TW: Gewalt

Mal wieder kam ich mit einem blauen Auge zum Training und ich weiß, dass vor allem Manu, unser Kapitän und mein bester Freund, sich große Sorgen machen wird. Doch die Sorgen sind ab sofort unbegründet. Die ganzen Verletzungen kommen von meinem nun Ex-Freund, welcher mich nur kontrolliert hat. Sobald ich auch nur mit einem anderen Mann geredet habe, wurde ich bestraft und das waren dann meist Schläge, welche meistens auf mein Auge gingen. Da waren die immerhin sichtbar und dann hatte mein Ex immer gedacht, dass keiner mit mir redet. Sein Plan ist sehr zu meinem Leidwesen nicht aufgegangen. Den ein oder anderen Bruch hat er mir auch schon zugeführt und hatte mich in der Hand gehabt. Ich hatte immer Angst vor ihm, denn er konnte meine Karriere beenden. Einfach so. Doch ich habe mich lange genug einschüchtern lassen und deshalb heute Morgen einen Schlussstrich gezogen. Den letzten Schlag nahm ich deshalb schon fast mit Freuden entgegen, denn ich wusste, dass dies der letzte war und nach dem Training gehe ich zur Polizei. Wenn mein Ex meint, dass er mit dem ganzen an die Öffentlichkeit gehen will, dann soll er das. Die Mannschaft steht hinter mir und was die Fans sagen ist mir relativ egal. Sollen die sagen was sie wollen. Die wahren Fans halten dann trotzdem zu mir und nur darauf kommt es an.

Natürlich fragte Manu mich direkt in voller Sorge, was passiert war. Auch Leon, Serge, Leroy, Phonzi und Bambi kamen direkt auf mich zu um nach mir zu sehen. Bisher wusste keiner von ihnen, dass mein Ex-Freund gewalttätig war. Genauer gesagt wussten sie nicht einmal, dass ich einen Freund hatte, sondern eben nur, dass ich schwul bin. Das hatte ich damals gesagt, da mein Ex dies so wollte. Eigentlich sollte ich die Beziehung ebenfalls in der Mannschaft bekannt geben, doch das hatte ich nie gesagt auch wenn ich zu ihm gesagt habe, dass alle von uns wissen. Wahrscheinlich wusste ich selber, dass das mit uns nicht für immer sein wird und deshalb habe ich nichts gesagt. Ich suchte auch immer plausible Ausreden, woher meine Verletzungen kamen, doch das Schweigen hatte nun ein Ende. Ich erzählte den Jungs alles. Wie ich meinen Ex kennengelernt hatte, wie fürsorglich er zu beginn war, aber eben auch wie er immer eifersüchtiger wurde und mich dann wegen jeder Kleinigkeit geschlagen hatte. Die Wut in den Augen der sechs wurde immer deutlicher, was ich schon sehr lustig fand und grinsen musste, auch wenn die Situation nicht zum Lachen war. Ich erzählte ihnen von meinen ganzen Ängsten die ich in der Beziehung hatte und von der Trennung. Natürlich sicherten die Jungs mir direkt ihre Unterstützung und ihren Rückhalt an, sollte mein Ex wirklich an die Öffentlichkeit gehen. Auch erzählte ich ihnen von meinem Plan, dass ich nach dem Training zur Polizei gehen werde um meinen Ex anzuzeigen. Direkt hatten sich alle sechs angeschlossen und ich wusste, dass aller Widerspruch zwecklos war. Somit werden wir dann wohl zu siebt nach dem Training zur Polizei gehen. Doch das Training mussten wir erst einmal hinter uns bringen, was wie immer ganz schön stressig war.

Trotz der ganzen Situation hatten wir sechs wie immer gute Laune und lachten viel miteinander. Manu musste leider anders trainieren, weshalb wir nicht zu siebt das Training hinter uns bringen konnten, aber dafür jede Pause. Mit uns war das ganze manchmal nicht immer einfach, da wir doch eine sehr chaotische Freundesgruppe waren, aber das war bisher nie von großer Relevanz, solange die Ergebnisse am Ende in den Spielen stimmen und das war so. Unser chaotisches Miteinander im Training wirkte sich auf die Spiele nicht aus. Da waren wir immer vollkommen konzentriert und fokussierten uns auf das Spiel, den Ball, die Mitmenschen und den Sieg. Wir konnten natürlich nicht jedes Spiel gewinnen, aber wir gewannen doch den Großteil unserer Spiele. Wenn wir mal verloren haben oder auch nur ein Unentschieden zustande brachten, dann war das Training anders, da der Ehrgeiz geweckt war und das wussten die Trainer auch, weshalb sie nie etwas sagten. Außer natürlich es artet komplett aus und es war dann nicht mehr machbar zu trainieren, aber das kam selten vor. Auch wenn das Training so natürlich mehr Spaß machte, so waren wir immer froh, wenn das Training zu Ende war. Denn bei allem Spaß gehörte auch harte Arbeit dazu und die wurde nicht weniger nur lustiger. Doch jetzt nach dem Training hieß es erst einmal entspannen und runterkommen, bevor es dann zur Polizei geht.

Wir hatten uns dazu entschieden zu Manu zu fahren, da dieser am nächsten an der Polizeistation wohnte und wir somit nicht uns dort treffen mussten. Ist mit parken auch immer so eine Sache und von Manu aus konnten wir auch laufen. Außerdem werden die Jungs sowieso noch eine Menge wissen wollen, bevor wir los gehen. Immerhin habe ich vorhin nur im Schnelldurchgang einmal alles erzählt und das nicht bin ins kleinste Detail. Immerhin war dafür einfach nicht genügend Zeit gewesen. Jetzt allerdings hatten wir die Zeit dafür und diese wollten wir auch nutzen, aber auch um grundsätzlich mal wieder zu reden und nicht nur über meinen Ex. Immerhin hatten wir uns, außer im Training, schon eine ganze Weile nicht mehr getroffen und hatten somit einiges nachzuholen. Denn auch bei meinen Freunden gab es eine Menge neues. Einzig Manu war die ganze Zeit in Gedanken gefangen und erzählte nicht viel über sich. Dass er sich von seiner langjährigen Freundin getrennt hat, dass haben wir rausbekommen aber mehr auch nicht. Er hat weder einen Grund gesagt noch ist irgendwie näher darauf eingegangen. Mich machte es aber glücklich, denn ich hatte schon vor einiger Zeit mir eingestanden, dass ich Gefühle für meinen besten Freund entwickelt habe. Klar tut es mir für ihn leid, aber wenn wir ehrlich sind, dann sieht er jetzt auch nicht so traurig aus, sondern war eher glücklich als er von der Trennung erzählt hat. Aber vielleicht hat er ja auch schon eine Neue, wer weiß das schon. Klar würde ich mich für ihn dann freuen, auch wenn mich das ganze verletzen würde. Die Wahrscheinlichkeit, dass Manu nun aber etwas von Männern will ist sehr unwahrscheinlich, da er immer nur Freundinnen hatte. Somit verletzt es mich trotzdem, also kann er auch eine Freundin haben, mit der er glücklich ist. Was allerdings zu dem Ganzen nicht passte und meine Gedanken wieder hinterfragte, war die Tatsache, dass Manu immer nicht so gut drauf war, wenn es darum ging wie glücklich ich mit meinem Ex zu beginn war. Über die Trennung schien er mehr froh, aber war auch gleichzeitig wütend, da ich so behandelt wurde. Die anderen fünf zeigten auch, wie sauer und wütend sie waren, aber Manu war da doch extrem. Es war ganz lustig das anzusehen und doch passte dies überhaupt nicht in mein Gedankenbild. Manu mit Freundin und jetzt könnte man glauben, dass er mehr von mir wollte. War das möglich? War Manu vielleicht doch nicht so heterosexuell wie gedacht? War Manu bisexuell? War Manu selber schwul aber hatte nie etwas gesagt? Waren das alles nur Scheinfreundinnen? Wollte Manu mehr als nur mein bester Freund sein? Hatte Manu Gefühle für mich? Wollten wir beide das gleiche?

Nach einiger Zeit haben wir uns auf den Weg zur Polizei gemacht, welche erst einmal ganz verwirrt waren, dass wir zu siebt dort reinspaziert sind und wir alle gemeinsam zur Vernehmung wollten. Klar ging es nur um mich, aber alle wollten mit und ich war ehrlich gesagt auch froh darüber. So musste ich nicht alleine durch, denn auch wenn es mir leichtgefallen ist, meinen Freunden alles zu erzählen, so war ich jetzt doch sehr nervös. Nicht weil es dieses Mal die Polizei war, der ich alles erzählen sollte, sondern weil ich nicht wusste was passieren wird, wenn mein Ex das rausbekommt. Was würde er dann machen? Würde er versuchen mich erst recht zu verletzen?

Die Polizisten waren zu meinem Glück sehr entspannt und einfühlsam, doch so wirklich schaffte ich es trotzdem nicht alles zu erzählen. Es war als würden meine Gedanken mir den Hals zuschnüren und ich bekomme keine Luft mehr. Schnell steigerte ich mich hinein und ich atmete immer schneller und schwerfälliger. Jegliche Bemühungen mich zu beruhigen verliefen ins Leere und ich sah mich schon in Ohnmacht fallen. Manus Hand, welche auf einmal auf meinem Oberschenkel lag, schaffte es dann, mich wieder zu beruhigen. Während des Gesprächs entfernte Manu seine Hand nicht eine Sekunde und ich legte meine eigene Hand auf seine um mir zusätzlichen Halt zu geben. Nach mehr oder weniger qualvollen Minuten hatte ich dann alles überlebt und wir durften gehen. Vor der Wache wurde ich erst einmal von allen in die Arme gezogen und sie sagten mir, wie stolz sie auf mich waren. Mich hatte das alles aber mehr als nur geschafft und ich war froh, dass ich immer bei einem der Jungs im Arm lag, denn ich glaube kaum, dass meine Beine mich tragen hätten können. Deshalb nahm Manu mich auch kurzerhand hoch und trug mich den ganzen Weg zu sich. Auf dem Weg schlief ich ein und wachte erst nach einiger Zeit auf, da ich einige laute Stimmen hörte. Ich war noch immer bei Manu und die Stimmen kamen von den Jungs, welche gemeinsam FIFA spielten, was immer lauter war als gewohnt. Bisher hatten sie mich noch nicht wahrgenommen, weshalb ich noch kurz Manu beobachtete, bevor ich mich bemerkbar machte.

Joshua: Hey.
Manuel: Na wie geht es dir?
Joshua: Etwas besser, aber ich bin immer noch kaputt.
Leon: Das glauben wir dir, aber du hast es geschafft.
Leroy: Genau du hast es hinter dir und wir stehen immer zu dir.
Joshua: Ja ich weiß und ich bin euch sehr dankbar, dass ihr für mich da seid.
Alphonso: Aber?
Jamal: Sei doch nicht immer so negativ Phonzie.
Joshua: Keine Ahnung. Ich habe Angst, dass wir oder ich irgendwas übersehen habe und die Retourkutsche schlimmer wird als alles davor.
Alphonso: Schau es gab ein aber.
Jamal: Trotzdem musst du nicht so negativ sein.
Serge: Es reicht jetzt, das hilft auch nicht weiter.
Manuel: Egal was kommen soll, bei uns bist du sicher und du musst auch nicht mehr in deine Wohnung, dann kann dein Ex dich nicht finden.
Joshua: Danke Manu und danke auch an euch.

Ich verbrachte die nächsten Tage bei Manu und auch die Jungs sind jeden Tag vorbeigekommen. Zum einen um mich abzulenken und zum andern wollten die auch wissen, wenn es neue Informationen von der Polizei gibt. Doch nichts. Bisher saßen wir auf heißen Kohlen und gefühlt waren die Jungs mittlerweile aufgeregter als ich. Lag aber wahrscheinlich auch daran, dass ich mit jedem Tag der vergeht, ohne dass wir irgendwelche Informationen bekommen, ängstlicher werde und jede Sekunde auf einen Angriff warte. Eigentlich völliger Quatsch, denn mein Ex weiß nicht wo ich bin, gehe ich jetzt einfach mal davon aus, also kann mir auch nichts passieren. Ändert aber auch nichts an meiner Angst und so war ich froh, dass ich keine Sekunde alleine bin. Manu und ich kamen uns auch jeden Tag näher und ich war mir fast schon sicher, dass Manu meine Gefühle erwidert. Wenn wir mit den Jungs Zeit verbringen, dann verhalten wir uns wie immer. Wir haben immerhin selber noch nicht miteinander geredet, auch wenn uns klar war, dass wir die gleichen Gefühle füreinander hatten. Außerdem war ich mir sicher, dass unsere Freunde sowieso schon das Gefühl hatten, dass zwischen uns mehr ist. Wir selber waren aber nicht soweit, weder um dem ganzen zwischen uns eine Bezeichnung zu geben noch um darüber zu reden. Ich wusste, dass Manu mir die Zeit lässt, bis ich soweit bin und dafür bin ich ihm mehr als nur dankbar.

Als wir dann eines Abends mal wieder alleine waren, da der Rest gegangen war, klingelte mein Handy. Die Polizei war dran und sagte mir oder besser gesagt uns, dass sie meinen Ex gefasst haben und er auch alles gestanden hat. Dafür wird er nun hinter Gitter müssen und ich konnte wieder angstfrei leben. Das Strahlen wich mir nicht aus dem Gesicht und auch Manu war glücklich. Nachdem wir die Informationen bekommen haben, haben wir direkt den Rest angerufen, welche sich sofort auf den Weg zu uns machten um zu feiern. Voller Freunde sprang ich Manu in die Arme und legte meine Lippen auf seine. Den überraschenden Kuss erwiderte er und ich war glücklich. Gemeinsam werden wir den Weg gehen und unser Tempo finden. Manu lässt mir die Zeit, das weiß ich und die Jungs werden das ganze nachher wohl auch erfahren, dass zwischen Manu und mir sich mittlerweile mehr entwickelt hat, als eben nur die platonische Freundschaft, welche wir nun seit einigen Jahren geführt haben.

Soooooo.....
Das war es mit diesem OS. Mal ein längerer als üblich. Hoffe er hat euch gefallen. Mit diesem Buch war es das jetzt auch schon. Ein neues Buch ist auch oben und direkt mit einem Wunschkapitel.