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„Kingsley" begrüßte Harry den Minister kühl, als er unangekündigt aus dessen Kamin stieg. In aller Ruhe schrieb Kingsley etwas zu ende, schien wohl nicht allzu überrascht von seinem Auftauchen zu sein, während Harry in den Raum trat und gegenüber des Zaubereiministers Platz nahm.
„Was für eine Überraschung, Harry. Was führt dich her?" fragte Kingsley schließlich als er die Feder beiseitelegte und sich mit einem erzwungenen Lächelnd nach hinten lehnte.
„Ich bin hier, weil das Ministerium es mir unmöglich macht die Betreuungsauflagen zu erfüllen. Ihre Untergebenen haben mir die Vorschrift gemacht, eine Betreuung von mindestens zwei Zauberern rund um die Uhr zu gewährleisten. Gestern wurde der zweite Zauberer allerdings verhaftet" erklärte Harry und konnte nicht ganz verbergen, was er davon hielt. Für ihn sah das zu sehr nach einem abgekarteten Spiel aus als das er glauben konnte, dass es wirklich um den Imperius ging.
„Soll das heißen, dass du momentan nicht in der Lage bist deine Auflagen zu erfüllen?" fragte Kingsley schließlich nach und gab Harry leider nicht zum ersten Mal das Gefühl, dass ihm das Ferienheim ein Dorn im Auge war. Schließlich konnte man die Misshandlung der ganzen Kinder nicht mehr einfach verschweigen.
„Keineswegs, doch ich muss gerade ungerechtfertigt viele Überstunden von meiner Sekretärin verlangen" erkläre Harry und klopfte dabei immer wieder ungeduldig mit dem Zeigefinger auf den massiven Eichentisch, an welchem Kingsley arbeitete.
„Das muss wirklich ärgerlich für dich sein, Harry. Aber wie genau kann ich dir denn dabei helfen?" erwiderte Kingsley und gab Harry das Gefühl, das dieses Gespräch vollkommen geskriptet war und tagtäglich aufgeführt wurde. Er vermisste den pragmatischen Kingsley der die Todesser verachtete und für die Freiheit aller Zauberer und Hexen einstand.
„Ich möchte wissen, wann Draco - der unrechtmäßig verhaftet wurde - freikommt und wann seine Verhandlung ist", brachte Harry es auf den Punkt, er musste schließlich irgendwie für einen öffentlichen Freispruch sorgen.
„Es steht noch kein genauer Termin fest, aufgrund der Gefahr, welche der Malfoy nun darstellt, kann eine Freilassung davor nicht erfolgen" erklärte Kingsley ihm und schien ihn abhandeln zu wollen, als wäre er nichts weiter als ein kleines Kind, das sich mit jeder Erklärung zufriedengeben würde. Doch aus dieser Rolle war er endlich herausgewachsen und würde sich sicher nicht so abweisen lassen.
„Was für eine Gefahr soll er denn bitte darstellen? Er ist an einen Ort apperiert und wieder disapperiert, ich wüsste nicht was daran so gefährlich sein sollte" erwiderte Harry und verschränkte derweil ablehnend die Arme vor seiner Brust. Derweil versuchte er den Kopf so hochzuhalten wie Draco und möglichst dessen generelle Überlegenheit auszustrahlen, was bei dem Blonden Werkszustand sein zu schien.
„Harry, du weißt genau das es um den Imperius Fluch geht. Dieser Fluch ist nicht umsonst verboten. Und wenn du nicht vorhast zuzugeben, dass du den Fluch benutzt hast, dann weiß ich nicht, wie du diese Gefahr verkennen kannst" drängte Kingsley ihn nun doch in eine Ecke. Unmöglich konnte er jetzt einfach Hermine beschuldigen, das wäre einfach zu unfair.
„Selbstverständlich habe ich den Fluch nicht benutzt. Aber ich war die gesamte Zeit bei Draco und kann dir versichern das er diesen Fluch nicht benutzt hat" erklärte Harry, während er dennoch wusste, dass er hier nichts weiter erwirken konnte. Also musste er seine Prioritäten wohl überdenken.
„Der Fluch wurde aber benutzt, und das auch noch vor Muggeln. Ich bin sicher, dass Gericht wird sich sehr freuen, wenn ich ihnen mitteile, dass du als Zeuge aussagen kannst, um die Ereignisse aufzuklären. Es scheint schließlich auch noch ein Gedächniszauber an einem Muggel angewandt gewesen" erwiderte Kingsley während Harry nickte.
„Sie können dem Gericht, ich nehme an dem Zauberergamot - immerhin wurde auch von diesem das bisherige Urteil verhängt -, gerne mitteilen das ich meine Aussage bereitwillig abgeben werde. Für einen Zeitpunkt scheint mir die Versammlung in zwei Tagen passend. Diese ist immerhin schon geplant und bisher wurde ich nicht von Absagen unterrichtet. Sicher wollen sie meiner Einrichtung nicht zumuten weiterhin planungsunfähig zu sein?" forderte Harry, während er hoffte, dass Kingsley wenigstens darauf eingehen würde. Wenn er Dracos Freilassung hier hinter verschlossenen Türen erreichte, würde es nur nach Korruption aussehen. Er musste öffentlich dafür sorgen, dass Dracos Unschuld anerkannt wurde.
„Die Versammlung scheint in der Tat passend. Ich werde dafür sorgen, dass du eine Einladung erhälst. Dann sollten wir auch besprechen, was mit dem Jungen geschehen soll, der sich nun entgegen sämtlichen Vorschriften in deiner Obhut befindet. Du verstehst sicher, dass auch diese Angelegenheit großes öffentliches Interesse birgt", ging Kingsley tatsächlich darauf ein und lächelte ihn mit derselben Milde an, wie Dumbledore es beim Lügen getan hatte.
„Natürlich. Dann sehen wir uns wohl in zwei Tagen, um diese Angelegenheit öffentlich zu klären" beendete Harry das Gespräch, während er sich erhob. „Ich würde nun noch gerne Draco besuchen, immerhin sollte jemand ihm das Verfahrensdatum mitteilen" forderte er ein woraufhin Kingsley ergeben nickte, wie, als hätte er nichts anderes erwartet und hielt es für unfassbar dumm. Harry war das absolut egal.
„Sicher, Johnson wird sie hinbringen. Den Weg zu seinem Büro kennen sie sicherlich noch?" verabschiedete sich auch Kingsley mit einem überfreundlichen Lächeln.
Harry verschwendete keine Zeit, das Büro des Zaubereiministers zu verlassen und stattdessen die Büros der magischen Strafverfolgung aufzusuchen. An Johnsons Schreibtisch blieb er schließlich stehen, der Mann sah erst genervt zu ihm aus, ehe sich die Mine des Mannes grundlegend veränderte.
"Potter, wie überraschend sie schon wieder zu sehen. Womit kann ich helfen?" fragte der Mann nun mit zuvorkommendem Grinsen. Harry würde es ihm am liebsten aus dem Gesicht hexen - gemeinsam mit den plumpen, rissigen Lippen.
"Ich will mit Malfoy sprechen. Kingsley meinte, du bringst mich zu ihm" erklärte er knapp und beschloss Johnson doch noch etwas zu tolerieren als er direkt aufstand und wild nickte. Harry sah das Toupet des Mannes dadurch schon von seinem Kopf fallen. Doch es hielt - vermutlich durch irgendeinen Zauberspruch.
"Natürlich, folgen Sie mir. Mr. Malfoy wird selbstverständlich gut behandelt und hat alles, was er braucht. Er ist ja auch kein verurteilter Verbrecher" plapperte Johnson vor sich hin und verkürzte Harrys ohnehin angespannten Geduldsfaden noch um einiges mehr. Glücklicherweise gelang es ihm recht schnell den Mann auszublenden, ehe sie einige Stockwerke tiefer, bei den Gerichtsräumen, endlich vor einer unscheinbaren schwarzen Türe stehen blieben. Nur ein paar Gänge weiter und Harry würde sich in der Misteriumsabteilung wiederfinden.
"So, hier sind wir... ich muss nur schnell..." murmelte der Auror vor sich hin, als Harry seine Aufmerksamkeit wieder dem älteren Mann zuwandte und ungeduldig abwartete als der Zauberer einige Stabbewegungen vor der Türe machte. Harry konnte nicht anders als daran zu denken, wie einfach es wäre Draco auszubrechen. Johnson hatte nichtmal nach einer Bestätigung von Kingsley gefragt und jetzt zeigte er ihm sogar, wie man die Zelle öffnete. Hätte er jetzt noch seinen Unsichtbarkeitsumhang dabei könnte er Draco problemlos rausschmuggeln. Nur, das dass nicht helfen würde. Vielleicht zählte Kingsley sogar auf eine solche Aktion von ihm, um ihn gleich mit loszuwerden. Vor zwei Monaten wäre er darauf vermutlich hereingefallen.
"Fertig!" kündigte Johnson stolz an, wie, als wöllte er dafür gelobt werden, und machte Anstalten den Raum zu betreten. Harry räusperte sich und sofort trat der Mann entschuldigend zur Seite. "Ich lasse Sie selbstverständlich alleine" erklärte er noch und machte dann wie um etwas zu beweisen mehrere unnötig große Schritte zur Seite.
Harry konnte nichtmehr anders und verdrehte die Augen, sobald er durch die Türe aus Johnsons Sichtfeld verschwunden war. Dann sah er sich um.
Er selbst stand in einem schmalen Flur, ihm gegenüber war eine breite Gitterwand und dahinter ein spärlich eingerichtetes Zimmer. Mehr als ein Bett, einen Tisch mit Stuhl und eine Kommode gab es nicht. Weiter hinten war noch eine weitere Tür, die zumindest in ein nichteinsehbares Badezimmer führte.
Auf dem Stuhl saß Draco, noch immer in den Klamotten des Vortags in gelangweilter Haltung, die trotz allem aristokratisch aussah. Harry hatte keine Ahnung, wie Draco es schaffte seine langen Gliedmaßen so anzuordnen, dass er immer so aussah, als stände er meilenweit über einem.
"Gibt es hier etwa auch Tee oder warum werde ich schon zu dieser Zeit gestört?" fragte Draco mit spöttischer Stimme, ohne aufzusehen während er sich mit einem Blatt Pergament beschäftigt tat. Harry war sich ziemlich sicher, dass auf dem Pergament nicht mehr als einige Kritzeleien zu sehen waren. Stolz bemerkte er, dass Draco für ihn doch nicht mehr vollkommen undurchschaubar war.
"Kein Tee, tut mir leid" grinste er und machte die altbekannte Zauberstabbewegung, die Lauschen unmöglich machte - der Muffliato leistete ihm noch immer gute Dienste.
"Harry!" rief Draco überrascht aus und sah ruckartig zu ihm hoch. Kurz wurde ihm ein Einblick in Dracos Gefühlsleben gewährt, der Blondschopf sah unfassbar erleichtert und erfreut aus, dass er gekommen war. Harry hatte das Gefühl ein wenig zu schmelzen.
"Ja, Hi, sorry das es so lange gedauert hat. Ich war eben noch bei Kingsley wegen dem allen hier" erklärte er während Draco aufstand und mit zwei Schritten direkt auf der anderen Seite der Gitterstäbe war. Auch Harry trat etwas näher und traute sich, als Draco seine Hand an die Stäbe legte, seine darüber zu legen. Dracos Hand war weich und kalt, kein Wunder, das der Mann immer gerne warme Tassen darin hielt. Vorsichtig strich er mit seinem Daumen über die makellose Haut und spürte, wie sein Herz höherschlug, als Draco seine Finger so spreizte, dass Harrys zwischen seine rutschten.
Erst als Harry aufsah, merkte er, dass Draco mit leicht verträumtem Lächeln auf ihre Hände starrte. Niemals hätte er gedacht, dass Draco, ihm gegenüber, seine Mauern aus aufgesetzter Emotionskälte so weit fallen lassen würde.
"Ich konnte nichts weiter machen, als deine Verhandlung auf die Gamotssitzung in zwei Tagen zu setzen" gab er leise zu. "Ich wollte eigentlich, dass er dich freilässt, aber er will es wohl zu einem öffentlichen Spektakel machen. Hoffentlich erkennt die Öffentlichkeit es dann wenigstens an" erzählte er und beobachtete mit schwerem Herzen, wie Dracos Lächeln fiel und dieser etwas niedergeschlagen nickte.
"Das dachte ich mir... doch noch Askaban für mich" kommentierte der Blondschopf mit angespanntem Lächeln - ein Versuch der Replikation seines überheblichen Grinsens.
"Auf keinen Fall. Ich kann mehr als ausführlich beweisen, dass du den Imperius nicht benutzt hast, Hermine hilft mir. Und dann mischen wir den Laden hier mal ausführlich auf" erzählte Harry, blieb dennoch wage, weil er nicht wusste, ob es doch Zauber gab, die sie abhörten oder etwas aufzeichneten und worauf der Muffliato keine Auswirkung hatte.
"Okay, dann verlasse ich mich auf dich" erwiderte Draco und lächelte ihn erneut an. Dieses Mal ehrlich während Harry nichts weiter wünschte, als diese ganze Farce endlich hinter sich zu lassen. Politik war wirklich nichts, dass er genoss. Langsam überzeugte die Idee mit dem Kinderheim ihm immer weiter, vor allem, nachdem er gesehen hatte, was mit Kindern wie Max geschah.
"Danke. Ich werde nichts unversucht lassen" erklärte Harry und drücke kurz die Hand des anderen.
"Wie geht es dir hier sonst so, behandeln Sie dich ordentlich?" fragte Harry dann nach und grinste leicht, als Draco abfällig zur Türe sah und mit den Schultern zuckte.
"Das Essen ist miserabel. Mit dem Kaffee kann ich nur leben, weil eine Menge Koffein drin ist, aber sie lassen mich meistens in Ruhe. Gestern wurde ich verhört, aber außer zu den Mahlzeiten war heute noch niemand da" erzählte Draco während Harry beschloss sich später das Protokoll der Befragung zu besorgen, Abweichungen konnten sie sich nicht erlauben.
"Wenn das alles vorbei ist, führe ich dich in ein vernünftiges Restaurant aus. Du darfst dir eins aussuchen" platzte es aus Harry hervor, ehe er es aufhalten konnte und sah dann etwas beschämt zur Seite. Draco drückte erneut leicht seine Finger und Harry sah aus den Augenwinkeln, wie dieser Lächelte.
"Das Angebot nehme ich mit Freunden an" antwortete der Malfoy, ehe sie von Johnson unterbrochen wurden, der ihn zum Gehen aufforderte. Erst jetzt merkte Harry, wie nahe sie beieinanderstanden, sie beide berührten fast die Gitterstäbe, und es fühlte sich unfassbar kalt an, von Draco wegzutreten. Einen Moment länger als nötig ließ er seine Hand auf Dracos liegen, ehe er sich Johnson anschloss und Draco zu seiner Beschäftigung zurückkehrte.
"Sie müssen mir noch das Protokoll von Malfoys Vernehmung aushändigen, dann verabschiede ich mich für heute" erklärte Harry, als Johnson die Zauber auf der Türe erneuerte.
AN: Nächste Woche wird es kein Update geben, da ich stattdessen ein Oneshot-Buch mit allen Os hochladen werde, die ich dieses Jahr so geschrieben habe. Einige davon Drarry, aber auch Wolfstar, Jeddy, die Malfoys, Lily und Harry und die DA bekommen ihre Momente. Ich hab auch ein, zwei ganz eigene Sachen die ich unterm Jahr ausprobiert habe. Also ein ziemlich vollumfänglicher Jahresrückblick, was kurze Projekte angeht. Es würde mich sehr freuen, wenn ein paar von euch reinschauen würden. Wenn ihr mir folgt, erhaltet ihr automatisch eine Nachricht, sobald ich die Oneshots veröffentlicht habe und wenn ihr mich nicht folgt, lohnt es sich definitiv mal am 1. Januar auf meinem Profil nachzuschauen :)
An der Stelle auch vielen Dank für all eure Votes und Kommentare, die freuen mich jedes Mal ganz besonders^^
LG und schöne Feiertage
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