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Seufzend schloss Harry die Bürotüre hinter sich, die Schüler hatten jetzt erstmal einige Stunden Zeit alles auszupacken, bevor sie sich wieder treffen würden. Bisher schien alles noch recht gut zu laufen, die Jugendlichen verstanden sich wohl einigermaßen und benahmen sich auch noch.
Er hoffte nur dass ihre Teambuilding-Maßnahmen, gemeinsames Kochen, heute alle noch etwas Vertrauter miteinander werden ließ. Außerdem wollte er die Schüler besser kennenlernen und etwas einschätzen können. Bisher hatte schließlich kaum einer etwas gesagt. Die einzige, welche wirklich selbstbewusst aufgetreten war, war wohl Harriett. Doch das konnte sehr gut auch ein Selbstschutmechanismus sein. Wäre ihr Leben wirklich gut, wäre sie schließlich eher nicht hier. Nicht dass er ihr aus vorgespielter Selbstsicherheit einen Vorwurf machte. Er machte es schließlich auch oft genug.
Während er sich auf seinen Stuhl fallen ließ, lockerte er seine Krawatte etwas, war froh durch die Schuluniform zumindest einigermaßen daran gewöhnt zu sein, und überflog kurz die Liste mit der Zimmereinteilung.
Nur Morgan und Henry teilten sich ein Zimmer und hatten sich wie es aussah das genommen, welches am weitesten oben war. Ihre Namen standen gemeinsam bei der Zehn.
Als Nächstes stand Harriette bei Zimmer Sieben, eine scheinbar willkürliche Wahl. Das Zimmer danach, das sechste, hatte Mary sich genommen. Es schien fast so als würde die Erstklässlerin die Nähe des anderen Mädchens suchen. Auch wenn er nicht wusste in welcher Reihenfolge sich die Jugendlichen eingetragen hatten.
Colin und Terry hingegen hatten sich wohl die erstbesten Zimmer genommen, der eine in Zimmer eins und der andere in Zimmer zwei.
Er war auf jeden Fall gespannt, wie sich das Entwickeln würde. Er war froh, dass niemand irgendwo vollkommen alleine war. Aber damit erstmal alle wussten wer wo schlief, duplizierte er die Liste einige Male, um sie einmal auszuhängen und jeweils eine für Draco, Gabrielle und ihn zu haben.
Aber um das alles gut meistern zu können musste vermutlich er selbst am meisten an sich arbeiten. Er konnte nicht den Rest der Ferien damit verbringen Draco anzustarren, wann immer sie sich nur im selben Raum waren. Das ging jetzt mit Abstand lange genug und musste aufhören.
Ja, Draco sah gut aus und er fing auch an ihn inzwischen zu mögen, er hatte sich wirklich zum Besseren geändert, aber das ständige Starren und das er sich nicht richtig konzentrieren konnte würde alles nur unnötig kompliziert machen oder konnte sogar gefährlich werden, wenn mal etwas mit den Kindern war.
Es war ja ohnehin einfach dämlich, es war nicht so als würde das Gestarre ihn irgendwohin bringen, er wusste ja nichtmal ob er überhaupt etwas wollte. Es war immerhin immer noch Malfoy, auch wenn er sich verändert hatte. Eigentlich hatte er beschlossen das seine Sexualität nicht in die Zaubererwelt gehörte und wollte auch dabei bleiben. Also, selbst wenn er es wollen würde, könnte er Draco sicher keine zufriedenstellende Beziehung bieten, sollte der unwahrscheinliche Fall eintreffen das Draco das überhaupt wollte.
Auch wenn es einige Momente gegeben hatte, in denen er das Gefühl hatte, das Draco ihn zumindest zu einem gewissen Grad ebenfalls mochte.
Zum Beispiel als er vor einigen Wochen mal wieder das charmanteste Lächeln der Hexenwoche gewonnen hatte und Draco ihm extra die Zeitschrift mitgebracht hatte, um es ihm zu zeigen und Harry damit aufzuziehen.
Es war ihm fast peinlich daran zu denken, dass er die Zeitschrift immer noch in einer der Schubladen seines Schreibtischs hatte und das sicher nicht wegen des Preises, welchen er absolut lächerlich fand.
Doch es war einfach ein schöner Moment gewesen, in welchem sie beide miteinander lachen konnten und irgendwie einen Draht zueinander zu finden schienen.
Genauso wie wenn sie gemeinsam die Ferien geplant hatten, Draco hatte sich wirklich eingebracht und fast mehr darüber nachgedacht was man gerade als Muggelgeborener Schüler nicht kannte und lernen oder sehen sollte. Er hoffte nur, dass ihre Aktionen auch einigermaßen gut ankommen würden und die Kinder Spaß haben würden ohne, dass sie ihnen die Ferien zu sehr verplanten. Schließlich war es auch die Zeit, in der man sich einfach entspannen sollte, was für die Kinder jetzt hoffentlich besser funktionieren würde.
Bevor er in Gedanken wieder irgendwie die Schleife zu Draco ziehen konnte, klopfte es glücklicherweise und Harry ging schnell zur Türe, um diese zu öffnen.
Mary hatte geklopft und sah nun etwas überrascht zu ihm auf, doch Harry war es irgendwie lächerlich vorgekommen nur ‚Herein' zu rufen.
„Komm doch herein, setz dich. Wie kann ich dir helfen?" fragte Harry das Mädchen und ließ sie an ihm vorbei gehen, ehe er die Türe wieder schloss und auf die Sitzecke deutete.
Mary brauchte erst etwas Zeit, um sich umzusehen, was bei den ganzen Bildern und wild zusammengewürfelten Möbeln wohl irgendwo verständlich war, bevor sie sich auf das gelbe Sofa setzte und ihre Hände dabei seitlich unter ihre Beine schob.
Harry setzte sich ihr gegenüber und sah sie geduldig an, wollte Mary nicht dazu drängen mit ihm zu sprechen.
„Tut mir leid, dass ich Sie störe. Ich wollte nur nachfragen, ob ich meine Eltern vielleicht ab und zu in London treffen kann? Ich vermisse sie und hab in Hogwarts nicht wirklich die Möglichkeit dazu" erklärte Mary schließlich ruhig während Harry ihr zuhörte.
„Du musst dich nicht dafür entschuldigen herzukommen okay? Wenn du Fragen oder sonst was hast, darfst du jederzeit herkommen" erklärte Harry, während er beschloss, die Bürotüre in Zukunft offen zu lassen, wenn er hier war.
„Und wenn du es möchtest, kannst du deine Eltern natürlich jederzeit sehen. Schreib doch einfach mal mit ihnen und frag sie, wann und wo es für sie passt, dann schauen wir wie wir es am besten organisieren" erklärte Harry, während er etwas zögerlich zu Mary sah, wollte nicht zu schnell persönliche Fragen stellen.
„Du musst mir nicht antworten, wenn du es nicht möchtest, aber darf ich fragen, warum du die Ferien hier verbringst, wenn du deine Eltern vermisst?" fragte Harry die Jugendliche, während er sie vorsichtig beobachtete, er wollte sie nicht dazu zwingen etwas zu erzählen, wenn sie es nicht wollte. Doch er wollte Mary auch auf keinen Fall in Gefahr bringen, indem er ein Treffen mit ihren Eltern zuließ, die ihr nicht guttaten
„Wir haben nur überlegt, dass ich hier vermutlich mehr lernen kann, meine Eltern sind beide Muggel und kennen sich nicht wirklich aus wissen sie?" Erzählte Mary lächelnd während Harry langsam nickte.
„Okay, verstehe. Dann hoffe ich das du hier nicht nur was lernst, sondern auch etwas Spaß hast. Wenn du aber nach Hause möchtest, dann kannst du gerne auch bei deinen Eltern wohnen und uns hier ab und an besuchen kommen oder auf Ausflüge mitkommen" erklärte Harry ihr, wollte das Mädchen nicht von ihren Eltern fernhalten, wenn sie diese vermisste und von ihnen keine Gefahr ausging. Er selbst würde alles dafür geben irgendwann die Ferien mit seinen Eltern verbringen zu können.
„Vielen Dank. Aber ich werde erstmal hierbleiben" meinte Mary während Harry einverstanden nickte und Mary etwas nachdenklich hinterher sah als diese sein Büro wieder verließ.
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