Kapitel 24
Mach dir nicht ins Hemdchen, Junge", kommt es jedoch wenig hilfreich von ihm. Na danke! Wie soll mich das beruhigen?
Innerlich versuche ich mich darum selbst zu beruhigen. Das ist nur ein Traum. Oder sowas in der Art. Das, diese Welt ist nicht echt. Nicht real... nicht real... Puh, okay. Ich denke, mir geht es besser. Schließlich heiße ich ja nicht Roger Dearly oder Anita. Nur Jay Dearly. Oh Mist. Wieso musste mir Mutter ausgerechnet diesen Namen geben? Der Nachname wird dabei gerade noch schlimmer als mein richtiger Vorname Jornandes. Hieß Papa früher mit Nachnamen so oder Mama? Dem muss ich dringend auf den Grund gehen, wenn ich zu Hause bin. Vielleicht weiß ich doch etwas über meine Familie nicht. Genauer genommen über unseren Nachnamen.
Ängstlich gehe ich hinter Hunter her zur Theke. Dort drückt er andauernd auf eine Klingel. Aus Angst vor der Person, die uns erwarten könnte, zittere ich und will ihn schon ermahnen, lieber höflich zu bleiben, als ich mich doch dazu entschließe, den Mund zu halten. Soll er machen, solange er mich beschützt. Nachdem er weitere zehntausendmal sogar aggressiv auf die Klingel gehauen hat, kommt durch eine Tür hinter der Theke ein junger Mann in etwa unserem Alter, vielleicht minimal älter, mit weißen Haaren. Neben der Tür entdecke ich plötzlich einen dicken Pelzmantel. Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf, da kann ich mich vergewissern, dass dieser nicht aus Pongos Familie hergestellt wurde. „Guten Abend. Was kann ich für euch tun?"
„Ein Bier bitte."
Daraufhin rempel ich ihn an. Kann er sich bitte auf das Wesentliche konzentrieren?
„Ach ja zwei Bier."
„Nein danke", sage ich laut und bestimmt. Zu ihm gewandt flüstere ich: „Wir haben kein Geld für diese Welt und außerdem gibt es wichtigeres zu tun! Also ehrlich."
Er kramt in seinen Taschen herum und zieht Geld zum Vorschein, welches definitiv nicht aus unserer Welt kommt, jedoch ist es nicht besonders viel. Deswegen ziehe diesmal ich ihn hinterher. Doch er bleibt einfach stehen und ich bin nicht stark genug, um ihn dazu zu bewegen, die Kneipe zu verlassen. „Bitte komm", flehe ich.
„Wollt ihr kein Bier? Ich habe auch noch anderes im Angebot."
Hunter meint: „Alles gut, wir wollen noch bleiben."
„Nein, wollen wir nicht", beharre ich. Er kann doch nicht sein ganzes Geld verprassen. Wer weiß, wie lange wir hier bleiben müssen. Ansonsten müssten wir das Haus verkaufen. Oder warte. Das gehört uns höchstwahrscheinlich nicht mal. Wie sollen wir das dann verkaufen, um uns mit ausreichend Essen zu versorgen? Außerdem lebt es sich als Bettler auf der Straße in dieser Schneewelt sicher nicht gut.
„Na schön", stöhnt er. Auf einmal werde ich gepackt und hochgehoben. Ich schreie auf. Selbstverständlich nicht wie ein Mädchen, sondern wie ein Junge vor Schreck, der ziemlich, ziemlich sauer ist. Oh nein. Nein, nein, nein. Nicht so. Nicht mit mir. Das kann er vergessen. „Lass mich runter, verdammt!!!"
„Wenn du die Klappe hältst."
„Wir sollten uns besser was zu essen kaufen."
„Trinken ist noch wichtiger", argumentiert der Jäger zu meinem Übel. Wütend starre ich ihn über seine Schulter hinweg an. Oh, ich werde es ihm zeigen. Das wird er büßen.
„Ich habe auch Essen im Angebot. Was wollt ihr? Dir könnte ich ein halbes Wildschwein anbieten und dir", der Kneiper schaut zu mir. „eine Suppe."
Hunter lacht. Meine Wut lässt sich längst nicht mehr züngeln. Ich könnte ihm einfach an die Kehle gehen, diesem Idioten. „Warum kein ganzes Wildschwein?"
„Du wirst sehen, ein halbes ist bereits schwer zu schaffen. Wollt ihr oder nicht? Anderweitig könntet ihr noch Plätzchen oder eine Weihnachtsgans bekommen. Viel mehr Auswahl gibt es bei uns nicht."
„Wo wir gerade beim Thema sind. Meine Frau und ich sind neu in der Gegend. Wo genau sind wir hier?" Meine Frau? Meine Frau?! Was bildet dr sich ein?!?! Okay, vielleicht sehe ich derzeit eher weiblich aus, dennoch! Da hat er nicht das Recht, mich als seine Frau zu bezeichnen.
„In einer der vielen Welten vom Weihnachtsmann. In snjór um genau zu sein. Wie seid ihr hergekommen? Entschuldigt meine Aufdringlichkeit, aber wir haben nicht oft Neuankömmlinge."
Na super. Das heißt wohl, wir sind die einzigen Neuankömmlinge. „Wissen Sie, ob die Hütte oben auf dem Hügel jemanden gehört?"
„Nein, die steht schon seit Jahren leer", antwortet er mir.
„Wie teuer wäre sie denn, nur so aus Interesse?"
„Bei uns kostet nur das Essen etwas, aber auch nicht viel. Die Häuser sind gratis, bis auf die großen teuren Teile. Das hat der erste Weihnachtsmann entschieden. Jedem sollte die Möglichkeit auf ein Dach überm Kopf ermöglicht werden. Ach, er war zu gutmütig."
Mist. Das ist gar nicht gut. Klar, wir können in der Hütte bleiben, doch wir müssen für Essen sparen. Leider hat der Barkeeper, genau das Wort habe ich eben gesucht, die Bestellungen bereits aufgenommen. Doppelmist. Wir sind am Arsch.
„Gab es in letzter Zeit mit uns noch andere Neue?", möchte Hunter wissen. Was würde das nützen? Sollen die mit ins Haus einziehen oder wie?
„Warte."
Der Barkeeper geht an ein paar Tischen in seiner Kneipe vorbei. „Ich bin übrigens Carlos, freut mich, euch kennenzulernen", ruft er uns zu. Danach öffnet er ein Fenster und ruft nach jemanden. Mit diesem Jemand unterhält er sich, bis er zurückkehrt. „Gute Nachrichten, Jungs. Es kamen heute komische Leute hier an. Habe mir mal die Namen notiert."
Wie freundlich. Oder er ist ein Auftragskiller. Durchaus möglich. Trotzdem nehme ich ihm die Liste ab und lese die Namen im Schnelldurchlauf. Um sicher zu gehen, lese ich sie nochmal, bis der Jäger sie mir aus der Hand reißt. Vielen Dank auch. Und ich bin nochmal nett zu dir. Ts. Auf der Liste standen Arielle, Erik und noch ein paar andere. Was Arielle und Erik hier wohl treiben und wo sie sich aufhalten... Das wüsste ich zu gerne. Nachdem sie zu Meeresschaum wurde, weil sie Prinz Erik nicht hatte töten wollen, hat er es irgendwie geschafft, sie zurückzuholen. Warum sind sie also hier? Vielleicht wissen sie genauso wenig wie wir - nämlich nichts. Entrüstet lasse ich den Kopf hängen. Auf der Liste ist niemand, den ich persönlich kenne. Aber vielleicht habe ich ja Glück, dass Hunter jemanden kennt, doch er schüttelt den Kopf. „Niemand dabei?"
„Nein, leider nicht. Trotzdem danke für Ihre Bemühungen."
„Ich habe euch schon das du angeboten. Bitte bleibt dabei. Wenn ihr Hilfe benötigt, kommt gern zu mir."
„Danke."
„Nichts zu danken."
In dem Moment geht die Tür auf und Pongo streckt den Kopf zur Tür herein. „Was machst du denn hier, Kumpel?"
Mein Hund schmiegt sich zuerst an Hunters Bein, dann an meins. Ich streichle seinen Kopf. Dann wird mir bewusst, wo wir uns befinden. Ist sie hier oder nicht? Darf mein Hund hier sein? Schwebt er in Gefahr? Carlos, der meinen Blick auffängt, nickt.
„Ihr solltet euren Hund wegbringen. Meine Schwester hat da so ihre Problemchen mit... gepunkteten Hunden. Ich darf es aber nicht zu laut sagen."
„Wer ist deine Schwester?"
„Cruella."
„Nein", hauche ich.
Wieder nickt er. „Geht."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top