Karushu

Karma POV.

Seine lilafarbenen Augen sahen mich die ganze Zeit an, während er auf der Bühne stand und irgendetwas erzählte. Als der Präsident des Schülerrats wurde er dazu aufgefordert, den Schülern etwas davon zu erzählen, was der Schülerrat dieses Schuljahr für Ziele hatte und wie sie diese umsetzen wollten. Ein ziemlich langweiliges Thema, wenn ihr mich fragt.

Doch während seiner ganzen Rede hatte er seinen Blick nicht von mir genommen. Ich erwiderte diesen und starrte ihm somit nun schon seit geschlagenen zehn Minuten in die Augen. Niemandem um uns herum schien es aufgefallen zu sein.

Dafür, dass er unsere Beziehung geheim halten wollte, war das aber nicht gerade unauffällig.

Über die Sommerferien hatten wir erstaunlich viel Zeit miteinander verbracht. Wie es dazu kam? Sein Vater, der Direktor der Kunugigaoka-Mittelschule, war fast die ganzen Ferien nicht zu Hause gewesen. Angeblich auf einer Fortbildung, aber bei diesem Typen wusste man ja nie. Und obwohl wir eigentlich Feinde waren, hatten wir viel Zeit miteinander verbracht. Sehr viel Zeit.

Und irgendwann, ich hatte keine Ahnung wieso oder warum, waren da diese Gefühle. Herzklopfen, Schmetterlinge im Bauch, ein Kribbeln im ganzen Körper. Ich erinnerte mich noch gut an unseren ersten Kuss.

*

"Was hälst du von Pancakes zum Frühstück?" fragte Gakushu an diesem Morgen, als ich in die Küche kam.

"Klingt toll." antwortete ich.

Ja, ich hatte beim ihm übernachtet. Und ja, wir hatten in einem Bett geschlafen! Das war sicher die aufregendste Nacht in meinem Leben....

Ich begann den Tisch zu decken, während er den Teig für die Pancakes machte. Dabei sagte niemand etwas. Auch wenn es eigentlich überhaupt nicht zu mir passte, war ich bei Gakushu immer total ruhig, unglaublich ausgeglichen. Deshalb traute ich mich auch nicht, ein Gespräch anzufangen. Was sollte ich denn sagen? Über was wollte er gerne reden?

"Habt ihr Ahornsirup?"

"Ähm ja... In dem Schrank da oben glaube ich." sagte er und deutete auf einen der Schränke, die an der Wand angebracht waren.

Leider waren diese alle ziemlich weit oben, sodass ich mich ziemlich strecken musste, um ihn erstmal öffnen zu können. Dass dann der Ahornsirup ganz hinten im Schrank stand, machte es nicht gerade besser....

"Brauchst du Hilfe?" fragte Gakushu schmunzelnd und stellte sich neben mich.

"Haha, sehr witzig. Ich kann doch nichts dafür, dass das so weit hinten steht!" beschwerte ich mich.

Doch er legte nur einen Arm um meine Hüfte und griff dann nach dem Sirup. Sofort jagte ein Kribbeln durch meinen Körper und mir wurde unglaublich heiß. Er stand so nah an mir..... Mein Tshirt rutschte etwas nach oben, sodass seine Hand nun auf meiner nackten Haut lag, was es nicht gerade besser machte.

"Hier. Alles okay?"

Schnell nahm ich ihm den Sirup aus der Hand und wand mich aus seinem Griff.

"J-ja, alles bestens!"

Ich drehte mich von ihm weg und deckte den Tisch fertig. Währendessen versuchte ich meinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen....

-

"Das war echt lecker!" sagte ich, als wir fertig mit essen waren.

Gakushu grinste, stand auf und kam auf mich zu. Dann beugte er sich zu mir herunter. Aufgeregt hielt ich die Luft an und meine Augen weiteten sich etwas.

Was machte er denn da?! Wollte er mich etwa küssen?! Aber wieso denn?! Und warum so plötzlich?! Was wird das hier?!

"Du hast da was." murmelte er und wischte mir etwas Ahornsirup von der Nase.

Ich lief rot. Ich hatte total überreagiert! Warum sollte er mich denn auch bitte küssen?

"Ist alles okay? Du bist so rot."

Er legte eine Hand an meine Wange und suchte Blickkontakt.

"E-es ist nichts..." meinte ich leise, doch konnte mich von seinen Augen nicht mehr lösen.

Mein Herz schlug inzwischen so schnell, als würde ich einen Marathon rennen.

"Bist du dir ganz sicher?"

Seine Augen wanderten nun zu meinen Lippen und er biss sich auf die Unterlippe. Fuck, das sah extrem heiß aus...

"A-also, ich....-"

Doch mehr konnte ich gar nicht mehr sagen, denn er presste plötzlich seine Lippen auf meine. Erschrocken blieb ich wie erstarrt sitzen und bewegte mich keinen Millimeter, während ich sicher bis in die Haarspitzen rot geworden war. Er küsste mich wirklich!

"Du schmeckst nach.... Ahornsirup..." meinte er und leckte sich über die Lippen.

"D-danke?"

Meine Stimme rutschte in eine höhere Oktave, was mir mehr als peinlich war. Ich legte mein Gesicht in meine Hände, damit er mich nicht länger ansah.

"Du bist süß, Karma."

*

Doch Gakushu wollte nicht, dass unsere Beziehung in der Öffentlichkeit stand. Es waren zwei Gründe, die er mir nannte, die aber beide etwas mit seinem Vater zu tun hatten.

1. Er hatte Angst vor der Reaktion seines Vaters, dass er mit einem Jungen zusammen war. Dass er schwul war. Sein Vater war unglaublich streng mit ihm, als Schüler als auch als Sohn. Ob er das so gut aufnehmen würde, wusste ich auch nicht...

2. Ich war in der E-Klasse. Seit diesem Schuljahr. Und die E-Klasse war die meist verabscheuteste Klasse der ganzen Schule. Und da war auch der Direktor keine Ausnahme. Er behandelte die E-Klasse genauso schlecht wie die Schüler aus dem Hauptgebäude. Gashuku war der beste Schüler der gesamten Schule, wenn jetzt heraus käme, dass er mit mir, einem E-Klässler, zusammen war, würde sein Vater sicher Kleinholz aus ihm machen.

Ich hatte ihm also wohl oder übel zustimmen müssen, auch wenn ich natürlich jedem Mädchen, das ihn gerade ebenfalls anstarrte, sagen sollte, dass ich mit ihm zusammen war.

Aber sicher würden wir uns irgendwann öffentlich machen können, da war ich mir sicher....

-

"Mein Vater ist heute wieder nicht da.... Willst du mit zu mir kommen?" fragte Gakushu mich.

Wir hatten uns einen Treffpunkt ausgemacht, wo wir uns nach der Schule ungesehen treffen konnten, um nach Hause zu gehen.

"Liebend gerne." antwortete ich.

Wir liefen entspannt nebeneinander her und erzählten uns von dem heutigen Tag. Über Koro-sensei hatte ich ihm natürlich erzählt. Dieser gelbe Oktopus war wirklich etwas nervig, wie er sich als Lehrer aufspielte, doch ich war gespannt, in was sich das Ganze entwickeln würde...

Gentleman like öffnete mein Freund seine Haustür und hielt sie mir offen, sodass ich eintreten konnte. Ich haute ihm gehen die Schulter.

"Dummer Idiot."

Gakushu lachte und schloss mich in seine Arme, als die Tür hinter uns ins Schloss fiel. Glücklich darüber, endlich wieder in seinen Armen liegen zu können, lächelte ich.

"Und was machen wir jetzt?"

Ich zuckte mit den Schultern. Am liebsten wollte ich den restlichen Tag so mit ihm hier stehen und seinem Herzschlag lauschen, der bestimmt genauso schnell ging, wie meiner. Doch es fühlte sich gut an, zu wissen, dass diese Umarmung die gleiche Wirkung bei ihm hatte wie bei mir.

"Also ich müsste Hausaufgaben machen, lernen.....mich um dich kümmern...."

"Das klingt ja so, als wäre ich ein kleines Kind, das nach Aufmerksamkeit bettelt." sagte ich empört.

"Ein kleines Kind bist du nicht, aber nach Aufmerksamkeit bettelst du schon."

Ich wollte gerade widersprechen, als er mich küsste. Vor Aufregung war meine ganze Empörung von gerade verschwunden und ich erwiderte den Kuss. Lächelnd schlang ich meine Arme um seinen Hals, während er seine Hände an meine Hüften legte.

Wir konnten gar nicht genug voneinander kriegen und küssten uns immer stürmischer. So bemerkten wir auch nicht, wie die Haustür aufgeschlossen wurde und eine Person das Haus betrat.

Erst ein lautes "Was ist denn hier los?!" ließ uns auseinander fahren.

Vor uns stand Gakuho Asano, Gakushus Vater. Ich trat einen Schritt von meinem Freund weg, während dieser seinem Vater erklären wollte, was hier vor ging.

"Vater, ich und Karma.... wir sind zusammen.... Seit ungefähr zwei Wochen."

"Du bist mit einem Jungen zusammen?!" rief der Direktor der Kunogigaoka aufgebracht.

"Problem damit?"

Ich wusste, dass das Verhältnis der beiden nie sonderlich gut war, doch trotzdem fand ich es schlimm, mit anzusehen, wie ein Vater seinen Sohn so verachtete, nur weil er schwul war.

"Verschwinde! Ich will dich hier nie wieder sehen! Mein Sohn und schwul, niemals!"

Gakushu stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Ich selbst hätte nicht mit dieser Reaktion gerechnet. Wollte gerade wirklich seinen 15jährigen Sohn rausschmeißen?

"Verschwindet! Beide!"

Gakushu schob sich an ihm vorbei und ließ die Haustür hinter dich zuknallen.

"Sie sind wirklich der abartigste Vater, den ich jemals gesehen habe." sagte ich und sah ihn dabei kalt an.

Danach folgte ich Gakushu nach draußen. Dieser stand an der Hauswand gelehnt und hatte sein Gesicht mit seinen Händen bedeckt.

"Es tut mir so leid..." murmelte ich und stellte mich neben ihn.

Er schüttelte den Kopf.

"Du kannst doch nichts dafür.... Ich bin froh, dass wenigstens du noch da bist."

Ich trat so nah an ihn, dass unsere Schultern sich berührten.

"Du kannst sicher bei mir unterkommen. Meine Eltern haben bestimmt nichts dagegen."

"Wirklich?"

Gakushu hob seinen Blick und sah mich an. Ich nickte. Glücklich zog der Größere mich in einen sanften Kuss.

"Ich liebe dich so sehr..." hauchte er gegen meine Lippen.

"Und ich dich erst..."

1482 Wörter

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