Kapitel 16 - Hunter

Ich dürfte bei euch einziehen, aber ich möchte vorher wissen, was du davon hältst. Ob es okay für dich ist, wenn ich zu eurer Wohngemeinschaft dazu gehöre", flüstert Jay.
„Ob es okay ist? Es ist deine eigene Entscheidung, meine Güte, Jay. Dir wurde das Angebot genauso wie mir gegeben. Du musst entscheiden. Mach es nicht von mir abhängig."
„Aber... wenn du gar nicht mit mir in einer Wohnung leben möchtest? Ich fühle mich mies wegen Montag und ich möchte nicht, dass das zwischen uns noch schlimmer wird."
„Ich habe dir längst verziehen, Kleiner."
„Gut, denn es war echt schwer, die Entschuldigungen zurückzuhalten. Darf ich mich wieder entschuldigen?"
„Nein, brauchst du nicht." Bloß nicht noch mehr Entschuldigungen aus diesen Dackelaugen. Ein weiteres Mal werde ich der Versuchung nicht widerstehen können.
„Danke."
„Hör auf dich zu bedanken."
„Ja, mache ich. Tut-"
Ich werfe ihm einen bösen Blick zu und er verstummt. Gemeinsam wollen wir wieder reingehen, da kommt ein bekanntes Gesicht um die Ecke. Connor. Verwirrt tauschen wir Blicke aus. Der wollte doch nicht kommen. Mit einem versuchten Lächeln winkt er uns zu. Wir winken immer noch mit verwirrten Gesichtsausdruck zurück. Er geht durch das Gartentor und sprintet die Treppen hoch.
Nun steht er neben uns. „Worauf wartet ihr?"
„Auf dich?"
„Wirklich? Eigentlich dachtet ihr, ich würde nicht kommen. Tja, hier bin ich. Ich kann jedoch nicht lange bleiben. Wollen wir rein?"
Der Wolf hat definitiv zu gute Laune. „Wer oder was hat dich ausgetauscht?"
„Niemand. Ich bin ich. Los, los, rein mit euch, bringt mich zum Geburtstagskind. Liora und Ylv warten auf mich."
Er geht vor uns durch die Tür in die Wohnung. „Hallo?", ruft er hinein. Ein Hallo? kommt zurück. Heidi empfängt den Neuankömmling. Stirnrunzelnd sieht sie Conni an, dann geht ihr Blick von mir, zu Jay und zurück zu ihrem Halbbruder. „Was machst du denn hier? Also ich meine, schön, dass du da bist. Komm rein. Möchtest du etwas zu trinken?"
„Nein, nein. Ich bin nur auf dem Sprung. Ich wollte dir nur eine Kleinigkeit vorbeibringen."
„Für mich?"
„Natürlich für dich. Für wen denn sonst? Siehst du hier noch jemanden, der Geburtstag hat?
Jetzt strahlt sie von innen heraus. So ein Strahlen hat man selten bei ihr gesehen. Klar, sie strahlt immer, aber dieses Strahlen übertrifft jedes Strahlen, was ich von ihr kannte. Das war das beste, was Conni hätte tun können. An ihrem Geburtstag an sie denken und ihr sogar ein Geschenk mitbringen, ein Zeichen dafür, dass er sie doch mag. Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass ihr das mit Conni nicht all die Jahre zu schaffen gemacht hat. Heidi nimmt die Tüte an sich, dann umarmt sie den Wolf. Der legt, trotz der Überraschung, seine Hände um sie, tätschelt ihren Rücken. „Happy Birthday. Auch von Ylv und Liora. Ylv würde sich übrigens riesig freuen, dich kennenzulernen. Vielleicht können wir uns mal treffen. Was meinst du?"
„Ja. JA! Ja!", freut sie sich und wir freuen uns mit ihr. Ihr Strahlen wird noch breiter, noch heller. Peter scheint mit ihr um die Wette zu strahlen. Wie lange er wohl auf diesen Tag gewartet hat? Wie lange er wohl für die beiden Halbgeschwister gehofft hat?
Mit einer Umarmung verabschiedet er sich von jedem einzelnen. Nachdem der Wolf fort ist, zieht Heidi an der Schleife von der Geschenktüte. Die Schleife fällt und sie sieht in die Tüte hinein.
„Was hat er geschenkt?"
Siegessicher verschließt sie die Tüte wieder. Wir haben das bereits geahnt und mit unseren Augen einen Plan vereinbart, deswegen nicke ich Peter zu. Der schleicht sich von hinten an sie heran und kitzelt sie danach ausgiebig. Sie kreischt auf, wenigstens nicht so laut, wie das Kreischen anderer Mädchen. Wir haben schon das beste Mädchen erwischt, finde ich. Peter hat sie erwischt meine ich. Wortwörtlich. Er hat sie fest im Arm, um sie besser zu kitzeln, ohne dass sie fliehen kann, bis sie aufkeucht. Wir alle erwarten, dass sie sich geschlagen gibt. Falsch gedacht, „Ich sage nichts. Ich schweige wie ein Grab."
Also unser Plan B. Peter und ich nehmen sie und tragen sie zum Sofa. Dort angekommen legen wir sie ab. Das Kitzeln gehet weiter. Diesmal in noch krasserer Methode. Ich helfe zusätzlich aus. Während ihr Freund sie obenrum kitzelt, killere ich ihre Füße. Sie schreit und lacht, kichert und prustet, versucht zwischendurch nach Luft zu schnappen. „Gibst du auf?"
„Niemals lasse ich mich von Jungs kleinkriegen."
Also weiter geht's. Wir könnten noch endlose Stunden weiter kitzeln. „Ich darf zu euch in die WG, wenn ihr das noch wollt", eröffnet Jay. „Das war das zweite Geburtstagsgeschenk."
Adelheid reckt den Daumen nach oben, zieht ihn dann aber wieder zurück, um sich zu konzentrieren, nicht zu lachen. „Erst wollte ich sagen schön, jetzt bin ich versucht zu sagen, dass du nur einziehen darfst, wenn du mir sofort hilfst." Um ihre Worte der Ernsthaftigkeit zu unterstreichen, hält sie einen Arm in die Höhe, damit er sie von der Couch ziehen kann, was wir jedoch ausnutzen, in dem Peter sie unter den Armen kitzelt. „Hör nicht drauf. Du darfst noch einziehen, aber nur, wenn du ihr nicht hilfst. Ich würde es mir überlegen. An deiner Stelle gut, denn denk dran, wir Jungs sind in der Überzahl."
„Hör nicht auf ihn!", zischt Heidi. „Ich habe ihn in der Hand. Normalerweise. Ich bin die Frau im Haus. Er braucht mich. Rettest du mich, wird er dir später dankbar sein. Bitte, Jayjay."
Als es an der Tür klingelt, scheint es ihre Rettung zu sein. Schließlich ist sie die, für die heute gefeiert wird, daher lassen wir ihr die Chance, sich zu richten und aufzustehen. Mit geraden Schultern geht sie an uns vorbei, würdigt uns absichtlich keines Blickes. „Danke, Jornandes. Du bekommst morgen kein Pfannkuchen."
„Morgen bin ich noch gar nicht da." An seiner Stelle hätte ich sie ebenfalls geärgert mit ihrem vollständigen Namen.
„Könntest du aber, dann haben wir zwei Umzüge mit einer Fliegenklatsche geschlagen oder so. Ihr versteht schon. Guckt nicht so blöd, ihr habt mich ausgekitzelt, da ist meine Konzentration im Eimer. Vielen Dank auch, Jungs."
Sie tut so, als würde sie sich ihre langen Haare, die sie nun mal nicht hat, über die Schulter werfen und elegant zur Tür schreiten, als ich sage: „Sie hätte uns nie gesagt, was sich in der Tüte befindet."
„Das ist wahr."
„Aber wie gut, dass ich sie ihr abgenommen habe."
Bevor sie sie mir aus der Hand reißen kann, mache ich mich noch ein paar Zentimeter größer - früher wurde ich nicht wie die Großen in der Menschenwelt, wie groß ihr Vater sei, sondern, wer mein Vater wäre, ob es ein Riese war, irgendwie kommt es sogar hin, ein Riesenvolltrottel, ja - , damit sie ja nicht drankommt, dann werfe ich einen Blick hinein. Ich entdecke zwei Plüschtiere, ein Schaf, oh, nein, eine Ziege und ein Wolf. Am Boden der Tüte liegt noch eine Karte. Scheint selbstgebastelt zu sein. Bestimmt von der kleinen Ylv. „Süß."
„Gib die wieder her - bitte."
„Hier."
Es klingelt schon wieder an der Tür. Heidi eilt zur Tür und lässt den penetranten Klingler rein. Man hört Gelächter und wie Adelheid sich mehrfach bedankt. Mit einer großen rosanen Tüte, die gar nicht zu ihr passt und auf der eine Marke steht und einem Mädchen in unserem Alter, welches mir von irgendwoher bekannt vorkommt, kommt sie in unsere Mitte. „Das ist..."
Bevor sie ihren Gast zu Ende vorstellen kann, fällt diese Jay in die Arme. Argwohn keimt in mir auf. Warum auch immer kann ich die beiden nicht aus den Augen lassen. „Ist es-?", raune ich.
„Falls du Anyas Tochter meinst, Ja, sie ist es", raunt mein Kumpel wissend zurück.

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