Kapitel 27

Xiao's POV

Ich fluchte vor mich hin.

Mei lag in meinen Armen und ich trug sie, doch sie hatte ihr Bewusstsein verloren, als ich sie hochgehoben hatte. Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, was sie für Schmerzen haben musste, wenn sie sogar davon ohnmächtig wurde.

Ich hatte selbst schon extreme Schmerzen aushalten müssen und wusste, wie solche Schmerzen einen verrückt machen konnten.

Mei erschien in meinen Armen so leicht und schwach und es brach mir das Herz, sie so zu sehen. So leblos. Ich musste etwas unternehmen und aus diesem Grund lief ich mit schnellen Schritten auf den nächsten Teleportationspunkt zu. Als ich diesen erreicht hatte, beeilte ich mich, meine Hand darauf zu legen.

Wenige Sekunden später fand ich mich in Liyue Harbor wieder. Ich steuerte das Gasthaus an, in dem wir alle untergebracht waren und legte Mei in ihr Bett, sobald ich ihr Zimmer betreten hatte. Kurz darauf rief ich nach einem Arzt. Schon wenige Augenblicke später erschienen zwei Frauen, die sich sofort um Mei kümmerten.

Und was tat ich? Ich stand hilflos daneben und konnte nichts tun, um ihr zu helfen.
Verzweifelt strich ich mir mit meinen Händen übers Gesicht.

Ich konnte meinen Blick nicht von Mei abwenden. Ihre weißblonden Haare waren zu einem dicken Zopf geflochten und in dem Zopf hingen Blüten. Doch diese Blüten sahen momentan überhaupt nicht schön aus. Die Blumen in ihren Haaren schienen so fehl am Platz zu sein. Sie passten überhaupt nicht zu dem Rest der Kleidung, die Blut besudelt war.

Ich strich mir gehetzt übers Gesicht. Es zog meinen Brustkorb immer weiter zusammen, je länger ich Mei's leblosen Körper vor Augen hatte. Ich hatte so verdammte Angst um sie, dass es in meinem Herz schmerzte.  Angst, dass sie sterben und mich alleine zurück lassen würde.

Plötzlich fühlte ich ein DejaVu und es tauchten Bilder in meinem Kopf auf, die ich sonst erfolgreich verbandte. Ich ließ mich stolpernd auf den Stuhl an der Wand fallen, da die Bilder drohten, mich zu überwältigen.

Blut. Überall Blut. Dann, vor mir, eine Frau. Sie lag in einer Blutlache. Es war ihr eigenes Blut. Ich konnte die Tränen, die mir in die Augen getreten waren, nicht zuruückhalten und sie flossen ungehindert meine Wangen herunter.

Daiyu war gestorben, in meinen Armen und mit Blut besudelt. Und nun lag Mei ebenfalls mit Blut besudelt im sterben. Sie durfte mich nicht auch noch verlassen, nicht sie. Alles nur nicht sie.

Als ich die Frau mit den weißblonden Haaren so betrachtete, stiegen Schuldgefühle in mir auf. Ich hatte Mei nicht immer nett behandelt. Aber ich konnte nicht anders. Es war als würde ich in Hinsicht auf Mei gegen mich selbst kämpfen.

Irgendetwas an Mei zog mich magisch an. Es schien, als könnte ich mich nicht von ihr fern halten. Ihr Lächeln war das Schönste, was ich je gesehen hatte und selbst wenn sie wütend war, sah sie niedlich aus. Aber nicht nur ihr Aussehen war attraktiv, es war ihre ganze Art. Alles an ihr, schien mich zu rufen. Schien mich zu ihr zu ziehen.

Mei war so mutig und sie gab nicht auf. Ich hatte sie beim Kampf Training gesehen und jede ihrer Bewegungen war so sauber, obwohl sie mit der Macht ihres göttlichen Auges nicht wirklich umgehen konnte. Außerderm war sie so lebensfroh und versuchte alle Situationen zu meistern. In gewisser Weise machte mich das stolz.

Doch die Menschen, die man am meisten mag, können einen am meisten enttäuschen.  Mei hatte mich enttäuscht, als ich ihr göttliches Auge gefunden hatte. Ich war enttäuscht, weil sie es mir so lange verschwiegen hatte, dass sie eine Vision besaß. Ich war enttäuscht, weil sie nicht mal auf die Idee kam, es mir anzuvertrauen.

Doch die Entdeckung ihrer Vision hatte mich nicht nur enttäuscht, sondern ich stieß damit regelrecht vor eine Wand. In gewisser Weise hatte es mich aber auch wach gerüttelt. Es hatte mir wieder vor Augen geführt, dass es falsch war, was ich hier tat.

Das mit Mei durfte nicht sein.

Ich liebte Daiyu. Immernoch. Und mit Mei hinterging ich Daiyu. Zumindest fühlte es sich so an. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich immer weiter von Daiyu entfernte, je mehr ich mich Mei annäherte. Ein Schritt Richtung Mei, war ein Schritt weiter Weg von Daiyu. Doch ich wollte Daiyu nicht los lassen. Wenn ich mich nicht an sie erinnerte, wer dann? Meine Liebe zu ihr würde immer present sein. War ich überhaupt im Stande für eine andere Gefühle zu haben, wenn Daiyu immer in meinem Kopf und meinem Herzen war?

Das waren die Fragen, die ich mir dauernd stellte und da reichte es schon, Mei nur anzuschauen, um mir selbst noch mehr Fragen zu stellen. Das mit Mei war in jeder Hinsicht falsch für mich und doch konnte ich mich einfach nicht von ihr fern halten. Sie war wie ein Magnet, der mich anzog. 

Und das war der Punkt. Mein Körper und ein Teil meines Herzens wollte Mei doch mein Verstand und der andere Teil meines Herzen bildeten das genaue Gegenteil dazu und ließen mich Schuldgefühle fühlen und alles in Frage stellen.

Ich stand mir selbst im Weg, das wusste ich. Doch ich hatte keine Ahnung, wie ich das ändern sollte. 

Ich rieb mir erneut über mein Gesicht, um mich in das hier und jetzt zurück zu holen. Mittlerweile waren noch zwei weitere Frauen in dem Raum und kümmerten sich um Mei. Sie hatten ihr Oberteil aufgeschnitten, um an die Wunde zu kommen. Die Frauen machten irgendetwas an ihrer Wunde, doch das nahm ich nur entfernt wahr.

Alles was ich wirklich intensiv wahrnahm, waren ihr lebloser Körper, ihre geschlossenen Augen und ihr Atem, der immer schwacher zu werden schien. Ich konnte nicht anders, als stumm zu beten, dass sie überlebte. Ich hatte vieles verloren, wenn ich jetzt noch Mei verlieren würde, hätte ich so gut wie niemanden mehr, der mir wirklich wichtig war.

Ich seufzte und wischte mir die letzten Tränen von den Wangen. Weinen brachte nichts, ich musste stark bleiben. Meine Augen brannten leicht, doch das störte mich eher weniger. Das, was mich wirklich störte, war die Erschöpfung, die sich immer mehr bemerkbar machte.

Mir tat alles weh, was unter anderem an dem Flug mit Mei liegen könnte. Es war schwieriger mit jemand einen Windgleiter zu teilen, als ich gedacht hatte. Wenigstens konnte ich sie retten, bevor die Schatzräuber sie gekriegt hatten.

Ich wurde ruckartig aus meinen Gedanken gerissen, als Li herein gestürmt kam. Sein Blick fiel sofort auf mich, sein Ausdruck war panisch. "Was ist passiert?", fragte er und klang gehetzt. Ich seufzte.

"Schatzräuber. Und zwar ziemlich viele. Sie haben Mei gejagt. Ich konnte sie weg bringen, bevor sie sie schnappen konnten, aber sie haben Mei angeschossen", erklärte ich mit leiser Stimme. Li nickte verstehend.

Ich wandte meinen Blick von dem Dunkelhaarigen ab und fokussierte mich wieder auf Mei's regungslosen Körper, während ich mich auf einen Stuhl setzte. In der Zeit, in der ich sie ansah, wurden die Geräusche um mich herum immer leiser und rutschten immer weiter in den Hintergrund, bis sie irgendwann ganz verklungen waren. Dann wurde es schwarz vor meinen Augen und ich driftete in den Schlaf ab.

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Da hätte ich doch zwischen dem ganzen Schulstress beinahe vergessen zu updaten o.O
Diesmal ein Kapitel aus Xiao's Perspektive und ich hoffe, dass damit schonmal ein paar Dinge in Hinsicht auf Xiao's Verhalten geklärt wurden ^^

Während ihr lest, gehe ich jetzt Genshin spielen und Artefakte für Ningguang farmen. Einen schönen Abend euch ^^

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