Kapitel 31
Es war ein wunderschöner Morgen. Mein Körper war durchströmt von Glücksgefühlen und ich fühlte mich gut. Ich hatte lange nicht mehr so ausgiebig geschlafen.
Als ich meine Augen aufschlug schien mir leicht das Sonnenlicht in die Augen und ich spürte, wie mich jemand hauchzart an meiner Schulter berührte und dadurch drehte ich mich auf die andere Seite. Xiao sah mich mit seinen goldenen Augen an.
Sein Gesicht war ausdruckslos, doch in seinen Augen lag nicht die gewohnte Kälte, weshalb ich noch ein bisschen mehr lächeln musste. Ich konnte nicht anders, als mit meinen Augen Xiao's gesamtes Gesicht abzuwandern und immer wieder festzustellen, wie schön er war. Ich hob wie automatisch meine Hand und strich ihm eine dunkle Strähne aus der Stirn.
Keiner von uns sagte etwas, aber das mussten wir auch nicht. Wir hatten letzte Nacht mit unseren Gefühlen genug gesprochen und für den Moment genügte das.
Xiao und ich lagen noch eine ganze Weile so da und sahen uns an und ich wollte nicht, dass dieser Moment vorbei ging. Schließlich räusperte ich mich.
"Ich sollte aufstehen, Li möchte sicher mit mir trainieren", gab ich von mir und schlug die Decke weg. Wenn ich jetzt nicht aufstand, würde ich es heute gar nicht mehr tun.
Dann erhob ich mich und zog mich an und Xiao tat es mir gleich. Er sagte, wie immer, nicht ein Wort und ich wusste nicht, was er an diesem Tag vor hatte. Als wir an meiner Tür standen, konnte ich nicht anders, als ihm noch einen Kuss auf die Wange zu geben. Dann verließen wir mein Zimmer und ab da trennten sich unsere Wege.
Beim Verlassen der Unterkunft fand ich Li auf, der bereits auf mich wartete. Ich begrüßte ihn mit einem gut gelaunten 'guten Morgen'. Li schmunzelte. "Heute scheinst du ja in bester Form zu sein, mal sehen, was du beim Training raus holen kannst", gab er von sich und ich lachte. "Glaub mir, ich bin immernoch nicht besser", antwortete ich.
Ich sollte recht behalten. Ein wenig später standen wir auf unserer Trainingswiese und ich schaffte immernoch nicht viel mehr, als eine Schlaufe wachsen zu lassen, die Li an Ort und Stelle fest nagelte.
"Ich bin mir immernoch sicher, dass du deine eigenen Kräfte blockierst, ich weiss nur noch nicht genau, wie wir diese Blockade lösen sollen", überlegte Li laut und ich sah ihn an. "Es wäre so viel besser, wenn es jemand gäbe, der auch eine Dendro Vision benutzt und es mir richtig beibringen könnte", gab ich von mir und Li nickte.
"Da hast du durchaus Recht, aber sojemand haben wir gerade nicht hier. Es muss irgendwie anders gehen..."
Während Li nachdachte, sah ich mich in der Gegend um und stellte währenddessen fest, dass sich am Horizont dunkle Wolken gebildet hatten. Es würde sicherlich bald regnen. Generell würde es vermutlich nicht mehr lange dauern, bis es immer veregneter wurde. Der Herbst war nicht mehr weit entfernt und dann würde es wieder kühler werden.
Würde ich dann dieses Abenteuer hier bereits beendet haben oder würden wir immernoch versuchen, eine Lösung für das hier zu finden?
Wer wusste das schon. Ich würde die Antwort finden, wenn der Herbst hier war, aber bis dahin, war noch etwas Zeit.
"Du, Li. Während du dir was überlegst, gehe ich uns ein paar Äpfel holen", gab ich von mir und setzte mich in Bewegung, sobald Li mir zugenickt hatte. Mein Magen knurrte und erst jetzt fiel mir auf, dass ich kein Frühstück hatte.
Ich schlenderte eine Weile über das Gras und lief solang, bis ich einen Apfelbaum gefunden hatte, der reich an Äpfeln war.
Ich fing an, ein Paar zu pflücken und machte mich dann auf den Rückweg. Irgendwann stieß Xiao zu mir und ich hatte schon wieder keine Ahnung, wo er her kam. Er stand plötzlich einfach an meiner Seite.
"Li wird mit seinen Trainingsmethoden nie einen Durchbruch bei dir erzielen", war das Erste, was der Ältere von sich gab.
Ich war überrascht, dass er direkt drauf los redete, dann zuckte ich mit den Schultern. "Besser, als gar kein Training zu haben. So fühle ich mich wenigstens, als würde ich irgendetwas auf die Reihe kriegen, auch wenn das nicht der Fall ist."
Xiao sah mich von der Seite nachdenklich an. "Li sollte lieber eine Trainingsmethode dafür entwickeln, wie er dich selbst als Blockade entfernen kann. Du stehst dir selbst im Weg", gab Xiao weiter von sich und ich seufzte erschlagen.
"Ist mir bewusst", antwortete ich und biss in meinen Apfel. "Weist du denn, wie ich meine richtigen Kräfte entfesseln kann?", fragte ich, doch Xiao schüttelte automatisch mit dem Kopf.
Ich nickte verstehend und aß meinen Apfel weiter. Hätte Xiao eine Methode gekannt, hätte er sie mir sicher schon verraten.
Der Krieger und ich liefen weiter schweigsam nebeneinander her und alles was man hörte, waren die Geräusche, die entstanden, wenn ich von meinem Apfel abbiss. Kurz bevor ich wieder bei Li angekommen war, verschwand Xiao. Einfach so, ohne zu sagen, wo er hin ging. Aber mittlerweile war ich das irgendwie gewöhnt. Ich hatte das Gefühl, dass er ihn immernoch nicht richtig leiden konnte, auch wenn ich nicht wusste wieso.
Ich warf Li einen Apfel zu und der Ältere erzählte mir, dass er immernoch keine aufschlussreiche Idee hatte. Als wir dann beide damit fertig waren, unsere Äpfel zu essen, nahmen wir das Training wieder auf. Und so trainierten wir, bis es schon fast dämmerte. Allerdings waren keinerlei Fortschritte zu verzeichnen.
Und in gewisser Weise zog mich das herunter. Das war auch der Grund, warum ich dann auf der Wiese sitzen blieb, als Li bereits wieder nach Liyue Harbor ging. Ich wollte nachdenken und vielleicht selbst zu einer Lösung kommen.
Doch zu meinem Unglück ergossen sich nur kurz darauf die dunklen Wolken über Liyue, die ich vor einiger Zeit am Horizont gesehen hatte.
Ich wollte gerade aufstehen, als ich auf meinem Koof plötzlich kein Regen mehr spürte, obwohl die Tropfen ganz sicher noch immer zu Boden fielen. Ich schaute verwirrt nach oben und erkannte eine Person, die über mir stand und sich leicht zu mir herunter beugte.
Er trug einen ziemlich großen Hut, der den Regen abschirmte, das erklärte, warum mein Kopf mittlerweile im Trockenen war. Ich schreckte leicht zurück, denn ich erkannte die Person als den Kerl wieder, der mich mit ein paar anderen Schatzräubern gejagt hatte. Angst stieg in mir hoch, sobald ich mich an das unschöne Ereignis erinnerte.
Als ich Anstalten machte, aufzuspringen und weg zu laufen, kniff er seine dunklbau-violetten Augen leicht zusammen und sagte nur warnend: "Lauf jetzt ja nicht weg, sonst muss ich dir weh tun, auch wenn ich das nicht soll."
Ich schluckte hart und nickte langsam. Mir blieb nichts anderes, als ihm zu gehorchen, denn welche Wahl hatte ich schon?
Ich stand langsam auf und sah den Kerl an.
"Was willst du?", fragte ich, weil ich nach wie vor im Unklaren darüber war, warum er es auf mich, anscheinend, abgesehen hatte.
"Das was ich will, ist hier egal. Hier geht es nicht um mich", antwortete er, legte seinen Kopf leicht schief und sah mich aus zusammengekniffenen Augen an. Irgendetwas an ihm war angsteinflößend, doch er schien nicht, als würde er mir gerade etwas antun wollen, weshalb ich mich ein wenig entspannte. Dennoch blieb ich wachsam.
Trotz dessen, dass sein Hut mich zum Teil vom Regen abschirmte, fing ich in dem Regen langsam an zu frieren.
"Du hast zwar das, was wir brauchen, aber Signora will mit euch reden, mit euch allen. Bring mich zu dem Rest der Gruppe", forderte der Kerl und sah mich an. Er verschränkte die Arme vor seiner Brust.
Ich wusste nicht, inwiefern es schlau war, ihn zu meinen Freunden zu bringen. Wer weiss, was er für Pläne verfolgte und ich wollte nicht, dass er sie verletzen konnte.
Andererseits hätte er auch mir schon längst etwas antun können, doch er tat es nicht. Und abgesehen davon, war der Rest meiner Gruppe in Liyue Harbor und dort waren auch noch ganz viele andere Menschen. Er hätte also keine Chance. Er war also regelrecht machtlos unter so vielen. Hoffte ich zumindest.
"Na schön", gab ich seufzend von mir. "Aber wenn du auch nur einem meiner Freunde etwas antust, dann werde ich dir weh tun", sagte ich mit kalter Stimme und meinte es auch so. Für meine Freunde würde ich alles tun, nur damit sie sicher waren.
Ich stand auf und setzte mich in Bewegung und der Kerl, von dem ich mich meinte zu erinnern, dass er Scaramouche hieß, folgte mir im Schlepptau.
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Langsam bewegt die Story sich auf ihren Höhepunkt zu und ich bin so gespannt, was ihr zum weiteren Verlauf der Geschichte sagen werdet ^^
Ich bin für heute fertig mit lernen und gucke jetzt mit Mama The Mentalist.
Habt einen schönen Abend <3
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