Kapitel 36
"Ich denke, ich schulde euch wirklich allen eine Erklärung", gab Signora von sich und sah in die Runde.
"Ihr macht euch vermutlich gerade alle Sorgen um eure Freundin Mei, aber bevor wir einen Plan machen, wie wir sie finden und retten können, müsst ihr wissen worum es hier geht."
Signora erhob sich wieder von ihrem Stuhl und fing an, durch den Raum zu streifen. Ich war nach wie vor erstaunt darüber, wie freundlich diese Frau doch sein konnte, dennoch hatte ich nach wie vor großen Respekt vor ihr.
"Die Sache hier sollte niemals so aus dem Ruder geraten." Die blonde Frau seufzte und mein Blick wanderte währenddessen zu Bao, dessen Hand ich nach wie vor in meiner hielt. Auch er schien noch skeptisch zu sein.
"Aber leider ist sie das." Signora sah uns ernst an. Scaramouche stand nach wie vor schweigend hinter ihr und blickte böse drein.
"In Snezhnaya gibt es im Hauptsitz der Fatui Harbingers eine Art geheimen Raum. Er befindet sich unter dem Gebäude und war gut versteckt. Wir haben den Raum erst vor ein paar Monaten gefunden. Als wir auf den Raum stießen, waren wir mehr als verwirrt, denn der Raum ist verschlossen und kann nur mit einem bestimmten Schlüssel geöffnet werden. Da wir nicht wussten, wozu dieser Raum da sein sollte, haben wir in alten Aufzeichnungen zu dem Gebäude, in dem sich unser Hauptsitz befindet, nachgelesen. Der Raum schien schon lange dort zu sein, aber von dem seltsamen Schloss war, zu dem Zeitpunkt als der Raum gebaut wurde, noch keine Information angegeben, das heißt, es wurde im Nachhinein angebracht."
Signora machte eine Pause und blickte erneut durch die Runde. "Was befindet sich in diesem Raum?", fragte Bao nun neben mir und auch ich hatte mir diese Frage bereits gestellt.
"Das haben wir uns auch gefragt, doch nirgendwo standen dazu Aufzeichnungen. Wir wissen auch nicht, wie lange das, was dort in dem Raum ist, schon dort eingeschlossen ist, aber es können nicht mehr als dreißig oder vierzig Jahre sein. Das was dort drin ist, könnte von Bedeutung sein und aus diesem Grund haben wir versucht, herauszufinden, was dort versteckt gehalten wird. Aber wir sind nicht fündig geworden. Aus diesem Grund wollten wir versuchen, den Raum zu öffnen, doch das geht nur mit den Schlüsseln, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Das Schloss ist so aufgeteilt, dass zwei Würfel mit bestimmten Einkerbungen hinein geschoben werden, erst dann lässt sich das Schloss öffnen. Einen Schlüssel haben wir gefunden, er war in unserem Gebäude versteckt."
Signora seufzte. "Probeweise haben wir ihn in das Schloss geschoben, doch wie zu erwarten war, ließ sich die Tür nicht öffnen. Aber sobald der Schlüssel im Schloss war, sprang neben der Tür ein kleines Fach auf, was uns vorher nicht aufgefallen war. In diesem Fach waren ein paar wenige Briefe. Wir wissen nicht, zu wem dieser Briefaustausch gehört, aber die Briefe schienen auch schon älter zu sein. Wir haben die Briefe durchgelesen und fanden in ihnen einen Hinweis darauf, wo sich der zweite Schlüssel befindet. Außerdem gaben die Briefe auch Preis, was sich möglicherweise in dem Raum befindet."
Ich hörte Signora aufmerksan zu und fragte mich, wo das hier hinführte. Xiao, der nach wie vor an der Wand stand, hatte seine Arme verschränkt und wirkte angespannt.
"Es wurde zwar nicht genau gesagt, was in dem Raum ist, aber ich denke, es sind Dokumente", gab Signora von sich und ich blinzelte verwirrt.
"Warum denkt ihr, dass es Dokumente sind?", fragte Li und sah Signora fraglich an.
"In den Briefen war die Rede von einer Art Kettenreaktion. Es ging darum, dass man einflussreiche Kaufleute und mächtige Leute, die in Teyvat regieren, gegeneinander aufbringt. Das würde dazu führen, dass unter den Kaufleuten weniger Geschäfte stattfinden würden und es gäbe weniger Waren und die Kaufläute würden große Verluste machen. Die mächtigen Leute in Teyvat würden ebenfalls Verluste erleiden und es würde im schlimmsten Falle zum Krieg untereinander kommen. Aber auch ohne Krieg würde die Wirtschaft immer mehr in sich zusammenfallen und die Menschen würden irgendwann an Hunger und Armut leiden, keiner würde sich mehr Lebensmittel kaufen können. Die Regierenden wären gezwungen, etwas zu unternehmen, wenn sie nicht wollen, dass das ganze Volk verhungert. Sie würden anfangen zu plündern und das würde im Krieg enden oder sie würden direkt einen Krieg um Lebensmittel und Land anfangen, denn jedes Stück Land, auf dem man Lebensmittel anbauen könnte, wäre wertvoll. Egal, wie man es dreht und wendet, es würde ein Krieg ausbrechen. Und die Menschen würden mitziehen, weil es die letzte Hoffnung wäre. Alle würden sich untereinander abschlachten. Nach einer Zeit des Kämpfens, würden sie aber merken, dass nur der Krieg nichts bringt, dass die Regierenden die kritische Situation nicht im Griff hatten und sie auch nicht in den Griff bekommen würden. Die Menschen würden zunehmend unzufriedener werden und dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis jemand die Regierenden stürzen würde. Und egal, wer dann die Macht übernehmen würde, die Menschen würden demjenigen folgen, solange es Hoffnung auf ein besseres Leben gibt. Hoffnung, dass der Hunger und das Leiden ein Ende finden würden. Die, die dann an der Macht wären, hätten die Menschen bedingungslos in der Hand."
Alle im Raum wirkten geschockt und auch ich hatte ungläubig meine Augen aufgerissen und spürte Angst in mir brodeln.
"Es geht um den Sturz des jetzigen Systems um an die Macht zu kommen", kam es über meine Lippen, als mich die Erkenntnis erreichte.
Scaramouche nickte und auch Signora bestätigte meine Vermutung. "Ja. Und die neuen Regierenden würden vermutlich ein noch viel schlimmeres System aufbauen, aber bis das jemand verstehen würde, wäre das Unheil schon angerichtet. Und die Menschen würden lange brauchen, um zu verstehen, wo das neue System hinführen würde, einfach, weil sie froh wären, dass jemand neues die Macht hatte. Jemand, der es anders machen würde, als die Vorgänger."
"Aber anders heißt nicht unbedingt besser", sagte Li und Signora nickte.
"Aber bis das jemand verstehen würde, wäre es zu spät", gab sie noch von sich.
Ich schluckte. Das waren viele Informationen, aber ich verstand endlich, worum es hier ging und ich verstand nun auch, warum die sonst so mächtige Signora tatsächlich Angst hatte.
"In den Briefen stand, dass diese Kettenreaktion anhand von Informationen ausgelöst werden sollte. Informationen zu den einflussreichen Kaufleuten und regierenden Personen. Ich vermute, dass diese Informationen soetwas wie Schwachpunkte und Korruption beinhalteten. Informationen, die wirklich jemand Schaden könnten. Wir denken, dass diese Informationen in Schriftrollen und Büchern festgehalten sind und in diesem Raum versteckt sind."
"Deswegen wäre es auch so fatal, wenn die falschen Leute an diese Informationen kommen würde", gab Bao neben mir von sich und Signora nickte erneut.
"Wie ich bereits erwähnt hatte, stand in den Briefen auch ein Hinweis, wo der zweite Würfel versteckt ist und wir machten uns natürlich direkt auf die Suche. Doch der Würfel war weg. Einige Tage später erhielten wir die Nachricht, dass der Würfel womöglich an jemanden in Liyue Harbor geliefert wird. Wir mussten die Lieferung zurückverfolgen und herausfinden, welche Lieferanten für diese Lieferung verantwortlich waren. Wir setzten Schatzräuber an, um die Lieferung zurück zu holen. Wir konnten es nicht selbst tun, da das unnötig viel Aufsehen erregt hätte und wir mussten vermeiden, dass noch mehr Leute von dem Schlüssel erfuhren. Den Rest der Geschichte kennt ihr."
Signora sah nach wie vor besorgt aus und auch über den Raum hatte sich eine bedrückende Stille gelegt. Jeder stand in gewisser Weise unter Schock.
"Der zweite Würfel ist hier, warum wollt ihr uns trotzdem helfen Mei zu befreien?", fragte Li nun und sah Signora skeptisch an.
"Die Person, die Mei entführt hat, hat das vermutlich getan, um an den Würfel zu kommen. Diese Person muss einen oder mehrere Komplizen haben, denn der zweite Würfel wurde vor zwei Tagen aus dem SItz der Fatui Harbingers gestohlen. Wir müssen deren Vorhaben unterbinden."
________________________
Jetzt ist dieses Jahr nun auch schon fast vorbei. Ich habe dieses Jahr viel geschafft, unter anderem, zwei Fanfictions geschrieben. Danke an alle, die hier her gefunden haben, ich hoffe, ihr seid auch nächstes Jahr noch hier.
Ich wünsche euch einen guten Rutsch! :)
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top