Kapitel 18
Da der Käufer uns offensichtlicher Weise etwas zu verschweigen schien, wurde mir bewusst, dass die Lieferung tatsächlich einen gewissen Wert besitzen musste. Aber ich sollte mir jetzt nicht länger darüber den Kopf zerbrechen. Wir als Gruppe hatten entschlossen, heute einfach das Laternen Festival zu genießen, denn dieses Festival schien ziemlich schön zu sein. Zumindest von dem, was man an Gesprächsfetzen auffasste, wenn man an den Leuten vorbei lief.
Trotz den Umständen bekam ich über den Tag hinweg immer bessere Laune. Dies ging so lange, bis ich das Lächeln auf meinen Lippen nicht mehr zurück halten konnte. Die ganzen Gedanken schienen endlich in den Hintergrund gerückt zu sein und ich konnte mich endlich mal ein wenig entspannen.
Meine Finger bastelten behutsam die orange Laterne zusammen, die ich in meinem Schoß abgelegt hatte. Es war die erste Laterne, die ich in meinem ganzen Leben baute und es machte mir unglaublich viel Spaß. Neben mir saß ein kleines Mädchen, mit geflochteten Zöpfen, die ziemlich süß aussah. Ich lächelte sie an und sie lächelte zurück. Daraufhin machte sie meiner Laterne ein Kompliment, was mich nur noch glücklicher machte.
Mein Blick löste sich von dem Mädchen und glitt weiter nach rechts, wo Xiao in einiger Entfernung an einen Stein gelehnt stand. Die angespannte Stimmung zwischen uns war zu spüren, doch Xiao ließ mich trotzdem keine einzige Sekunde aus dem Blick. Ich hatte keine Ahnung, was seine Mission war, aber ich lächelte ihm trotzdem zu. Wie bereits erwartet, lächelte er nicht zurück. Aus diesem Grund wandte ich mich dann auch wieder der Laterne zu und bearbeitete diese weiter.
Ich war in meine Arbeit so vertieft, dass ich den Blick erst wieder hob, als die orange Laterne endlich fertig war. Sie sah schön aus und es machte mich unglaublich stolz, dass ich sie ganz alleine gemacht hatte. Augenblicklich setzte ich mich an meine zweite Laterne und als diese dann fertig war, fingen meine Hände leicht an zu schmerzen. Ich betrachtete meine Finger und sah, dass ich mich an einem der Bänder geschnitten hatten.
Aber das war mir in diesem Moment reichlich egal. Ich schnappte die zweite Laterne und ging dann auf Xiao zu, der nach wie vor unbewegt an dem Felsen lehnte und mich beobachtete. Ich blieb lächelnd vor dem Krieger stehen. Er sah mich aus kalten Augen an, dennoch reichte ich ihm die Laterne. "Für dich", sagte ich. "Damit du nachher auch eine hast." Ich lächelte ihn an und mein Herz hüpfte bei seinem Anblick.
Langsam griff der Dunkelhaarige nach der Laterne und neigte ganz leicht seinen Kopf, was ich als ein Dankeschön auffasste. Ich lächelte ihm noch einmal zu und wollte gerade wieder kehrt machen, als er sanft nach meiner Hand griff. Die Zärtlichkeit mit der er mich berührte passte absolut nicht zu der Härte in seinen Augen.
Der Ältere drehte meine Handfläche nach oben und mir fiel sofort mein verletzter Finger in das Auge. Den hatte ich schon wieder total vergessen. Xiao bewegte eine Hand zu einer winzigen Tasche und holte eine Art kleines Stofftuch hervor. Dann wischte er vorsichtig das Blut an meinem Finger weg und drückte das Tuch leicht auf die kleine Wunde.
Ich blinzelte Xiao entgegen und die Zeit schien still zu stehen. Er machte das Ganze so sorgfältig und behutsam, dass ich nicht wusste, wie ich darauf reagieren sollte. "D-Danke", stammelte ich leise und Xiao hob seinen Blick an. Wir sahen uns eine Weile in die Augen, bevor ich mich schließlich räusperte, das Tuch weiter auf meinen Finger drückte und schließlich kehrt machte.
Dass ich das Tuch mitgenommen und es Xiao nicht wieder gegeben hatte fiel mir erst auf, als sich bereits ein dunkler Schleier über Liyue gelegt hatte. Die Nacht brach herein und die Gebäude von Liyue waren allesamt hell erleuchtet. Es lag eine gewisse Vorfreude in der Luft. Li hatte sich mittlerweile zu mir gesellt und wir waren gerade auf dem Weg zur großen Terasse. Oben angekommen waren schon einige Menschen versammelt, allesamt mit Laternen in der Hand.
Es dauerte nicht lange, bis die ersten Laternen angezündet wurden. Auch Li und Ich zündeten unsere Laternen an. Irgendjemand hielt eine Rede, doch ich hörte gar nicht zu, ich war viel zu überwältigt. Und dann war der Moment endlich gekommen. Wir durften unsere Laternen steigen lassen.
Die Kinder waren die Ersten, die ihre Laternen los ließen. Und danach wurden es immer mehr.
Laternen wurden aus jeder Ecke in Liyue Harbor zum Himmel geschickt und auch ich ließ langsam meine Laterne los, die allmählich in den dunklen Nachthimmel aufstieg. Der Himmel wurde zu einem Meer aus leuchtenden Hoffnungen und Wünschen. Mein Herz ging bei dem Anblick auf und auch Li schien es zu gefallen. Er lächelte mich begeistert an und ich lächelte zurück.
Dennoch spürte ich ein leichtes Ziehen im Herzen. Ich hätte diesen Moment gerne mit Xiao geteilt. Xiao. Plötzlich fiel mir das Stofftuch wieder ein, was ich in meiner Tasche verstaut hatte. Ich konnte es ihm nicht mit Blut flecken zurück geben.
Wie automatisch bahnte ich mir einen Weg durch die Menge, lief durch Liyue Harbor und verließ die Stadt dann. Ich ging über die kleine Brücke, folgte dem Weg und kam bei einer Art kleinem Teich an, der als Bach weiter verlief.
Der Teich wurde von Seerosenblättern geziert und sah wunderschön aus. Ich wusste nicht, warum meine Beine mich hier hin getragen hatten, doch es gefiel mir. Ich wusste nicht, dass es direkt neben Liyue Harbor so einen wunderschönen Ort gab. Von hier konnte ich das Laternen Spektakel von außen betrachten und es war noch einmal viel atemberaubender als in der Menge. Es sah so verzaubert und magisch aus, dass mich ein wunderbares Gefühl überkam.
Warum hatte ich mir das nicht schon viel früher angesehen?
Ich war so fasziniert, dass ich schon beinahe wieder das Tuch in meiner Hand vergessen hatte, welches der eigentliche Grund war, warum ich hier war. Ich hockte mich ans Ufer und tauchte dann das Tuch langsam ins Wasser. Das Wasser war angenehm warm.
Langsam wusch ich das Tuch aus, bis der Blutfleck verschwunden war. ich legte das nasse Tuch vorsichtig auf meine Tasche, welche ich vorher abgelegt hatte. Mit einem Mal überkam mich das Bedürfnis, in diesem Teich baden zu gehen. Es schien einfach eine perfekte Nacht zu sein. Die leuchtenden Laternen spiegelten sich auf dem Wasser wieder und verliehen der Nacht erneut etwas magisches.
Ich war erstaunt, dass man die Geräusche aus Liyue Harbor nicht hören konnte. Es war hier draußen erstaunlich still. Nicht mal Monster schienen hier irgendwo in der Nähe zu sein. Die Ruhe strahlte etwas friedliches aus und alle Lasten schienen immer mehr von mir abzufallen. Mein Köfper fand endlich Ruhe.
Warhscheinlich wäre dies der Beste Moment gewesen, um sich schlafen zu legen, denn ich sollte diese Ruhe in meinem Kopf ausnutzen, so wenig wie ich in letzter Zeit geschlafen hatte. Doch ich konnte einfach nicht. Irgendetwas hielt mich davon ab.
Ehe ich mich versah strich ich mir erst meinen Mantel, dann mein Oberteil und dann meine Hose vom Leib. Als ich mich dann von meiner Unterwäsche befreite und die seichte Brise auf meiner Haut spürte, fühlte ich mich unendlich erleichtert und es fühlte sich so an, als könnte ich endlich mal wieder frei atmen.
Ich setzte mich in Bewegung und kurz darauf berührten meine Fußspitzen das Wasser des Teiches.
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Ich habe jetzt noch eine Woche Ferien und versuche in der Zeit mit der Geschichte voran zu kommen ^^
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