Kapitel 43
Viel Glück euch zwei. Wir sehen uns. Können uns ja mal zu einem Doppeldate treffen", unterbreitet uns der Fuchs einen Vorschlag. Soll ich...? Ich recke den Daumen in die Luft. Eine andere Antwort fällt mir nicht ein. Ich schwebe auf Wolke sieben, trage die rosarote Brille und mir fehlen die Worte, so viel ist eben auf einen Schlag passiert.
„Vor oder nachdem du ihr einen Antrag gemacht hast?"
„Mal sehen. Wirst du unserem Vater verzeihen?"
„Weiß nicht. Vorher möchte ich anderes gerade biegen."
„See you later, Alligator."
„Adieu!"
Hunter legt seinen Arm um mich. Verlegen schiebe ich meine Brille weiter nach oben. Wir betreten das Frauenhaus. Am Eingang hinter einer Art Tresen erwartet uns eine Frau, die mich im ersten Moment an die Bibliothekarin erinnert, sich dann aber als weitaus freundlicher herausstellt. „Was kann ich für euch tun, meine Herren? Sie wissen, dass ich Sie leider bitten muss zu gehen?"
Ich sehe, wie es in seinem Kopf rattert. Ein Frauenhaus ist mitunter als Schutz für Frauen gedacht. Zum Beispiel bei einer Vergewaltigung oder einer schlimmeren Trennung, bei der die Frau alles verloren hat und Unterschlupf braucht. Sie helfen den Frauen meist, einen Job zu finden, damit sie wieder ihr eigenes Geld verdienen können. „Hunter, Jay, ihr solltet doch auf mich warten. Gnädige Frau, wir wollen bitte zu Jadis."
Ziemlich verwirrt über unsere quasi Rettung drehe ich mich zu dem Prinzen - Verzeihung, König - um. Der zwinkert mir zu, so von wegen, dass ich mitspielen soll. „Wir dachten, wir warten im Empfang auf dich."
„Würden Sie uns bitte sagen, wohin?"
Die Hand der Dame zittert, als sie erkennt, mit wem sie es zu tun hat. „Dort lang. Erstes Stockwerk, zweites Zimmer. Gleich hier um die Ecke. Ein Bild von einem Lebkuchenhaus hängt davor."
Zusammen mit dem Prinzen - oh Mann, ich meine König - gehen wir zu dem uns beschriebenen Raum. „Was machst du hier?", flüstere ich darauf bedacht, die Dame nicht auf uns aufmerksam zu machen. Wobei die in einer Trance artigen Schwerelosigkeit, in der sie sich gerade befindet, wohl eh nichts mitbekommt.
„Ich habe mir Sorgen um euch gemacht. Das haben alle. Wisst ihr, dass fast der ganze Wald nach euch gesucht hat? Ihr solltet danach unbedingt zu euren Familien, sofern ihr das nicht längst vorhattet. Also? Ich warte auf die mir versprochene Erklärung", abwartend sieht der König von mir zu dem Jägerssohn.
„Okay, willst du oder soll ich?"
„Ich übernehme. Also... Das war folgendermaßen: Wir wurden in eine Schneekugel eingesaugt. Unsere Vermutung ist, dass das Jadis war. Deswegen sind wir hier. Wir haben Fragen", teile ich ihm eine extrem kurze Zusammenfassung dessen, was passiert ist, mit.
„Eine Schneekugel?"
„Genau. Ich weiß, wir können es selbst noch nicht glauben." Der Jäger klopft ihm auf die Schulter.
„Und was ist da alles passiert? Wie muss man sich das vorstellen?"
„Schneekugelweihnachtsmagie", mache ich eine Wortneuschöpfung, um das zu beschreiben, was wir erleben durfte.
„Was muss ich mir darunter vorstellen?", gibt der König immer noch nicht auf.
„Ein andern Mal. Das ist eine lange Geschichte, für die wir jetzt keine Zeit haben."
Nevis klopft an die Tür, was heißt, er ist einverstanden, wenn wir die Geschichte nicht heute erzählen. Doch diese schwing bereits auf, als wüsste die Hexe, dass wir davorstehen. Möglich wäre es. Hexen haben sicherlich ein Gespür dafür. Zu meinem Schrecken steht hinter der Tür niemand. Klar, sie ist nicht extra aufgestanden. Lieber lässt sie ihre Tür von selbst aufschwingen. Hexen halt. Hinterlistig, zumindest wenn wir von einer fiesen sprechen.
„Seid gegrüßt, König. Tachchen, mein absolutes Traumpaar."
Wir wechseln verständnislose Blicke. Nevis bleibt kurz wie angewurzelt stehen. „Hallo, Hexe."
„Ja, ich bin eine Hexe, das weiß ich. Wusstest du, dass mein Name Hexe übersetzt bedeutet? Cool, nicht wahr? Richte deiner Verlobten bitte meinen herzlichsten Dank aus."
Hunter geht mit festen schnellen Schritten auf sie zu und donnert seine Faust auf ihren Schreibtisch. „Was soll das alles?", schnauzt er sie an.
„Was sollte was? Achso das... ich habe euch damit nur einen Gefallen getan, wisst ihr... Ich habe euch auserwählt, weil ihr ein wundervolles Paar seid, welches sich bis dato noch nicht gefunden hat. Damit wollte ich euch nur einen Anschubser geben. Nichts, was Böse gemeint war. Wenn ich könnte, würde ich gerne selbst in dieser Welt leben. Leider konnte ich nur andere dorthin schicken. Mist, ich hätte euch fragen sollen, ob er mir was mitbringt", schnattert Jadis vergnügt.
„Bist du total Gaga?!"
„Jadis, meine Verlobte hat dir eine Chance gegeben. Eine Chance. Was soll das Ganze?!", wütet nun auch der König alias mein früherer Kumpel.
„Ich wollte nur helfen."
„Inwiefern?!"
„Habe ich dich gerade erklärt. Siehst du, die zwei haben sich gefunden. Ich habe alles richtig gemacht. Und Schnuckelchen Prinz Eric und Arielle sind auch wieder vereint", macht sie ihre Tat besser, als es war. Andererseits war es nicht so übel. Natürlich habe ich meine Familie vermisst, aber so haben Hunter und ich näher zueinander gefunden. Das war nichts Schlechtes. Wir haben neue Freunde gefunden und eine wundersame Welt kennengelernt. Sind mit dem Weihnachtsmann auf seinem Schlitten durch die Gegend gesaust, waren in einem Land voller Süßigkeiten. Wir haben uns oft geküsst. Wenn ich so darüber nachdenke, gibt es nichts, womit ich unzufrieden war. Genau genommen würde ich gerne wieder zurückkehren. „Aber was ist mit den anderen, die mit uns dort waren?", stelle ich eine wichtige Frage.
„Ihr wart das letzte Paar, was denWeg zurückgefunden hat. Alle Pärchen sind wieder da - Arielle und Eric,...", sie zählt noch ein paar weitere au, aber ich höre ihr nicht mehr zu.
„Und Robin?"
„Robin und Marian sind beide wieder Zuhause. Ich glaube, Hood will dich sehen."
„Nö, ich verzichte."
Die Hexe hebt die Arme. „Wie du meinst."
„Also sind jetzt alle wieder da?", hakt Nevis nach.
„Wegen mir dürfte keiner von deinem Volk mehr fehlen, auch nicht von anderen Adeligen", verspricht Jadis. „Kekse?"
„Nein, danke", verzichte ich.
Wir wenden uns zum gehen ab, da ruft die Hexe uns noch hinterher: „Wollt ihr einen Zusammenschnitt von euren Erlebnissen?"
„Nein", entscheidet mein Freund. Mein fester Freund. Möchte ich das? Ich weiß es nicht. Irgendwie schon und irgendwie auch wieder nicht.
„Ich hebe sie trotzdem auf, falls ihr sie doch wollt." Fast wäre ich der doofen Kuh dankbar. Nur fast. Nach meinem letzten Wissen hat sie zu viele grausame Dinge getan, um ihr zu verzeihen. Aber dafür hatte sie keine so tolle Familie wie ich. Meine Familie... da muss ich gleich erstmal hin. Ob Hunter mitkommt?
Wir gehen zur Tür hinaus. Nevis bietet uns an, in seiner Limousine mitzufahren, aber wir lehnen freundlich ab und bedanken uns noch, bevor Edwin uns verabschieden. „Ich würde gerne zu meiner Mutter gehen. Ist das okay?"
Was ist denn nun los? Ich dachte, er kann seine Mutter nicht ausstehen. Vielleicht hat er sie in der ganzen Zeit doch so sehr vermisst und ihr vielleicht sogar verziehen. Irgendwie wäre es dabei schön, wenn er ebenso seinem Stiefvater und seinem Vater verzeiht, doch womöglich ist das für diesen Moment noch zu viel verlangt. Seine Mutter ist erstmal ein Anfang, wenn auch ein recht kleiner.
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