Kapitel 15 - Hunter

- fünf Tage später, Heidis Geburtstagsfeier -

Die ganze letzte Woche stinkt bis zum geht nicht mehr. Marian war in der Akademie und meinte uns mit Dienstwaffen zu belehren. Ständig habe ich ihretwegen daneben geschossen. Das hat mich so wütend gemacht. Ich hätte ihr an die Kehle springen können. Zusätzlich hat sie noch ihren Sohn mit ihrer Schwiegertochter mitgebracht. Alles definitiv nur, um mich zu ärgern. Was jedoch witzig war, waren die anderen Jungs im Raum, die alle Judy hinterher gesabbert baben, besonders als sie sich in einen Menschen verwandelt hat. Dann musste ich Jay aus dem Weg gehen - absolut kein leichtes, vor allem weil er eine sich entschuldigende Nervensäge ist. Schon die ganze Zeit läuft er mir hinterher, aus dem Vorwand, er mache sich Sorgen um mich. Wer machst sich schon Sorgen um meine Wenigkeit? Nicht mal meine Mutter macht das. Aber die ist eh doof. Genauso doof wie Marian. Am Dienstag haben wir uns über den Zusammenzug von mir mit Peter geredet. Sie waren einverstanden. Wären sie es nicht gewesen, ich hätte diesen Schrott dennoch gemacht. Ich bin alt genug, eigene Entscheidungen zu treffen. Im Gegensatz zu Heidi bin ich nämlich etwas länger achtzehn. Nach ihrem Geburtstag heute ziehe ich ein. Wenn alles gut klappt, bin ich morgen raus aus der Bude meiner Eltern. Wenn nicht, muss ich noch eine Woche warten.
Bereits drei Stunden früher war ich erschienen. Peter und Heidi immer durch und durch die guten Gastgeber wollte nicht, dass ich wieder gehe. Stattdessen haben wir uns über unser Zusammenziehen unterhalten. Jetzt fragt man sich, was ich Adelheid zum Geburtstags geschenkt habe. Von mir würde man denken, ich habe ihr nichts geschenkt, aber doch, das habe ich entgegen meines Charakters. Ich habe ihr ein Set von Süßigkeiten, einem Kochbuch, damit sie uns bekochen kann und Kondomen für sich und Peter geschenkt. Gar nicht mal schlecht, dafür, dass ich üblicherweise nichts schenke. Heidi hat sich trotzdessen gefreut, wie immer hat sie sogar gelacht. Peter hat grimmig drein geguckt, bis er in ihr Lachen eingestimmt hat. Ein Junge kann dem Lachen seiner heiß geliebten Freundin anscheinend kaum widerstehen. Die Frage ist nur, worüber sie sich am meisten gefreut hat. Ich tippe auf letzteres, die Kondome in allen Farben des Regenbogens.
Adelheid, oh, sie bringt mich um, sollte sie das lesen, stützt ihr Kinn auf ihren Fäusten ab und mustert mich. Da kommt ihr Freund rein, welcher mir ein Bier gibt. So entkomme ich dem Blick für einen Moment. Danach geht es leider so weiter. Sie wartete nur darauf, dass ich sie frage, was sei. Heute ergebe ich mich. „Was ist, Adelheid?"
Zufrieden grinst sie, bis sie merkt, wie ich sie genannt habe. Einen Triumph hatte ich. Ihren vollständigen Namen. Als ob ich mich ihr ganz ergebe. „Also, was ist?"
„Die Frage könnte ich dir stellen. Ihr zwei verschweigt mir etwas und obwohl ihr die Polizei seid, werde ich noch dahinter kommen, was ihr verheimlicht. Rückt lieber jetzt mit der Sprache raus."
„Nichts."
„Irgendwann bekomme ich euer Geheimnis raus. Sag mir nur eins, wenn er mich betrügt, gibst du mir gefälligst Bescheid", fordert sie mich auf. Der Peter legt seine Hände um seine Freundin und küsst ihren Nacken. „Ich würde nie fremdgehen."
„Würde er das tun, würde ich ihn höchstpersönlich aus unserer Gruppe verscheuchen. Der wird sein Leben nicht mehr glücklich werden, das verspreche ich dir."
„Ich wusste, worauf ich mich einlasse, wenn ich mit dir zusammen komme. Die gleichen Freunde. Da dich unsere gemeinsamen Freunde lieber haben, wäre ich am Arsch."
Heidi lacht. „Du darfst mich halt nie verlassen."
„Ich weiß."
„Was hast du ihr eigentlich zum Geburtstag geschenkt, wenn ich fragen darf?", frage ich der Interesse halber. Darüber muss sie lächeln, dann schaut sie auf eine Antwort wartend zu ihrem Freund. „Er und meine Familie haben mir eine ganz besondere Schreibfeder geschenkt", berichtet sie.
„Ach, er und deine Familie? Wann ist es eure Familie? Heiratet ihr bald?"
„Wir sind nicht wie die Royals. Wir werden nicht heiraten und wenn wir es tun würden, wäre es nicht so eine große Feierlichkeit wie bei Bellina und Nevis. Wir sind nur die Bürgerlichen, das Volk."
„Stimmt, unsere Feier wäre nämlich besser, die beste von allen um genau zu sein."
Das Gespräch habe ich wohl etwas in die falsche Richtung gelenkt. Jetzt versuchen sie sich mit Gesprächen über eine Hochzeit zu übertrumpfen. Es geht noch viel weiter, wird immer schlimmer. Peter meint, ihre Hochzeit wäre um Längen besser als die der Royals, Adelheid behauptet das Gegenteil. Sie wirft ihm vor, nicht romantisch genug zu sein im Gegensatz zu dem Prinzen. Er wirft ihr vor, zu romantisch zu sein, dennoch wäre er ebenfalls teils romantisch. Irgendwann schalte ich ab. Dumme Idee, sie auf eine Hochzeit zu bringen. Obwohl ich das Gegenteil erwartet hätte, sind sie wohl noch nicht bereit für eine Hochzeit. Es klingelt an der Tür. Das Paar fährt auseinander. „Weiß er, dass Val kommt?", erfrage ich, weil ich vermute, dass Jay es ist, der vor der Tür wartet, dass man ihm öffnet. Sein Motto ist es nämlich, zu früh kommen ist besser als zu spät.
„Ja, er weiß es. Warum? Sorgst du dich um ihn? Müssen wir demnächst eure Hochzeit planen?", argwöhnisch blickt Adelheid mir tief in die Augen.
„Nein. Ich meine, türlich mache ich mir Sorgen um ihn - er ist einer meiner besten Freunde. Nein, meine ich, weil ihr keine Hochzeit für uns planen musst. Wie oft noch? Ich stehe auf deinen Halbbruder und überhaupt hat er neulich gestanden, auf
Nevis zu stehen."
„Was? Nein! Ich wollte doch eure Trauzeugin sein! Wie könnt ihr nur? Ihr wisst hoffentlich beide, dass Nevis sowie auch Conni nicht auf euch stehen. Sorry, aber das muss ich euch sagen. Nevis wird sicherlich bald Bellina zur Frau nehmen", nimmst sie mir den Wind aus den Segeln. Nicht wirklich, aber ich lasse sie in dem Glauben.
„Denkt ihr nicht, dann kann er Jay trotzdem noch zum Mann nehmen? Dann wäre er mit einer Frau und einem Mann verheiratet. Das wäre doch eine Schlagzeile wert!"
„Das würde allen dreien das Herz brechen, erstens und zweitens liebt Nevis nur seine Bellina."
Unser Gespräch wird je von einem erneuten Klingelton unterbrochen. Heidi springt vom Sofa auf und rennt zur Tür. „Du hast echt eine krasse Freundin", meine ich, als sie weit genug weg ist, um es nicht zu hören.
„Ich weiß. Sie ist die Beste."
„Wie man es nimmt."
„Gib es zu, du magst sie."
„Okay, ich gebe es ja zu. Ich mag Adelheid."
„Fein. Nimm sie mir nicht weg."
„Keine Sorge, ich lasse die Finger von ihr."
Besagte Freundin alias das Geburtstagskind kehrt mit Jay im Schlepptau zurück. In den Händen hält er ein bunt gestaltetes Notizbuch, welches er ihr nun mit einem niedlichen Lächeln - habe ich das sagt? - übergibt. Niedlich... Nö, das kommt nicht aus meinem Mund. Sexyer war es, als ich seinen Ständer in der Kammer gespürt und später gesehen habe. „Das ist für dich. Meine Schwestern haben mir das vor Jahren selbstgebastelt, aber ich bin nicht so der Typ fürs Schreiben, also dachte ich, es würde zur dir passen."
„Danke", stürmisch wie eh und je umarmt sie ihn. „Sicher, dass du es nicht behalten möchtest, wenn es von deinen Schwestern kommt?"
„Ganz sicher."
„Hey, Kumpel. Danke fürs Kommen. Willst du was trinken? Bier gibt es für dich heute nicht, haben wir entschieden", sagt Peter an ihn gewandt. „Schatz, das passt doch perfekt zu deinem Stift."
„Zu meiner Feder", verbessert sie ihn.
„Gerade brauche ich noch nichts zu trinken. Danke für eure Sorge um mich. Hunter, hi, können wir reden?"
Ich habe ihn lange genug ignoriert, daher nicke ich. Verwundert zieht das Geburtstagskind die Stirn kraus. Worüber auch immer wir sprechen werden, sie wird es nicht erfahren. Siegessicher grinse ich sie an. Das Geheimnis über dieses Gespräch nehme ich mit ins Grab. Wir gehen vor die Tür, von der eben erst gekommen ist. „Hi", schüchtern schaut er zu mir auf.
„Hi." Ich fasse mir durch mein Haar. Was möchte er besprechen? Den Kuss? Mir sagen, was er für mich empfindet, nämlich nichts? Beim besten Willen könnt ich ihm das nicht abkaufen. Er hatte einen Steifen durch meinen Kuss. Allein durch meinen Kuss. Wie krass ist das denn. „Worum geht es?"

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