Kapitel 34 - Hunter

Wäre wohl besser. Dann sag Taffyta bitte, dass wir erst bauen gehen."
Der Drop nickt und Ju nimmt seine Tascha an die Hand. Uns bedeutet er ihm zu folgen, was wir dann auch mehr oder minder gehorsam tun. Wir gehen auf bunten Smarties, die in der Erde verankert sind und uns den Weg weisen. Hier und da stehen vereinzelt Lollibäume in den verschiedensten Farben. Daneben gibt es sowas ähnliches wie Büsche in Formen von kleinen hügeligen Gummibärchen oder größeren dank der Schokoküsse, die ich mir früher immer auf mein Brötchen gemacht hatte, sofern meine Eltern mir zur Freude des Tages welche mitgebracht hatten. Weiter hinten gibt es Bäume, die wie riesengroße Zuckerstangen aussehen. Kamen diese nicht in dem Film Ralph Reichts vor? Wäre jedenfalls wahnsinnig cool.
Ab der nächsten Kurve verläuft der Weg, beziehungsweise die Straße zu sogenannten Schokokringeln weiter anstatt der Smarties. Aha. Allem Anschein nach dienen die Smarties und die Schokokringel als Pflastersteine. Nicht schlecht. Neben unserem Weg verläuft ein Schokoladenfluss. Irgendwann halte ich es nicht mehr aus und stecke den Finger rein, um ihn mir danach in den Mund zu stecken. So von wegen Geschmackskontrolle. Hinter der nächsten Kurve, die nach links führt, befindet sich ein Haus aus... Waffeln. Gleich gegenüber von dem Waffelhaus ist ein Lebkuchenhaus. „Es heißt, dass die Hexe von Hänsel und Gretel" - also Gothel für alle Märchenkenner - „die Idee von einem Lebkuchenhaus hierher hat. Ist aber nur so eine Vermutung, damit die Bewohner auf etwas stolz sein können. Und seht ihr diese Rennstrecke? Die ist aus Zartbitter, Vollmilch und Weißer Schokolade, die einige Tage abgekühlt ist, um so hart zu werden. Die beste Strecke überhaupt. Darauf werden wir fahren."
Ja wirklich, die Strecke weist ein interessantes Muster auf, die dank der drei verschiedenen Schokosorten möglich ist. „An manchen Stellen haben sie andere Materialien oder eine andere Sorte Schokolade eingebracht, um es schwieriger zu machen. Als ich das erste Mal darauf gefahren bin, habe ich haushoch verloren, weil ich so fasziniert war", erinnert sich unser Weihnachtsmann. Wir kommen währenddessen an einem anderen Haus vorbei. Scheinbar ist es ebenfalls aus Lebkuchen, doch dieser Lebkuchen wurde rosa gefärbt und der gleich nebenan in blau. Ah. Schrecklich. Wie bei dem Internat für angeblich Hochintelligente, zu dem ich nicht gehen durfte. „Wie lange halten diese Häuser denn?"
„Ach weißt du, eigentlich sehr lange. Wie ein normales Haus halt. Seht, wir sind da."
Ich schaue hoch und natürlich zuerst direkt auf den Hinterkopf von meinem Rehlein. Als ich mich von dem Anblick losreißen kann, sehe ich, was ich sehen soll. Eine Fabrik bestehend aus Keksen, aus wessen Schornsteinen dicke Rauchschwaden, die wie graue Zuckerwatte aussehen, herausgelangen. Anstatt zur Tür gehen, folgen wir Jules zu der Seite der Fabrik, wo sich sowas wie ein Abfluss befindet, aus dem hier jedoch Süßigkeiten geschwemmt werden. Ich sehe vereinzelte Lebkuchenmännchen, Gummischlangen, andere - undefinierbare - Gummitiere, Schokolade, Zuckerstangen und weiter unten bei dem Bachverlauf sieht man, wie sich alles miteinander vermischt und in den Fluss, der uns bis hier begleitet hat, gelenkt wird.
Jetzt erst betreten wir die Halle der riesigen Keksfabrik, jedoch durch den Nebeneingang. In der Halle hängen Bilder von scheinbar berühmten Personen und derenWagen, die hier gebar wurden.
„Neuerdings gibt es die Möglichkeit, einen Zweisitzer zu bauen. Ich würde sagen, wir machen das. Tascha und ich sind ein Team und ihr eins, einverstanden?", schlägt Ju vor.
„Klar, so können wir euch fertig machen, denn ich verspreche euch, das werden wir." Mein Kampfgeist ist geweckt. Ich nicke Jay zu und der streckt seinen Daumen in die Luft.
„Fein. Bubble Drop, wir wollen einmal zwei Wagen gestalten", ruft Jules durch die Halle. Kurz darauf erscheint ein Drop, ähnlich wie der Honey Drop, nur mit eigenartigen Blubberblasen in seinem Bauch und zischt: „Glotz nicht so!"
Entschuldigend hebe ich die Hände. Der Weihnachtsmann legt dem Drop die Hand auf den Kopf und bückt sich, um auf einer Augenhöhe mit ihm zu sein. „Dann macht euch ans Bauen. Du weißt, wie es geht. Am Ende könnt ihr vor einem Rennen noch ein Modell ausprobieren, damit ihr euers und euch selber nicht sofort schrottet."
Fragend sehen wir ihm hinterher, als der Drop einfach davon geht. Jules sieht unsere Gesichter und erklärt: „Kennt ihr diese Fahrzeuge, die es in eurer Welt sehr häufig gibt, in denen Kinder sich reinsetzen können und mit Geld eine kurze Zeit lang dieses Ding benutzen können? Sowas in der Art ist das Modell auch. Ziemlich easy eigentlich. Im Gegensatz zu den genau 222 Weihnachtswelten ist diese Welt mehr oder minder mit der Zeit gegangen."
„Das haben wir verstanden", behaupte ich im Namen von uns allen.
„Achso. Ihr meint das Gesamtbild. Ahm, puh... also das geht auch voll klar. Ihr habt eine Anleitung, die selbst Babys verstehen würden und dann könnt ihr ein Auto eurer Wahl gestalten. Ich würde sagen, wir machen das jetzt einfach, dann werdet ihr verstehen, wie es funktioniert."
„Ist Sugar Rush eigentlich aus dem Film Ralph Reichts?", will Jay wissen.
„Jepp, einer von den Filmemachern lebte früher in dieser Welt und wurde von seiner Magie bis ins Erwachsenenalter fasziniert."
„Verständlich. Diese Welt ist echt cool. Danke, dass du uns hergebracht hast."
„Nichts zu danken. Das habe ich gern gemacht, nachdem ich mich wegen dem Unartigkeitspulver derbe daneben benommen hab."
„Er hat recht. Vielen Dank. Warte, Unartigkeitspulver? Was'n das?", hake ich verwirrt nach.
„Meine Wichtel und ich arbeiten daran, den Kindern den unartigen Charakter zu nehmen. Viele haben keine schöne Kindheit: drogenabhängige Eltern, geschiedene Eltern. Oder Identitätskrise, weil die Mutter durch ein One-Night-Stand schwanger geworden ist. Sowas alles. Diesen Kindern möchte ich helfen, denn die wenigsten können etwas für ihr unartiges Benehmen. Wir versuchen ihnen also dies zu nehmen, ihnen somit zu helfen. Leider haben wir noch nicht herausgefunden, wie wir es loswerden. Wir hatten die Unartigkeit also schon in der Hand und wollten es versuchen zu verbrennen. Und Zack, es wurde zu Pulver. Dieses haben wir für weitere Ideen gelagert, doch die Frechdachse haben es mir in meine heiße Schokolade am Morgen gemischt. Ende der Geschichte."
„Deine Wichtel sind echt krass drauf, das wissen wir nun", äußert Tascha und wir Jungs müssen lachen. Anscheinend will sie unbedingt anfangen. Darum frage ich sie, ob sie das bereits gemacht hätte. Daraufhin grinst sie nur. „Natürlich, was denkst du denn."
Jules lächelt Natascha an und da passiert es. Er beugt sich vor, um sie zu küssen, - Jay und ich hoffen es zumindest - doch stattdessen landen seine Lippen auf ihrer Nasenspitze. Na wenigstens etwas. Leicht rot färben sich dabei ihre Wangen. Wenn es zwischen den beiden nicht gewaltig knistert, weiß ich auch nicht mehr. Ich räuspere mich, wodurch Ju zusammenzuckt. Als hätte er es eilig, beschreibt er uns den Weg.

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