> Part 115

Ich hab mir den Tag unseres Dates lange ausgemalt und natürlich gehofft, dass er schön werden würde. Doch ich hätte niemals damit gerechnet, dass er so enden würde. Ehrlich gesagt, habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht, was vielleicht daran lag, dass ich vor diesem Gedanken Angst hatte, doch jetzt ist es irgendwie Thema und in mir kämpften Verlangen und Angst um die Oberhand.

Damian presste mich gerade gegen die Wand des oberen Flurs, zwischen meinem und seinem Zimmer und küsste mich fordernd. Meine Hände fuhren durch seine Haare und ich spürte, wie eine Hand meinen Rücken herunterfuhr. Ich dankte Gott, dass Dad und Sally ausgegangen waren und wir somit alleine waren. Nachdem er mich mitten auf der Kirmes geküsst hatte und Sid in Jubel ausgebrochen war, sind wir ziemlich bald nachhause gegangen und nun war ich hier. Knutschend an eine Wand gepresst, Damian so dicht, wie es ging bei mir.

Ich wusste, dass meine Wangen glühten, doch es machte mir nichts aus - die Situation gefiel mir zu sehr, als dass ich mich irgendwie verlegen fühlen würde. Kurz lehnte er sich zurück, ich konnte noch immer sein Atmen an meinen Lippen spüren und schaute von meiner Zimmertür zu seiner.

,,Meins, deins oder hierbleiben?" Er grinste. ,,Wär mir auch recht."

Ich zuckte mit den Schultern und zog ihn erneut zu mir herunter. Letztendlich stolperten wir einfach in mein Zimmer, dabei ließen wir uns nicht los und er schubste mich sanft auf mein Bett, damit er Sekunden später über mir aufragen konnte. ,,Hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass deine kürzeren Haare heiß aussehen?", fragte er und küsste dann mein Hals. Ich erinnerte mich als er mir mal einen heftigen Knutschfleck verpasst hatte, genau an der Stelle, wo seine Lippen mich nun berührten.

,,Nein", sagte ich atemlos. ,,Hast du nicht." Sein Kompliment verursachte Bauchkribbeln bei mir.

,,Damian", murmelte ich und meine Hände zitterten ein wenig als ich ihn an der Schulter berührte und leicht wegschob. Mir fehlte es sofort an Wärme als er sich zurückzog, um mich fragend anzuschauen. ,,Morgen ist die Hochzeit. Die Stelle sieht jeder." Ich grinste leicht und er zog eine anzügliche Miene, bevor er seine Lippen tiefer auf mein Dekolleté legte und immer ein bisschen weiter runterging bis er mit seinen langen Finger ein kleines Stück meines Ausschnittes herunterzog und seine Lippen oberhalb meiner Brust platzierte. Würde ich stehen, würden meine Knie anfangen zu zittern - es mag dämlich klingen, doch so ... weit waren wir noch nie gegangen. Zwar hatte er mich schon in BH und Unterhose gesehen, doch noch nie hatte er mich unter meinen Klamotten berührt. Und ich wusste, dass er das nie tat, weil er wartete bis ich bereit dazu war, weil er mich respektierte und diese Erkenntnis veranlasste mich dazu, bereit zu sein. Mir entfuhr ein leiser Stöhner, der mich peinlich war, doch Damian grinste als würde er wissen, dass er gute Arbeit leistete. Zwei Minuten später war die Stelle dunkelrot gefärbt, aber er ließ mir keine Zeit, den Knutschfleck länger zu betrachten, da er uns drehte, sodass ich auf ihn saß und er unter mir. Er zog sich sein T-Shirt über sein Oberkörper und ich saß genau passend, um ihn dabei zu beobachten. Anfangs, als er neu hergezogen war, hatte er noch ausgeprägten Six-Pack besessen, doch jetzt waren nur leichte Ansätze davon zu sehen. Aber es war gut, denn es gab mir das Gefühl, neben ihm nicht ganz so unattraktiv und unperfekt zu sein. Natürlich war Damian es: Perfekt. Für mich war er es und nichts könnte etwas daran ändern.

Ich legte meine Hände auf seinen Bauch und dann fing ich an, ihn zu küssen. Von seinem Schlüsselbein bishin zu seinen Lippen. Noch immer war ich noch längst nicht so erfahren, wie Damian, doch bei ihm fühlte ich mich sicher - als würde ich nichts falsch machen, als würde alles, was ich mache, ihm gefallen und das nahm mir so langsam immer mehr die Angst. Klar wusste ich, dass Damian vorsichtiger mit mir war als mit all den Mädchen vor mir, was vielleicht daran lag, dass er wusste, dass die anderen Mädchen mehr Erfahrungen hatten, dass er wusste, dass er die anderen Mädchen nicht zu ... naja, führen brauchte und ich mich hier auf unerkundeten Gebiet befand.

Jedenfalls spürte ich, wie seine Hände weich über mein Rücken fuhren, während seine Zunge über meine Unterlippe fuhr und er mich so küsste, wie er es lange Zeit nicht mehr getan hatte. Mal wieder wurde mir klar, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Irgendwas in mir vergaß all die Sorgen und Gedanken und ich wurde lockerer, sodass ich Damian sogar dazu ermunterte, auch mein T-Shirt auszuziehen. An dieser Stelle waren wir schonmal gewesen, erinnerte ich mich. Kurz darauf war ich auch meine Jeans los und ich sah, wie Damian mich anschaute, zum ersten Mal ohne Klamotten und ohne dass ich ihn daran hinderte. Er lächelte und sah mir in die Augen, drückte mir einen weiteren, sanften Kuss auf die Lippen und zeigte mir somit, dass es okay war. Es war okay.

Es ist Damian, sagte ich mir, um mich ein wenig zu beruhigen. Es ist Damian.

Irgendwann spürte ich etwas Hartes an meinen Oberschenkeln und ich stoppte kurz, hob mein Gesicht an, sodass es über Damians schwebte und schaute ihn etwas perplex an. Er hatte die Lippen zusammengepresst, wahrscheinlich um nicht zu lachen und blickte mich fast entschuldigend an.

,,Ich sagte doch, du bist heiß", murmelte er. ,,Das weiß er auch."

So komisch die Situation für mich auch sein mag, dass Damian so locker reagierte und mir auch hier wieder die Panik und die Verlegenheit nahm, brachte mich dazu, ebenfalls ein wenig zu lachen. Früher wäre ich total rot angelaufen und hätte rumgestottert, doch jetzt lachte ich einfach. Es war ein tolles Gefühl.

Damian strich mir mit seinem Daumen über meine Wangen, die diesmal nur vor Anstregung rot glühten und lächelte zu mir zu mir auf. Ein paar seiner braunen Strähnen hingen locker in der Stirn und selbst seine Wangen waren leicht erhitzt, zudem seine Lippen ein angeschwollen waren. Ich konnte noch immer nicht fassen, dass so etwas Schönes mein Freund war.

Diese Gedanken wurden unterbrochen als ich beide seiner Hände an meinem Hinterteil spürte und ich leicht zusammenzuckte. Aus Spaß schlug ich ihm leicht auf die Brust und er sah mich an, grinste blöd und verschrenkte seine Arme hinter seinem Kopf.

,,Ich kann es natürlich auch sein lassen", sagte er, schaute demonstrativ an die Decke.

,,Wer hat gesagt, dass du mich begrapschen sollst?", gab ich zurück und verschrenkte die Arme vor der Brust. Das allerdings war keine so kluge Idee, wie ich bemerkte als Damians Blick auf meine Oberweite glitt.

,,Du machst es mir wirklich nicht einfach, Benson", jammerte er und ich beugte mich hinunter, um ihn zu küssen. Diesmal ging der Kuss lange, sehr lange und es war wie in einem Rausch, sodass ich gar nicht wirklich mitbekam, dass Damian bald ebenfalls nur in seinen Boxershorts da lag.

Das war dann wieder der Zeitpunkt, wo ich nicht weiterwusste. Ich fuhr nervös durch meine verwuschelten Haare und schlug meinen Pony mit einer Handbewegung zur Seite.

,,Ich -", ich stockte und holte tief Luft, um zu gestehen: ,,Ich weiß nicht weiter."

Damians Miene wurde zu meiner Überraschung nicht amüsiert, sondern fast ... ja, liebevoll sogar. Er fuhr mit einem Finger über meine Lippen, auf denen ich unbewusst kaute und meinte:

,,Ich kann es dir zeigen."

Dieses Angebot anzunehmen war echt verlockend, denn im Moment würde ich nichts lieber tun als mir etwas von Damian zeigen zu lassen, doch war ich dazu wirklich bereit? War ich wirklich so weit, um Sex zu haben? Ich war immer der Meinung, dass mein erstes Mal mit jemandem sein sollte, denn ich voll und ganz vertraute und auch liebte. Tat ich das? Vertraute und liebte ich Damian voll und ganz?

Ein Blick auf ihn genügte, um die Antwort zu wissen. Natürlich tat ich es.

Doch die Panik vor diesem wahnsinnig großen, nächsten Schritt wurde von Sekunde zu Sekunde größer.

Damian sah mein nachdenkliches Gesicht und zog mich zu sich hinuter, sodass ich mit meinem Kopf auf seiner Brust lag; er legte seine Arme um mich und umarmte mich einfach.

,,Ich kann warten", sagte er und beweiste mir mal wieder, dass niemals ein Fehler gewesen war, Gefühle für ihn zu entwickeln.

***

,,Man sollte meinen, ich wäre nicht aufgeregt, denn es ist schließlich nicht meine erste Hochzeit, aber verdammt, ich krieg gleich einen ausgewachsenen Schweißausbruch." Sally saß neben mir in dem weißen Oldtimer, der extra für diesen Tag gemietet wurde, zusammen mit ihren Eltern, die ich auch vorhin erst kennegelernt hatte.

Mrs Nowak warf ihr ein Deo aus ihrer Handtasche zu und knapp fing sie es auf. Dankbar sprühte sie mit dem Zeug herum und bald roch das ganze Auto nach Blütengeruch. Mrs und Mr Nowak - Damians Großeltern - waren ausgesprochen nette, wenn auch etwas verklemmte, ältere Menschen, die jedoch trotz ihres Alters durch ihre Autorität wirkten, wie jung gebliebene 45-jährige.

Nun saß Sally mit geradem Rücken auf ihrem Sitz, die Hände vor ihrem Bauch gelegt und das Gesicht stur nach gerade aus. Doch in ihren Augen war die Nervosität deutlich zu erkennen.

Damian war mit meinem Vater schon früher losgefahren, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Der anfängliche Plan unserer Elter war ja, in einer Kirche zu heiraten, doch da dies ihre zweite Hochzeit werden würde, entschieden sie sich doch noch dazu, draußen zu heiraten; auf irgendeiner großen, grünen Wiesen mit Gänseblümchen soweit das Auge reichte - halt so, wie es in den ganzen Filmen immer der Fall war. Doch ich fand die Idee ganz süß und wir hatten Glück, dass das Wetter mitspielte.

Den ganzen Tag schon war ich mit den Gedanken bei meiner Mutter. Ich konnte nichts dagegen tun, immer wieder fragte ich mich, was sie von Dads Hochzeit wohl denken würde. Würde sie Sally mögen? War sie nach Mum die Richtige für Dad? Antworten erhielt ich keine, doch ob Sally und Dad zusammen blieben, konnte nur die Zeit entscheiden. Ich hoffte es für sie.

Zehn Minuten später waren wir angekommen. Mrs Nowak und ich stiegen als Erstes aus dem großen Auto und ich schlug die Autotür hinter mir zu, strich mein dunkelrotes Kleid glatt und schaute über die Wiese. Es war wunderschön hergerichtet: Alles war mit den verschiedensten Blumen beschmückt worden, selbst die Rückenlehnen der weißen Stühle. Außerdem gab es viele rote Blumen, die genau die Farbe meines Kleides hatten. Vorne am Altar sah ich schon Dad und Damian stehen, die sich unterhielten. Dads Blick glitt immer wieder über all die Leute, die bereits anwesend waren und als er uns entdeckte, wurden seine Augen groß und er überprüfte eilig die rote Rose, die in der Brusttasche seines Jacketts befestigt war. Mrs Nowak drückte mir kurz die Schulter und zusammen gingen wir bis ganz nach vorne, wo sie sich in die erste Reihe neben Dads Eltern setzte und sich freundlich vorstellte. Ich hatte nie ein großes Verhältnis zu ihnen gehabt, doch als ich an Großmutter vorbeilief, lächelte sie mir zu und reckte ihren rotlackierten Daumen in die Höhe. Ich grinste zurück und ging zu Dad, gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann erst schaute ich Damian an. Ihn im Anzug zu sehen war wirklich ungewohnt, doch es stand ihm so unendlich gut, dass ich kaum die Augen von ihm lassen konnte. Der Anzug war komplett schwarz und darunter trug er ein weißes Hemd mit einer dunkelroten Fliege - von mir aus, konnte er sich immer so kleiden! Er räusperte sich und ich schüttelte leicht den Kopf und sah ihn nicht mehr ganz so gedankenverloren an, aber er grinste nur und versteckte seine Hände in seinen Hosentaschen.

,,Ich hoffe, du bekommst keine kalten Füße", sagte er nun zu meinem Dad. Währenddessen überblickte ich von hier vorne all die Gäste - selbst aus den geplanten 50 - 60 Leuten sind inzwischen doch ein bisschen mehr geworden. In den ersten Reihen links und rechts von uns saßen Mrs Nowak, Dads Eltern und auch Mums Eltern. Granny und Opa sind doch erst heute Morgen hergekommen, obwohl sie ja eigentlich schon ein paar Tage eher kommen sollten, doch ich freute mich riesig, sie wiederzusehen. Kurz winkte ich ihnen zu und ich bekam ein erfreutes Winken von Opa zurück.

Außerdem saßen Isabella und Leah noch in der ersten Reihe und beide sahen aus wie Prinzessinen; sie waren echt wunderschön. Ich grinste als ich Justin neben Leah sah - er  fummelte etwas hilflos an seiner Krawatte herum und sah echt nervös aus. Etwas weiter hinten in der vierten Reihe konnte ich Sid und Cathy sehen - oder besser gesagt hören, denn beide lachten gerade laut über irgendwas, was aber keinen zu stören schien.

,,Eher warme Füße", antwortete Dad auf Damians Aussage und war dabei seine Krawatte ein wenig zu lockern, ließ die Hände dann aber doch sinken. ,,Es ist so heiß."

,,Es ist ja auch fast 26 Grad hier", sagte ich. ,,Aber wenn es dich beruhigt: Sally ist genauso hibbelig wie du."

Leicht panisch drehte er sich zu mir. ,,Sie wird es sich doch wohl nicht anders überlegen, oder?"

Ich schüttelte den Kopf. ,,Natürlich nicht. Es wird alles gut gehen, Dad."

Dann plötzlich ging die Musik an und alle wurden auf einem Schlag still und erhoben sich. Dad, Damian und ich ginge auf unsere Plätze, ich an Dads Seite und Damian weiter links, wo Sally gleich stehen würde. Dann ging die Tür des Autos auf und Sally stieg mit ihrem wunderschönen Hochzeitskleid aus dem Auto, ihr Vater an ihrer Seite. Keine Frage, Sally war schon immer eine hübsche Frau gewesen mit ihren blonden Haaren und ihrer schlanken, sportlichen Figur, doch heute sah sie noch tausendmal hübscher aus. Das Glück stand ihr trotz ihrer Aufregung ins Gesicht geschrieben und dadurch wirkte sie viel jünger und nicht so, als würde sie das alles hier nicht zum ersten Mal machen. Ich sah zu Dad, der jedoch nur Augen für sie hatte und sah dann an ihm vorbei zu Damian, der mir gerade einen kurzen Blick zu warf und lächelte.

Dann fing der Pfarrer an zu reden und am Rande bekam ich natürlich mit, was erzählt wurde, aber meine Gedanken schweiften immer wieder zu meiner Mutter. Ob sie auch so eine schöne Hochzeit hatten? Natürlich hatte ich Fotos und Videos gesehen,doch es war natürlich etwas anderes als live dabei gewesen zu sein. Ich hoffte, sie war nicht wütend auf mich - schließlich untersützte ich Dad mit dieser Hochzeit als seine Trauzeugin. Ob sie gerade auch hier war? Es machte mich traurig, dass ich das niemals erfahren würde, doch vielleicht musste ich einfach genug daran glauben, um sicher zu sein. Ich schaute in die ersten Reihe und bemerkte, dass Granny - die Mutter meiner Mutter - mich anschaute und kaum merklich nickte. Ihr Gesicht war nicht ganz so fröhlich, wie das der anderen und sie wirkte traurig und nachdenklich. Doch als sie nickte, lächelte sie vorsichtig als wolle sie mir sagen: Ich versteh dich, Aria, aber es ist in Ordnung. Deine Mutter hätte es so gewollt.

Das erfüllte mich ein bisschen mehr mit Optimismus und ich zwang mich, die negativen Gedanken durch positive, fröhlichere zu ersetzen. Heute war Dads Tag. Ich schuldete es ihm. Irgendwann war ich dran, meinem Dad Sallys Ring zu bringen, wobei ich beinahe meinen Einsatz verpasste, doch ich schaffte es dennoch rechtzeitig. Ich brachte ihm den Ring, der auf einem kleinen roten Satinkissen gelegt wurde und auf der anderen Seite tat Damians dasselbe für Sally.

Die beiden tauschten das übliche ,,Ja, ich will" aus und steckten sie die Ringe gegenseitig an die Finger, wobei Sallys Tränen in den Augen drohten überzulaufen.

Schließlich kam das, worauf jeder hier gewartet hatte. Ich presste die Lippen zusammen, passte dabei aber auf, meinen Lippenstift nicht zu verschmieren und schaute zu den beiden.

Der Priester zog ein erfreutes Gesicht und sagte feierlich: ,,Hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Frau. Mr Benson, Sie dürfen Ihre Braut nun küssen."

Und das tat er.

Wir klatschten.

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