Kapitel 19

Ich ging so tief in den Teich hinein, bis mir das Wasser zu den Schultern reichte. Ich seufzte erleichtert und fühlte mich befreit. Es war irgendwie so ein loslösendes Gefühl. Ich schloss meine Augen und genoss die Stille und das Gefühl des Wassers auf meiner Haut. Ich drehte mich um meine eigene Achse und das Wasser glitt über meine Haut. Als ich meine Augen wieder öffnete, spiegelten sich noch immer die Laternen im Wasser und mein Herz schien, genau wie die Laternen, zu leuchten.

Ich wusste nicht, wie lange ich so verweilte und den Moment genoss, bis ich etwas vernahm.

"Was machst du hier?", fragte eine Stimme hinter mir vom Ufer aus und ich wusste sofort, dass es Xiao war, der dort stand. Ich schluckte einmal und traute mich nicht, mich umzudrehen, immerhin war ich nackt. Das Wasser reichte mir zwar bis zu den Schultern, aber dennoch fühlte ich mich unbehaglich. Wer hätte denn auch wissen sollen, dass er mich so vorfand?

"Ich sehe mir die Laternen an", antwortete ich stattdessen leise, ohne mich zu Xiao umzudrehen. Ich erhielt keine Antwort darauf. Wahrscheinlich stand er wieder mir verschränkten Armen da und beobachtete mich stumm. Doch nur einige Augenblicke später, hörte ich das Plätschern von Wasser. Wie automatisch drehte ich mich zu dem Geräusch herum und sah Xiao, wie er auf mich zu kam.

Er trug nur noch eine Art Unterhose, ansonsten war er nackt. Die leicht definierten Muskeln auf seinem Oberkörper wurden von den aufsteigenden Laternen in oranges Licht getaucht und trotz dessen, dass ihn sonst immer etwas dunkles zu umgeben schien, sah er in diesem Moment aus, als wäre er geradewegs vom Himmel herabgestiegen. Er sah wunderschön aus und mich überkam aufeinmal das Bedürfnis, mit meinen Fingern seine glatte Haut zu berühren.

Ich schluckte den Klos in meinem Hals herunter und beobachtete Xiao gebannt, wei er immer näher auf mich zu kam. Etwa einen halben Meter vor mir blieb er stehen und sah mich an. Er ließ seinen Blick über mein Gesicht gleiten und der Ausdruck in seinen Augen war endlich nicht mehr kalt und abweisend. Das Wasser reichte ihm bis zur Brust und ich musste erneut schlucken.

"Was machst du hier?", fragte er erneut, leise. Mein Blick traf auf seinen. "Das Tuch, was du mir gegeben hattest... ich wollte das Blut abwaschen, damit ich es dir zurück geben kann", erklärte ich leise. Seine Anwesenheit brachte mich mit einmal total aus dem Konzept und ich wusste nicht einmal wieso. Was machte er nur mit mir?

Xiao nickte langsam, als Zeichen dafür, dass er verstanden hatte. "Sieh nur", gab Xiao nun von sich und deutete hinter mich. Ich drehte mich rum und mir fielen die Laternen in die Augen. Sie hatten neue aufsteigen lassen und es schienen noch viel mehr zu sein, als am Anfang. Ich konnte meinen Blick nicht davon abwenden.

"Wunderschön", hauchte ich und starrte weiter die Laternen an. "Genau wie du", hörte ich es ganz leise hinter mir und war mir nicht sicher, ob ich mich verhört hatte. Hatte Xiao das gerade wirklich gesagt? Ich wollte mich zu ihm herum drehen, um ihn anzuschauen, doch er legte seine Hände sanft auf meine Schultern und hielt mich davon ab.

Ich wusste nicht, warum er das tat, doch ich drehte mich nicht um.

"Hast du die Laterne, die ich dir gegeben habe, steigen lassen?", fragte ich stattdessen und es dauerte eine Weile, bis der Dunkelhaarige hinter mir antwortete. "Habe ich", bestätigte er und ich konnte mir ein kleines Lächeln nicht verdrücken. Er hatte es tatsächlich getan.

"Und hast du auch einen Wunsch drauf geschrieben?", wollte ich wissen und wieder herrschte eine Weile Stille, bis er mir antwortete. "Habe ich", antwortete er erneut. "Verrätst du mir deinen Wunsch?", fragte ich leise. "Nein, du würdest es nicht verstehen", antwortete Xiao und erneut spürte ich einen kleinen Stich im Herzen. "Tut mir leid, ich hätte nicht fragen sollen", gab ich als Antwort zurück. "Das war falsch", fügte ich noch hinzu und hob mein Blick wieder zu den aufsteigenden Laternen an.

"Es ist so vieles falsch", antwortete Xiao nur und erneut konnte ich nicht herausfinden, was hinter diesen Worten steckte. "Es ist auch falsch, dass ich gerade hier bin. Ich sollte hier nicht sein", sagte Xiao leise und mein Herz zog sich wieder ein Stük weit zusammen. Ich musste erneut schlucken. Ein unbehaglisches Gefühl breitete sich in mir aus und plötzlich war der Eindruck, dass irgendetwas zwischen mir und Xiao stand, wieder da.

"Und doch bist du hier", sagte ich wie automatisch. "Stimmt", antwortete Xiao mit leiser Stimme und strich mit einer Hand sanft über meine Schulter. Eine Gänsehaut zog sich über meinen ganzen Körper. Warum konnte Xiao so etwas mit mir anstellen?

"Aber ich sollte nicht hier sein", wiederholte er und zog seine Hand von meiner Schulter zurück. Dann hörte ich, wie er sich bewegte und zwar von mir weg. Ich hörte wie er den Teich verließ und sich vermutlich anzog. Und was tat ich? Ich stand wie angewurzelt da und hätte mich selbst ohrfeigen können. Xiao ließ mich Dinge fühlen die ich nicht gewohnt war, aber verletzte mich zur selben Zeit auch. Warum nahm ich mir alles so zu Herzen, was er sagte?

Nachdem ich mich endlich wieder gesammelt hatte, entschied ich mich das Wasser zu verlassen. Xiao stand, zu meinem erstaunen, noch am Ufer und beobachtete mich wieder. Als er sah, dass ich dabei war, das Wasser zu verlassen, drehte er mir den Rücken zu und ging noch ein paar Schritte weg. Ich war froh, dass er mir meine Privatsphäre ließ.

Ich stieg aus dem Wasser und begann dann langsam, meine Kleider anzuziehen. Es dauerte eine Weile, bis alles wieder sitze und ich auch meine weißblonden Haare wieder etwas gerichtet hatte.

"Du kannst dich wieder rum drehen", sagte ich zu Xiao und der Krieger drehte sich zu mir rum. Er sah mich an, ließ seinen Blick über meinen Körper wandern, bis er meinen Blick wieder auffing. Ein trauriger Ausdruck stand in seinen Augen. Ich wusste nicht was er dachte und das stieg mir langsam zu Kopf. Wenn er mir nur endlich etwas über sich erzählen würde. Andererseits wollte ich ihn auch nicht drängen.

Ich wollte mich gerade auf den Krieger zubewegen, damit ich gemeinsam mit ihm zurück zu den Anderen gehen konnte, doch genau in dem Moment fiel etwas von meiner Kliedung runter. "Du hast was verloren", sagte der Krieger, kam auf mich zu und kniete sich hin, um das Verlorene wieder aufzuheben.

Er nahm das runtergefallene Stück in die Hand und in kurz bevor er die Vorderseite zu sich herumdrehte, wurde mir bewusst, was mir da runtergefallen war. Es war mein Göttliches Auge. Es musste sich irgendwie von meinem Gürtel gelöst haben, als ich mich angezogen hatte, bevor es dann schließlich ganz herunter gefallen war.

Ich wollte Xiao gerade davon abhalten, es sich richtig anzuschauen, doch da war es schon zu spät. Er hatte das runde Objekt bereits zu sich umgedreht und dem Älteren entgleisten mit einmal alle Gesichtszüge. Er sah wie festgewurzelt auf meine Vision und ich konnte nicht mal etwas dagegen tun.

Langsam hob Xiao seinen Blick zu mir und sah mich ungläubig, ja fast schon flehend, an. Er wollte wahrscheinlich, dass ich ihm sagte, dass dieses göttliche Auge nicht meins war. Dass er sich getäuscht hatte und es nicht gerad erst von meinen Gürtel gefallen war.

Doch stattdessen fragte er nur: "Was ist das?"

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Ich habe Orphic gestern Abend zu Ende geschrieben - zu Ende vorgeschrieben. Irgendwie ist es komisch, die Charaktere langsam los zu lassen. Aber Hey, das gute ist, jetzt kann ich endlich regelmäßig updaten, ohne Angst zu haben, dass mir die Kapitel aus gehen :D

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