Er will mich nicht (1/3)✅

Achtung: Depression, Selbstverletzung, Selbstmordgedanken, Gewalt

Pvo Himchan

5 Wochen.
Heute sind es genau fünf Wochen, in denen Bang mich ignoriert.
Er spricht nur noch das Nötigste mit mir.
Sieht mir nicht ins Gesicht.
Kaum ein Wort dass er spricht, ist positiv.
Vor dem Ganzen ging es mir ganz okay.
Mein selbstverletzendes Verhalten war abgeklungen.
Schon lange hatte ich hier nicht mehr gesessen, die kühle, wunderschöne Schneide in den Händen.

Dumme Hände, hört doch endlich auf zu zittern!

"Himchan, du sollst dich bitte beeilen.
Yongguk-Hyung möchte auch endlich duschen."
Zelo's Stimme klingt leise.
"Ja, noch 15 Minuten bitte."
Ich versuche möglichst freundlich zu klingen.
In letzter Zeit war ich viel zu unfreundlich zu den anderen.

Zelo scheint wieder gegangen zu sein.

Ich lege die silbrige Klinge auf den Duschvorleger, vor der Dusche.
Der weiße Boden der Dusche ist blutrot. Lange Schnitte ziehen sich über meine helle Haut.
Ich schalte das warme Wasser wieder an.
Der stechende, brennende Schmerzen tut so unendlich gut.
Alleine das Schneiden selber hilft mir nicht mehr.
Es tut nicht mehr so gut wie zu Beginn.

Sobald der Boden wieder sauber ist, zupfe ich meine Beine mit einem Handtuch ab und verbinde sie. Das Handtuch werfe ich sofort in die Waschmaschine und schalte diese an. Schnell ziehe ich mich fertig an.

"Kann der Nächste." Und schon bin ich in meinem Zimmer. Meine Beine zittern, ich fühle mich schwach und kaum noch in der Lage, weit zu laufen.
Schnell wähle ich die Nummer von Baekhyun.
"Kannst du mich abholen? Bitte!" Ohne auf seine Antwort zu warten, lege ich auf und stopfe ein paar Klamotten in eine Tasche.

Meine Schuhe habe ich innerhalb weniger Sekunden an.
Daehyun sieht mich verwundert an, doch da bin ich auch schon aus dem Haus verschwunden.
Endlich bin ich da raus.

Baekhyun kommt bereits nach wenigen Minuten vor mir zum Stehen. "Steig ein und zieh dir das nächste mal etwas wärmeres an."
Ich nicke lediglich kurz als Antwort und steige endlich in den Wagen. Baek klopft mir leicht auf den Oberschenkel. Ich zucke zusammen und stoße leicht die Luft aus.

"Also wieder. Du weißt was passiert, wenn das öfter vorkommt."
Abermals nicke ich.
"Gut. Pennst du wieder auf dem Sofa oder bei mir?"

"Bei dir bitte. Noch mehr Einsamkeit und Sofa und ich gehe ein. Ich kann einfach nicht mehr."
Dieses Mal ist es an dem jüngeren zunicken.
Danach startet er den Motor.
Ein kleines schluchzen überkommt meine Lippen.
Ich habe gar nicht bemerkt, wie die ersten Tränen bereits angefangen haben zu fließen.

"Hast du schon etwas gegessen?" Durchbricht er nach einiger Zeit die Stille.
"Ja, aber ich glaube, ich habe wieder viel zu viel gegessen."
Baekhyun seufzt schwer.
"War es wieder der selbe Grund wie immer?"
"Ja."
Meine Stimme ist erstickt.
Eine einzelne Träne von ist mein Auge.
Dabei waren sie doch endlich versiegt.
"Wir fahren zum Park." Verwirrt sehe ich ihn an.
"Lass uns laufen gehen."
Kurz lächel ich.
Es wird eine Qual sein, doch es wird mir gut tun.
Das weiß ich jetzt schon.

Er war, nach meinem ersten großen Zusammenbruch, mit mir beim Therapeuten. Zum Glück wurde es schnell besser, dank ihm und dank der Ruhe, die ich dort, zu dieser Zeit hatte.
Oft waren wir zusammen laufen, um den Stress und den Frust loszuwerden.
Sonst wäre ich ganz sicher rückfällig geworden.
So wie jetzt.
Die Erkenntnis trifft mich wirklich hart und mich überkommt das Gefühl vollkommener Hilflosigkeit.

Der Wagen kommt zum Stehen. "Komm, sonst wird das heute nichts mehr."
Baek lacht mich fröhlich an, doch die Angst und Sorge um mich kann ich in seinen Augen deutlich erkennen.
Ich folge ihm auf den Schritt.
Laufe ihm wie ein kleiner Hund hinterher.

Die Luft ist schneidend kalt, meine Beine schmerzen so unendlich und meine Lunge brennt.
Ich merke, dass es doch ein Fehler war, Anfang Dezember nur im T-Shirt rauszugehen.
Doch schon nach einer ganzen Weile spüre ich die Kälte nicht mehr. Mein Körper heizt von selber und der brennender Schmerz durch die Kälte tut wiederum gut.
Ich weiß, dass ich höchstwahrscheinlich in den nächsten paar Tage krank sein werde, doch das kümmert mich nicht.

Ob ich nicht vielleicht die Gruppe verlassen sollte?
Ich meine, ich werde Ihnen doch sowieso nur Schwierigkeiten bringen, wenn ich wieder zum Arzt muss.
Eigendlich muss ich ja nur wegen einem einzigen dort hin.
Und der ist mit mir in einer Gruppe.
Außerdem, was bin ich schon?
Die anderen kommen doch auch sehr gut ohne mich zurecht.

"Himchan, wir setzen uns."
Etwas verwirrt starre ich Baekhyun an.
"Du kippst gleich um. Es ist mitten in der Woche und wir wissen beide, dass du morgen früh raus muss. Außerdem wissen wir beide auch, dass es dir nicht besonders gut geht."
Ich schüttelte den Kopf.
Er seufzt nur.
"Bitte."
Seufzend ergebe ich mich und setzte mich zu ihm auf eine Bank.

Jetzt wo ich mich nicht mehr so stark anstrenge, spüre ich wie die Kälte wieder in meinem Körper kriecht. Ich fühle jede Faser meines Körpers, meine Haut fühlt sich an als würde sie in Flammen stehen und von meiner Lunge möchte ich gar nicht erst reden.

Gut fünf Minuten später, wir haben uns lediglich angeschwiegen, springt Baekhyun auf.
"Komm, wir gehen.
Bald haben die meisten Leute Feierabend.
Dann wird es hier im Park wieder voller.
Ich möchte nicht unbedingt, dass uns jeder erkennt."

Ich nicke und erhebe mich nur mühevoll.
"Lässt du mich an dem Cafe, zwei Straßen weiter, raus?"
Baek blinzelt kurz, nickt dann jedoch. "Ich komme nachher zum Dorm."
Wieder nickt er.
Ich kann sehen, dass es ihm nicht passt, dennoch sagt er nichts.

Kurz stand ich noch unentschlossen vor dem Cafe, dann lief ich daran vorbei.
Gute 15 Minuten Fußweg entfernt gab es einen kleinen Fluss.
Die Brücke darüber war nicht besonders hoch, dennoch war die Strömung darunter sehr schnell und der Grund voller spitzer Steine.
Man wäre sehr sehr schnell tot.
Zudem war so gut wie nie ein Mensch dort.
Somit war man auch immer allein mit sich und seinen Gedanken.
So wie ich jetzt.

"Warum?"
Tränen rannen in Strömen über meine Wangen.
Die Kälte lähmte meine Glieder so sehr, dass mir jede Bewegung verwehrt blieb.

Es dämmerte bereits, als ich endlich vom Geländer zurücktrat und mich mit steifen, schmerzenden Gliedern zurück zum EXO-Dorm machte. Glücklicherweise gab es einen Hintereingang, so dass ich so gut wie gar nicht auf öffentliche Straßen musste.

"Baek?" Die Gegensprechanlage rauschte kurz. Dann war das Summen des Türöffners zu hören. Die Tür schwang langsam auf.

Schwerfällig erklomm ich die Treppen.
Ich wollte nicht den Aufzug nehmen.
Damit würde ich mir nur selber bestätigen, wie faule, fette und unnötig ich bin.
Oben angekommen, sah ich bereits einen bleichen Baekhyun in der Tür stehen.
Seine Augen waren rot gerändert.
Er hatte geweint.
"Was ist passiert?"
Fragte ich sogleich alarmiert.
Doch er schüttelte nur den Kopf und verschwand in der Wohnung.
Langsam folgte ich ihm.

Im Flur begegnete ich einem böse dreinschauenden Suho.
Eine blau lila Ader pochte an seiner Stirn.
Stumm bedeutete er mir, dass ich ihm folgen solle.
Unsicher folgte ich seine Geste und betrete die warme Wohnung.

"Sag mal, hast du sie noch alle?" Ich zuckte bei seinem lauten Tonfall erschrocken zusammen. So hatte ihn ihn noch nie erlebt. Er war so fürchterlich aufgebracht!

"Ich..."
"Du bist jetzt erst einmal ganz still!"
Mein Blick huscht panisch zu Baekhyun.
Dann gleitet er zu Boden.

"Es ist ja schon schlimm genug, dass du Baekhyun zu einer Affäre drängst, jetzt traust du dich auch noch, so spät hier aufzutauchen?"
Nun blicke ich Baekhyun direkt ins Gesicht.

"Du hast es ihm gesagt? Du hast ihm endlich deine Liebe gestanden?"
Er hatte sich die ganze Zeit versucht hinter Suho zu verstecken.
Nun wurde mir klar auch vor wem. Nicht von mir, sondern genau vor diesem.
Genau, vor dem tobenden Suho.

Nun schaut der Exo-Leader verwirrt zwischen ihm und mir hin und her.
Baek nickt leicht.
"Dann werdet Gott verdammt noch mal glücklich zusammen!"
Ich habe das Gefühl vor Freude über zu schäumen.
Meine zittrigen und schwachen Beine drohen erneut nachzugeben.
Ich kann es einfach nicht fassen, er hat es endlich geschafft!

"Er denkt, ich gehe ihm mit dir fremd."
Meine Kinnlade knallt ungebremst auf dem Boden.

"Was?"

"Chanyeol! Wir müssen Reden!" Brülle ich durch den kompletten Dorm.
Der große kommt die Treppe herab.
Also mich erblickt funkelt er mich augenblicklich böse an.

"Wir müssen augenblicklich ein Missverständnis klären."
Er runzelt die Stirn.
"Ich habe nichts mit Baek. Wir sind nur sehr gute Freunde.
Er hilft mir.
Er hat mir auch durch eine sehr sehr schwere Zeit geholfen."

Chanyeol hebt seine Augenbrauen.
"Ich liebe jemand anderen.
Doch dieser liebt mich nicht.
Er findet mich hässlich und abstoßen. Doch dies ist okay für mich, hauptsache ihr zwei seid glücklich."

Baek tritt zu mir, liegt kurz seinen Arm um mich, um mich zu trösten und geht dann zu seinem Freund, nur um meine Aussage zu bestätigen.

Nach wenigen Augenblicken, öffnet dieser dann endlich seine Arme für unsere Liebe kleine Diva.
Sofort stürzt dieser sich in die Arme des Großen.

Ein leises Räuspern lässt mich zusammen fahren.
Zelo steht im Eingang zum Wohnzimmer.
"Yongguk-Hyung hat gesagt, du sollst endlich Heim kommen."
Unser Maknae wirkt sehr bedrückt. "Lass mich raten, er hat gesagt, ich soll meinen fetten Arsch in den Dorm bewegen."
Meine Stimme ist eiskalt.
Zelo zuckt unerwartet heftig bei meiner Antwort zusammen, wirkt wie ein kleiner Junge, den man beim Spicken erwischt hat.
Ich seufze tief.

"Es tut mir leid.
Ich komme nicht mehr zurück. Morgen wird meine Kündigung eingehen.
Ich werde zu meiner Familie fahren.
Ich kann das alles nicht mehr und es wird ja nicht so schlimm sein.
Ihr braucht mich ja eh nicht wirklich und ich erspare euch damit eine Menge Probleme."

Zelo, Suho und auch Chanyeol starren mich mit offenem Mund an. Baekhyun wirkt nicht sonderlich überrascht.
Er wirkt als habe er es bereits geahnt.
Baekhyun löst sich von seinem Freund, welcher ebenfalls mehr als nur verwirrt aussieht.
Genauso wie die anderen beiden. "Deswegen warst du also so aufgewühlt.
Bang macht dich wieder runter?"

Ich blicke den kleineren an.
Zelo starrt mich ebenfalls mit offenem Mund an.
"Was?"
Seine Stimme ist Tränen erstickt.

Ich sehe Baekhyun an.
Dann nicke ich.
"Es wird nicht besser.
Es wird wohl nie besser werden.
Ich habe mir wirklich alle Mühe gegeben."
Auch ich bin an meinem Limit langsam angekommen und die Tränen schnüren meine Brust eng zusammen, sodass ichkaum atmen kann.

"Suho? Darf ich kurz oben duschen gehen?"
Er nickt langsam. "Aber mach nicht zu lange. Sonst ist nichts mehr von dem Abendessen übrig."
Ich lache leicht.
"Nicht schlimm, ich habe eh keinen Hunger."

Zelo sieht immer noch so aus, als hätte man ihm gesagt, dass Weihnachten und Ostern dieses Jahr ausfällt.
"Es tut mir wirklich leid, Großer. Es wird sonst nur noch mehr Stress und Schmerz für alle geben."
Traurig klopfe ich ihm auf die Schulter.
Er sieht so aus als würde er jeden Augenblick los weinen müssen.

Ich nehme meine Tasche, die Baekhyun neben die Tür gestellt hat.
Mit schweren, schmerzenden Schritten, erklimme ich die Treppe. Im Bad schließe ich mich ein und löse die Verbände.
Die Wunden bluten immer noch leicht, doch dies hält mich nicht davon ab duschen zu gehen.
Sobald ich fertig bin, gehe ich wieder runter.
Mein Hals ist trocken und fühlt sich an wie eine einzige Staub Wüste.
Ich habe unglaublichen Durst und der Blutverlust macht sich bemerkbar.

"Er hat schon sehr sehr lange nichts mehr gegessen.
Er ist so stark abgemagert.
Bang hat ihn mal wieder so einen doofen Spruch rein gedrückt.
Von wegen, wenn er noch mehr essen würde, würde er bald platzen."
Zelo schluchzt laut auf.
Sein bitterliches Weinen tut meiner Seele weh.

Ich hatte nicht lauschen wollen, dennoch traue ich mich nun auch nicht das Wohnzimmer zu betreten.

"Man lauscht nicht an den Türen anderer."

Ich zucke heftig zusammen.
Ich höre einfach auf zu atmen.
So tief ist nicht einmal Chanyeol's Stimme.

___________
Mit knapp 2000 Worten ist dies der kürzeste Teil, von dieser dreiteiligen Kurzgeschichte.
Ich möchte nur einmal daran Erinnern, dies ist ein rein fiktive Geschichte.
Dennoch hoffe ich sehr, dass es euch gefallen hat und lasst auch gerne einen Kommentar da,
liebe Grüße,
Ellen

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