21

Harry war froh als Ruhe im Haus einkehrte. Zwar waren die Kinder ja echt nett und er war sich sicher, dass ein großer Teil ihm ans Herz wachsen würde, doch anstrengend war es dennoch sich zu zweit um sechs Kinder zu kümmern. Wie Molly sogar sieben irgendwie jongliert hatte, war ihm ein absolutes Rätsel.

Da er nicht davon ausging, dass ihn jetzt, um so elf Uhr abends noch jemand brauchen würde beschloss er seinen Platz im Büro erstmal aufzugeben. Gerade hatte er sich noch einige Stichworte für den Bericht gemacht, den er für das Ministerium schreiben sollte. Gabrielle würde es morgen ausformulieren und am Ende der Ferien würde er sich überlegen, ob er den Bericht abgeben würde oder lieber nicht. Er wollte Kingsley keine Angriffspunkte gegen Draco oder gar eines der Kinder bieten.

Nachdem er das Papier also in einer der Schubladen sicher abgeschlossen hatte, Alohomora würde nicht wirken, erhob er sich und ging nach unten in die Küche. Glücklicherweise hatten sie diese nicht auch noch aufräumen müssen. Auch wenn es sich etwas nach Schummeln anfühlte, hatte er das Kreacher überlassen.

Während er sich vorstellte, wie der alte Hauself vor sich hin grummelte als er das Chaos aufgeräumt hatte, nachdem Harry ihm verboten hatte zu helfen, nahm er sich eine Tasse aus einem Schrank und stellte sie auf die Arbeitsfläche. Ehe er den Rest heraussuchen konnte, öffnete sich allerdings die Türe hinter ihm.

Kurz besorgt, dass etwas mit den Kindern war, drehte sich Harry um und entspannte sich wieder als er Draco erkannte. Dieser trug trotz der späten Uhrzeit noch eine seiner Stoffhosen, hatte das Hemd allerdings durch ein locker sitzendes, weißes Shirt ersetzt. Es war seltsam den Malfoy in legeren, hellen Klamotten zu sehen. Nicht, dass es ihm nicht stand, er sah zwar wieder etwas aus als würde er in dem Shirt versinken, doch Harry gefiel es irgendwo. Ungewohnt war es dennoch.

"Hey. Möchtest du auch Kakao?" fragte Harry schließlich und nahm sich die Milch aus dem Kühlschrank, nachdem er es geschafft hatte seinen Blick von Malfoy zu lösen. Trotz seiner Vorsätze fiel es ihm ziemlich schwer.

"Abend. Nein danke, aber Milch mit Honig würde ich nehmen" erklärte Draco während Harry nickte und kurz über seine Schulter zu dem anderen sah, um ihm zu zeigen, dass er ihn verstanden hatte. Draco währenddessen lehnte sich an den runden Esstisch, Harry wollte den Kindern hier nicht das Gefühl der Haustische geben, und lächelte ihn kurz an.

"Danke" meinte der Malfoy als Harry eine zweite Tasse aus dem Schrank nahm und beide Tassen mit Milch füllte. In seine streute er dann noch zwei gehäufte Esselöffel Kakaopulver, in Dracos steckte er eines dieser gewellten Holzteile mit Honig. Beides stellte er dann ganz der Muggel als den er sich manchmal fühlte in die Mikrowelle.

"Klar. Bist du schon dabei schlafen zu gehen oder hält dich etwas wach?" fragte Harry dann schließlich, teils aus Neugierde und teils, weil er nicht stumm herumstehen wollte. Nicht, wenn er mehr über Draco erfahren konnte. Etwas von dem er niemals gedacht hatte das es je wichtig für ihn wäre.
"So ein Zwischending. Irgendwann demnächst gehe ich schlafen" meinte Draco schulterzuckend, ehe er zu Harry sah. "Und bei dir?" erwiderte der Blondschopf die Frage, ehe er sich den Zopf öffnete, sodass Harry erstmalig sehen konnte, dass die nicht abrasierten Haare des anderen, bis etwas unter seine Schultern reichten und hübsch gewellt waren.

"Ich hab noch ein paar Stichworte über heute aufgeschrieben. Nicht das ich etwas wichtiges vergesse" erklärte Harry, sagte nichts zu dem Bericht, sodass Draco nichts davon wissen würde, falls er ihn nicht abgab und Kingsley danach fragte.

"Die Kinder, vor allem Henry und Morgan, sie erinnern mich an meine Zeit an Hogwarts..." bemerkte Harry etwas gedankenverloren und lächelte leicht bei dem Gedanken an seine und Rons Freundschaft. Als die Mikrowellte schließlich pingte öffnete er diese wieder und trat mit den beiden Tassen an den Tisch.

"Danke" meinte Draco als Harry ihm dessen Milch auf den Tisch stellte und setzte sich dann ziemlich mit ihm als er einen Platz am Tisch einnahm. Draco schlang beide Hände um die heiße Tasse, schien sich nicht zu verbrennen wie Harry, der kurz fühlen wollte, wie lange er noch warten musste, bis er trinken konnte.

"Mich erinnert vor allem Harriette daran. An Millicent und generell daran, wie es war ein Slytherin zu sein" meinte Draco schließlich, ging auf das davor gesagte ein. Harry nickte langsam und schaffte es nicht nachzuvollziehen, was Draco damit meinte.

"Wie war es denn, ein Slytherin zu sein?" fragte Harry also leise, neugierig auch davon zu hören wie Draco Hogwarts und die Häuser erlebt hatte.

"Einsam. Der Zusammenhalt im Haus war genial, gerade als es im sechsten Jahr gefährlicher wurde, hat keiner von uns die Erst und Zweitklässler alleine gehen lassen und es gab auch sonst viel Hilfe zwischen den Jahrgängen. Aber eben nur in Slytherin. Wann immer wir mit Leuten aus anderen Häusern zu tun hatten, waren wir die Außenseiter. Mal die Gruppenarbeit mit zwei befreundeten Leuten aus verschiedenen Häusern, mal das Fest am Ende des Jahres, wenn alle feiern, nur weil wir nicht gewonnen haben. Es macht einem bewusst das sowieso niemand anderes einen mögen wird, warum also versuchen? Also haben wir unsere guten Seiten für uns behalten und die Schlechten nach außen getragen" erzählte Draco, Harry hing ihm aufmerksam an den Lippen.

"Oft halten die Freundschaften aus Slytherin deshalb ein ganzes Leben, man kann nicht ohne die anderen, weil es sonst niemanden gibt. Naja, zumindest wenn nicht gerade ein Zaubererkrieg kommt der alles auseinanderreißt. Jetzt ein Slytherin zu sein, muss schlimm sein. Auch wenn Dumbledore nicht mehr da ist, um seinen Favourismus auszuüben. Und bei dem, was bei Harriette zuhause noch los sein muss... sie tut mir schon leid" meinte Draco seufzend während er nun anfing, das Holzding mit dem Honig in der Tasse zu drehen, die andere Hand hatte er fest um die Tasse geschlungen. Harry würde zu gerne sehen, ob Dracos Handfläche inzwischen schon rot geworden war. Seine Tasse war ihm noch um einiges zu heiß um sie länger anzufassen.
"Das klingt deutlich härter als mir bewusst war" war ziemlich das Einzige, was Harry dazu zu sagen wusste, wünschte sich sowas früher gesehen zu haben. Vielleicht hätte er dann zumindest eine kleine Brücke zwischen den Häusern bauen können. Aber wenn es ihm wenigstens hier mit Harriette und den anderen Kindern gelänge, wäre das zumindest ein kleiner Anfang.

„Hast du eigentlich schon mit Harriette gesprochen?" fragte Harry dann und sah fragend zu Draco welcher allerdings nur nickte. „Ja, aber sie hat mich gebeten nichts zu erzählen, also werde ich den Inhalt, den du nicht unbedingt wissen musst für mich behalten" erklärte der andere woraufhin Harry nickte. Wie es schien, musste er zum jetzigen Zeitpunkt nichts wissen.

"In Ordnung" stimmte er also zu und sah dann wieder zu Draco. „Wie geht es eigentlich den anderen, aus unserem Jahrgang? Hast du da noch Kontakt?" fragte Harry neugierig, außer von den Gryffindors und Hannah, hatte er nicht wirklich viel gehört.

"Nur per Eule. Ich bin niemand, mit dem man noch gesehen werden will. Auch nicht als Ex-Slytherin und Todesserkind. Theodore Nott lebt auf einem Landsitz, sein Vater ist in Askaban und seine Mutter lebt bei ihm. Er ist mit Tracey verheiratet, sie war auch in Slytherin. Damals hieß sie noch Davids. Blaise Zabini lebt mit seiner Mutter, die immerhin niemals offen Loyalität zum dunklen Lord gezeigt hat mal hier und mal dort, es geht ihm aber noch recht gut. Gregory ist letztes Jahr wegen den Folterungen aus Askaban entlassen worden und lebt bei seinen Großeltern, soweit ich weiß, ist er mit Sally-Anne Perks verlobt" zählte Draco nach und nach auf während Harry sich teilweise an die Leute erinnerte, andere hingegen waren deutlich schwerer zuzuordnen. Als ein Schatten der Trauer über Dracos Gesicht huschte, ahnte er, wer als nächstes kam.

"Vincent... naja hast du mitbekommen. Ich hoffe es war nicht allzu leicht zu vergessen für dich. Auch wenn du ihn nie mochtest und dafür keinen Grund hattest", meinte Draco, ehe er die Tasse an seine Lippen hob und einen kleinen Schluck aus dieser trank. Harry entging nicht das Draco seine andere, leicht zitternde, Hand unter dem Tisch verschwinden ließ.

"Ich werde das niemals vergessen. Manchmal träume ich davon" erwiderte Harry leise, wollte nicht das Draco ihn für Herzlos halten würde oder gar dachte das es ihm leicht fiel das zu vergessen. Das Dämonenfeuer würde für immer in seinen Gedanken eingebrannt bleiben.

"Er und Vincent waren nicht halb so dumm wie sie aussahen, weißt du?" fragte Draco woraufhin Harry nur die Schultern zuckte, er hatte nie den Eindruck gehabt, dass die beiden irgendeinen Funken von Intelligenz in sich hatten, doch irgendwas hatten sie wohl gehabt. Sie hatten einerseits die ZAGs bestanden, und andererseits gab es eine Menge an Intelligenz jenseits von Schule und Noten. Vielleicht wäre aus Crabbe ein brillanter Musiker geworden, was wusste er schon.

"Was ist denn mit Parkinson? Sie stand dir doch recht nahe... oder?" fragte Harry, jetzt ziemlich unsicher darüber, was er überhaupt über seine Klassenkameraden wusste.

"Ja. Auch wenn sie damals irgendwie schrecklich war. Naja, ich auch. Vermutlich wir alle. Aber sie ist toll, hat mich in Frankreich sogar mal besucht. Sie ist soweit ich weiß, noch recht eng mit Daphne und Millicent befreundet, von den Beiden weiß ich sonst aber nicht wirklich etwas" erzählte Draco, Harry war froh, dass der andere seine Fassung wiedergewonnen hatte. Auch wenn er nicht wusste, ob Draco je die Chance gehabt hatte, um das alles zu verarbeiten.

"Seid ihr dann noch zusammen?" fragte Harry neugieriger als er es sein sollte nach. Soweit er wusste, hatten die beiden sich zumindest einige Zeit lang im fünften und sechsten Jahr recht nahegestanden. Draco lachte allerdings nur leise, ehe er den Kopf schüttelte.

"Nein, damals waren wir noch Kinder. Aber auch wenn Pansy etwas, wie meine beste Freundin ist, wäre eine richtige Beziehung mit ihr der Horror für mich" meinte Draco und sah dabei kurz so aus als würde er etwas zurückhalten, ehe sich seine Züge wieder glätteten und er erneut einen Schluck aus seiner Tasse trank. Harry, dem die Milch endlich weit genug abgekühlt war, tat es ihm gleich.

"Wie siehts bei dir aus? Du hattest ja mehr als genug Auswahl?" fragte Draco nun ebenfalls nach während Harry mit den Schultern zuckte.

"Außer Ginny und irgendwann viel früher Cho hat mich niemand interessiert. Und das mit Ginny wäre jetzt auch nicht mehr das, was mich glücklich machen würde" meinte Harry während Draco etwas überrascht nickte.

"Dabei hätte ich darauf gewettet, dass du in die Weasley-Familie einheiraten würdest" meinte Draco leicht grinsend, Harry war froh, dass sich ihr Gespräch wieder in eine fröhlichere Richtung wandte. Dabei genoss er es auch so tiefe Einblicke in Dracos Leben zu erhalten.

"Um was hättest du denn gewettet?" fragte Harry nach und versuchte sein Bestes den flirtenden Ton aus seiner Stimme fernzuhalten. Er war schließlich nicht in irgendeiner Muggelbar um sich jemanden aufzureißen, weil Marcus ihm zu lange keine Zeit hatte.

Etwas misstrauisch spürte er Dracos Blick über sich huschen, trank erneut einen Schluck und fragte sich, warum er seine Stimme nicht so unter Kontrolle hatte wie er es wollte.

"Das nächste Süßigkeitenpaket meiner Mutter oder so, nichts das weh tun würde" erklärte Draco schließlich während Harry nickte. Mit was hatte er bitte auch gerechnet? So dämlich wie er es war musste man sich erstmal anstellen.

"Immerhin Süßigkeiten, deutlich besser als ein Knut oder so" erwiderte er dann und sah Draco dabei zu wie er einige große Schlucke trank.

"Jetzt wo dus sagst... ich sollte meinem Vergangenheits-Ich sagen, dass wenn ich wette, dass ich um Knuts wetten solle" meinte Draco leicht grinsend, ehe er aufstand und seine Tasse samt Holzding, Harry hatte immer noch keine Ahnung wie es hieß, in die Spüle stellte und sich dann zu Harry umwandte. "Ich denke, ich gehe jetzt schlafen. Danke für die Milch. Gute Nacht" verabschiedete sich Draco während Harry sich fast wünschte das der andere bleiben würde. Doch es war wirklich höchste Zeit ins Bett zu gehen.

"Klar. dir auch eine gute Nacht" erwiderte er und sah zu wie Draco die Küche verließ, ehe er seine Tasse ebenfalls austrank und dann für Kreacher wegstellte.

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