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„Hey, Harry" ertönte nur wenig später Hermines Stimme. Harry hatte eben erst den Brief an sie abgeschickt und sah etwas überrascht auf, als er ihren Kopf im Kamin erkannte. Schnell stand er auf und setzte auch auf den Läufer vor dem Kamin, um in etwa gleichauf mit ihr zu sein.
„Hey Mine, hast du meinen Brief schon gelesen?" fragte er woraufhin der Lockenkopf schnell nickte. „Ja, und du hast recht. Das ich da nicht früher drauf gekommen bin... es gibt wirklich kein einziges Heim in England für magische Kinder. Die werden einfach überall mit reingequetscht, wo irgendwie noch Platz ist! Kein Wunder das es den Kindern, mit beschissenen Elternhäusern oder Waisen immer so schlecht ging!" meinte Hermine und funkelte ihn durch die Flammen wütend an, als könnte er etwas dafür. Harry wusste allerdings, dass diese Wut nicht gegen ihn gerichtet war und nickte derweil seufzend.
„Dachte ich mir schon fast. Aber gibt es irgendeine Möglichkeit, den Jungen aus seinem Heim zu holen? Oder irgendwie dafür zu sorgen das er sicher ist?" fragte er seine langjährige Freundin welche bedauernd den Kopf schüttelte. „Die einzige Möglichkeit bist du, und ich glaube nicht, dass du einfach in ein Heim spazieren und dort Kinder mitnehmen kannst. Sprich vielleicht mal mit Kingsley?" schlug Hermine zögerlich vor. Harry schüttelte allerdings entschieden den Kopf.
„Der erlaubt mir das niemals, hab bei unserem Letzten Treffen vielleicht etwas übertrieben. Aber er hat Harriette voll fertig gemacht" erklärte er Hermine welche seufzend nickte. Ihrem Ausdruck nach verfluchte sie gerade wohl seine Impulsivität.
„Okay, dann schaue ich mal, was ich in Gesetzen so zu Kindesmissbrauch finde, aber vermutlich brauchst du, um den Jungen da rauszuholen mehr als nur den Verdacht von zwei dreizehnjährigen" erklärte Hermine, was Harry frustriert, aufseufzen ließ. „Es kann doch nicht sein, dass dieses Ministerium seit Ewigkeiten keinerlei Notwendigkeit darin gesehen hat sich um hilflose Kinder zu kümmern!" meinte er kopfschüttelnd, während er Kingsley, Fudge und jeden anderen Minister am liebsten verfluchen wollte.
„Du scheinst wirklich der erste zu sein. Wenn du möchtest, kann ich mal schauen, was es so an Vorschriften gibt ein Kinderheim zu eröffnen. Du könntest einfach eins gründen, das Ferienheim ausweiten und so. Also wenn du das möchtest", erklärte Hermine was Harry zögern ließ. Selbst war ihm die Idee noch nicht gekommen, aber irgendwie machte es Sinn. Er würde darüber wohl noch nachdenken müssen. Genauso wie darüber, dass er heute morgen in Dracos Armen aufgewacht war.
„Das wäre toll, vielen Dank Hermine. Ohne dich würde ich blind und ahnungslos durch die Welt gehen!" bedankte Harry sich breit grinsend, was auch Hermine ein erschöpftes Lächeln entlockte. Jetzt, wo er etwas genauer auf sie achtete, schien sie wirklich ziemlich kaputt. Sie hatte tiefe Augenringe und Harry könnte schwören, dass sie in echt unnatürlich blass war.
„Aber sag mal, ist bei dir alles in Ordnung? Wenn es zu viel wird, kann ich auch selbst nachschauen. Schläfst du genug?" fragte Harry, was Hermine leise aufseufzen ließ.
„Bitte lass uns darüber sprechen, wenn wir uns treffen. Das ist nichts, dass ich über Floh regeln will. Ein, zwei Extraaufgaben kommen mir aber gerade recht" erklärte Hermine und sah dabei unendlich traurig aus, fast so, als wäre schon wieder jemand gestorben. Doch das konnte nicht sein, oder? Er musste später wirklich mal einen aktuellen Tagesproheten besorgen.
„In Ordnung. Möchtest du dann morgen zum Tee kommen? Vielleicht tut dir etwas Ablenkung ganz gut. Wenn du möchtest, kannst du auch Ron gerne einladen, wenn du nur mit mir reden möchtest, ist das aber auch okay" fragte Harry dann beunruhigt, er hasste es, nicht zu wissen, was mit Hermine oder einem seiner anderen Freunde los war. Doch gerade die lockige Frau war sowas wie eine Schwester für ihn und er wollte wirklich für sie da sein, wenn sie ihn brauchte.
„Okay, ich komme sehr gerne. Aber jetzt muss ich langsam zur Arbeit. Also bis morgen" verabschiedete sich Hermine gehetzt und war aus den Flammen verschwunden, bevor Harry sich sicher war, ob er sie gerade wirklich weinen gesehen hatte.
Überfordert ließ er sich etwas nach hinten sinken und blieb auf dem kleinen Läufer setzen. Was war nur mit Hermine los? Konnte er ihr irgendwie helfen oder zur Seite stehen? Vermutlich musste er bis morgen warten... er hätte sie besser für heute einladen sollen. Hoffentlich war nichts mit Ron, er wüsste nicht, was er tun sollte, wenn seinem besten Freund etwas passieren sollte, selbst wenn sie sich leider nicht mehr so oft sahen, doch Harry war sich sicher, dass sich das nach den Ferien ändern würden. Dann wäre sowohl im Laden nicht mehr so viel los als auch die Schüler wieder in Hogwarts.
„Alles in Ordnung?" ertönte an der Türe schließlich Dracos Stimme und ließ Harry zusammenzucken, ehe er sich zu dem Blonden drehte.
Dieser schien noch recht verschlafen, seine langen Haare fielen ihm verstrubbelt ins Gesicht und es fiel ihm etwas schwer die Augen aufzuhalten. Dennoch spielten seine Finger nervös mit seinem Siegelring. Harry konnte nicht anders, als daran zu denken, wie er heute Morgen aufgewacht war und spürte Röte in seine Wangen steigen.
„Ja... glaub schon. Was gibts?" fragte er den anderen, wollte mit Draco nicht einfach über Hermine reden, wenn er keine Ahnung hatte, wie genau Hermine dazu stand, dass er und Draco nicht nur zusammenarbeiteten, sondern sich auch angefreundet hatten. Zumindest glaubte er, dass Draco mit ihm befreundet war. Wirklich darüber gesprochen hatten sie nicht, aber Harry wäre mehr als enttäuscht, wenn er nach den Ferien nichts mehr von dem Blondschopf hören würde.
„Wir wollten jetzt essen und Henry und Morgan meinten, du hättest noch nicht gefrühstückt. Deswegen wollte ich dich fragen, ob du mit uns Essen möchtest?" fragte Draco woraufhin Harry langsam nickte und dann endlich mal von dem Teppich vor dem Kamin aufstand und sich die Asche vom Umhang klopfte.
„Ja, danke das du Bescheid gesagt hast" meinte er und fuhr sich einmal durch die Haare, ehe er Draco nach unten in die Küche folgte und dabei überlegte, ob er es irgendwie so einrichten konnte das sie öfter im Salon schliefen. Vielleicht könnte er es an einem anderen Morgen mehr genießen in Dracos Umarmung aufzuwachen als er es heute gekonnt hatte. Außerdem musste er sich wirklich überlegen, ob das mit dem Kinderheim vielleicht wirklich eine Idee für ihr wäre. Und wie er mit dem Kind umging, von welchem Henry und Morgan erzählt hatten. Wobei er auf beides eigentlich schon eine Antwort hatte.
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