| Man sieht sich nie nur einmal [Tardy] |
[Passendes Lied: IDK You Yet - Alexander 23]
-Ist nur Bromance Story-
Genervt fuhr ich zum Straßenrand und blieb stehen. Der Tag war nicht meins. Zuerst wurde mir gekündigt und dann will auch noch die Polizei was von mir.
»Guten Abend« sagte ich dem Polizisten durch das mittlerweile offene Fenster.
»Abend. Sind sie nicht gerade dezent schneller gefahren, als sie sollten?« fragte er mich in einer gebückten Haltung. Sein prüfender Blick beunruhigte mich, obwohl seine Augen friedlich in einem hellen Blauton leuchteten. Das letzte Mal habe ich vor Jahren so schöne Augen gesehen.
»Kann sein, weiß nicht.« warf ich ein.
»Führerschein bitte.« ich holte meinen Führerschein raus und zeigte ihm diesen.
»Ah, ein Neuling also.« ich zuckte nur die Schultern.
»Nun gut, sie können fahren. Aber nächstes mal bitte mehr aufpassen.« sagte er und ging ein paar Schritte nach hinten.
»Werd' ich machen, schönen Abend noch« sagte ich und machte das Fenster wieder zu. Kurz darauf setzte ich meinen Weg nach Hause fort. Der Hall der tiefen Stimme des Polizisten blieb durchgehend in meinem Kopf. So eine tiefe Stimme hab ich noch nie gehört. Oder doch? Naja wenn, dann muss es eh schon lange her gewesen sein.
Zuhause angekommen nahm ich die Briefe aus meinem Briefkasten und brachte sie in mein Schlafzimmer. Danach zog ich Jacke und Schuhe aus. Dann machte ich mich sofort auf den Weg zu meinem Laptop, den ich schnell hochfuhr. Im Internet suchte ich nach den verschiedenen Arbeitsstellen in der Nähe von meiner kleinen 2 Zimmer Wohnung. Ich weiß nicht wie lange ich dort saß, aber als ich die letzten Adressen und Telefonnummer rauskopiert hab, war es bereits dunkel draußen und in der Wohnung leuchteten auch nur mein Laptop und Handy. Ich fuhr den Laptop, der mir zuvor verriet, dass es tatsächlich schon viertel vor drei war, runter und stand vom Schreibtisch auf. Da ich mich schon morgen um die neue Arbeitsstelle kümmern wollte, ging ich schnell in mein Schlafzimmer und zog mich um. Ich wollte mich grad in mein Bett legen, als mir in dem Haufen von Rechnungen, Werbungen und Gutscheinheftchen, welche auf dem Tisch lagen, ein Brief auffiel. Ein richtiger Brief. Handgeschrieben, im Briefumschlag. Ich nahm ihn in die Hand und las mir alles was auf dem Umschlag stand durch. Der Absender war meine alte Schule. Verwundert öffnete ich den Umschlag und zog das, ebenfalls von Hand beschriebene, Papier raus. Automatisch schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen, als ich die Schrift von meiner alten Klassenlehrerin erkannte. Ein bisschen aufgeregt fing ich an zu lesen.
Lieber Ardian,
Ich lade dich und deine alten Klassenkameraden herzlich zu einem Klassentreffen ein. Es ist nun schon 10 Jahre her, dass du und deine Freunde unser Gymnasium und damit die letzte Haltestelle eure Schulbahn verlassen habt. Wir möchten euch nochmal alle zusammentrommeln und einen angenehmen Nachmittag mit Kaffee und Kuchen und eventuell anderen Kleinigkeiten, welche von meiner jetzigen Klasse gemacht werden, veranstalten. Geplant ist, dass wir zusammen an die schönen Jahre zurückdenken und ein bisschen den schulischen Alltag zurückrufen.
Ich hoffe, du hast Zeit und kommst auch zum Treffen, das nächste Woche Freitag, also am 21.12.2018, stattfindet, von 15 Uhr bis wahrscheinlich 17-18 Uhr. Eine Rückmeldung ist nicht nötig und mitnehmen musst du auch nichts, außer dich, deine gute Laune und ein paar Erinnerungen.
Liebe Grüße, Frau Klein [lel bin ich kreativ (ja, total xD)]
Tatsächlich fiel mir nicht so auf, dass es mittlerweile 10 Jahre her ist, dass ich mein Abitur gemacht habe. Ich war mir sicher, dass ich zum Treffen gehen werde, da ich mit sogut wie niemanden mehr Kontakt hatte. Außerdem sitze ich eh nur den ganzen Tag zuhause oder... naja normaler Weise bei der Arbeit. Meinem Kalender nach war heute Mittwoch, verstehe ich hatte 2 Tage Zeit mir einen neuen Job zu suchen. Es wäre keine schöne Sache beim Treffen, wenn jeder eigene Firmen führen würde, reich wäre, eventuell sogar berühmt und ich arbeitslos. Ich hab keine Ahnung, warum, aber ich hatte das Gefühl, dass jeder aus meiner alten Klasse etwas erreicht hat, alle erfolgreich wurden und ein tolles Leben führten. Ich fühlte mich wie das letzte Opfer und meine gute Laune verschwand innerhalb Sekunden. Enttäuscht von mir selber trottete ich zum Bett und legte mich einfach rauf. Ich machte keine Anstalten, mich unter die Decke zu legen und schlief einfach so ein.
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14:30. Ich hatte noch eine halbe Stunde bis das Treffen stattfand. Als ich aus dem Mehrfamilienhaus, in welchem meine Wohnung war, verließ, spürte ich sofort die Kälte, die in der Weihnachtszeit umherspukt. Die Tür fiel hinter mir zu und ich ging zu mein Auto, welches am Straßenrand stand. Beim Einsteigen erinnerte ich mich kurz daran, wie mir letztens fast der Führerschein abgezogen wurde. Kurz bedankte ich mich dafür bei Gott, oder zumindest sowas ähnliches, da ich nicht wirklich an Gott glaubte, und fuhr dann los.
Ich kam grade noch rechtzeitig an und parkte schnell auf dem Parkplatz der Schule. Ich stieg eilig aus und machte mich auf den weg zum Eingang. Während ich dahin unterwegs war, stach mir ein Polizeiauto ins Auge, das ebenfalls auf dem Parkplatz parkte. Innerlich fragte ich mich, was das wohl hier machte, aber schnell verdrängte ich die Frage wieder, da ich sie für unwichtig empfand. Auf dem Weg zu meinem Ex-Klassenraum bin ich kurz die Liste durchgegangen, an wen ich mich noch alles erinnerte und da ist mir mein ehemaliger bester Freund eingefallen. Taddl. Ich hab seit Ewigkeiten keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt, da wir uns kurz vor Ende der zwölften Klasse zerstritten haben und uns eigentlich bis heute nicht wieder vertragen haben. Ich wusste gar nicht mehr richtig worüber wir uns gestritten haben und habe stark gehofft, dass es nichts ernstes war und wir nun gemeinsam darüber lachen konnten, da mir ein paar schöne alte Erinnerungen mit ihm durch den Kopf schossen und ich ihn echt gerne wieder kontaktieren wollen würde. Meinen Gedankengang noch nicht beendet, betrat ich den Raum und schaute mich um. So viele bekannte Gesichter, die sich trotzdem sehr verändert haben. Und doch erinnerte ich mich an jedes einzelne von ihnen. Erinnerungen über Erinnerungen stapelten sich in meinem Kopf und das alles innerhalb Millisekunden. Verwunderlicher Weise hab ich mich noch an so vieles erinnert, obwohl es so lange her war. Lag wahrscheinlich daran, dass ich seit dem kaum Erinnerungen gesammelt habe. Plötzlich lagen die meisten Blicke auf mir und nach maximal 2 Sekunden haben die meisten gecheckt, wer ich bin. Sofort wurde ich in Gespräche verwickelt und redete mit jedem ein paar Wörtchen, mit einigen mehr, mit einigen weniger. Ich fragte mich bloß die ganze Zeit, wo Taddl war. Wollte er vielleicht gar nicht kommen? Nach wenigen Minuten bat uns unsere Lehrerin, die schon immer sehr lieb war, an unsere alten Plätze zu gehen, zumindest die die es noch wussten. Ich stand ein bisschen hilflos herum, bis Tara mir zurief
»Ardy, du saßt immer in der vorletzten Reihe hinten, beim Fenster«.
»Ach stimmt, danke« antwortete ich lächelnd und setzte mich an den besagten Platz. Nachdem sich alle hingesetzt haben, bemerkte ich erst, dass der Platz neben mir leer blieb. Dies bestätigte meine Vermutung, dass ich früher neben Taddl saß. Mittlerweile war ich mir sogar relativ sicher, dass er nicht zum Treffen gekommen ist und war deswegen ein bisschen traurig, jedoch ließ ich es nicht zu, dass das meine Laune runterzog. Grad wollte Frau Klein oder, wie wir sie jetzt nennen sollten, Ingrid ansetzen zum reden, als die Tür aufging und ein Mann im Polizeianzug reinkam. Zuerst waren alle verwirrt und fragten sich was nun passiert sei. Mir kam der Typ irgendwie bekannt vor. Er war.. er war der Polizist von letztens. Aber was wollte der hier? Leicht außer Atem fing der Mann an zu reden. »Hallo« er lächelte leicht. Die Stimme bereitete mir wie vor ein Paar Tagen wieder Gänsehaut.
»Es tut mir leid, dass ich zu spät bin, musste aber noch etwas erledigen.«
Plötzlich verwandelte sich Ingrids Visage von einen verwirrten Blick zu einem Lächeln.
»Ach, alles gut, freut uns, dass du gekommen bist. Setz dich doch zu deinem alten Sitznachbarn, Ardian« sagte sie lieb und deutet kurz auf mich. Der Polizist schaute zu mir und plötzlich blieb sein Mund offen.
»Ardy?« mir wurde es von der einen zum anderen Sekunde klar. Es war Taddl. Deswegen kam er mir so bekannt vor.
»T!« sagte ich glücklich darüber, dass er anscheinend doch aufgetaucht ist. Alle anderen im Raum verstanden nun auch, dass es Taddl ist, wodurch ich vermutete, dass ihn alle nur wegen dem Fakt, dass ein Polizist reinkam, nicht erkannt haben, genau wie ich. Schnell kam er zu mir und begrüßte mich mit einer Umarmung. Lächelnd erwiderte ich diese, aber nur kurz, da Ingrid anfing mit der Begrüßung.
Wir gingen rüber in die Cafeteria der Schule, wo schon alles gedeckt und verschiedenes Trinken und Essen vorbereitet wurden. Ich setzte mich an einen der runden Tische, T sich neben mich. Sofort fingen wir an, uns zu unterhalten und kamen schnell ins Gespräch. Es fühlte sich gut an, mal wieder so offen mit jemanden reden zu können, da ich in den letzten Jahren nicht wirklich so eine Person in meinem Leben hatte.
»Und was hattest du eigentlich zu tun, dass du erst später kamst?« fragte ich nach einiger Zeit.
»Ich war eigentlich rechtzeitig da, habe dann aber einen Anruf von meiner Frau bekommen und musste nochmal weg. Sie ist schwanger und das Baby kann eigentlich in jedem Moment kommen und ich musste sie zum Krankenhaus fahren, aber eigentlich wird nichts passieren solange ich weg bin« sagte er leicht lachend. [kurze Erklärung, ich hab ja geschrieben, sein auto stand schon da. ja. er war sogar schon in der Schule und ist rausgegangen als ardy reinkam. sie haben sich gegenseitig nicht gesehen, da T telefoniert hat & ardy voll in gedanken war [siehe weiter oben]]
»Na dann Glückwunsch schonmal im Voraus« ich lächelte ihn an.
»Danke schön. Und wie läuft's bei dir so momentan im Leben? Hast du die große Liebe gefunden?« fragte er und ich schüttelte grinsend mein Kopf.
»Ich finde nicht mal ein Job oder die Bremse in der Karre.« über die zweite Aussage mussten wir beide lachen.
»Bist du arbeiteslos?« fragte er, nachdem wir aufgehört hab zu lachen. Ich antwortete mit einem Nicken.
»Wurde gekündigt und finde keine neue Stelle. Die Erwartungen sind überall viel zu hoch« er dachte scheinbar kurz nach, bevor er etwas erwiderte.
»Vielleicht kann ich dir ja helfen bei der Jobsuche. Ich kann zwar nichts garantieren, aber ich hab einige Kontakte« er lächelte lieb und ich war ihm mehr als dankbar.
»Das wäre sehr schön, aber nur, wenn du deine Zeit wirklich dafür verschwenden willst«
»Klar, ich helfe dir gerne, das ist keine Zeitverschwendung«
»Dann.. danke« diesmal musste ich noch mehr lächeln, da seine Hilfe automatisch bedeutete, dass wir in Kontakt bleiben.
Den Rest des Treffens verbrachte ich gefühlt mit jedem, da es echt toll war, sie mal wieder zu sehen. Am frühen Abend dann verabschiedeten wir uns alle und fuhren nach Hause. Als ich dort ankam, legte ich mich glücklich in mein Bett. Der Großteil meiner guten Laune lag ganz einfach daran, dass ich Taddl wiedergetroffen hatte. Mittlerweile wurde mir wieder klar, wie unglaublich wichtig er für mich damals war. Und nun könnten wir es wieder bis dahin schaffen.. Also nur wenn er das auch will. Aber darauf kann ich nur hoffen.
Man sieht sich nie nur einmal im Leben,
mit diesem Gedanken schlief ich leicht lächelnd ein.
Bald kommen hier noch mehr OS also ja, wir sehen uns ;)
~M
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