Kapitel 13

Dann, ganz plötzlich, vollkommen unerwartet liegen seine Lippen auf mir. Er drückt mich gegen die Wand. Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht. Ich küsse einfach zurück. Denke ich. Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken. Mein Inneres explodiert, mein Herz hüpft freudig. Der Duft von sommerlicher Waldwiese umgibt mich. Ich stöhne. Das ist unglaublich... All das fühlt sich so unglaublich, so unbeschreiblich an. Mein Stöhnen will gar nicht mehr aufhören. Damit er ja nie wieder aufhört, klammern sich meine Hände in sein Haar. Das sorgt dafür, dass Hunter mich nur noch härter gegen die Tür - ich glaube, da war mal die Tür - presst, so sehr, dass meine Beine vom Boden abheben. Ich schwebe wie auf Wolke sieben. Darauf hat mein Gehirn die ganze Zeit gehofft und gewartet. Ich habe es nur versucht, zu verdrängen. Was fasel ich da nur für einen Mist? Gefühle zwischen mir und Hunter gab es nie. Oder? Oder doch? Oh Mann, oh Mann. Was mache ich denn jetzt? Aufhören? Was wäre das Beste, was ich tun könnte? Ihn wegdrücken? Unmöglich. Die Gefühle sind zu berauschend. Doch auf einmal spüre ich seine Hand unter der Gürtellinie an meinem Penis. Ich keuche. Das geht zu weit. Ich hatte noch nie Sex. Hunter hingegen... oh, der hatte oft Sex, da will ich gar nicht wissen, mit wem und mit wievielten, er es getrieben hat. Aber ich kann nicht aufhören. Zu überwältigend... zu... Mir fehlen die Worte. Mir! Mir fehlen die Worte. Unglaublich, aber wahr. Plötzlich reißt jemand die Tür auf, das Licht blendet und diesmal gehe ich wie ein Vampir zu Grunde. Ja, wirklich. Mein Halt ist weg. Ich versuche noch mit den Armen zu rudern, doch vor Schreck oder Schock hat der Riesentrottel von mir gelassen, sodass ich nichts anderes tue, als zu fallen. „Waaaaa!"
„Was ist denn bei euch passiert? Wir haben euch gesucht. Hattet ihr gerade...? Oha, okay, das. Sorry." Es ist unser Freund Peter, der uns erwischt hat. Sein Gesicht ist knallrot - nicht nur seins, das kann ich euch sagen. Ich muss längst so rot wie eine Tomate sein. Hunter geht es nicht anders, wobei er eher rot wie... wie der Teufel ist. Teufel passt gut zu ihm. Habe ich wirklich eben mit ihm in der Besenkammer fast Sex gehabt? Habe ich allen Ernstes in seinen Armen gestöhnt und gekeucht? Das wollte ich mir doch für jemanden ganz besonderen aufheben. Ein Mädchen. Es hätte noch nicht mal eine Prinzessin sein müssen. Lieber eine Fröschin als mit diesem Widerling alias meinem besten Freund von früher. Unserem Kumpel ist es sichtlich unangenehm. Er wippt von einem Fuß auf den anderen. „Ich sollte dann gehen. Wir sehen uns im Unterricht."
„Warte!", rufe ich.
Auf den Fluren ist es längst spät. Oh wehe, wir kommen zu spät. Dann hat Hunter eine hängen und das bestimmt nicht nur von mir. „Bitte sag keinem was davon."
„Meine Lippen sind versiegelt", dazu macht er die passende Bewegung, bei der er Daumen sowie Zeigefinger zusammen drückt und so tut, als würde man seinen Mund mit einem Reißverschluss verschließen können.
„Sag auch Heidi nichts", verlangt der Jäger bedrohlich. Vor Schiss mache ich mir beinahe in die Hose. Er wird später ein guter Cop. Bei ihm wird jeder Verbrecher plappern.
„Versprochen."
„Und eins soll klar sein: Ich stehe nicht auf ihn", will ich klarstellen.
„Ach nein?", neckt Hunter. Ich funkel ihn an. Atme langsam, zischend aus.
„Nein, ich stehe nämlich auf Nevis", flunkere ich, obwohl ich normalerweise niemals lüge. Hierbei ist es als Notlüge zu betrachten.
Peter lässt uns allein zurück. Jetzt ist meine Chance gekommen. Aus einer Dummheit heraus, denn jeder weiß, Hunter ist viel, viel, viel stärker als ich, ohrfeige ich ihn. „Boah, du hast ja doch was drauf, Kleiner. Hätte es nicht erwartet. Hast du dich nun ausreichend ausgetobt?"
„Nein!", wüte ich. „Erstens bin ich nicht klein. Zweitens: Küss mich nie wieder! Haben wir uns verstanden? Was sollte das überhaupt, du Wahnsinniger?!"
„Spielen wir hier guter Cop, böser Cop? Ich bin dabei. Wer bist du und wen spiele ich?"
„HUNTER! HALT DIE KLAPPE!", werde ich richtig wütend. Die Schüler, äh Studenten starren bereits auf die hitzige Diskussion zwischen uns. Wenn ich mit ihm fertig bin, ...
„He, hör mal, Kleiner. Du kannst nicht behaupten, dass es dir nicht gefallen hat. So gierig wie du erwidert hast, hat es dir mehr als gefallen. Hätte Peter uns nicht unterbrochen, oh, ich schwöre, ich hätte deinen Schwanz schon in der Hand gehabt."
Obwohl mein Teil bei diesen Worten heftig pocht, schnaufe ich wutentbrannt. Die nächste Ohrfeige trifft ihn. Diesmal noch härter als die zuvor. Außerdem sehe ich dieses Mal den wohlverdienten Schmerz in den Augen dieses Trottels. „Das habe ich verdient, dennoch... Au."
„Schön, dass es den Zweck erfüllt hat. Soll ich nochmal?", biete ich sarkastisch an.
Bedrohlich knurrt Hunter. Mein Mut sackt in sich zusammen. Ich weiche einige Schritte in Richtung Kammer.  Er kommt diese Schritte wieder auf mich zu. Wieder weiche ich zurück. Ich Kanne bereits die Tür im Rücken spüren. Weiter geht es nicht mehr. Ansonsten bleibt mir nur die Kammer, wo ich den richtigen Moment ausnutzen müsste, um in die Kammer zu schlüpfen und sie dann zu verschließen. Er bemerkt meinen Blick und schüttelt den Kopf. „Vergiss es, Jayjay."
„Bitte tu mir nichts. Es tut mir leid. Du hast dich nur so blöd mir gegenüber benommen und das schon die ganze Zeit, seit wir uns wieder getroffen haben."
Für einen winzig kleinen Mini-Augenblick sehe ich den Ausdruck von Verletztheit in seinem Blick. Aber so plötzlich wie der Ausdruck in seinem Blick stand, so schnell ist er wieder verschwunden. „Chill mal, Jayjay. Du solltest wissen, dass ich dir, meinem besten Freund, nichts tun würde, egal was für Scheiße du baust. Danke für dein Vertrauen."
Er geht mit schnellen Schritten den Gang entlang. „Warte!", ich halte ihn am Arm fest, nachdem ich ihn eingeholt habe.
„Was?!", patzt er, sobald er sich zu mir umdreht.
In Gedanken hatte ich so viel andere Dinge geplant zu sagen, doch stattdessen kam nur das dämlichste, was mir hätte einfallen können, aus meinem Mund: „Ich kenne den Weg nicht."
„Dein Ernst?"
„Ja und...", fange ich an, gebe jedoch auf.
„Und...? Und was? Was ist, Jornandes? Willst du mir noch irgendwas unter die Nase reiben? Wie zum Beispiel, d'assèchements auf meinen besten Freund stehe, er aber nicht auf mich?"
„Ich wollte mich entschuldigen."
„Hör auf mit dem shitting entschuldigen!"
„Tut mir leid", murmel ich.
„Lass es", mahnt er.
„Ja, sorry."
„Jay, du hast es schon wieder getan. Hör einfach auf damit."
„Okay, ich versuche es. Sind wir noch Freunde?"
„Mal sehen."
Ich habe es verbockt. Aber was hätte ich denn tun sollen? Mich weiter küssen lassen, auch wenn ich es nicht will? Sex haben, den ich nicht gewollt hätte? Vorerst muss ich mir über meine eigenen Gefühle bewusst werden. Außerdem ist das alles seine Schuld. Dennoch will ich kein einziges Risiko eingehen, erneut einen Freund zu verlieren, denn Hunter ist mein bester Freund. Wir haben viel erlebt, mindestens genauso viel gelacht. Früher haben wir in der Weihnachtszeit mit meinen Schwestern zusammen Kekse gebacken. Bei ihm zu Hause hat man sowas nicht mehr gemacht. Er hat es bei uns geliebt. Dann ist das Leben dazwischen gekommen. Das darf es nicht noch einmal.
„Darf ich fragen, warum...", ich versuche meine Atmung zu beruhigen. „...du mich geküsst hast?"
Leise murmelt mein Kumpel etwas. Dann sagt er minimal lauter, jedoch laut genug, dass ich es verstehen kann: „Wie schon gesagt, ich möchte es besser machen. Der erste Kuss sollte besonders sein. Du kannst dir überlegen, welcher erster Kuss dir am besten gefällt und dir genau den einprägen."
„Ich dachte, du wolltest den Kuss für Valerya Marie besser machen", überlege ich.
„Quatsch."

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