkten. Mit Liebesbriefen. Oder du nennst es, wie du willst. Ich nenne es altmodische Liebesbriefe. Du hast recht, ich komme wie ein Stalker oder Überfallender rüber, aber das hatte ich gar nicht vor. Die eine Nacht war ich in dem Schloss, wo du wohnst, weil ich jemanden gesucht habe und mich dabei wohl verirrt, beziehungsweise im Haus vertan habe. In der Nacht habe ich dich gesehen. Du hast geschlafwandelt und ich habe mich so erschrocken. Ich habe gar nicht verstanden, was los war, aber dann habe ich dich dummerweise - oder so dumm war es gar nicht - aufgeweckt und du warst kurz davor, mich klein zu häckseln. Mit Pfeil und Bogen. Mann, an dem Tag habe ich fast meine Eier verloren. Wortwörtlich. Ich hatte einen Herzinfarkt bekommen, muss ich zugeben. Aber es war auch faszinierend - so ein mutiges Mädchen wie dich erlebt man nicht alle Tage. Also ja, du hast mich fasziniert von der ersten Sekunde an und darum habe ich dir geschrieben.
Geht es dir gut? Ich habe dich heute weinen sehen. Und mir Sorgen um dich gemacht. Was hattest du denn, Schneerose? Ich nenne dich einfach Schneerose, da du mich an eine Schneerose erinnerst. Ist das okay für dich? Ich hoffe es. Oh Mann, hattest du auch solche Probleme, einen simplen Brief zu schreiben? Ich brauchte mehrere Anläufe, weil allmählich habe ich echt das Gefühl, dass ich zu einem Stalker mutiere. Hilfe! Wenn ich für dich wie ein Stalker bin, dann sage es mir am besten.
So... jetzt zu deinen Fragen... Meine Mutter ist in deiner Märchenwelt bekannt unter den Namen Holla (die Waldfee) und als Frau Holle in dem gleichnamigen Märchen. Ich glaube, mein Vater ist euch jedoch nicht bekannt. Rosenrød und Snehvid - sind das Schneeweißchen und Rosenrot? Cool, das Märchen kenne ich. Hast du ein Lieblingsmärchen oder einen Lieblingsmärchenautor? Oder liest du gar keine Märchen, weil du selbst in einem lebst?
Ich finde, es klingt ziemlich sexy, dass du alles isst, ohne schleimen zu wollen. Wenn die Mädchen in meiner Umgebung auf Diät sind oder etwas nicht essen, weil es zu ungesund ist, finde ich das abstoßend und nervig. Na gut, nicht unbedingt abstoßend, aber auf jeden Fall übelst nervig. Süßwaren sind lecker, doch mein Leibgericht sind Gerichte mit Fisch. Hast du ein Lieblingsgetränk? Ich liebe Kakao. Ohne Kakao geht gar nichts. Ich bin unausstehlich ohne meinen Kakao am Morgen. Wahrscheinlich liegt das an der Welt, in der ich lebe.
Und ich finde dich überhaupt nicht unattraktiv, obwohl ich gewissermaßen ein Prinz und somit adlig bin. Wer dich unattraktiv findet, der ist blind auf den Augen oder dumm wie Brot. So, das weißt du noch was über mich. Ich bin ein Prinz, ja, das bin ich wirklich, da jedoch eine viel beliebtere Person in meiner Welt lebt, weiß das heutzutage keiner mehr. Zum Glück, denn ich sehe mich nicht als einen Prinzen. Ich trage lieber diese... Wie nennt ihr das doch gleich? Jogginghose, das meine ich. Jogginghosen sind ausgesprochen bequem. Was sagt zu der Art Bequemlichkeit?
Dein Fabel für Kinderserien muss dir nicht peinlich sein. Ich gucke auch Kinderserien. Welche guckst du? Na gut, dazu muss ich sagen, dass ich die Kinderserien nur wegen Snefnug gucke. Snefnug ist mein fünf Jahre alter Sohn. Und ja, mit dieser Information vergraule ich entweder den einen Teil oder ich ziehe die Frauen damit an. Sne habe ich adoptiert, da ich seine beiden Elternteile kannte und die zwei an seiner Geburt gestorben sind, wobei die Mutter verschwunden und nicht wieder aufgetaucht ist. Und diesen Grund nenne ich nicht, weil ich mich für meinen Sohn schäme. Ich liebe meinen Sohn und das wird auch immer so bleiben.
Was für Fragen kann ich noch beantworten? Achso. Ab und zu lese ich gerne Geschichten von und über Philosophen, aber das ist in letzter Zeit eher seltener geworden. Wenn ich Zeit für mich habe, lasse ich es schneien, streite mit meinen Eltern und ansonsten bin ich ziemlich langweilig, beziehungsweise hobbylos. Deine Geschichte würde ich gerne genauer hören. Warum bist du dir nicht sicher, ob deine leibliche Mutter einen Prinzen heiratete?
Klar, die Artus-Sage ist mir bekannt. Er hat drei Kinder, oder? Seine Tochter müsste Calix heißen und der eine Sohn hat diesen sonderbaren Namen, der einer Stadt ähnelt und das dritte Kind... Es ist lange her, dass ich mich damit befasst habe, doch ich bin in meinem früh beendeten Teenieleben ein großer Fan von dem König gewesen und ich wollte zur Tafelrunde gehören. Bin leider nie ein Ritter geworden. Nicht mal ein stinknormaler. Aber ich bin schon immer ein Wikinger gewesen.
Ich würde dir gerne mehr über mich erzählen, doch weiß ich nicht was. Hm... mal sehen... das habe ich, das habe ich. Ah ja. Ich war früher ein verrückter, manchmal schüchterner, verspielter Hitzkopf, heute bin ich ein Vater, der nichts über sich zu erzählen hat. Ich mutiere ehrlich zu derselben Person wie mein Vater und das ist erschreckend. Morgens lese ich Zeitungen wie er, abends blättere ich in einem Buch und ich trage Strumpfhosen wie er. Seit ich ausgezogen bin, habe ich meinen Style ein für allemal geändert.
Meine Lieblingsfarbe ist übrigens blau wie deine Augen und ja, ich komme wieder wie ein Stalker rüber. Dabei hast du echt schöne blaue Augen. Hat dir das schon mal jemand gesagt? Wenn nicht, wird es höchste Eisenbahn.
Was gibt es noch? Lieblingslied. Puh... Lieblingslied. Was ist deins? Meins ist vermutlich eins von Ed Sheeran. Ja, ich bin nicht wie normale Jungs, Schrägstrich junge Männer. Wer hört schon Ed? Ich. Ich höre Ed. Ich mag seine Lieder. Lieblingsfilm ist da um einiges leichter; „Die Hüter des Lichts" und „Drachenzähmen leicht gemacht" unter den Kinderfilmen und ansonsten irgendwelche Marvelfilme. In den Filmen ist meine Lieblingsfigur Rocket Racoon, der Waschbär.
Okay, Lieblingsschauspieler: Robert Pattinson und Julia Roberts als Schauspielerin. Oh mein Gott, sag das ja keinem weiter. Das ist alles die Schuld von meiner Schwester. Lieblingsbrettspiel: Es gibt so unglaublich viele... Womöglich Monopoly. Lieblingsmärchen: Damit habe ich mich selber. Robin Hood zählt nicht als Märchen, oder? Okay nein, tut es nicht. Mein absolutes Lieblingsmärchen ist - TROMMELWIRBEL - nicht Frau Holle, sondern eine ganz andere Richtung. Nämlich Schneewittchen und die Sieben Zwerge. Früher wollte ich erstens Schneewittchen küssen, dann habe ich mich über die Sieben Zwerge lustig gemacht, obwohl ich eigentlich selber nur Zwerge als Freunde wollte und letzten Endes mag ich das Märchen, weil es für mich eine wertvolle Kindheitserinnerung bedeutet.
Lieblingsserie: Haus des Geldes.
Mehr fällt mir in diesem Moment echt nicht ein und wie mir gerade auffällt, ist der Brief schon sehr lang. Ich würde sagen, jetzt bist du wieder an der Reihe, mir etwas über dich zu erzählen.
Achso, noch was: Ich habe blaue Augen, was irgendwie zu meinen Fähigkeiten passt, die jedoch nicht annähernd so schön sind wie deine. ;) Dazu weiße Haare - nicht, weil ich alt bin, sondern auch hier wieder wegen den Genen meiner Familie und somit auch wegen der Winterfähigkeit. Ich habe einen leichten Bart, den ich mir unbedingt mal wieder schneiden sollte und ein Muttermal auf der rechten Seite.
Ein Haustier habe ich leider nicht, außer man zählt die Kuscheltiere von Snefnug dazu, dann habe ich gleich tausende Haustiere. Ein Polarfuchs ist süß. Wie alt ist er denn? Die werden doch gar nicht so alt, oder? Ist Flocke männlich oder weiblich?
Die winterlichsten Schneegrüße,
Dein Findus.
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