> Part 71
Okay, ich war hin - und her gerissen zwischen entsetzt und neugierig. Vielleicht war es aber auch eine Mischung.
Etwas sprachlos schaute ich Damian an, doch der hatte weiterhin die Fäuste geballt, wenn auch sein Mund leicht offen stand. Scheinbar war er genauso sprachlos wie ich, was Mike selbstverständlich ausnutzte.
,,Ich habe also Recht?", er ließ Damian nicht zu Wort kommen. ,,Und ich bin sicher, dass deine kleine Freundin das noch nicht weiß, richtig? Wie heißt sie noch gleich.. Leah?"
,,Das wagst du nicht", fuhr ich Mike an und stellte mich vor Damian, um Mike direkt anschauen zu können.
Mike grinste. ,,Was hast du mir schon zu sagen."
Damian schob mich zurück und stellte sich wieder direkt vor Mike. ,,Hör zu, du kleiner Wichser, wieso kümmerst du dich nicht einfach um deine eigene verdammte Scheiße?"
,,Was ist los? Wer ist das?", fragte Leah, die plötzlich mich neben mir auftauchte, sodass ich heftig zusammenzuckte.
,,Mike", murmelte ich leise und mit pochenden Herzen.
,,Wenn man vom Teufel spricht", sagte Mike und richtete seinen Blick auf Leah, ignorierte Damian vollkommend. Das Blut tröpfelte immer noch von seiner Lippe auf sein T-Shirt.
,,Ihr habt über mich gesprochen?", fragte sie. ,,Halt, ich will es eigentlich gar nicht wissen. Wenn du wirklich so ein Arsch bist, wie alle sagen", sie blickte zu Mike, ,,dann laberst du eh nur Scheiße."
,,Autsch", meinte Mike sarkastisch, zuckte dann mit den Schultern. ,,Okay, dann eben nicht. Glück gehabt, Kumpel."
Dann ging er, einfach so, aber nicht ohne Damian noch einmal freundschaftlich auf seine Schulter zu klopfen. Er hatte sein Unheil angerichtet und tat dann so, als hätte er Damian einen Gefallen getan. Am liebsten hätte ich ihm noch ein paar Baskettbälle mehr an den Kopf geworfen.
,,Okay, das war komisch", sagte Leah.
,,Wir werden jetzt gehen", zischte Damian kurz angebunden und schaute mich an. Ich konnte die Wut jetzt deutlich in seinen Augen sehen.
,,Damian, du musst dich erstmal abregen", sagte ich.
,,Entweder wir gehen jetzt oder ich laufe Mike hinterher und dann wird er sehen, was er davon hat."
Ehrlich gesagt hätte ich nichts dagegen, doch es war wohl keine gute Idee noch mehr Aufmerksamkeit auf uns zu bringen. Außerdem würde das ja noch alles Schlimmer machen, also nickte ich. Ich schaute Leah an, die immer noch verwirrt war, jedoch nicht nachfragte, weswegen ich ihr dankbar war. Dennoch wusste ich, dass sie irgendwann wissen wollen würde, was passiert war und wieso sie dabei eine Rolle spielte.
,,Ich ruf dich an, okay?" Ich umarmte sie und folgte Damian, der schon vorgegangen war.
,,Er ist so ein Wichser! Kannst du mir sagen, wieso ich mit ihm befreundet war?" Damian ging so schnell, dass ich ihn mit meinen kurzen Beinen kaum einholen konnte ohne zu Rennen.
,,Nein."
,,Sowas nennt man doch keine Freundschaft!"
,,Ich weiß."
,,Geh doch mal etwas schneller!", fuhr er mich barsch an.
,,Tut mir leid, es kann nicht jeder zwei Meter-Beine haben", sagte ich etwas außer Atem, was Damian dazu brachte stehen zu bleiben.
,,Sorry", sagte er. ,,Ich bin nur so sauer."
,,Ich weiß. Er ist ein Arsch." Ich begann weiterzulaufen und diesmal passte er sich meinen Tempo an. Die restlichen sechs Minuten, die wir brauchten um nachhause zu kommen, verbrachten wir schweigend. Gerade als ich die Haustür aufgeschlossen hatte, sah ich wie Dads Auto in die Einfahrt fuhr. Wo war er denn um diese Uhrzeit gewesen? Ich meine, es war viertel nach zehn.
Doch nicht Dad stieg aus dem Auto aus, sondern Greta.
,,Ihr seit eine Viertelstunde zu spät", sagte sie und quetschte sich an mir vorbei.
,,Wo warst du?", fragte Damian sie, bevor wir reingingen und er die Haustür zuknallte.
,,Ich habe eine nächtliche Spritztour gemacht."
,,Mit Tobys Auto?"
Sie sah uns beide grinsend an und zuckte die Schultern. ,,Mir war langweilig und es war die perfekte Gelegenheit Tobys Auto mal auszuprobieren. Aber was ist mit euch? Hattet ihr Spaß? Ihr seht nicht so aus."
,,Wieso fragst du dann?", sagte Damian genervt.
,,Oh oh", machte Greta. ,,Da hat dir jemand aber ziemlich in die Weichteile getreten."
,,Gute Nacht", brummte Damian und ging an uns vorbei zur Treppe.
Ich blickte sie entschuldigend an. ,,Er hat sich gerade nur ziemlich über jemanden aufgeregt.."
Greta tätschelte mir die Schulter. ,,Du brauchst sein Verhalten nicht zu rechtfertigen, Schätzchen."
Ich nickte und fragte, ob Dad und Sally schon schliefen.
,,Natürlich. Denkst du, dein Vater würde mir freiwillig sein Auto überlassen?"
,,Wohl eher nicht", lachte ich und wünschte ihr dann eine gute Nacht, bevor ich mich auf den selben Weg wie Damian machte und in mein Zimmer verschwand. Dort schaltete ich mein Licht an und atmete ersteinmal tief durch. Okay, da hatte der Abend wirklich eine sehr große Wendung genommen.
Ich könnte Mike den Hals umdrehen. Du hast dich tatsächlich in das Schweinchen verknallt. Urgh.
Aber das ganze hätte auch ganz anders verlaufen können. Hätte Leah ihm zugehört und ihn nicht beleidigt, was wäre dann passiert? Hätte er es ihr wirklich erzählt? Ich wusste, dass es langsam Zeit wurde ihr alles zu gestehen, aber doch nicht so. Das verdiente sie nicht.
Sie verdient das alles nicht, sagte ich mir und riss frustiert meine Schlafklamotten aus dem Schrank. Ich wollte schlafen und nicht darüber nachdenken müssen. Aber vorher ging ich ins Bad um mich umzuziehen und meine Zähne zu putzen. Duschen konnte ich morgen früh.
Morgen war ja auch noch Schule. Scheiße, daran hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht. Meine Laune sank immer und immer mehr, doch als ich mich auf die Waage stellte stellte ich erfreut fest, dass das Display etwas anderes anzeigte, als letztes mal. Langsam tat sich etwas; zwar waren es nur 2,5 Kilos, aber immerhin!
Somit hatte ich in den letzten Monaten fünf Kilos abgenommen. Nicht viel, aber besser als nichts.
Ich ging in mein Zimmer zurück und schloss die Tür, stellte mich dann vor meinen Spiegel um mich das erste Mal seit Tagen richtig anzuschauen. Meine Beine sind unverändert, immer noch fett, genauso wie meine Arme. Aber als ich mich zu Seite drehte und mein Shirt anhob, bildetete ich mir ein, dass mein Bauch ein wenig flacher geworden war.
Doch als ich meine Hände an meinen Rippen legte, griff ich immer noch in Speck. Verzweifelt ließ ich das blaue Oberteil wieder sinken. Wahrscheinlich sollte ich einfach akzeptieren, dass ich nie eine Traumfigur haben werden würde, nichteinmal eine gute Figur.
Ich schaute mich an und mir stiegen Tränen in die Augen. Fünf Kilos waren anscheinend nicht genug. Ich war immer noch fett und speckig. Was, wenn sich das nie ändern würde?
Langsam stieg in mir dieses Gefühl wieder auf, was ich immer bekam, wenn ich mich so intensiv anschaute und alles sah, was ich an mir hasste. Ich fühlte mich hässlich und wertlos. Ich hasste das Gefühl, doch ich wusste auch, dass es die Wahrheit war.
Hastig trat ich von dem Spiegel weg, schaltete das Licht aus und stieg in mein warmes Bett. Obwohl ich wusste, dass die Tränen nichts änderten, konnte ich nicht verhindern, dass sie mir immer wieder über die Wangen liefen.
Vielleicht sollte ich mich in diesen Selbsthass und Selbstmitleid nicht zu sehr reinsteigern, doch es war nicht so leicht da heraus zu kommen, wenn man erstmal drinne war.
Fast bestätigend schluchzte ich laut auf, doch ich drückte mein Gesicht in das Kopfkissen.
Wenn ich schon heule, dann wenigstens leise, ermahnte mich ein Teil von mir.
***
,,Guten Morgen, Spätzchen."
,,Lass mich", brummte ich und zog mir die Decke über meinen Kopf. Die mir dann auch rasch weggezogen wurde.
,,Es ist schon spät", sagte Dad. ,,Also beeil dich."
Grummelnd stand ich auf und scheuchte Dad aus dem Zimmer.
Gnädigerweise bot er an, Damian und mich zur Schule zu fahren und so standen wir eine Dreiviertelstunde später vor der Schule.
,,Bis später", verabschiedete Dad sich und fuhr weiter. Damian und ich gingen nebeneinander über den Schulhof, wobei wir allerdings nicht viel sprachen. Überhaupt hatten wir seit gestern nicht miteinander geredet.
Doch kaum stiegen wir die Treppen hoch, blieb er abrupt stehen und blickte zu Mike, der mit einer sehr angeschwollenen und aufgeplatzten Lippe und ein paar seiner Kumpels auf dem Treppenabsatz stand und sich unterhielt. Als er uns sah, zwinkerte er uns bloß zu, sagte jedoch nichts.
,,Weißt du was", murmelte Damian neben mir. ,,Ich habe gerade überhaupt keinen Bock auf Schule."
Er drehte sich um und ging einfach. Ich blieb einen Moment stehen und warf Mike einen Blick zu, bevor ich mich auch umdrehte und Damian folgte. ,,Warte", rief ich, als ich hinter ihm war.
***
Damian akzeptierte wortlos, dass ich mich ihm anschloss. Da es noch ziemlich früh war, in der Stadt also so gut wie nichts geöffnet hatte und wir natürlich nicht zurück nach Hause konnten, schlug Damian vor sich in ein Café um die Ecke zu setzten.
Es war kein gewöhnliches Café, es hatte etwas Rockiges, Rustikales und vorallem etwas Gemütliches. Überall waren hölzerne Tische und Sitzecken verteilt und in der Mitte des Lades befand sich die runde, in einem Kreis geschlossene Theke.
An den Wänden hingen ein paar Gitarren und an den daran entlang befanden sich etliche Regale mit verschieden Büchern.
Es gefiel mir auf Anhieb und ich fragte mich, wieso ich noch nie hier war.
,,Es wurde neu eröffnet", beantwortete Damian meine unausgesprochene Frage, als stände sie mir auf die Stirn geschrieben.
,,Ist cool hier", sagte ich nickend.
Da wir um diese Uhrzeit die Einzigen hier waren, hatten wir freie Platzauswahl und ich steuerte auf eine SItzecke am Fenster zu. Aus den kleinen Musikanlagen, die an den Decken befestigt wurden, ertönte leise Musik, was mir allerdings erst jetzt, wo wir saßen, auffiel.
,,Wieso bist du mit mir gekommen?", fragte Damian schließlich, gerade als ich versuchte das Lied zu erkennen.
Ich schaute etwas verunsichert drein. ,,Hätte ich das nicht tun sollen?"
,,Nein, nein, ich meine, wieso. Aus welchem Grund?"
,,Vielleicht aus dem selben Gründen wie du", sagte ich und lächelte der Bedienung zu, die auf uns zu kam. Mir fiel auf, dass sie mehrere Piercings im Gesicht und weniger Stoff als Löcher an ihrem Leib trug, doch trotzdem wirkte ihr Lächeln kindlich.
,,Was darf's sein?", fragte sie.
Bevor ich antworten konnte, dass ich nichts bräuchte, bestellte Damian.
,,Zwei Crossaints und zwei Kaffees, bitte."
Das Mädchen schrieb es sich nickend auf und ging wieder.
,,Ich bin gegangen, weil ich mit Mike nicht da anfangen wollte, wo ich gestern aufgehört hatte." Ich erinnerte mich durchaus lebhaft an die kleine 'Schlägerei' von gestern. ,,Aber du kannst mir nicht sagen, dass du vorhattest ihn zu schlagen", fuhr er fort.
Ich nickte grinsend. ,,Wer weiß."
,,Du bist mit mir gegangen, weil du Angst vor ihm hast. Davor, dass er dich wieder demütigt, nachdem was gestern passiert ist", schlussfolgerte er und schaute mich genau an, aber ich verzog bloß mein Gesicht.
,,Wieso fängst du jetzt wieder damit an?"
Er zuckte die Schultern und sah weg. ,,Weil's stimmt. Du gibst ihm so viel Macht über dich, dass er dich fertig machen kann. Das ist nicht richtig."
,,Was wäre denn richtig?", seufzte ich. Ich wollte nicht über Mike reden und erst recht nicht um zwanzig nach acht.
,,Dass du dich nicht immer verkriechst und klein beigibst, sondern mal handelst."
,,Ach ja, und wie?" Ich ließ meinen Kopf in die Hände fallen, die ich auf dem kleinen Tisch stützte und strich mir kurz übers Gesicht. ,,Was kann ich denn schon gegen Mike ausrichten?"
Wieder zuckte er mit den Schultern. ,,Keine Ahnung. Ich kann ihn für dich schlagen, ich bekomm gerade wieder richtig Lust darauf."
Etwas fassungslos schaute ich ihn an.
,,War 'n Witz", sagte er und setzte mit einem Grinsen hinterher: ,,Glaube ich."
,,Gewalt löst auch keine Probleme", sagte ich und sah zu dem Mann, der gerade das Café betrat.
,,Aber es grenzt sie ein", erwiderte Damian ruhig. Das Mädchen kam erneut, diesmal mit einem großen Tablet in der Hand. Sie stellte die zwei Teller mit den Crossaints und die zwei Tassen vor uns ab, und fragte: ,,Habt ihr denn keine Schule?"
,,Doch", meinte Damian und schaute sie kurz an.
Sie grinste. ,,Ich verstehe." Dann ging sie zu dem Mann, der gerade gekommen war, während ich auf meinen Teller starrte.
,,Ich hab überhaupt keinen Hunger."
,,Was hast du heute schon gegessen?", fragte er.
,,Ich brauche keinen Aufpasser", sagte ich seufzend.
Er sah mich weiterhin fragend an.
,,Noch nichts", gab ich nach.
,,Dann hast du Hunger." Das hatte ich tatsächlich und da ich mich nicht anstellen wollte, biss ich in das kalorienreiche, fettige Crossaint. Es schmeckte so gut, doch als ich es aufgessen hatte, fühlte ich mich sofort schlecht. Ich schob den Gedanken an das Essen und an die abgenommenen fünfs Kilos beiseite.
Als wir fertig mit dem Frühstücken waren, beschloss Damian etwas gegen unsere Langeweile zu tun. Er setzte seinen Charme bei dem Mädchen, das uns bediente, ein und fragte, ob er sich denn mal einen der Gitarren an den Wänden 'ausleihen' dürfte und da der Mann, der eben gekommen war, wieder weg war und somit niemand im Laden war, erlaubte sie es.
,,Sag mir ein Lied", sagte er.
Ich überlegte. ,,All Of Me."
,,John Legend?", fragte er und nickte.
,,Lahm, aber machtbar." Er stellte die Gitarre in Position und stimmte sie noch ein wenig um, bevor er anfing zu spielen. Und um ehrlich zu sein, habe ich mir Damian nie so richtig Gitarre spielen vorstellen können, doch jetzt, wo er es tat, fiel mir auf, dass es irgendwie zu ihm passte. Er zupfte nur leicht an den Seiten, sodass die Klänge nur leise ertönten, doch trotztdem erfüllte die Musik den ganzen Laden.
Er meinte ja, er habe lange nicht mehr gespielt, doch es hörte sich an, als hätte er nie damit aufgehört. Er war so gut. An der Stelle, wo der Refrain des Liedes kam, bekam ich eine Gänsehaut und ich sah auch, dass das gepiercte Mädchen von vorhin zu uns rüberschaute und lächelte.
Unwillkürlich fragte ich mich, ob er den Text des Liedes kannte, denn mir wurde erst jetzt bewusst, was genau er wirklich bedeutete und die Gänsehaut verstärkte sich. Ich beobachtete ihn, wie er sich konzentrierte und dabei seine Augenbrauen zusammenzog, wie seine blauen Augen auf seine langen Finger starrten, die an den Saiten zupften und wie er zum Schluss, am Ende des Liedes, wieder hochschaute und grinste.
,,So schlecht war das doch gar nicht, oder?", fragte er immer noch grinsend. Es war irgendwie so, als würde ich aus einer Art Trance aufwachen, jedenfalls fehlte mir in der ersten Sekunde, in der er aufhörte zu spielen, irgendetwas.
,,Gar nicht so schlecht?", fragte ich ihn entgeistert. ,,Es war perfekt!"
Er ließ den Blick auf die Gitarre, die er immer noch in den Händen hielt, sinken und sagte: ,,Du sagtest, du wolltest immer schon Gitarre spielen lernen."
Ich nickte, verwundert, dass er sich immer noch daran erinnerte.
,,Ich könnte es dir beibringen. Wenn du willst", fügte er schulterzuckend hinzu und stellte die Gitarre beiseite.
,,Hier?", fragte ich, doch ich freute mich, dass er mir das Angebot machte.
,,Wieso nicht? Wir haben ja schließlich genug Zeit - falls du nicht vorhast, wieder in die Schule zu gehen." Eigentlich hatte ich das vor, doch mit Damian Gitarre spielen zu lernen war verständlicherweise viel verlockender, als Mike wieder über den Weg zu laufen. ,,Du wirst zwar kein Profi und wir müssten mit irgendeinem leichteren Lied anfangen, aber vielleicht schaffst du es ja, wenigstens ein paar Akorde zu lernen."
Ich merkte, wie er euphorisch wurde. So wie er aufblühte, nahm ich an, dass er es geliebt hatte zu spielen, bevor seine Gitarre zu Bruch ging - natürlich hatte er es geliebt, sonst wäre er ja nicht so gut darin, oder?
Da er immer noch auf eine Antwort wartete, nickte ich begeistert.
***
,,Green Day oder Lorde?", fragte er mich. Ich entschied mich für Lorde und er positionierte uns so, dass ich neben ihm saß und genau erkennen konnte, was er machte. Er begann die ersten Takte von Royals zu spielen und begann dann nochmal langsamer von vorne, bis er mir die einzelnen Handbewegungen erneut erklärte. Ehrlich gesagt verstand ich kein Wort von dem, was er über D-Akorde oder C-Akorde und sowas sagte.
Ich bekam leichtes Bauchkribbeln als ich ihn dabei beobachetete - und nicht auf seine Hände schaute - wie er mir alles erklärte und immer wieder anfing, das Lied zu spielen, damit ich mir die Bewegungen so gut es ging einprägen konnte. Es war nicht zu übersehen, wie Spaß er daran hatte und vielleicht verursachte genau das, das Kribbeln in meinem Bauch.
,,Und dann musst du dir die Arschbacken tättowieren lassen", sagte er plötzlich und ich blinzelte.
,,Was?"
,,Du hörst mir nicht zu", meinte er.
,,Sorry, ich war.. abgelenkt." Er warf mir einen belustigten Blick zu, bevor er erneut begann, alles zu erklären. Er kann echt stolz auf seine Geduld sein, dachte ich mir.
***
Drei Stunden und 30 Minuten später, die im Flug vergingen, konnte ich immerhin schon mal den Anfang.. auch wenn es sich nur mit ganz viel Fantasie nach etwas anhörte.
,,Der Finger", er beugte sich über mich und tippte mit seinem langen, kalten Zeigefinger auf meinen Ringfinger, ,,muss hier hin", er zeigte auf die vorletzte Saite, wo ich ihn dann auch hintat.
Er nickte und entfernte sich wieder von mir. ,,Okay und jetzt versuch's nochmal."
Wie gesagt - mit viel Fantasie klappte es, doch ich war zufrieden. Es war ja noch nie ein Meister vom Himmel gefallen und es war echt verdammt kompliziert.
,,Immerhin etwas", meinte er, als ich die Gitarre vorsichtig beiseite legte. Mir rauchte so langsam der Kopf und ich brauchte dringend frische Luft.
Damian ging unser Frühstück bezahlen und bedankte sich für das Ausleihen der Gitarre, bevor wir das Café verließen. Leider musste ich einsehen, dass wir nicht viele Gelegenheiten haben würden, um weiterzulernen, da weder Damian noch ich eine Gitarre besaßen und wir auch nicht ständig die Schule schwänzen konnten, um das Café 'für uns zu haben'.
,,Denkst du, Dad und Sally sind schon weg?", fragte ich Damian und holte tief Luft, um den Druck aus meinem Kopf loszuwerden.
,,Ja schon, aber Greta ist ja da. Wir können ja einfach sagen, dass die letzten beiden Stunden entfallen sind."
,,Bei uns beiden?", fragte ich skeptisch.
,,Wieso nicht?"
Also machten wir uns auf den Heimweg. Damian summte die ganze Zeit die Melodie on All Of Me vor sich hin und in Gedanken sang ich mit, obwohl mich der Text nachdenklich werden ließ.
How many times do I have to tell you, even when you're crying you're beautiful too.
The world is beating you down, I'm around through every mood.
You're my downfall, you're my muse, my worst distraction, my rhythm and blues.
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Gosh, das letzte Update ist ja fast zwei Wochen her. Aber ich hatte wirklich keine Zeit. :-/
Vielleicht setzte ich mich morgen an Kapitel 72, damit ich so schnell wie möglich updaten kann, aber ich weiß es noch nicht. Bitte lasst trotzdem Feedback da. :) <3
xoxo.
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