Kapitel 23
Li sollte Recht behalten. Jetzt, wo ich eine Motivation hatte, gut zu werden, verlief mein Training deutlich besser. Dennoch war es sehr anstrengend und ermüdend und es ging trotzdem nicht so schnell voran, wie ich es mir wünschte.
Manchmal wäre es wirklch praktisch, wenn man nur mit dem Finger schnippsen müsste, um irgendwas zu meistern. Doch leider lief das Leben nicht so. Man musste das, was man wollte, selbst erreichen. Leider war das manchmal ziemlich anstrengend. Deshalb war ich umso froher, dass Li mir heute den Tag frei gegeben hatte.
Li wollte heute irgendwen besuchen, allerdings erwähnte er nicht, wen. Jedenfalls war ich dadurch heute vom Training befreit und war mehr als erleichtert darüber. Ich hatte mich entschieden, Liyue Harbor zu verlassen und schlenderte nun durch die Gegend. Ich hatte wieder einmal keine Ahnung, wo ich mich gerade befand, doch das war mir in dem Moment recht egal.
Ich genoss die seichte Brise, die meine Haut streichelte. Meine langen Haare hatte ich wieder zu einem Zopf geflochten.
Nach dem ich eine ganze Weile gelaufen war, blieb ich in einer kleinen Blumenwiese stehen. Ich wusste nicht warum, aber ich mochte Blumenwiesen. Sie waren einfach jedesmal so freundlich und hell. Ich musste wie automatisch lächeln und kniete mich hin. Meine Hände strichen sanft über die Blumen und verliehen mir ein Glücksgefühl.
Ich fing an, ein paar Blumen zu pflücken und sie wieder zu einem Kranz zusammen zu binden. Währenddessen vergaß ich einfach alles um mich herum und befand mich mit meinen Gedanken nur im hier und jetzt.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich erst wieder in die Realität zurück kam, als jemand auf mich zugerannt kam, mich mit einem Arm umschlang und mich somit zur Seite zog. Kurz darauf schlugen einige Feuerbälle genau dort ein, wo ich bis vor ein paar Sekunden noch gesessen hatte.
Ein Schock durchfuhr meinen gesamten Körper und ich war unfähig mich zu bewegen. Neben mir saß Xiao auf dem Boden, der mich mit einem undefinierbaren Blick ansah und leicht außer Atem war. Doch der Blickwechsel hielt nicht lange an, denn der Krieger stieß mich kurz darauf wieder zur Seite, bevor er sich schließlich selbst in Sicherheit rollte. Nur wenige Sekunden später schlugen erneut Feuerbälle zwischen uns ein.
Xiao rappelte sich schnell auf und umgriff den Speer in seiner Hand so fest, dass seine Knöchel weiß hervor traten. Erst jetzt war ich wieder im Stande, mich halbwegs zu bewegen. Ich drehte meinen Kopf und erblickte den Ruinenwächter, der sich in einiger Entfernung zu uns befand und nun zum dritten Mal auf uns zielte.
Ich wollte mein Element anwenden, doch mein Kopf war leer gefegt und mein Körper von Angst gelähmt. Ich wollte fliehen, doch meine Füße gehorchten mir nicht. Ehe ich mich versah, stieß mich Xiao wieder zur Seite und nur kurz darauf hörte ich ihn schmerzerfüllt die Luft einziehen.
Er musste verletzt worden sein.
"Lauf!", rief Xiao mir zu, bevor er schließlich auf den Ruinenwächter zu rannte. Doch mein Körper schien wie erstarrt. Ich wusste nicht was los war, doch als ich aufstehen wollte, gaben meine Beine nach. Wahrscheinlich war es auf die Angst und das Andrenalin zurückzuführen, die in Höchstgeschwindigkeiten durch meinen Körper strömten.
Mein Blick richtete sich auf Xiao, der den Ruinenwächter so schnell attackierte, dass es mir schwer fiel, seine Bewegungen im einzelnen zu erkennen. Nach ein paar Augenblicken setzte der Krieger seine Yaksha Maske auf und augenblicklich spürte ich seine Macht zu mir herüber wallen. Erneut fühlte ich Angst und Faszination zugleich.
Es dauerte nicht lang, bis Xiao den Ruinenwächter besiegt hatte. Ich konnte erkennen, wie der Dunkelhaarige gekonnt auf einem Knie landete und sich an seinem Speer abstützte. Er atmete schwer. Doch dann schnellte sein Blick nach hinten und er stand augenblicklich auf. Danach kam er auf mich zu gerannt.
Als Xiao mich erreicht hatte, machte er nicht mal halt. Er verlangsamte seine Schritte nur und griff nach meiner Hand. Dann zog er mich auf die Beine, während er weiter lief. Ich fiel wie automatisch in sein Tempo ein, doch drehte mich trotzdem noch einmal um.
Und als ich das tat, wusste ich auch, warum wir weg rannten. Ich konnte zwei weitere Ruinenwächter erkennen, die sich mit schweren Schritten auf uns zu bewegten. Die Erde erzitterte unter den Tritten der metallenen Kreaturen. Mir rutschte das Herz in die Hose und ich bekam es mit der Angst zu tun.
Doch bevor ich länger darüber nachdenken konnte, zog Xiao mich auf die Knie, hinter einen kleinen Felsen und nur einige Sekunden später flogen Feuerbälle über unsere Köpfe hinweg. Ich sah den Schwarzhaarigen angsterfüllt an, der meinen Blick nur sehr kurz erwiderte. Er zog mich erneut auf die Beine und wir rannten weiter.
Trotz dessen, dass ich in diesem Moment extreme Angst verspürte, fühlte ich mich auch sicher. Dadurch, dass der Ältere meine Hand immernoch fest in seiner hielt, fühlte ich mich sicher und mein Herz schien höher zu schlagen und das nicht nur, weil wir gerade rannten.
Nach einer Weile fühlte ich, wie mir das Laufen immer schwerer fiel, weil ich keine Kraft mehr hatte. Xiao hingegen schien noch genauso fit wie am Anfang zu sein. Noch immer erschien es mir unreal, dass er mehr als zweitausend Jahre alt sein sollte.
Die Hand des Dunkelhaarigen verlieh mir jedoch die Kraft, weiterzulaufen.
Ich wusste nicht, wie lange wir gelaufen waren, bis Xiao mich endlich hinter einen Felsen zog und endlich stehen blieb. Ich fiel erschöpft ins Gras, weil meine Beine nachgaben. Meine zitternden Hände stützte ich auf meinen Oberschenkeln ab. Meine Lungen brannten und es dauerte einen Moment, bis ich mich wieder halbwegs gefangen hatte.
Ich hob meinen Blick und sah Xiao an, der sich ebenfalls in das Gras gekniet hatte. Seine gold-gelben Augen beobachteten mich besorgt. Als ich ihn so ansah, wurde mein Körper von Erleichterung überrollt und erst jetzt wurde mir bewusst, wie sehr es mich belastet hatte, dass Xiao mir aus dem Weg gegangen war. Erst jetzt wurde mir klar, wie sehr ich seine Anwesenheit vermisst hatte.
Ohne dass ich es verhindern konnte, kullerten mir die ersten Tränen die Wangen herunter. Ich wusste nicht einmal, warum ich weinte. Vor Erleichterung? Oder deswegen, weil es mir so zugesetzt hatte, dass er mich gemieden hatte? Oder war es, weil ich sauer auf mich selbst war, dass ich es mal wieder nicht geschafft hatte, mich selbst zu verteidigen? Was auch immer es war, es sorgte dafür, dass ich an fing zu schluchzen.
Xiao nahm erneut meine Hand, die ich auf mein Oberschenkel gestützt hatte, und zog mich dann ganz sanft zu sich. Dann legte er seine Arme um mich und drückte mich fest an sich. Eine Hand legte er an meinen Hinterkopf und drückte dann meinen Kopf sanft auf seine Schulter. Ich wehrte mich nicht dagegen und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Meine Tränen tropften auf seine Haut und sein Oberteil, doch dass schien ihn nicht zu stören.
Er sagte nichts, doch das musste er auch nicht.
Der Ältere legte seinen Kopf sanft auf meinem ab und strich mir beruhigend über meinen Rücken. Sein Duft stieg in meine Nase und sorgte dafür, dass ich mich ein Stück weit beruhigte, doch die Tränen wollten einfach kein Ende nehmen und mein Körper wurde weiterhin von Schluchzern geschüttelt.
Trotz dessen, dass es momentan zwischen mir und Xiao nicht besonders gut lief, wollte ich gerade nirgendwo lieber sein, als in seinen Armen.
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Ich habe gerade eine Deutsch Klausur hinter mir und mein Hirn ist Matsch. Ich hoffe, das Kapitel gefällt euch dennoch und es sind nicht zu viele Fehler drin XD
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