Kapitel 20 - Hunter
Danke an die liebe @milk_maid für die Informationen, die ich selbst fast vergessen/übersehen habe!!!!
Aus weiter Ferne, von wo aus die zwei mich nicht sehen konnten, habe ich Jay und Merida, die Prinzessin, die der Wolf mitgebracht hat, belauscht. Sie haben sich über dies und das unterhalten. Filme, Sport, alles. Als mein Reh meinte, er möge Filme von Barbie oder Schnulzen, musste ich schmunzeln. Manchmal kann man ihm das sogar glatt abkaufen wegen seinen drei Schwestern, die ziemlich durchgeknallt sein können. Die Gespräche waren nicht jedesmal sonderlich interessant, dennoch wollte ich nicht weggehen. Dabei weiß ich nicht mal den Grund für mein Bleiben. Es ist ja nicht so, dass ich eifersüchtig wär oder so. Connor steht höchstwahrscheinlich auf die Rothaarige, sie steht auf ihn. Und Jay... Der steht auf... Gute Frage, nächste Frage. Mich?
„Nö, nicht wirklich", mische ich mich zu der Frage ein, ob man als Polizist nicht brutal sein sollte. „Was macht ihr?"
„Reden. Was ist mit dir? Wo ist Lia?"
Lia? Wer war das noch gleich? Heißt so die, die ich heute mit hergeschleppt habe, um Jay eifersüchtig zu machen? Natürlich glauben ohnehin alle, ich will damit eigentlich den Wolf eifersüchtig machen, weil ich gesagt habe, ich stehe auf ihn, obwohl alle glauben zu wissen, dass ich auf Jay stehe. Was ja auch stimmt. Ich stehe auf das Reh.
Das unschuldige Reh schiebt sich die Brille nach oben. Innerlich macht mich das kirre, weil er dabei so unsicher niedlich aussieht. Gefühlt immer, wenn ich mit ihm spreche, zittern seine Hände, während er sich andauernd die Brille versucht Höher auf die Nase zu schieben, wobei das bald nicht mehr geht. Das noch höher schieben meine ich.
„Wer ist Lia? Oh, ach ja. Die macht sich an deinen Freund ran", berichte ich. „Connor ist nicht mein Freund." Ist klar. Oh, das sieht man direkt, wer hier auf wen steht. Connor sabbert Merida ständig hinterher und umgekehrt läuft es fast genauso. Sie sabbert nur nicht, sondern starrt ihm wie ein verliebtes Huhn hinterher. Davon merken die beiden nur nichts, denn eigentlich können sie sich ja angeblich auf den Tod nicht ausstehen, doch ihre Blicke sagen definitiv etwas anderes. Das mit dem auf den Tod nicht ausstehen, weiß so gut wie jeder, der Zeitung liest. Und selbst ich weiß darüber Bescheid, obwohl ich kaum in einer Zeitung blättere. Ja, selbst in der normalen Zeitung stand zum Beispiel, dass sich die zwei auf dem Abschlussball die leidenschaftlichsten sowie tötendsten Blicke zugeworfen haben. Und das kann ich, der den Wolf mitunter zum Ball als Freund begleitet hat, bezeugen. Man könnte sagen, ich stand jedesmal fast zwischen ihnen, als sie sich diese Blicke hinter dem Rücken des jeweils anderen zugeworfen haben.
Belustig sehe ich Jay an. „Sie weiß genau, über wen wir reden. Komisch, oder? Ich tippe auf ganz großes Liebeskino."
Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, wie sie mir mit ihrem Mittelfinger einen Vogel zeigt, doch ich tue so, als hätte ich diese Bewegung nicht gesehen. „Vergiss es. Selbst wenn ich auf Connor stehen würde, was ich nicht tue, könnten wir niemals zusammen sein."
„Wieso? Weshalb? Warum?", stellen wir beide wie aus einem Mund dieselben Fragen. Wer nicht fragt, bleibt dumm, ergänze ich noch in Gedanken.
„Zu verschieden", meint sie grimmig. Ist die eigentlich nur grimmig? Kann die auch mal anders? Aber ich erinnere mich an Heidis flehende Worte, nett zu ihr sein. Wahrscheinlich hatte sie Angst, die neu erworbene Verbindung zu Connor und Ylvie wäre sonst im Eimer. Wenn ich mich recht erinnere, hat Adelheid erzählt, sie habe sich mit ihren zwei Halbgeschwistern neulich, sprich unter der Woche, getroffen. Ylvie war wohl total niedlich. Ein kleines Goldstück, hatte die Schweizerin uns vorgeschwärmt. Der grimmige Blick, den sie nun an Jay wendet, bleibt bestehen. Um sie zu beruhigen oder zu ermuntern, den bösen Blick abzulegen, wie auch immer, lege ich ihr meine Hand aufs Bein. Zusätzlich grinse ich sie an. „Keine Sorge, er hat sie abgewimmelt, hat sowas gesagt wie tanze nur mir Merida", behaupte ich, wobei es sogar der Wahrheit entspricht. Er wollte nicht mit Lia tanzen, auch wenn sie wirklich heiß aussieht, das muss man der Frau lassen. Da geht selbst einer wie ich, der seit Jahren auf seinen besten Freund steht, in die Knie vor ihr. Wobei Merida ebenfalls sehr sexy ist.
„Ich mache mir keine Sorgen darum, Hunterlein. Connor ist nur ein Freund. Nicht mehr, nicht weniger. Also belasst es bitte dabei, kapiert? Dafür habe ich echt nicht auch noch einen Kopf."
Adelheid kommt auf uns zu und möchte von uns erfahren, ob wer Lust hätte Karaoke zu singen. Dafür sieht sie von einem zum anderen, erst von Merida zu Jay, dann zu mir. Wir Jungs grinsen, Merida hingegen entgleiten gefühlt alle Züge. Doch sie fängt sich überraschend schnell, andererseits ist es kaum eine Überraschung, wenn man bedenkt, was über sie in den Medien behauptet wird und legt eine siegessichere Mimik auf. Beinahe, würde ich nicht Hunter heißen, sondern den Namen dieses idiotischen Robin Hoods oder so, wäre ich vor Angst vor ihr auf die Knie gegangen, hätte um mein Leben gebangt, um Gnade gefleht. Jedoch bin ich nicht wie dieser Robin. Ich bin Hunter. Mutig. Stark. Selbstbewusster Typ. Heiß. Und so weiter und so fort. Den Rest könnt ihr euch sicher denken. Aber, worin ich mir sicher bin ist, dass sie irgendwas plant. Hauptsache, es sind keine weiteren Kupplungsversuche. Davon hatte ich dank Heidi schon genug. Angeblich hat sie uns erwischt, als wir uns vor dem Badezimmer geküsst haben, da sie gerade rein zufällig im Flur stand. Na ja egal. „Also ich bin dabei. Ihr?"
Ich lege meine Arme jeweils um Merida und den anderen um Jay. In dieser Formation gehen wir hinter Peters Freundin her. Während die Mädels sich entschließen, zusammen aufzutreten und ihren Auftritt vorbereiten, hat mein Reh eine neue Beschäftigung gefunden. Jayjay streichelt einen Dalmatiner. Ohoh... Das ist sein Dalmatiner. Pongo. Mit fast denselben blauen Augen. Weißes Fell mit dunkelbraunen Flecken. Ein außergewöhnlicher Dalmatiner. Früher waren Pongo und mein Majestic Tree Hound - der Mix aus Coonhound und Bloodhound - Towser befreundet, genau wie ich und Jay. Ruhe in Frieden, mein alter Freund! Towser war schon echt der Beste. Wenn ich daran denke, dass er ebenso eine gute Freundschaft zu der Gans Lucy, die der Gänsemagd gehörte, pflegte, muss ich in Erinnerung an ihn denken. Er war ein guter Freund, wenn nicht neben Jayjay einer der Besten. Deswegen kann ich mich beim besten Willen nicht an den Gedanken gewöhnen, dass mein Vater meint, mir seinen Hund zu schenken. Bei dem Gedanken an den neuen Hund fühle ich mich nicht nur Towser gegenüber schlecht, sondern auch Jay gegenüber, denn ich habe ihn ohne jegliches Schamgefühl angelogen, ohne, dass meine Nase wuchs. Der Hund ist ein Dalmatiner. Jene Dalmatinerdame, in die sich sein Pongo verliebt hat. Ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen? Was hätte ich denn auch sagen sollen? Dass eben dieser Hund eigentlich mir gehört? Klingt ja erst gar nicht mal no schlimm, wenn man nur diesen einen gewissen Punkt außer acht lässt... Dieser eine Punkt, der die Frage beinhaltet, wem das Tier ursprünglich gehört. Zu viel Chaos zu erklären. Darauf habe ich heute eher weniger Bock - das ist keine Beleidigung an Heidis Brüder.
Mir dämmert langsam die nächste Frage. Was macht Pongo hier? Wie ist er hergekommen? Selbst er, auch wenn er noch so schlau ist und das ist er, kann den Weg von Zuhause hierher nicht auf die Reihe bekommen. Wie also? War ja klar. Als ich aufsehe, strahlt mir Trude wissend mit einem Lächeln entgegen. Oh nein. Sie ahnt etwas. Dabei hatte ich keinerlei Fantasien mit ihrem Bruder ausgemalt. Ich verdrehe nur die Auge, stelle mich jedoch trotzdem zu den Schwestern von meinem Reh. „Hallo ihr."
„Hallo, Hunter!", sagen die drei Schwestern wie einstudiert. Manchmal ist das Dreiergespann mir unheimlich. Ihre Blicke, ihre einstudierten Aussagen, dieses fiese, etwas planende Grinsen... Dass sie zu dritt sind. Und Mädchen sind.
„Hi", murmelt Jay.
Als Pongo mich bemerkt, stürzt er sich direkt auf mich. Scheinbar, was ich nicht gedacht hätte, erinnert er sich noch an mich. Um auf einer Höhe mit ihm zu sein, knie ich mich vor ihn hin auf den Rasen. Dann streichelt ich ihn. Freudig wedelt der Hund mit seinem Schwanz, dem Tierschwanz natürlich, selbstverständlich, leckt mir meine Hand und lässt die Streicheleinheiten nur zu gerne über sich ergehen. Jay lässt sich neben mich auf den Rasen fallen und sieht zu den Mädels auf der Bühne, die bereits angefangen haben. Entgegen meiner Erwartungen singen sie ziemlich gut. Mit tosenden Applaus verbeugen sie sich. Merida und Heidi bleiben auf der Bühne stehen und warten. Da sich keiner bewegt, springt die Wilde von der minimini Bühne, gefolgt von Adelheid. Beide kommen in unsere Richtung. Bestimmt, um das Mikrofon an die Mädels weiterzugeben, doch stattdessen drückt mir die Prinzessin fies grinsend das Mikro in die Hand. Im nächsten Moment werde ich auf die Bühne gezerrt, wodurch ich nicht erkennen kann, wen sie als meinen Partner oder Partnerin zum Dingen ausgewählt habe, aber irgendwie habe ich bei ihrer Mimik schon eine gewisse üble Vorahnung. Jay als mein Partner. Sobald ich auf der Bühne stehe, bestätigt sich mein Verdacht. Peters Freundin redet auf Jayjay ein, bis der ebenfalls auf die Bühne klettert. Ich helfe ihm gutesgehend hoch, aber er sieht mich nicht mal an. Da ist der schüchterne Jay wieder. „Welches Lied wollt ihr singen, hm?", möchte Peter wissen.
„Wie wäre es mit Start of something new?", johlt Adelheid.
Als ich die verschlossene Mimik von meinem Reh erblicke, starre ich sie finster an. Wie kann sie uns das antun? Das Merida sowas tut, sieht ihr ähnlich, vor allem weil diese uns gar nicht kennt, aber es sieht unsrer Adelheid nicht ähnlich. Start of something new. Ts. Das Lied von Troy und Gabriella aus diesem Highschool-Dingens, so viel weiß ich, mehr will ich ohnehin nicht darüber wissen. Mein Kumpel bedeutet mir auf mein Handy zu schauen. Das tue ich dann auch, in der Hoffnung, dass er Gnade mit uns hat. Na ja, nicht wirklich, aber ein wenig Gnade scheint er mit uns zu haben, zumindest glaube ich das, als ich die Songliste öffne, die er mir an möglichen Liedtiteln zugesendet hat. Ich scrolle durch die Liste. Nope. Nicht besser. Alles Schnulzen. Darüber beschwere ich mich auch direkt, sodass es alle hören. Das war wirklich geplant. Von allen. Na egal, ich bin Hunter, ich schaffe das. Aber Jay... der wird es auch überleben. Er hat all die Jahre seine Schwestern überlebt.
Aus der Liste suche ich mir das geringere Übel raus, welches ich obendrein noch aus dem Radio kenne, da es vor ein paar Monaten noch ziemlich oft lief. Love Someone von Lukas Graham. Peter nenne ich den Titel sowie den Sänger. Er nickt und bereitet alles vor. Im Normalfall hätte ich das Reh vorher noch gefragt, doch der ist stumm. Hoffentlich taut er auf, sobald ich anfange zu singe. Ansonsten werde ich wohl alleine singen müssen.
„There are days
I wake up and I pinch myself
You're with me, not someone else
And I'm scared, yeah, I'm still scared
That it's all a dream
'Cause you still look perfect as days go by
Even the worst ones, you make me smile
I'd stop the world if it gave us time", singe ich.
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