> Part 54
Irgendwer warf irgendetwas auf mich drauf, sodass ich erschrocken aus dem Schlaf schreckte. Zunächst wusste ich gar nicht wo ich war und ich als dann bemerkte, dass ich im Sand lag, war mein erster Gedanke, dass ich geschlafwandelt sein musste.
Ich schaute auf meine Schuhe, die mir unsaft auf meinen Bauch geworfen wurden und dann zur Seite, wo Damian stand und auf mich heruntersah. Und dann erinnerte ich mich wieder an gestern. Mein Geburtstag; der Abend mit Marc und Damian; ich war besoffen; und dann ... das alles hier, wie wir hier am Strand eingeschlafen waren. Und scheiße, hatte ich Kopfschmerzen.
,,Deine Art mich immer aufzuwecken ist sehr freundlich", brummte ich und rieb mir verschlafen über die Augen, stand auf und schüttelte mir dann den Sand aus Haaren und Klamotten.
,,Sally hat angerufen und gefragt, wo wir sind", sagte er und überreichte mir mein T-Shirt. Erschrocken starrte ich an mir herunter und erinnerte mich vage daran, wie ich es ausgezogen hatte ... um im Meer zu baden.
Etwas peinlich berührt zog ich es mir über, nahm meine Schuhe in beide Hände und folgte Damian, der bereits vorgegangen ist. Zum Glück war es noch sehr früh, sodass uns nur ein alter Mann über den Weg lief und ich hoffte, dass uns keiner beim Schlafen beobachtet hatte.
Grübelnd betrachtete ich Damians Hinterkopf. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Ich meine.. gestern war so viel passiert. Er hatte so schöne Dinge zu mir gesagt und wir haben uns.. geküsst. Und heute hatte er grade mal ein Satz mit mir geredet und aus seiner Miene konnte ich auch nicht viel schließen. Konnte es sein, dass es ihm das gestern überhaupt nichts bedeutete und er es einfach nur so dahin gesagt hat? Weil er gesehen hatte, wie scheiße es mir ging? Oder er hatte nur ein bisschen zu viel getrunken und deswegen irgendein Zeug vor sich hingeblabbert. Naja, zum Teil würde es vieles erklären, denn ich konnte mir nicht erklären, wie überhaupt irgendjemand meine Hamsterbäckchen, meine langweiligen Augen oder meine Sommersprossen mögen konnte.
Aber er war gestern nicht betrunken. Ich ja - aber er? Zumal er wahrscheinlich mehr vertrug als ich. Vielleicht -
,,Willst du vielleicht barfuß zum Hotel laufen?", riss er mich aus den Gedanken und ich merkte, dass wir schon längst an der Straße angekommen waren. Ich zuckte die Schultern und hielt den Blick gesenkt, während ich ohne Socken einfach in meine Schuhe schlüpfte. Wir setzten unseren Weg zum Hotel schweigend fort, wo wir in der Lobby dann schon auf Sally und Dad in Empfang genommen wurden.
,,Hey, ihr Süßen", begrüßte Sally uns.
,,Da seit ihr ja endlich." Dad kam zu mir und legte mir einen Arm um die Schulter. ,,Wie war dein Abend, Spätzchen?"
,,Uhm.. ganz gut." Mehr als ganz gut.
,,Es tut mir leid, Schatz, dass ich dir dein Zimmer geklaut habe", sagte Sally zu Damian, ,,aber ich bin gestern einfach dort eingeschlafen.. ich nehme an, du hast dann in meinem Zimmer geschlafen? Ich hoffe, du hast das Sofa genommen und Aria das Bett überlassen, so gehört sich das nämlich für einen jungen Mann!" Sie sah ihn fragend an und Damian nickte eilig, bevor er mir einen Blick zu warf. So nach dem Motto ich sagte doch, sie waren beschäftigt.
Ich schüttelte mich fast bei dem Gedanken, dass Dad und Sally.. nein, lieber nicht darüber nachdenken. Wir gingen in das kleine Restaurant und setzten uns an einen Tisch, während Dad schon das übliche Frühstück bestellen ging.
,,Wo wart ihr beiden denn gestern feiern?", wollte Sally wissen und legte ihr Kinn in die Hände, sah uns an.
,,Willst du das wirklich wissen, Mum?"
,,Nun, vermutlich eher nicht", sie grinste.
,,Und heute morgen? Ihr wart nicht da, als ich ins Zimmer gekommen bin."
Damian stöhnte. ,,Du bist echt neugierig, Mum. Wir waren in der Stadt."
Ich glaubte, Sally versucht sich ein 'Warum?' zu verkneifen und ich staunte, wie leicht Damian lügen konnte.
,,Was habt ihr beide denn gestern so getrieben?", fragte er seine Mutter und grinste. Oh mein Gott. Ich warf ihm einen bösen Blick zu, jedoch ignorierte er mich schon die ganze Zeit. Sally lächelte immer noch, sie wurde nicht einmal rot oder sowas und hielt Damians Blick stand.
,,Du bist echt neugierig, mein Sohn", gab sie zurück.
***
Nach dem Frühstück schlugen Dad und Sally vor in die Stadt zu gehen, aber ich hatte keine Lust wieder shoppen zu gehen und auch Damian interessierte sich nicht dafür.
,,Na gut, aber heute Mittag gehen wir zusammen an den Strand, ja? Oder seit ihr schon zu alt um mit euren Eltern gesehen zu werden?", fragte Dad.
Ich zuckte bei dem Wort 'Eltern' zusammen, schüttelte aber lächelnd den Kopf. Wir verabschiedeten uns von den beiden und ich wollte gerade hoch gehen, um mich (kalt) zu duschen, denn ich hatte immer noch ein wenig Kopfschmerzen, als Damian mich zurückhielt. Mein Herz fing automatisch an schneller zu schlagen.
,,Was ist denn?", fragte ich und schaute zu ihn hoch. Als Antwort küsste er mich. Unglaublich schön, aber kurz, sodass es schon vorbei war, bevor ich überhaupt reagieren konnte. Aber es machte mich glücklich. Er bereute die Nacht gestern also doch nicht.
,,Nichts", sagte er, grinste, ging an mir vorbei zur Treppe und ließ mich verwirrt stehen. Ich warf ein Blick hinter mir, wo der Portier stand, der uns letztens am Pool erwischt hatte und der mir gerade einen Blick zugeworfen hatte, nun aber diskret wegschaute. Ich versuchte meine rosagefärbten Wangen zu verbergen und folgte Damian eilig die Treppen hoch, jedoch war er schon in seinem Zimmer verschwunden.
Ich schloss die Zimmertür hinter mir und ging ins Bad, wo ich dann in die Dusche stieg, um mir die kleinen Sandkörnchen, die wahrscheinlich immer noch in den Haaren waren, rauszuwaschen. Während ich mir rosa Shampoo in meine Haare einmassierte, dachte ich darüber nach, wie anders die letzten Tage verliefen.
Ich muss wirklich aufhören, über Damian und über jede Sache, die er macht, nachzugrübeln.
Ich stieg aus der Dusche, wickelte mir ein Handtuch um meinen Körper und ging dann zu dem großen Spiegel, der an der Wand hing und fing an meine Haare trocken zu föhnen. Dann cremte ich mir mein Gesicht noch ein, nahm meine auf den Boden verteilten Klamotten und ging aus dem Bad, um mich neu umzuziehen. Aber als ich auf halben Weg bemerkte, dass jemand auf dem Sofa saß, schrie ich so laut, wie ich konnte, ließ meine Klamotten und beinahe auch noch mein Handtuch fallen.
,,Musst du mich jedes verdammte mal erschrecken?", fuhr ich Damian sauer an. Ich meine, es konnte doch nicht sein, dass er immer auftauchte und mich dabei so erschreckt, dass ich einer Herzattacke nahe kam.
Er lachte bloß und deutete auf mich. ,,Nettes Outfit."
Super. Etwas genervt zog ich mein Handtuch höher und wickelte es enger um mich. ,,Was willst du denn? Wie kommst du hier überhaupt rein?"
,,Du hast die Tür nicht abgeschlossen. Eigentlich kannst du froh sein, dass nur ich hereingekommen bin."
,,Ja, ich freu mich riesig. Aber was ist?", fragte ich und wartete, bis ich mich endlich anziehen konnte, denn es war mir mehr als unangehm, dass ich nur mit einem Handtuch bedeckt vor Damian stand.
,,Mir ist langweilig. Ich wollt' fragen, ob du mit an den Strand kommst", erwiderte er.
,,Wir gehen doch erst Mittags dahin, oder nicht? Mit Dad und Sally."
,,Dann gehen wir halt vor."
,,Ich - ja, okay, von mir aus", sagte ich, ,,aber ich würd mich gern erst einmal, äh, umziehen."
Er grinste leicht, stand aber auf. ,,Ich warte dann draußen auf dich." Ich nickte und ging zu dem Kleiderschrank. Bevor er jedoch nach draußen ging, hob er meinen blauen BH, der immer noch zusammen mit den anderen Klamotten auf dem Boden lag, auf und hielt ihn in die Luft. ,,Cooles Teil", sagte er grinsend. Ich lief rot an - natürlich! - und riss ihm meine Unterwäsche aus der Hand, schmiss es auf mein Bett und schubste ihn mit meiner freien Hand aus dem Zimmer, während ich mit meiner anderen Hand das Handtuch an mich presste.
Er lachte bloß.
***
Nachdem ich mich schnell umgezogen hatte, überprüfte ich eilig noch mein Handy. Ich hatte acht verpasste Anrufe und 3 neue Nachrichten. Die Anrufe waren von Leah und Lily, genauso wie die Nachrichten, in denen sie mir alles Gute wünschten, wobei Leahs eher Drohungen waren, von wegen 'wenn du nicht rangehst, dann ... '. Da fiel mir auch noch ihr Geschenk ein, dass ich gar nicht ausgepackt hatte. Ich fragte mich, ob ich sie später anrufen sollte oder jetzt, da Damian ja auch noch draußen auf mich wartete.. aber ich hatte sowieso schon ein schlechtes Gewissen. Also griff ich nach dem Paket, das in Geschenkpapier eingewickelt in meinem Koffer lag und packte es aus.
Es war ein silbernes Bettelarmband mit vier Anhängern dran. Es waren chinesische Schriftzeichen oder sowas, jedenfalls wusste ich nicht was sie bedeuten sollten. Dafür hatte sie mir aber auch noch einen Zettel zu geschrieben, der mit in dem Paket lag.
hey aria :)
ich hoffe, dir gefällt dein geschenk. es ist nichts besonderes, aber wie gesagt, ich hoffe es is nicht der größte müll. mir ist klar, dass du nicht weißt, was die zeichen bedeuten sollen (ich wusste es auch nicht), deswegen erklär ich sie dir mal (hoffentlich richtig).
das erste von links bedeutet glück - und das kann man ja immer mal gebrauchen, richtig? und du verdienst es auch, deswegen schenke ich dir glück.
das zweite soll hoffnung bedeuten. was wäre ein mensch ohne hoffnung? hoffnung is wichtig, deswegen der anhänger. damit du nie vergisst, die hoffnung nicht aufzugeben.
das nächste symbol bedeutet freundschaft. ich hoffe du weißt, dass du mir sehr wichtig bist. und lily auch. sogar justin. ;) vergiss nich, dass wir immer für dich da sind, okay? wie heißt es so schön.. ,freunde kommen und gehen, aber wahre freunde bleiben für immer"? irgendwie so.
und das letzte wäre dann liebe. denn ich bin mir sicher, dass du sie auch noch finden wirst.
... oder schon gefunden hast. Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit, als ich den Brief kurz unterbrach, aber ich las sofort weiter.
natürlich wirst du sie finden. du bist hübsch, witzig und hast einen tollen charakter, wer würde dich da nicht wollen? du musst es nur zulassen. :) jedenfalls - ich hoffe, ich hab die symbole nicht durcheinander gebracht, die sind echt kompliziert. ich weiß, es is ein bisschen kitschig?, aber sie sollen ihren zweck erfüllen.
wir sehen uns bald ja wieder, und nocheinmal (wenn ich dich schon angerufen habe) alles, alles gute! :) x
Ich ließ das Papier sinken und betrachtete das Armband nochmal genauer. Ich war gerührt, die Idee war wirklich schön. Auch wenn sie sagte, es war nichts Besonderes, für mich war es das irgendwie.
.. und ich habe sie verraten. Sie betrogen. Ich bin so scheiße.
Unentschlossen, sie anzurufen oder nicht, schnappte ich mir mein Handy. Aber ich musste mich bedanken, also wählte ich ihre Nummer und sie ging nach fünf Sekunden dran.
,,Da bist du ja endlich!", rief sie mir ins Ohr.
,,Dir auch einen schönen guten Morgen", sagte ich. ,,Sorry, ich hab gestern mein Handy im Hotel vergessen. Dad hat uns zum Essen eingeladen."
,,Hattest du wenigstens Spaß? Ach ja, alles, alles, ALLES Gute nachträglich!"
,,Danke", kicherte ich leise, angesichts ihrer Überschwenglichkeit. ,,Und auch danke für dein Geschenk! Es ist echt wirklich, wirklich schön!"
,,Echt? Ich wusste nicht so recht, ob es dir gefällt.."
,,Tut es", gab ich zurück.
,,Gut. Ich hab bei Mum mal so eine Kette mit einem chinesischen Zeichen gesehen und da dachte ich mir, das wäre noch mal 'ne coole Idee. Hast du -" Aufeinmal hörte ich wie die Zimmertür aufging.
,,Ich komme jetzt rein, egal ob du nackt bist oder nicht", warnte er mich vor und kam dann ins Zimmer. Als er sah, dass ich telefonierte, verdrehte er entnervt die Augen.
,,Ist das Damian? Kann ich ihn mal sprechen?", fragte Leah am Telefon.
,,Ehm, ja, klar", murmelte ich und drückte Damian mein Handy in die Hand. ,,Leah."
Ich nahm meine gepackte Strandtasche und verstaute das Armband in die Nachttischschublade, bevor ich sagte: ,,Ich warte draußen auf dich, okay?"
***
,,Komm schon", bettelte er. Ich lag auf einem Handtuch im Sand und versuchte ein wenig Sonne abzubekommen (obwohl sie gar nicht schien) und Damian ging mir auf die Nerven.
,,Ich will nicht ins Wasser", sagte ich zum zehnten mal in dieser Minute.
,,Wieso denn nicht?"
,,Ich hab kein Badeanzug an", log ich, jedoch hob er eine Augenbraue. ,,Ich seh doch, dass du ihn unter deinem T-Shirt trägst."
,,Es ist kalt", sagte ich nun. Wieso verstand er denn nicht, dass ich es hasste mich im Badeanzug zu zeigen? Außerdem war es wirklich nicht sehr warm.
,,Es ist unser letzter Tag hier und du warst noch nie schwimmen", beschwerte er sich, als ich dann aber nur die Schulter zuckte und meinen Kopf auf meine Arme fallen ließ, stöhnte er und ging ohne mich ins Wasser. Zwei Minuten später hörte ich ihn wieder.
,,Es ist überhaupt nicht kalt", rief er. Ich reagierte nicht. ,,Ariaaaa."
,,Is' ja schon gut!", rief ich genervt. Er wird ja sowieso keine Ruhe geben. Ich ging sicher, dass keiner zu mir schaute, drehte mich um und zog mir hastig meine Klamotten aus, unter denen ich schon mein Badeanzug und meine Badeshorts trug. Ich ignorierte Damian und tauchte langsam mit meinem kleinen Zeh ins Wasser ein, während ich meine Arme vor der Brust verschrenkte und den Bauch einzog.
,,Es ist sehr wohl kalt", jammerte ich und zog meinen Zeh wieder aus dem Wasser.
,,Nicht kälter als gestern und da hattest du 'den Spaß deines Lebens' ", erwiderte er. Inzwischen war er bis zur Brust im Wasser drinne. Ich sah mich um, da ich das Gefühl hatte, dass ich beobachtet wurde. Dass mir jemand auf meine viel zu dicken Beine starrte oder auf meine Fettpölsterchen am Bauch. Aber natürlich schaute niemand zu mir (es war auch fast keiner am Strand).
Damian wartete ab, bis mir das Wasser zum Bauch reichte. Es war wirklich arschkalt und ich musste die Zähne aufeinander pressen, um nicht zu zittern. Als ich mich umdrehte, war Damian untergetaucht und er kam paar Meter entfernt wieder an die Luft. Seine nassen Haaren hingen ihm in die Stirn und ich hätte ihm die Strähnen am liebsten aus seinem Gesicht gestrichen, aber irgendwie würde das blöd kommen.
,,Du kannst doch schwimmen, oder?", fragte er, als ich mich nicht von der Stelle rührte.
,,Hast du meine Rettungsaktion etwa schon vergessen?", fragte ich.
,,Das war übrigens sehr edel von dir."
,,So bin ich halt", erwiderte ich trocken und versuchte nicht mit den Zähnen zu klappern. Wenn ich mir eine Erkältung oder sowas hole, dann wäre Damian dafür verantwortlich, so viel war sicher. Plötzlich tauchte er wieder unter und Sekunden später spürte ich etwas zwischen meinen Beinen und ich wurde hochgehoben.
,,Spinnst du?", fragte ich leicht kreischend und hysterisch. Ich saß komplett auf Damians Schulter und wenn er mich jetzt ins Wasser fallen lassen würde.. urgh.
,,Was hast du vor?", fragte ich und lächelte nervös. ,,Ich meine der Ausblick von hier oben ist echt toll und so, aber hab ich dir schonmal gesagt, dass ich Höhenangst habe?"
Das hatte ich wirklich und Angst ebenso, denn ich wusste nicht wo ich mich festhalten sollte. Als er eine ruckartige Bewegung machte, klammerte ich mich aus Angst an seinem Hals fest.
,,Das ist nicht witzig", murmelte ich, als er lachte, ließ ihn aber nicht los. Wer weiß, was er vorhatte? ,,Guck mal, die Leute schauen schon." Damian winkte dem Ehepaar, welches am Strand spazieren ging zu, wobei er meine Beine losließ und ich erneut leise aufschrie und hastig meine Beine vor seiner Brust verkreuzte. Ich wunderte mich, warum er nicht schon längst zusammengebrochen ist unter meinem Gewicht. Wieder lachte er nur.
,,Sag mal, ich bin doch viel zu schwer, du solltest mich runterlassen, bevor.."
,,Oh mein Gott, stimmt", rief Damian aus und krümmte sich aufeinmal, sodass mein Po das Wasser berührte. Er knickte seine Beine ein und dann landete ich mit einem Platsch entgültig im Wasser. Überraschenderweise war es gar nicht mal so kalt, wie am Anfang. Als ich prustend auftauchte, sagte er: ,,Tut mir leid, du warst einfach zu schwer." Ich merkte, wie er sich ein Lachen verkniff.
,,Du bist ein Arsch", sagte ich lachend. Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber in dem Moment spritze ich ihm eine Ladung Wasser ins Gesicht. Kichernd verdrückte ich mich, bevor er ich dran war. Ich schwamm ins Meer hinein, kam aber nicht weit, da er sich mein Fuß packte. Ich versuchte mich abzuschütteln, aber er zog mich heran, hob mich hoch und ließ mich dann ins Wasser fallen. Da ich lachen musste, bekam ich ein wenig Wasser in den Mund, aber anstatt aufzutauchen, schwam ich weiter in den tieferen Bereich, wo ich nicht mehr stehen konnte. Jedoch war ich eine gute Schwimmerin, deswegen musste ich mir keine Sorgen machen, unterzugehen.
,,Das ist nicht fair!", rief ich von weitem, als ich wieder auftauchte. ,,Ich hab ein Recht auf Rache! Ich -" Ich atmete unauffällig tief ein und tat dann dramatisch so, als würde ich untergehen. Jedoch kam er nicht, um mich zu retten, sodass ich nach zwölf Sekunden schnaubend wieder hochkam. Damian schwam genau neben mir her und beobachtete mich skeptisch.
,,Da ist ja jemand wieder zum Leben erweckt", lachte er.
,,Pff, ich dachte, du würdest dich freuen mich retten zu dürfen? Das waren deine Worte."
,,Du bist eine miserable Schauspielerin", lachte er.
,,Was wenn ich wirklich einen Krampf gehabt hätte und dort unten elend verreckt wäre, nur weil du dir nicht die Mühe machst, deine kleine Stiefschwester zu retten?" Ich strich mir eine nasse Strähne aus dem Gesicht.
,,Okay, ich geb's zu: ich wollte bis zur Mund-zu-Mund-Beatmung warten."
Ich unterdrückte ein Grinsen, indem ich mir auf meine Lippen biss. ,,Pech gehabt", sagte ich.
Er sah mich mit diesem Blick an, den nur er drauf hatte. Ich konnte es nicht beschreiben, es war, als würde er über etwas sehr Wichtiges nachdenken. Nur zu gerne würde ich wissen, über was.
,,Wer sagt, das wir das nicht nachholen können?", fragte er dann herausfordernd und schwamm ein Stück näher. Reflexartig wich zurück.
,,Ich - äh, ich sollte besser rausgehen, wenn ich nicht zum Eiszapfen werden will und außerdem meine Beine, die - uhm.. werden flau?"
Damian starrte mich erhobener Augenbraue an, so, als würde er in mich reinsehen. ,,Is' das so?"
,,Uhm.. nein", gab ich zu und würde mich wegen meiner eigenen Dummheit liebend gerne ertränken. Was rede ich eigentlich für eine Scheiße? Ich strich mir meine nassen Haaren aus dem Gesicht und wusste nicht, was ich sagen soll. Damian bemerkte meine Geste und lächelte. Ich erinnerte mich wie er gestern sagte, dass er das an mir.. mochte. Ich musste auch lächeln und wich nun nicht mehr zurück, als er näher kam.
,,Ich weiß nur nicht, ob ich das.. kann, weißt du? Es ist nicht so, dass ich das.. öfters mache und -"
,,Du brauchst keine Angst zu haben, ich reiss dir deine Zunge schon nicht aus dem Hals", sagte er und meinte es wohl als Witz, aber ich hatte das Gefühl er nahm mich nicht ernst.
,,Das weiß ich auch", sagte ich, ,,aber ich bin nicht du, mir - mir bedeutet das alles was." Irgendwie war es demütigend das zuzugeben, aber so war es nun mal. Ich konnte meine Gefühle nie richtig ausdrücken, ohne das ich mich schämte.
,,Ich denke, ich hab dir gestern klar gemacht, dass mir das nicht egal ist. Dass du mir nicht egal bist."
,,Ja, aber - ich - scheiße, ich hab einfach Angst. Es spricht einfach so viel gegen.. das alles. Es ist nicht so, dass ich dass nicht will, aber -", ich sprach nicht weiter, ich fand einfach nicht die richtigen Worte.
Er schaute mich an und nickte. ,,Ich versteh schon.. irgendwie, denk ich mal." Er lächelte und so enstand eine merkwürdige Stille zwischen uns. Mir war klar, dass unser Gespräch auch in eine andere Richtung hätte einschlagen können, aber vorher musste ich mir noch über so viel klar werden. Ich wusste, dass ich mir das alles viel zu kompliziert machte, aber ich konnte nichts dafür. So war ich halt.
,,Können wir raus? Mir wird ehrlich kalt und meine Beine machen gleich auch schlapp. Dann musst du mich wirklich retten."
Mein Schwimmen wurde inzwischen zu einem unregelmäßigen Paddeln und ich war mich sicher, ich sah aus wie ein paddelnder Pinguin. Damian schien das zu bemerken, denn er drehte sich um und bedeutete mir, mich auf sein Rücken zu setzen. Ich zögerte, stieg dann aber doch auf.
,,Aber wenn ich zu schwer werde, setz mich ab, okay?"
,,Blablabla", machte er und fing an zurück an Land zu schwimmen. Ich war in der Versuchung sein Haar anzufassen, aber ich ließ es. ,,Ich glaube es fängt gleich an zu regnen", sagte ich stattdessen. ,,Der Himmel ist schon die ganze Zeit so dunkel."
,,Mum würde jetzt sagen, wir sind ja nicht aus Zucker." Ich wollte gerade absteigen, da ich hier schon stehen konnte, aber Damian hielt mich an meinen Beinen fest und stand auf. Er nahm mich tatsächlich Huckepack und das verursachte komischerweise Bauchkribbeln bei mir. Es war ein tolles Gefühl, irgendwie, auch wenn ich ein wenig Angst davor hatte. An unseren Handtüchern ließ er mich runter und ich knallte mit meinem Hintern unsaft auf dem Boden, während er anfing zu lachen.
,,Na, vielen Dank auch", murmelte ich wehleidig und unterdrückte den Drang mein schmerzendes Hinterteil zu reiben.
,,Ist ja nicht so, dass ich dich auf den Boden geschmissen hätte", verteidigte er sich lachend, ,,ich kann ja nichts dafür, wenn du Gleichgewichtsprobleme hast."
,,Ha-ha", lachte ich trocken und streckte mich auf dem Handtuch aus. Die meisten der wenigen Leute, die hier waren, sind bereits gegangen, da sie wahrscheinlich auch bemerkten, dass es nach Regen aussah. Damian legte sich neben mich und bot mir seinen Arm an, damit ich mich an ihn lehnen konnte. Ich grinste schief und legte mich neben ihm, damit er mir seinen Arm um die Schultern legen konnte. Wir beide waren klatschnass und eigentlich sollte mir kalt sein, aber komischerweise war mir gerade sogar warm.
,,Wie gehts denn zuhause weiter?", fragte ich nach einer Weile zögernd; es kostete mich sehr viel Überwindung.
,,Was meinst du?", er warf mir einen Blick zu. Ich starrte auf unsere Beine, während ich sprach.
,,Naja, mit.. uns."
Er seufzte, als hätte er sich schon selbst Gedanken darüber gemacht. ,,Ich weiß nich'."
,,Das ist alles so kompliziert."
,,Aber wir sollten heute noch nicht darüber nachdenken. Morgen ist immer noch genug Zeit dafür, meinst du nicht?" Ich nickte, obwohl mich die Gedanken schon seit heute Morgen quälten. Es spricht so viel gegen uns - ich würde Leah enttäuschen, Dad und Sally wären entsetzt und ich wusste ja nicht einmal wirklich, was das zwischen uns war.
Er stupste mich mit seinem Bein an, als er bemerkte, dass ich wieder in Gedanken war. ,,Du machst dir Sorgen."
,,Du nicht?", fragte ich zurück und schloss kurz die Augen. ,,Ich weiß einfach nicht, was ich denken soll."
,,Geht mir auch so. Aber sich ständig Gedanken zu machen nützt ja auch nichts - davon bekommt man Falten." Er drückte mich kurz näher an sich.
Demnach müsste ich schon aussehen wie eine alte Oma.
Es wurde windig und meine Haare fingen an umher zu fliegen. Ein altes Ehepaar kam an uns vorbei und die Frau schaute uns lächelnd an, bevor sie weiterging. Ich hörte noch wie sie sagte: ,,Weißt du noch, wie wir früher hier lagen? Manchmal vermisse ich es jung zu sein.."
Ich wurde rot. Bestimmt dachte sie, wir wären ein Paar.. was wir ja nicht waren. Damian bemerkte es und lachte mich aus, weswegen ich mein Kopf in seiner Brust vergrub, damit er mich nicht mehr ansehen konnte. Es fing an leicht zu nieseln, aber wir standen nicht auf - ich wollte es gar nicht, es war einfach zu schön hier. Ich fragte ihn nach ein paar Sachen, zum Beispiel nach seiner Lieblingsfarbe (blau), seiner Lieblingsband (er fand The Fray 'ganz okay') und nach seinem Lieblingsessen (Pizza).
,,Du rauchst?", fragte ich ihn dann, als ich mich erinnerte, wie er bei dem Schulball rauchend aus dem Gebäude gekommen ist. Er zuckte die Schultern.
,,Ab und zu."
,,Ich könnte dir jetzt ein Vortrag darüber halten, wie ungesund das ist, aber ich denke dann würde ich wie eine Spaßbreme rüberkommen, nicht wahr?"
Er lachte leicht, antwortete aber nicht. ,,Du zeichnest gerne", sagte er dann. Überrascht schaute ich ihn an.
,,Woher weißt du das?" Ich hatte seit Ewigkeiten nicht mehr gezeichnet und hab auch noch nie darüber gesprochen.
,,Wetten ich weiß ziemlich viel über dich? Deine Lieblingsfarbe ist auch blau, du magst One Direction oder so, auch wenn ich das nicht verstehen kann und dein Lieblingspulli ist der hellblaue mit der kleinen Tasche vorne", ich musste lachen, ,,außerdem magst du Ed Sheeran, ich hör die Musik immer durch die Wand hindurch und du bist ziemlich tollpatschig. Und wahrscheinlich kannst du Sex and the City nicht mehr ertragen."
,,Will Leah den mit dir auch immer gucken?", grinste ich.
,,Ja, aber nach dem ersten Teil hatte ich genug."
,,So schlimm ist der auch wieder nicht."
,,Da ist dieser John-Green Film sogar besser", gab er zurück und erneut starrte ich ihn verblüfft an.
,,Du hast das Schicksal ist ein mieser Verräter gesehen?"
,,Naja, okay, nur den Trailer."
,,Du musst den sehen! Leah und ich haben Rotz und Wasser geheult."
Er schnaubte. ,,Kann ich mir gut vorstellen. Ihr - "
,,Huhuuu!", rief jemand von weitem und ich rappelte mich schnell auf. Sally und Dad kamen auf uns zu. Sally hatte sich ihre Kaputze aufgesetzt, um sich vor den leichten Regen zu schützen und Dad trug ein paar Tüten, die wahrscheinlich auch von ihr waren. Er bedachte mich mit einem komischen Blick, den ich nicht deuten konnte.. hatte er gesehen, wie wir zusammen hier lagen?
,,Was macht ihr denn hier?", fraget Sally munter. ,,Es regnet doch!"
,,Wir wollten uns am Strand treffen, habt ihr gesagt", sagte Damian und strich sich seine Badehose glatt. ,,Hier sind wir."
,,Es regnet, falls ihr es nicht bemerkt habt", gab sie zurück und sah ihren Sohn kopfschüttelnd an. ,,Wir sollten zurück zum Hotel gehen. Später können wir ja wieder kommen. Heute Abend ist ein Feuerwerk in der Stadt, vielleicht gehen wir ja auch dahin.."
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