Kapitel 6
In den folgenden zwei Tagen hatte ich das Gefühl, dass wir zwischen Jueyun Karst und Guili Ebene immer wieder die gleichen Wege liefen und uns im Kreis bewegten. Natürlich waren es immer ein paar Unterschiedliche Stellen, doch es befand sich immer irgendwo zwischen Jueyun Karst und Guili Ebene. Auch wenn ich das Gefühl hatte, dass wir uns eher auf das Gebiet bei der Guili Ebene konzentrierten. An sich fand ich das überhaupt nicht schlimm, doch der Fakt, dass Xiao mich komplett im Dunkel ließ, nagte an mir.
Ich hatte keine Ahnung, was er damit bezwecken wollte, dass wir uns immer im gleichen Gebiet bewegten. Ich hatte überlegt, ihn darauf anzusprechen, doch so, wie ich ihn bisher kennengelernt hatte, würde er es mir sowieso nicht erzählen. Trotz dessen, dass ich irgendwie ein wenig auf ihn sauer war, genoss ich seine Anwesenheit komischerweise.
Als er mich vor zwei Tagen mit der gelben Blume aufgemuntert und mich angelächelt hatte, hatte ich mir selbst die Herausforderung gestellt, ihn wieder zum Lächeln zu bringen. Er lächelte einfach viel zu selten. Etwas sagte mir, dass er nicht ohne Grund so wenig Emotionen zeigte. Nach wie vor hatte ich das Gefühl, dass ihn etwas belastete und das eine Vergangenheit an ihm klebte, mit der er nicht abschließen konnte. Und diese Lasten brachten Xiao dazu, so wenig zu sprechen, sowie Emotionen zu zeigen, da war ich mir sicher.
Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, dass Xiao stehen geblieben war. Beinahe wäre ich in den Älteren rein gelaufen. Ich hob meinem Kopf um Xiao ansehen zu können. Der Dunkelhaarige hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und spähte hinter dem Felsen hervor, hinter dem wir uns befanden. Er verdeutlichte mir, dass ich leise sein sollte und ich nickte verstehend. Während wir also, auf was auch immer, wartenden, ließ ich meinen Blick schweifen. Die Sonne ging gerade unter und malte den Himmel in den schönsten Farben.
Als die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war und sich die Dunkelheit über Teyvat legte, dauerte es nur noch eine kurze Zeit, bis Xiao sich plötzlich bewegte. Er verdeutlichte mir mit einer Handbewegung, dass ich hinter dem Felsen warten sollte, was ich auch tat. Xiao hingegen setzte seine Maske auf und sofort umwaberte ihn wieder eine gewisse Dunkelheit. Erneut spürte ich gleichzeitig Angst und Faszination. Doch bevor sich diese Gefühlsregungen vertiefen konnte, war Xiao auch schon verschwunden.
Ich lehnte mich etwas nach vorne, um hinter dem Felsen hervor sehen zu können. Was ich da sah, ließ mein Herz für eine Weile aussetzen. Wir befanden uns bei einem Lager von Schatzräubern, was durch Feuer erleuchtet war. Das Seltsame war jedoch, dass sich nur ein einziger Schatzräuber dort befand. Wahrscheinlich waren die anderen gerade unterwegs und dieser Einzelne hier bewachte das Lager. Xiao schlich sich so leichtfüßig an den Schatzräuber heran, als würde er soetwas täglich machen. Und kaum hatte er den Schatzräuber erreicht, schien Xiao ihn regelrecht zu überfallen.
Die Aktion dauerte nur wenige Augenblicke und dann hatte der Ältere den Schatzräuber völlig unter Kontrolle. Mit einem Arm, den er um den Hals des Mannes geschlungen hatte, behielt Xiao ihn im Griff. Direkt darauf nahm er seine Maske ab und wirkte wieder wie ein normaler Mann. Ich hatte keine Ahnung, was diese Aktion für einen Zweck hatte.
Bevor ich darüber nachdenken konnte, stürmte ich aus dem Schatten des Felsens hervor und ging schnurstracks auf Xiao zu. Ich verspürte Wut, weil ich es überhaupt nicht gut hieß, dass Xiao solche Methoden anwandte. Als ich mich den beiden Männern näherte, sah mich der Schatzräuber an. Sein Augen voller Angst. Kaum war ich nah genug, spürte ich auch schon Xiao seine angsteinflößende Präsenz, die noch eine Nachwirkung der Maske sein musste.
"Was soll das?!", fragte ich direkt und war mir sicher, dass man mir meine Wut anhören konnte. Xiao hingegen sah mich ungerührt an. "Nur so kriegen wir ihn zum reden", gab er von sich und ich war überrascht, dass er mir überhaupt auf meine Frage antwortete. Doch dann übernahm die Wut wieder die Oberhand. "Nein, es gibt defintiv andere Methoden!" Mein Blick glitt zu dem Schatzräuber, der mich nach wie vor verängstigt ansah und sofort machte sich das Mitleid in mir breit.
Ich schloss meine Augen, atmete tief ein und aus und schluckte meine Wut herunter. Dann wandte ich mich dem Schatzräuber zu. "Wirst du mit uns reden und nicht weg laufen?", fragte ich weitaus ruhiger und sah den Mann eindringlich an. Dieser nickte hastig und man konnte ihm die Erleichterung vom Gesicht ablesen. Ich wandte mich zu Xiao und sah ihn ernst an. Der Dunkelhaarige ließ den Mann langsam los, aber betrachtete ihn dennoch misstrauisch. Der Schatzräuber fiel schwer atmend auf die Knie und brauchte einen Moment, bis er sich wieder gefangen hatte. Danach setzte er sich ordentlich hin und sah mich erwartungsvoll an. Xiao würdigte er nicht einen Blickes.
Ich musste mir ein Grinsen verkneifen und wandte mich dem Schatzräuber zu. "Ich bin Mei", sagte ich erstmal und reichte dem Mann die Hand. Ich wollte ihn etwas beruhigen und von dem Geschehenen ablenken. Zögernd ergriff dieser meine Hand und schüttlte sie leicht. "Li", stellte er sich ebenfalls vor und ich lächelte ihn an. Er schien etwas älter als ich zu sein.
"Was wollt ihr von mir?", fragte Li und die leichte Angst in seiner Stimme war kaum zu überhören, dennoch sah er zuversichtlicher aus als vorher. Ich wandte meinen Blick zu Xiao und verschränkte meine Arme vor meiner Brust. "Ja, Xiao. Was wollen wir von ihm?", fragte ich etwas trotzig und ich war mir sicher, dass Xiao bewusst war, dass ich sauer auf ihn war. Ich hob fragend eine Augenbraue und Xiao sah mich noch kurz mit einem undefinierbaren Blick an, bevor er sich dem Schatzräuber zuwandte.
Kaum hatte er das getan, zog er aus einer seiner Taschen den Beutel voller Mora mit dem Fatui Logo drauf. Es war der Beutel den er bei einem der Schatzräuber gefunden hatte, die mich überfallen hatten. Er hielt den Beutel vor Lis Augen und der Schatzräuber brauchte nicht lange, um vor dem Beutel zurück zu schrecken. Ich sah ihn verwirrt an, doch er sagte nur: "Die Fatui!"
Xiao nickte und ließ den Beutel wieder verschwinden. "Was hat es mit diesem Sack voller Mora von den Fatui auf sich?", fragte Xiao und sah Li ernst an. Li senkte seinen Blick auf den Boden und schwieg eine Weile, bevor er uns langsam wieder anschaute.
"Habt ihr diesen Sack Mora von einem Schatzräuber?", fragte Li stattdessen und ich stimmte zu. Li nickte verstehend und überlegte. Wahrscheinlich dachte er darüber nach, wie viel er uns anvertrauen konnte. Xiao neben mir wurde ungeduldig, das spürte ich. Ich stupste den Dunkelhaarigen in die Seite und als er mich ansah, verdeutlichte ich ihm, dass wir Li Zeit lassen sollten.
"Das Mora aus dem Beutel ist Teil einer Belohnung für eine Mission, die die Fatui angesetzt haben. Und mit Teil meine ich wirklich nur einen Bruchteil. Für diese Mission wurden unglaublich hohe Mora Summen versprochen. Das was ihr gefunden habt, war vermutlich die Anzahlung dafür." Li zuckte mit seinen Schultern. Er schien auch nicht besonders viel darüber zu wissen, doch er wusste defintiv etwas. Ich hatte das Gefühl, dass Li uns noch etwas verschwieg und Xiao schien den gleichen Verdacht zu haben, denn er ging auf Li zu und sah ihn eindringlich an.
"Woher weisst du das?"
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Ich werde jetzt versuchen regelmäßiger zu updaten, da mein Schulstress jetzt nach lässt und ich wieder mehr Zeit habe :D
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