unbenannt (A.K.A. Ponyreiten mit Marty, aber das klingt so falsch XD)

Die Zentauren warteten auf einer Lichtung ziemlich tief im Verbotenen Wald auf sie. Phillis hatte gelernt, Chiron zu vertrauen, aber sie wusste, dass Chiron eine Ausnahme seiner Rasse war und andere Zentauren ganz anders waren.

Das sah man zugegeben schon an ihrem Auftreten – Chiron war eigentlich immer bemüht, normal zu wirken (bis auf seinen enormen Pferdehintern) und trug „normale" Kleidung – meist ein Hemd. Aber die Zentauren im Verbotenen Wald schienen so etwas wie Oberteile nicht zu kennen. Natürlich war Phillis es schon von Marty gewohnt, dass sie schlichtweg kein T-Shirt tragen wollten, aber trotzdem war es für sie zugegeben auch nicht direkt angenehm. Aber bei solchen rassenübergreifenden Zusammentreffen sollte es nicht um das Wohl eines Einzelnen gehen, sondern um das größere Wohl, also würde Phillis ganz bestimmt nicht verlangen, dass T-Shirts für alle verteilt wurden.

Marty und Wesley trugen beide Camp-T-Shirts, so wie auch Phillis – ein Zeichen dafür, woher sie kamen und dass sie zusammengehörten. Das hatte zumindest Houdini gesagt, der sich selbst über ihre Kleidung Gedanken gemacht hatte.

Eigentlich war das ein Projekt von Dumbledore, aber aus taktischen Gründen hatten sie beschlossen, dass es Demigötter sein sollten, die diese Aufgabe übernahmen.

Zentauren waren nicht wirklich dafür bekannt, anti-rassistisch zu sein und neigten eher dazu, Menschen schlecht zu behandeln, in besonders schlimmen Situationen sogar mit Gewaltanwendung.

Aber Demigötter waren keine Menschen – eben nur zur Hälfte.

Die andere Hälfte – die Götter-Hälfte – war vielleicht unter Zentauren auch nicht so beliebt, immerhin neigten die Götter nicht dazu, Wesen wie Zentauren... gut zu behandeln.

Ihre Idee war aber gewesen, dass Wesley mitkommen sollte, immerhin war er ein Satyr und damit – wie auch Zentauren – zur Hälfte ein... Tier. Und dann noch Phillis und Marty, die Kinder des Apollo.

Chiron war damals von Apollo aufgezogen worden, als seine Mutter ihn wegen seines Aussehens verstoßen hatte. Sie hofften, dass das auch für die anderen Zentauren etwas bedeutete.

Bis auf Hagrid war kein Zauberer bei ihnen und das war zugegeben ein wenig ungewohnt für die drei geworden, aber irgendwie war es auch einmal ganz nett.

Die Zentauren musterten sie voller Misstrauen und Abscheu, als sie die Lichtung betraten. Phillis fühlte sich sofort in ihren Kampf-Modus versetzt und musste sich bemühen, nicht sofort nach ihrem Bogen auf ihrem Rücken zu greifen.

Marty schien diese Unsicherheit in der Luft nicht zu spüren und locker verbeugte er sich vor der kleinen Herde von vier Zentauren vor ihnen. „Seid gegrüßt! Es ist uns eine Ehre, dass ihr euch dazu bereit erklärt habt, mit uns zu sprechen."

„Wir haben uns nur bereit erklärt, euch zu empfangen", warnte ein Zentaur streng, beinahe schon feindselig, „wir werden uns euch nicht anschließen, Göttling."

Marty hatte ein seltsames Talent dafür, dass ihn alle einfach mochten. Am liebsten wollte man ihn umarmen und beschützen, sobald man ihn einmal sah (oder, wenn es nach Laertes' Aussage ging, mit ihm schlafen, aber davon wollte Phillis nichts wissen oder hören). Er lächelte einmal charmant und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und Phillis sah regelrecht, wie die Zentauren sich ein wenig beruhigend und lockerer wurden.

Das waren eindeutig die Gene von Apollo, Phillis war sich da sicher. Sie fragte sich nur, warum sie die nicht bekommen hatte.

„Wer sagt denn etwas davon, dass ihr euch uns anschließen sollt?", fragte Marty lächelnd, „Ich schlage vor, wir sprechen miteinander und sehen, wohin das alles führt, aber es ist keineswegs unser Ziel, euch zu irgendetwas zu bringen oder zu zwingen."

„Wir kennen die Arroganz der Menschen", schnaubte einer der Zentauren abfällig, „Mit welchen Zielen auch immer ihr gekommen seid, ihr werdet nichts finden. Wir werden euch in eurem Krieg nicht unterstützen."

„Wir sind keine Menschen, oder?" Marty hob die Arme in einer lockeren Orantenhaltung und blickte über die Schulter zurück zu Phillis und Wesley, „Wir sind Halbblute."

„Verbessert ein göttlicher Elternteil eure Situation?" Die Frage war eindeutig rhetorisch gemeint. „Wenn, dann seid ihr mit noch mehr Arroganz gestraft, als Menschen."

„Ich denke, wir sind eher mit einem Verständnis dafür gesegnet, mehrere Sichten zugleich zu sehen", überlegte Marty.

Der Zentaur von vorhin schnaubte abfällig. „Ha! Was hab ich gesagt? Hier ist die Arroganz, auf die wir gewartet haben!"

„Nicht wirklich", sagte Marty unbeeindruckt und Phillis sah ihn warnend an, aber er wich ihrem Blick wohl absichtlich aus, „Es ist keine Arroganz, wenn es stimmt, oder? Oder ist es bei euch verboten, stolz auf seine Fähigkeiten zu sein? Chiron hat mich etwas anderes gelehrt."

„Pass auf!" Der Zentaur stampfte beinahe schon bedrohlich mit einem Hinterbein auf. „Ihr seid zu uns gekommen, nicht umgekehrt."

„Ihr schließt euch also den Reihen von Voldemort an?", fragte Marty und hob eine Augenbraue, „Ihr seid also auf der Seite von jenen, die eure Rasse verabscheuen und euch jagen werden, genauso wie Muggel?"

Wesley räusperte sich. „Marty, vielleicht solltest du nicht –"

Marty hob abwehrend die Hände. „Ich frage ja nur – bisher habe ich von diesen Zentauren nur gehört, dass sie uns nicht mögen, dass sie nicht mit uns kooperieren wollen geschweige denn von kommunizieren!"

„Marty", murmelte Hagrid leise, „die Zentauren sind stolz und –"

Ich bin auch stolz", unterbrach Marty ihn lauter und nahm – Phillis konnte es kaum glauben – seine Sonnenbrille mit dieses Mal orangefarbenen Gläsern ab, sodass man in seine blauen Augen sehen konnte, die aber seltsam leuchteten und blitzten – eine Erinnerung daran, dass Marty der Sohn der Sonne waren, „und meine Rasse stirbt jung, was meine Zeit umso wertvoller macht, würde ich sagen. Und trotzdem sind wir hier und wollen einfach nur reden und werden aber mit unbegründeter Abneigung begrüßt? Ich erwarte nie viel, aber ich verlange nun, dass die Zentauren aufhören, alte Meinungen und Streitigkeiten als Ausrede benutzen, um unsere Zeit zu verschwenden."

Alle waren einen Moment lang leise. Phillis und Wesley tauschten vielsagende Blicke aus – es brauchte viel, um Marty so weit zu bringen und offenbar hatte er wirklich keine Geduld mehr für die Zentauren übrig.

Phillis konnte sich nicht daran erinnern, Marty schon einmal so gesehen zu haben.

Marty schien das ebenfalls zu verstehen und räusperte sich peinlich berührt, putzte kurz die Gläser seiner Sonnenbrille an seinem cremefarbenen Hemd und setzte sie sich dann wieder auf.

„Entschuldigt mich, der Tonfall war unangebracht, aber was ich gesagt habe, ist trotzdem wahr."

Ein Zentaur trat vor – er sah älter aus, als die anderen, die gekommen waren. Seine Haare waren braun, aber mit vielen weißen Haaren und er hatte auch einen Bart, in dem das Grau schon Einzug genommen hatte.

Sein Gesicht war aber viel strenger, als das von Chiron und seine Augen waren kalkulierend und beinahe schon leblos.

Aber er war es, der seinen Kopf in einer höflichen Begrüßung vor Marty neigte und sagte: „Wir werden bereit sein, euch für dieses Treffen als Gleichgesinnte zu sehen."

„Askan!", zischte ein anderer Zentaur warnend, aber „Askan" hob abwehrend die Hand. Offenbar war er ein höhergestellter Zentaur, denn der jüngere horchte auf seinen Befehl.

Marty beugte ebenfalls höflich seinen Kopf vor Askan. „Mehr verlangen wir nicht. Ich bin Marty, Sohn des Apollo, Gott der Sonne, der Weissagungen, der Dichtkunst und Musik und noch ein paar anderer Dinge. Das ist Phillis, meine Schwester. Und Wesley, der Satyr."

„Ich bin Askan", stellte der Zentaur sich vor, „Der Hüter dieser Herde."

Er war also wirklich ein Anführer. Phillis hatte sich noch nie mit der Hierarchie einer Zentauren-Herde beschäftigt, aber der Titel klang so, als wäre es wichtig.

Überraschender Weise führten die Zentauren die kleine Gruppe in ihr Lager. Hagrid musste zurückbleiben, die Zentauren waren trotz allem nicht bereit, ihm ihr Lager zu zeigen, aber Hagrid versprach, auf der Lichtung auf sie zu warten, um sie dann wieder aus dem Wald hinaus zu begleiten und sie sollten sich keine Sorgen um ihn machen.

Phillis wusste nicht genau, was sie sich erwartet hatte, aber als sie nach beinahe einer Stunde Wanderung durch den Wald auf eine Lichtung traten, konnte man das Lager der Zentauren sehen.

Die Zentauren in den USA (bis auf Chiron) waren Normaden und waren dauerhaft auf Wanderschaft, immer auf der Suche nach der nächsten Party. Aber die Zentauren des Verbotenen Waldes hatten sich eine eigene, kleine Stadt aufgebaut.

Aus Natursteinen hatten sie Häuser aufgebaut, deren Wände so mit Moos und Schlingpflanzen verwachsen waren, dass sie sich in die Natur einfügten.

An einem Brunnen saßen einige Zentauren zusammen und auf einem kleinen Platz waren sogar meisterhaft hergestellte Statuen.

Zwischen den Zentauren fand man auch die eine oder andere Dryade, die kichernd in die Richtung von Wesley deuteten, der ganz rot wurde.

„Ich bringe euch in das Okkudorium", erklärte Askan, „Dort meditieren wir über die Zukunft und suchen sie in den Zeichen."

Askan führte sie durch die Stadt und die anderen Zentauren trennten sich auf ein Zeichen von Askan von der Gruppe – er wollte mit ihnen allein sprechen, was bedeutete, dass er ihnen soweit vertraute.

Das Okkudorium war ein rundes Gebäude mit einer Kuppel und ganz oben war ein rundes Loch, durch das man in den Himmel sehen konnte. Im Moment war niemand darin, aber Matten auf dem Boden implizierten, dass man normalerweise auch andere Zentauren dort finden konnte.

Sie setzten sich auf eine Gruppe von Matten zusammen und Phillis erinnerte sich an die Sessions im Goldenen Raum mit ihren Geschwistern, die irgendwie ähnlich verliefen.

„Nun rede, Sohn des Apollo", verlangte Askan.

„Es herrscht ein Krieg in der Welt der Zauberer", begann Marty.

„Das wissen wir", unterbrach Askan ihn, „aber warum sollte das die Zentauren kümmern."

„Nun...", begann Marty, „Natürlich wäre es nicht gut für euch, wenn Voldemort gewinnen würde. Er und seine Todesser sind nicht wirklich dafür bekannt, dass sie Halbblüter schätzen – auch keine Zentauren. Sie würden euch jagen und aus dem Verbotenen Wald verjagen, wenn sie die Schule mit ihren Ländereien übernehmen würden. Vielleicht nicht sofort, aber so ein Regime toleriert nie lange solche Gemeinschaften."

„Wir sind nicht schwach", schnaubte Askan verächtlich, „Wir können uns gegen ein paar Menschen sehr gut verteidigen."

„Gegen ein paar, vielleicht", bestätigte Marty in gleichgültigem Ton, „ich zweifle auch nicht daran, dass die Zentauren mächtige Krieger sind, aber wir sprechen hier dann nicht mehr nur von „ein paar", sondern von Armeen. Sie werden die Wälder niederbrennen und alle darauf verjagen, die sie nicht kontrollieren können. Aber darum geht es mir bei diesem Gespräch nicht."

„Nein?" Askan sah Marty spöttisch an. „Ihr erwartet euch also keine Zentauren-Armee auf eurer Seite."

„Wir sind eigentlich hier, um sicher zu gehen, dass ihr euch nicht der gegnerischen Seite anschließt", gestand Marty, „Wir haben die Werwölfe so schon verloren – sie haben sich Voldemort aufgrund von falschen Versprechen angeschlossen."

„Vergleichst du uns mit Werwölfen?", fragte Askan abwehrend.

Marty wirkte unbeeindruckt und ging nicht weiter darauf ein. „Voldemort wird Todesser zu euch schicken und euch anbieten, sich ihm anzuschließen. Ich würde jetzt gerne wissen, was eure Antwort dazu sein wird."

Askan musterte Marty nachdenklich. „An erster Stelle muss ich mich immer um mein Volk kümmern", sagte er, „Wenn die Zeichen mir eine schlimme Zukunft vorhersagen, ist es meine Pflicht, sie zu verhindern."

„Was sagen euch die Zeichen?", fragte Phillis neugierig.

Askan wandte seinen Blick nun ihr zu und Phillis hatte ein paar Probleme damit, seinem Blick standzuhalten, aber sie hielt durch. „Sie prophezeien uns Gewitter. Stürme und Leid."

„Die Zukunft ist wandelbar", bemerkte Wesley nervös.

„Das ist sie", nickte Askan langsam, „sie ist fließend. Weich und formbar, wie weicher Ton. Es ist die Kunst, manche Schicksale zu akzeptieren und nur die richtigen zu verhindern, ansonsten kommt man vielleicht in die Situation, dass man selbst die Zukunft herbeiführt, die man zu verhindern gesucht hat."

„Da haben wir wohl verschiedene Meinungen", gestand Marty, „Meistens nehmen wir die Zukunft einfach hin, akzeptieren sie und sehen dabei zu, wie sie voranschreitet. Es sind selbsterfüllende Prophezeiungen – allein der Versuch einer Interpretation oder der Verhinderung löst schon das Ereignis aus, das zu dem Ende führt."

„Meist sind es nicht die großen Ereignisse, die die Zukunft verändern", widersprach Askan ihm, „Es sind Kleinigkeiten, die vielleicht nicht das große Ganze verändern oder verhindern, sondern die Art und Weise verändern, wie diese Zukunft eintritt."

„Es gibt mehrere Wege, um eine Zukunft herbeizuführen?", fragte Marty nach, „Und man muss einfach nur diesen einen Weg finden, bei dem man selbst die meisten Vorteile erhält?"

Askan nickte. „Du hast ein außergewöhnliches Verständnis dafür", lobte er ihn.

Marty lächelte leicht. „Danke, liegt in der Familie."

„Wir interpretieren Prophezeiungen und deuten sie damit zugleich", fügte Phillis hinzu, „damit verändern wir schon den Ausgang – wenn wir gewisse Fakten nicht durch Prophezeiungen wissen würden, würden wir ganz anders reagieren. Wer weiß schon, ob wir überhaupt mit dem Orden zusammenarbeiten würden."

„Ich vermute, ihr habt eine Prophezeiung für diesen Krieg?", fragte Askan nach, „Darf ich sie hören?"

Marty und Phillis sahen sich an, aber es schien nichts dagegen zu sprechen.

„Es ist nicht direkt meine oder unsere Prophezeiung – sie gehört einem der unseren", erklärte Phillis, „Sohn der Athene, zieht los, um Tort zu rächen –"

„Das bedeutet Unrecht oder Ungerechtigkeit", warf Wesley hilfsbereit ein.

„Das weiß ich", sagte Askan ernst.

Phillis räusperte sich und fuhr fort: „Jenen zu finden, der es wagte, die Freundschaft zu brechen. Blut von seinem Blut wird er zur Seite stehen. Nur gemeinsam wird es gelingen, die Saat der Zukunft zu sähen."

Askan sah sie nachdenklich an und keiner wagte es, ihn aus seinen Gedanken zu reißen.

„Ich kann von meinem Volk nicht verlangen, in Schlachten zu ziehen, die sie nicht betreffen", sagte er schließlich, „aber ich kann euch versprechen, dass die Zentauren eure Freunde sind. Und wenn die Demigötter uns um Hilfe bitten, werden wir zur Stelle sein!"

Phillis, Marty und Wesley sahen sich überrascht an.

„Oh", machte Marty überrascht – er versteckte das nicht einmal, „Gut! Unerwartet, aber gut!"

Es war tatsächlich eine ziemliche 180° Wende – zuvor hatte Askan ihnen nicht einmal versprechen können, dass sie sich nicht Voldemort anschlossen.

Nur gemeinsam wird es gelingen, die Saat der Zukunft zu sähen", wiederholte Askan ernst, „Wer sagt, dass das nur für Zauberer und Halbblute zutrifft? Ihr werdet Freunde und Verbündete brauchen, um diesen Krieg zu gewinnen, so sagt es die Prophezeiung. Und wenn auf langer Sicht gesehen so der dunkle Zauberer besiegt wird und die Herde in Frieden leben kann, so gebe ich euch mein Wort, dass wir an eurer Seite stehen werden. Ihr könnt uns von nun an vertrauen."

„So haben wir das noch gar nicht gesehen", murmelte Phillis nachdenklich und sah ihren Bruder vielsagend an. Sie sollten sich vielleicht noch einmal mit Chiron und anderen zusammensetzen und noch einmal über die Prophezeiung grübeln – vielleicht auch aus anderen Standpunkten gesehen.

Vielleicht sogar mit Zauberern, die einen neuen Blick darauf werfen könnten.

„Vielen Dank", sagte Marty ehrfürchtig vor dem Zentauren und neigte seinen Kopf, „Ihr habt uns schon geholfen."

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