Kapitel 26

Lien und ich sprangen auf, sobald wir die Schatzräuber erblickt hatten. Die Gleichaltrige wandte ihren Blick zu mir und in ihren Augen stand pure Panik. Kurz darauf rannten wir beide los.

Lien rannte in Richtung des Teleportationspunktes, den ich vorhin gesehen hatte. Ich fluchte leise, ehe ich ihr nach rannte. Klar, es war am schlausten, einen Teleportationspunkt zu verwenden. Aber teleportieren bereitete mir nach wie vor Schwierigkeiten. Letztes mal war es akzeptabel gewesen, weil Xiao bei mir gewesen war. Aber jetzt? Jetzt stand ich außerdem unter Stress, was das Ganze nicht wirklich besser machte.

Lien war ein Stück vor mir und ich lief ihr nach. Die Schatzräuber hingen uns im Rücken und ich beschleunigte mein Tempo. Meine Beine brannten bereits vor Anstrengung, doch ich drosselte mein Tempo nicht. Als Lien den Teleportationspunkt erreicht hatte, war sie auch wenige Sekunden danach verschwunden. Ich atmete erleichtert aus. Wenigstens einer von uns war in Sicherheit. Ich hielt weiter auf den Teleportationspunkt zu und machte mich mental schon bereit dazu, mich zu teleportieren.

Doch ich erreichte den Teleportationspunkt gar nicht erst. Rechts von mir erschien eine weitere Person, die auf mich zuhielt und ich musste ausweichen, weg von dem Teleportationspunkt. Ich schlug einen Haken nach links, doch merkte, dass es immer enger wurde. Sie fingen an, mich einzukreisen.

Warum hatte ich jedesmal so ein Pech?

Ich kniff meine Augen kurz zusammen und versuchte, mein Tempo weiter zu beschleunigen. Doch ich stieß an meine Grenzen. Meine Muskeln schmerzten, ich konnte nichts mehr heraus holen.

Die Schatzräuber zogen langsam aber sicher einen Kreis um mich, gleich würde ich gefangen sein. Ich bereitete mich schon darauf vor, mich verteidigen zu müssen, als plötzlich jemand nach meiner Hand griff und mich in eine andere Richtung zog.

Ich sah Xiao an, der vor mir lief und meine Hand fest umschlossen hielt. Mein Herz fühlte sich gleich viel leichter an. Wie er es jedes mal schaffte, mich aus brenzlichen Situationen  zu retten, war mir ein Rätsel, doch ich war ihm dankbar.

Ich konnte nicht anders, als mich nochmal umzudrehen. Die Schatzräuber hielten weiter auf mich zu und die Person, die von rechts gekommen war, ebenfalls. Er hob sich optisch von den anderen ab. Während die Schatzräuber hauptsächlich braun trugen, trug er dunkle Klamotten, hatte Dunkelblaue Haare und trug einen großen Hut auf seinem Kopf.  Ich kannte ihn, doch ich wusste nicht woher. Dennoch war sein Erscheinungsbild äußerst einprägsam.

Ich drehte meinen Kopf wieder nach vorne und bemerkte genau in diesem Moment, dass Xiao mitten auf eine Klippe zuhielt. Ich riss die Augen geschockt auf und mein Herz sackte ab. "Xiao, da ist eine Klippe!", schrie ich, doch der Krieger reagierte nicht darauf.

Er hielt weiterhin auf den Abgrund zu und zog mich weiterhin mit sich mit. Die Panik in mir stieg weiter.

"Spring!", rief Xiao mir zu, kurz bevor wir den Abgrund erreichten. Ich tat was Xiao mir sagte und sprang, ohne länger darüber nachzudenken. Ich hielt die Hand des Älteren fest umklammert. Ich konnte nicht anders, als nach unten zu schauen und spürte die Angst, als ich merkte, wie tief es runter ging.

Die kurze Zeit, die ich ohne Halt fiel, kam mir wie eine Ewigkeit vor. Dann hörte ich einen Schuss und plötzlich breitete sich ein Schmerz in meinem Bauch aus. Doch den nahm ich kaum wahr, was vermutlich an dem Adrenalin lag.

Es dauerte nur winzige Augenblicke, bis der Fall aufhörte. Xiao hatte mich blitzschnell an sich gezogen und ich hatte augenblicklich meine Arme fest um seinen Körper geschlungen, während Xiao seinen Windgleiter ausgebreitet hatte.

Ich wusste erst nicht, was gerade passierte, bis mir klar wurde, dass wir flogen. Ich staunte nicht schlecht, als ich die grauen Flügel auf Xiaos Rücken erblickte. Ich wusste nicht, wie der Mechanismus des Windgleiters funktionierte. Man konnte die Flügel eingefaltet die ganze Zeit auf den Rücken tragen und sie dann blitzschnell ausbreiten. Aber wie das funktionierte, hatte ich nie verstanden.

Plötzlch fiel es mir wie Schuppen von den Augen. "Hast du damals, als wir in Mondstadt waren, etwa deinen Flugschein gemacht?", fragte ich erstaunt und Xiao nickte nur.

Ich drehte meinen Kopf nochmal nach hinten und erblickte die Schatzräuber, die an der Klippe standen und uns finster nach sahen. Ich war froh, dass ich ihnen entkommen war.

Xiao und ich flogen nicht besonders lange, aber es war trotzdem sehr anstrengend, mich an seinem Körper fest zu halten. Auch der Fakt, dass Xiao einen Arm um mich geschlungen hatte, um mich festzuhalten, machte die Sache auch nicht gerade leichter.

Als wir uns dem Boden näherten, glitten wir ganz sanft im Wind, bevor wir landeten. Und in dem Moment, wo meine Füße den Boden berührten, flammte plötzlich höllischer Schmerz in meinem Bauch auf. Es war der Schmerz, den ich während des Fluges die ganze Zeit verdrängt hatte.

Doch jetzt wurde er immer schlimmer und ich presste meine Hände auf die Stelle. Kaum hatte ich meine Hände dort platziert, waren sie blutrot. Das Blut fing an, auf den Boden zu tropfen und färbte meine Kleidung rot. Anscheinend hatte die Wunde schon während des Fluges geblutet, aber ich hatte es nicht bemerkt.

Der metallische Geschmack des Blutes war plötzlich in meinem Mund und ich verschluckte  mich leicht daran.

"Xiao...", flüsterte ich unter Schmerzen, bevor ich auf den Boden sackte. Meine Beine gaben einfach nach und ich hatte plötlich keine Kraft mehr. Xiao wirbelte schnell zu mir herum und kniete sich neben mich.

"Mei", flüsterte er und die Panik stand deutlich in seinen Augen geschrieben. Sein Blick wanderte zu meinem Bauch und er schob vorsichtig meine Hände weg, die ich immer noch auf die Wunde gepresst hatte. Er versuchte ein Stück Stoff meiner Kleidung, welches noch nicht blutgetränkt war, auf meine Wunde zu pressen.

Doch auch dieses Stück Stoff war nach kurzer Zeit blutrot. Xiao's Blick fand meinen und wieder sah ich die Panik in seinen Augen, die mein Herz schmerzhaft zusammen ziehen ließ. "Hey, Xiao..", sagte ich leise und versuchte mich an einem kleinen Lächeln.

"Mach dir keine Sorgen", flüsterte ich, doch ich konnte meinen eigenen Worten nicht glauben. Ich wollte einfach nur, dass die Panik in Xiao's Augen verschwand. Der Schmerz in meinem Bauch wurde jedoch immer schlimmer und ich spürte, wie der Rand meines  Blickfeldes schwarz wurde.

Es würde sicher nicht mehr lange dauern, bis die Ohnmacht eintrat.

Würde ich so sterben? Diese Frage schwirrte plötzlich in meinem Kopf. Ich wollte nicht sterben. Nicht so. Plötzlich traten mir Tränen in die Augen. Ich hatte Angst vor dem Tod.

Xiao griff nach meiner Hand und hielt sie fest. Sein Gesicht sah so unendlich traurig und panisch aus, dass mein Herz schmerzte. Es tat weh, ihn so zu sehen. Doch dann wurde sein Blick entschlossen.

"Nein, Mei, ich lasse dich hier nicht sterben", sagte er plötzlich.

"Xiao, du musst ni-" "Doch, ich muss", unterbrach er mich. Kurz darauf schob er seine Arme unter mich und hob mich hoch. Er versuchte, dabei vorsichtig zu sein, doch es tat trotzdem höllisch weh. Ich stöhnte schmerzerfüllt auf.

Mein Sichtfeld verschwamm weiter und diesmal konnte ich es nicht zurück drängen. Die Dunkelheit am Rande meines Sichtfeldes breitete sich rasend schnell aus. Dann war alles schwarz.

______________________________

Guten Morgen ⛅
Ich habe heute schulfrei und bin trotzdem schon seit dreiviertel sieben wach ^^ Seid ihr auch so ein früher Vogel wie ich oder eher nicht so?

Ich werde heute den ganzen Tag mit einer Freundin verbringen, deswegen kommt dieses Kapitel hier auch schon am Morgen.
Ich wünsche euch einen zauberhaften Tag!

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top